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Leise rieselt der Schnee... Winterdienst bei der Deutschen Bundesbahn (Teil 2a)
Zunächst wie gewohnt der Link zu Teil 1: Leise rieselt der Schnee... Winterdienst bei der Deutschen Bundesbahn (Teil 1 – m32B)
Aufgrund des Umfangs habe ich den zweiten Teil aufgeteilt in 2a und 2b.
Mit dem Traktionswandel trat eine tiefgreifende Veränderung ein. In den siebziger Jahren wurden nicht nur Dampf- durch Dieselloks ersetzt, auch fand eine Konzentration im Zugförderungswesen statt. Viele kleine Betriebswerke wurden aufgelöst und der Lokbestand auf wenige, große Betriebswerke konzentriert. Die Anbauschneepflüge der Dampfloks wanderten in der Regel in den Hochofen, da sie konstruktionsbedingt nicht ohne weiteres mit den Diesellokomotiven kompatibel waren. Also mußten neue Anbauschneepflüge beschafft werden. Es wurden drei neue Bauformen von Anbauschneepflügen für die Baureihen V 100 (211/212/213), V 160 (210/215/216/217/218/219) und V 90 (290/291) beschafft, wobei gleich festgestellt werden soll, dass die Baureihen 210 und 219 nie mit diesen augerüstet gewesen sind, was gerade bei den 210 und ihrem angestammten Einsatzgebiet doch ein wenig verwundert.
Zudem wurde ein Versuch mit zwei Loks der Baureihe 221 gestartet, der jedoch dann nicht weiterverfolgt worden ist, so dass es bei den beiden Lokomotiven dieser Baureihe blieb.
Über den Einsatz der Loks mit Anbauschneepflug und der übrigen Schneepflüge entschied die Betriebsleitung nach Anforderung der jeweiligen Regionalabteilung. Für die Loks bestand seitens der Fahrdienstvorschrift DS 408 der DB, außer der bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit, keine weitere Einschränkung in dieser Hinsicht. Die Geschwindigkeit richtete sich nach den örtlichen Strecken- und Schneeverhältnissen. Auch mußten diese Räumfahrten nicht mit einem streckenkundigen "Beamten für die Erhaltung des Oberbaus" der Bahnmeisterei (Fahrtleiter) begleitet werden. Züge mit einem geschobenen Schneeräumer (Ende 1986 besaß die DB etwa 40 Stück davon) durften dagegen mit max. 50 km/h verkehren. Somit diente die Ausrüstung der Loks mit Anbauschneepflügen bei leichteren Schneefällen zur Einsparung von Räumfahrten ebenso, wie zur Einsparung von Personalkosten.
Da Sonderausrüstungen wie die Anbauschneepflüge bei der DB nicht regelmäßig zentral erfaßt wurden, ließ das Bundesbahnzentralamt (BZA) München Anfang 1987, wohl unter dem Eindruck der teilweise chaotischen Zustände im Januar dieses Jahres, bei den Betriebswerken eine Erhebung durchführen, welche Loks mit Anbauschneepflügen ausgestattet waren.
Mit Stichtag dem 01. April 1987 waren 403 Diesellokomotiven entsprechend ausgerüstet, von denen 115 diese Vorrichtung erst zwischen 1984 und 1986 erhalten hatten. 20 Diesellokomotiven waren übergangsweise nur einseitig mit einem Anbauschneepflug ausgestattet. Lediglich zwei Loks der BR 260 wurden bedarfsweise ausgerüstet, währen der Schneepflug bei den anderen Lokomotiven das ganze Jahr über montiert blieb. Der Einsatz der Loks sollte vorrangig der Freihaltung von Gleisen dienen, aber auch der Freiräumung bei etwas höheren Schneehindernissen.
Hier nun die Bestände zum 01. April 1987 (kein Scherz!):
211 008, 009, 031, 033, 034, 035, 036, 037, 038, 039, 040, 041, 044, 045, 046, 050, 054, 055, 056, 057, 058, 059, 061, 062, 063, 066, 068, 072, 075, 079, 080, 081, 082, 083, 084,
085, 110, 113, 116, 123, 131, 138, 139, 142, 143, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 159, 161, 162, 163, 164, 165, 185, 197, 201, 218, 239, 243, 251, 260, 261,
263, 264, 268, 275, 276, 278, 279, 280, 281, 282, 284, 286, 287, 288, 296, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 307, 308, 309, 310, 312, 313, 314, 315, 316, 317, 318, 319, 323, 331,
332, 333, 345, 346, 347, 349, 350 (112 Fahrzeuge).
212 006, 018, 019, 020, 027, 028, 029, 031, 032, 034, 039, 043, 045, 047, 049, 050, 052, 053, 054, 068, 069, 079, 080, 085, 093, 094, 100, 107, 116, 117, 118, 120, 127, 128, 129,
141, 142, 143, 144, 150, 151, 155, 156, 157, 164, 179, 180, 181, 182, 188, (199), 200, 201, 203, 204, 205, 216, 217, 218, 219, 220, 232, 233, 234, 235, 245, 246, 250, 251, 259,
260, 268, 269, 277, 294, 300, 301, 302, 303, 310, 311, 324, 325, 361 (83 + 1 Fahrzeuge).
213 335, 339 (2 Fahrzeuge).
215 058 (1 Fahrzeug).
216 075, 076, 077, 078, 079, 080, 081, 082, 083, 084, 085, 086, 177, 282, 283, 284 (16 Fahrzeuge).
218 111, 116, 123, 125, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 228, 229, 230, 242, 244, 245, 250,
251, 252, 253, 254, 255, 256, 274, 275, 276, 277, 278, 279, 280, 281, 282, 283, 290, 291, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299. 309, 310, 311, 312, 313, 314, 315, 316, 317, 318,
319, 320, 321, 322, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 347, 348, 430, 431, 432, (433), 434, 456, 457, 458, 459, 460, 461, 462, 476, 485, 486, 487, 488, 489, 490, 491, 492,
493, 494, 495, 496, 497, 498, 499 (110 + 1 Fahrzeuge).
221 115, 128 (2 Fahrzeuge).
260 240 *), 242 *), 421 (3 Fahrzeuge).
261 (701) **) (1 Fahrzeug).
290 042, 045, 105, 109, 121, 131, 139, 158, 167, 172, 178, 184, 186, 195, 216, 227, 237, 239, 243, 245, 251, 254, 264, 276, 277, 278, 287, 288, 289, 293, 294, 295, 328, 329, 341,
342, 343, 346, 347, 348, 349, 350, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 362, 363, 364, 365, 374, 375, 379, 382, 383, 387, 388, 389, 999 (61 Fahrzeuge).
291 060, 061, 062, 063, 064, 065, 087, 088, 090, 091, 092, 099, 100 (13 Fahrzeuge).
Fett = Baureihe
kursiv = diese Lokomotiven waren zunächst provisorisch nur mit einem Schneepflug ausgerüstet und erhielten von 1984 bis 1986 den zweiten Pflug
nachgerüstet.
_____ = Die unterstrichenen Ordnungsnummern kennzeichnen jene Fahrzeuge, die im Zeitraum 1984 bis 1986 mit zwei Anbauschneepflügen ausgerüstet
worden sind.
(...) = Fahrzeuge waren mit Anbauschneepflügen ausgestattet, haben diese jedoch vor dem 01. April 1987 eingebüßt.
*) = Anbau im Winter nur bei Bedarf
**) = Ein Anbauschneepflugsatz aus 261 701 zur freien Verwendung an 260/261 im Bw Trier vorhanden.
Zunächst drei Maßskizzen eines Anbauschneepfluges für Diesellokomotiven der V 100-Baureihen (211/212/213). Diese Zeichnungen datieren vom Dezember 1981 und wurden im April 1982 vom BZA München genehmigt. Das Scharblech ist höhenverstellbar, der Abstand zur Schienenoberkante beträgt bei neuen Radreifen und vollen Vorräten zwischen 105 und 205 mm, wobei für EBO-Strecken ein Mindestabstand von 105 mm, auf UIC-Strecken von sogar 145 mm, eingehalten werden muß. Dem Verschleiß der Radreifen entsprechend, muß das Scharblech von Zeit zu Zeit entsprechend angepaßt werden, um den Mindestabstand zur Schienenoberkante zu wahren:
BR 211:
Bild 01: Bereits am 22. März 1980, der Winter war noch einmal kurz zurückgekehrt, war die 211 081 mit Anbau-
schneepflügen ausgestattet, als sie dem aus dem 515 647/815 753 bestehenden N 7811, Osnabrück- Bielefeld,
vorgespannt ist. Zur Einsparung einer Leerfahrt war sie dem Zug bis Dissen-Bad Rothenfelde vorgespannt:
Da die Zeichnungen erst in 1981/82 angefertigt worden sind, weichen diese früheren Anbauschneepflüge eventuell von den später beschafften in Teilen ab. Es ist allerdings auch möglich, dass die Skizzen auf dieser Pflügen basieren.
Bild 02: Einen schönen Vergleich bietet dieses Foto der 211 079 mit Anbauschneepflug
und der 211 099 ohne selbigen am 04. November 1985 im Bf Dissen-Bad Rothenfelde:
Bild 03: 211 075 gehörte zu jenen Loks, die erst zwischen 1984 und 1986 einen zweiten Anbausschneepflug erhiel-
ten. Am 04. August 1987 hat sie diesen allerdings schon erhalten, als sie mit dem Dms 905.0, 51 80 95-80 004-2,
dem Expresszug Rosenheim – Freilassing(?) bildet. Rechts im Hintergrund ist das „häßliche Entlein“ zu erkennen
Bild 04: Stefan Motz stellte mir das folgende Foto vom 01. April 1975 in Nürnberg Hbf zur Verfü-
gung. Es zeigt die Bayreuther 211 162 mit einer auffallenden Warnmarkierung am Schneepflug:
BR 212:
Bild 05: 212 031 ist am 10. März 1993 im Bf Hörpolding zu Gast, als Christian Völk die Lok vor dem Ng 66717 im Bild festhielt:
Bild 06: Die 212 100 gehört ebenfalls zu den Lokomotiven der BR 212, die erst zwischen 1984 und 1986 mit zwei Anbau-
schneepflügen versehen wurden. Am 25. Juli 1982 war sie allerdings noch komplett „unten ohne“ im Bw Buchloe zu sehen:
Bild 07: Der strenge Winter 1978/79 war ein Grund, verstärkt auch etliche Loks im hohen Norrden mit Anbauschneepflügen auszurüsten. Neben einer ganzen
Reihe von Loks der BR 218, waren das auch sollche der BR 212, wie hier die 212 277, die Joachim Stender am 10. Oktober 1987 im Bf Itzehoe im Bild festhielt:
Bild 08: Bei vielen Loks hielt sich dieses Accessoire bis zum Ende, wie auch bei
212 079, die wir hier am 10. Juli 2001 mit einem Bauzug bei Alfeld-Limmer sehen:
BR 213:
Bild 09: Auch zwei Loks der Baureihe 213 wurden mit Anbauschneepflügen ausgestattet. Da war zu
einem die 213 335, die hier Helmut Heiderich am 24. März 1982 im Bw Marburg/Lahn abgelichtet hat:
Bild 10: Am 17. Juli 1980 konnte ich die 213 339 mit dem Unkrautspritzzug im Bf Herborn /Dillkr. aufnehmen:
BR 215:
Bild 11: Lediglich eine Lok der Baureihe 215, die Ulmer 215 058, erhielt ebenfalls Anbauschnee-
pflüge. Hier sehen wir die Lok am 22. Juli 1980 vor Neckargmünd auf der Fahrt nach Heilbronn:
Bild 12: Wolfgang Ragg fotografierte die Lok am 26. Mai 1997 bei der Einfahrt in den Bf Hechingen:
BR 216:
Bild 13: Auch einige Loks der Baureihe 216 wurden entsprechend ausgerüstet. Die 216 084 ist zumindest am 05. Juni 1981 im Bf Hasbergen mit
nur einem Anbauschneepflug an Führerstand 1 ausgerüstet, auch wenn sie nicht zu den provisorisch mit einem Schneepflug ausgerüsteten Loko-
motiven zählt. Vermutlich ist der Schneepflug nur vorübergehend durch die Werkstatt demontiert, oder sie hat ihn erst kurze Zeit später erhalten:
Bild 14:
Bild 15: Am 19. April 1982 ist die 216 079 bei Osnabrück-Eversburg im Hasetal unterwegs:
Bild 16: Am 28. Januar 1989 ist die 216 077 mit dem E 3274, Wilhelmshaven – Osnabrück, südlich von
Halen unterwegs. Die tiefstehende Sonne läßt den Anbausschneepfug besonders gut zur Geltung kommen:
Bild 17: Die Ausrüstung mit Anbauschneepflügen erfolgte bei der BR 216 ausschließlich bei den Bw Oldenburg und
Braunschweig, wie hier bei der Braunschweiger 216 184 am 12. September 1982, aufgenommen im Bf Kreiensen:
BR 218:
Als nächstes die Maßskizzen eines Anbauschneepfluges für Diesellokomotiven der V 160-Baureihen (217/218/218.9), wobei die 217 und 218.9 keine Anbauschneepflüge erhalten haben. Diese Zeichnungen, die vom Mai 1981 datieren und im Juni 1981 vom BZA München genehmigt wurden, berücksichtigen bereits den Einbau der automatischen Kupplung. Das Scharblech ist höhenverstellbar, der Abstand zur Schienenoberkante beträgt bei neuen Radreifen und vollen Vorräten zwischen 105 und 190 mm, wobei für EBO-Strecken ein Mindestabstand von 105 mm, auf UIC-Strecken von sogar 145 mm, eingehalten werden muß. Dem Verschleiß der Radreifen entsprechend, muß das Scharblech von Zeit zu Zeit entsprechend angepaßt werden, um den Mindestabstand zur Schienenoberkante zu wahren:
Bild 18: 218 116 und 218 173 gehören beide zu jenen Loks, die anfangs nur mit einem Anbauschneepflug ausgestattet waren. Erst zwischen 1984 und
1986 erhioelten sie den zweiten Pflug. Wir sehen die Loks hier bei einer Rangierfahrt mit einem Sylt-Shuttle im Bf Westerland/Sylt am 26. August 1989:
Bild 19: Vermutlich mit einer Werkstattprobefahrt des AW Neumünster und ebenfalls nur
einem Anbaupflug ist hier die 218 180 in Neumünster in Richtung Elmshorn unterwegs:
Bild 20: Am 10. März 1983 ist die 218 186 mit lediglich einem Anbauschneepflug im Bf Husum zu Gast:
Bild 21: 218 254 ist eine der wenigen Maschinen, die schon recht früh mit Anbauschneepflügen ausgestattet worden war. Hier fährt sie ge-
rade parallel mit einem S-Bahn-Vollzug, bestehend aus 472 514/473 014/472 014 und 472 515/473 015/472 015, nach Hamburg Hbf ein:
Bild 22: Zur selben Kategorie gehörte auch die 218 228, die hier am 22. Oktober 1989 bei Kirchenlamitz-Ost mit dem D 309 zuvor
noch den streng gesicherten „antifaschistischen Schutzwall“ passiert hat. Keine drei Wochen später war dieser nur noch Makulatur:
Bild 23: Für die Freunde moderneren Outfits hier die 218 255 am 14. Mai 1998 im Bw Hildesheim. Auch sie gehört noch in diese Ka-
tegorie. Hinter ihr lugt übrigens eine Lok der BR 714 des Hildesheimer Rettungszuges, die hier noch ruhig den Frühsommer genießt,
hervor. Gut drei Wochen später mußte die 714er dann mit dem Zug und einer ihrer Schwestern in Richtung Eschede aufbrechen:
Nun zu den 218ern, die erst in den Jahren 1984 bis 1986 mit Anbauschneepflügen ausgerüstet worden sind.
Bild 24: Dazu gehörte die 218 190, die wir hier am 12. April 1989 im zusammen mit der pfluglosen 218 260 im AW Bremen sehen:
Bild 25: Das Bw Haltingen versah die Anbauschneepflüge seiner Loks mit einem ansprechenden Warnanstrich, wie hier bei
der 218 290, die hier am 28. Dezember 1990 von Joachim Stender im Bf Singen am Hohentwiel abgelichtet worden ist:
Bild 26: Am 04. Juni 1989 konnte ich eben dort die 218 279 im Bild festhalten:
Bild 27: Als Vertreterin der hohen Nummern sei hier die 218 434 gezeigt, die Peter Kristandt am 21. April 1984 im Lübecker Hbf erwischte:
In Teil 2b geht es ohne Unterbrechung weiter mit den BR 221, 260/261, 290/291 und speziellen Schneescharen an Loks der BR 211 und 290.
Bis neulich – natürlich im HiFo
Rolf Köstner
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
Ich bin ein Boomer!
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