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Nix Vertrag

geschrieben von: RobRobertson

Datum: 15.11.11 00:52

Es gab keinen Vertrag mit irgendjemandem, sondern nur die Absprache der vier alliierten Kommandanturen vom Sommer 1945, den Bahnverkehr nicht in Sektoren aufzuteilen, sondern als Ganzes von der bestehenden Reichsbahn betreiben zu lassen. (Die Privatbahnen in Berlin blieben bestehen) Schließlich war es kompliziert genug mit den innerstädtischen Grenzen und ein Gesamtdeutschland noch das gemeinsame Ziel - mit allerdings sehr unterschiedlichen Vorstellungen.
Eine Umbenennung der Reichsbahn im Osten nach 1949 hätte zur Folge haben KÖNNEN, dass sich die West-Alliierten nicht mehr an die Absprache gebunden fühlten. Angesichts der zunehmden Konfrontation mit den Sowjets hätten sie die Steilvorlage aber garantiert genutzt, und sei nur, um eine Kompensationsleistung zu erzwingen.
Mit einer Umbenennung verbunden gewesen wären staatsrechtliche Fragen: liegen die Zugänge von West-Deutschland nach West-Berlin im Ausland (DDR) oder in einer sowjetisch besetzten Zone Deutschlands? Mit wem wäre also darüber zu verhandeln gewesen - Ulbricht oder Stalin? (Und den jeweiligen Nachfolgern)
Alles so kompliziert, dass die Ost-Berliner Juristen lieber die Finger davon ließen, um nicht plötzlich mit verbrannten Fingern dazustehen, weil sie ein winziges Detail übersehen hatten.
1984 hat die Reichsbahn auch nur die Betriebsrechte der S-Bahn an die BVG abgetreten und nicht die des Fernverkehrs. Über die Reichsbahn-Immobilien gab es immer Streit.
Die Bundesbahn wäre in West-Berlin schwerlich zum Zuge gekommen, da die Teil-Stadt formal kein Teil der Bundesrepublik war, sondern nach wie vor unter alliiertem Vorbehaltsrecht stand. (Sämtliche Bundesgesetze mussten vom West-Berliner Abgeordnetenhaus bestätigt und anschließend von den drei Westalliierten genehmigt werden, um in West-Berlin in Kraft treten zu können.)


Erich Preuß hat des Öfteren zum Thema geschrieben und auch bei B. Ciesla findet es sich ganz ausführlich.

Beste Grüße, Rob

PS: Interessant wäre mal, sich auszumalen, welche Bahnhöfe bei einer eigenständigen West-Berliner Bahn zum Lokwechsel benutzt worden wären: Wannsee oder Babelsberg, Spandau oder Staaken?
Nietenreko schrieb:
-------------------------------------------------------
> Die Alliierten hatten nach dem Krieg festgelegt,
> daß der Eisenbahnbetrieb im besetzten Berlin von
> der Reichsbahn durchzuführen sei. Als wenige Jahre
> später die beiden deutschen Staaten gegründet
> wurden, hätte die DDR auch gerne eine eigene
> Staatsbahn gehabt, so wie die Bundesrepublik die
> Bundesbahn. Da aber die Betriebspflicht in Berlin
> mit dem Namen Deutsche Reichsbahn verbunden war,
> hätte es hier erstmal einer Änderung der
> alliierten Bestimmungen bedurft, woran aber nach
> Beginn des Kalten Krieges Ende der 40er überhaupt
> nicht mehr zu denken war, genausowenig wie an die
> Übertragung der Betriebspflicht auf eine andere
> Körperschaft.
>

Hinzu kam noch, daß die DDR bei Umbenennung ihrer Staatsbahn eine neue Eisenbahngesellschaft mit allen Konsequenzen hätte gründen müssen, was die BRD bei allen internationalen Verbänden zu verhindern versucht hätte (Stichwort Hallstein-Doktrin). Die Deutsche Reichsbahn war Mitglied in allen Verbänden - so war der status quo die politisch klügste Lösung. (Frei zitiert aus dem Buch "Der Bahnknoten Merseburg", dessen Autor Justitiar der Rbd Halle war.

Gruß

Rübezahl

UIC und RIV

geschrieben von: TransLog

Datum: 15.11.11 09:22

Hallo,

Bernd Kuhlmann "Die DR in West-Berlin") zitiert dazu die Politabteilung der Rbd Berlin:

Die DR blieb Mitglied in UIC und RIV. Bei einer Namensänderung hätte sie den Verbänden neu beitreten und hohe Gebühren in Schweizer Franken entrichten müssen.

Es gab also ein ganzes Bündel von Gründen, nicht am Status quo zu rütteln ...


Gruß, Ulrich

Re: Warum DR in der DDR ?

geschrieben von: der Meißener

Datum: 15.11.11 09:28

Hallo,

eine Verbindung DR - Schweden ist mir neu, dennoch scheint es irgendeinen "Zusammenhang" mit Schweden zu geben: Vor vielen, vielen "Monden" habe ich einmal "gehört", dass es eine Verbindung zwischen Schweden und der Mitropa gegeben haben soll, habe es aber nicht geglaubt! Infos aus unterschiedlichen, voneinander unabhängigen Quellen, da muß doch irgend etwas "dran" sein??

Viele Grüße aus dem Elbtal!

Weitere Schweden ....

geschrieben von: RainerL

Datum: 15.11.11 09:32

Hallo,
es wurde sogar mal erzählt, dass das ganze mit dem Zündholzmonopol, was eine schwedische Firma bis in die 80er innehatte, zu tun gehabt habe, alles bezüglich alter Kredite.

Gruß
Rainer L
Es war die Ansicht des Bundesverfassungerichts 1973, daß das Deutsche Reich de jure noch existiere, diese Ansicht wurde aber von der DDR nicht geteilt. Die DDR hat sich vielmehr von Anfang an von jeglicher Verantwortung für die deutsche Geschichte losgesprochen und sich auch nie in der Rechtsnachfolge des Deutschen Reiches gesehen.
Die DR "verfügte" auch nicht über ansehnliche Liegenschaften in West-Berlin, sondern durfte lediglich die betrieblich benötigten Anlagen nutzen. Alle anderen Flächen - immerhin zwei Drittel des früheren Reichsbahn-Fiskus - wurden von der VdeR verwaltet. Natürlich waren die DR und die DDR an diesen Flächen und Einnahmen immer sehr interessiert, was ja auch bis zum Schluß Streitthema zwischen Ost und West blieb, aber eine Änderung des Status quo hätte die Zustimmung der vier Alliierten erfordert, und die war nach 1949 praktisch nicht mehr zu bekommen.
Es kommen noch einige weitere Faktoren hinzu, die hier im Thread auch schon dargestellt werden, aber ein möglicher De-Jure-Fortbestand des Deutschen Reiches hatte damit definitiv nichts zu tun.

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: Wo hast du das denn her?

geschrieben von: TransLog

Datum: 15.11.11 09:47

Hallo,

noch eine Theorie:

Ohne die "Reichsbahn" und dem Bezug zum Deutschen Reich wäre Vorpommern wieder an Schweden zurückgefallen ... ;-)

Warum Mitropa in der DDR ?

geschrieben von: TransLog

Datum: 15.11.11 09:50

Hallo,

"Die MITROPA AG blieb in (Ost-)Berlin als eine der wenigen Aktiengesellschaften, die die DDR überleben sollten. In der DDR bewirtschaftete die MITROPA nicht nur Speise- und Schlafwagen. Ab 1954 übernahm sie die gastronomische Versorgung auf den Schiffen der Weißen Flotte in Berlin und Dresden sowie den Eisenbahnfähren auf der Ostsee." (aus Wikipedia)

Es wird wohl auch bei der Mitropa ("Mitteleuropäische Schlaf ...") ökonomische und rechtliche Anreize gegeben haben, den Betrieb nicht umzubenennen.


Gruß, Ulrich



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:11:15:09:51:35.

Auch Autobahnraststätten

geschrieben von: HLeo

Datum: 15.11.11 10:17

Die MITROPA bewirtschaftete auch (die) Autobahnraststätten in der DDR.

Genauso war es!

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 15.11.11 10:30

Die anderen Räuberpistolen aus (west)deutscher Provinz sind einfach nur zum brüllen ...

Staaken

>>> Ich bin nur verantwortlich für das, was ich schreibe! Nicht für das, was Du verstehst oder denkst! <<<



Die DR in Westberlin...

geschrieben von: ThorstenL

Datum: 15.11.11 11:34

...eine unendliche Geschichte, für die man jeden Roman beiseite legen könnte.

>>Es gab also ein ganzes Bündel von Gründen, nicht am Status quo zu rütteln ...<<

Exakt - und dieser Status wurde notfalls mit Waffengewalt verteidigt.

Vor einiger Zeit gab's hier im HiFo mal einen Bericht über einen Wasserturm Nähe Bornholmer Straße, der - im Französischen Sektor stehend - zur Reichsbahn gehörte und weithin sichtbar mit 'DR' beschriftet war. Dieser Beschriftung wurde ein 'D' vorangestellt. Dies wiederum rief die Französische Besatzungsmacht auf den Plan, welche das als Verstoß gegen das Viermächteabkommen wertete, einen Panzer anrollen, das Kanonenrohr auf den Wasserturm richten und in etwa verlauten ließ:' Wenn das da nicht innerhalb von...verschwunden ist, ballern wir das Ding in Schutt und Asche!' Der Wasserturm wurde wenig später abgerissen. - auf konventionelle Art.

Gruß aus HH

ThorstenL

Transportpolizei

geschrieben von: Markus Heesch

Datum: 15.11.11 12:05

War es nicht so, dass die Transportpolizei auf den Westberliner Bahnanlagen patrouillieren konnte?

Die Bahnpolizei durfte das, aber nur unbewaffnet.

geschrieben von: Nietenreko

Datum: 15.11.11 12:21

DDR-Organe, zu der die Trapo gehörte, hatten keinen Zugang zu West-Berlin.
Wenn ich mich recht erinnere, so saß die Bahnpolizei des Rba 4 auch im Nordbahnhof.

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: Warum DR in der DDR ?

geschrieben von: 95027

Datum: 15.11.11 12:26

Hallo;

schaust Du bitte mal in diesem Buch nach, das ist diese Thema genauestens erklärt. Da wird Du sicher eine kompetente Antwort auf Deine Frage finden.

Reiner Preuß, Erich Preuß
Deutsche Reichsbahn intern
Geheime Akten, brisante Tatsachen


Preis: 29,95 €


Zwei Insider geben brisante Einblicke zur Deutschen Reichsbahn
Geheime und einst unter Verschluss gehaltene Archivunterlagen der DR: Brisante Interna, nicht-öffentliche Beschlüsse und politische Intrigen. Erich und Rainer Preuß werfen einen Blick hinter die Kulissen der DR und präsentieren Insiderinfos zu Unfällen und Großbauvorhaben, zu personellen und technischen Missständen, zum Poker um die Transitstrecken und vielem mehr. Spannend geschrieben und mit unveröffentlichten Bildern reich illustriert.
168 Seiten, ca. 220 Abbildungen, Format 22,3 x 26,5 cm, Hardcover
ISBN-13: 978-3-86245-109-8

Bahnpolizei ab 1962

geschrieben von: TransLog

Datum: 15.11.11 13:33

Hallo,

Thema hatten wir neulich schon mal an anderer Stelle ...

Die unbewaffnete BaPo wurde erst Anfang 1962 eingeführt.

Die TraPo wurde nach dem 13.8.61 in Westberlin (durch die Alliierten) aufgelöst, um Ereignisse zu vermeiden wie nach dem UGO-Streik 1949, als sich die Trapo Schiessereien mit Streikenden und politischen Gegnern lieferte.


Gruß, Ulrich

Der Wasserturm in Gesundbrunnen

geschrieben von: TransLog

Datum: 15.11.11 13:51

ThorstenL schrieb:
-------------------------------------------------------

> Vor einiger Zeit gab's hier im HiFo mal einen
> Bericht über einen Wasserturm Nähe Bornholmer
> Straße, der - im Französischen Sektor stehend -
> zur Reichsbahn gehörte und weithin sichtbar mit
> 'DR' beschriftet war. Dieser Beschriftung wurde
> ein 'D' vorangestellt. Dies wiederum rief die
> Französische Besatzungsmacht auf den Plan, welche
> das als Verstoß gegen das Viermächteabkommen
> wertete, einen Panzer anrollen, das Kanonenrohr
> auf den Wasserturm richten und in etwa verlauten
> ließ:' Wenn das da nicht innerhalb
> von...verschwunden ist, ballern wir das Ding in
> Schutt und Asche!' Der Wasserturm wurde wenig
> später abgerissen. - auf konventionelle Art.


Hallo,

es war genau umgekehrt. Der unbeschriftete Wasserturm wurde mit "DDR" bepinselt, wovon später das erste D überstrichen wurde.

Bilderserie:

[fotoarchiv-alex-waidmann-berlin.de]


Gruß, Ulrich



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:11:15:13:51:44.

Re: Warum DR in der DDR ?

geschrieben von: decapod

Datum: 15.11.11 14:45

Hallo,
ich kann aber nicht verstehen, warum sollte DR in der DDR irgedwie anders heissen. Das Wort "Reich" bedeutet nicht nur etwas nazionalsozialistisches, oder ich irre? Waren der Erste Reich und der Zweite Reich auch Nazi-Regimen? Nein... Und DDR war auch ein "Reich" = Staat. Oder war DDR eine Aktiengesellschaft oder z.B. GmbH?)))
Na OK, stellen wir vor, dass im Jahr 1949 wurde irgendeine "Deutsche Demokratische Staatsbahn" als DR-Nachfolger gegruendet. Was dann? Was waeren dann Allierten, Westberlin- und BRD-Regierungen und alle anderen Schweden sagen? Nimmer mit DDS? Eine neue Konfrontation? Fuer Westberliner spielte Eisenbahnverkehr sehr grosse Rolle, und was koennte man machen? Etwa eine Woche Streit gegen neue "DDS" und dann wieder Fahrt frei. DDR hat mehrmals ganz schlimmere Sachen gemacht, als einfach eine neue Name fuer Eisenbahnunternehmen eingefuehrt. Und alles blieb immer gleich - Konfliktsituation (sogar Blokade) und dann wieder begann Betrieb. DDR brauchte Geld, West brauchte Transport.
Mfg A.B.

Daher auch...

geschrieben von: HeizDampf

Datum: 15.11.11 17:50

der Begriff "Aaaalter Schwede!"

Re: Warum DR in der DDR ?

geschrieben von: HeizDampf

Datum: 15.11.11 17:53

der Meißener schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo,
>
> eine Verbindung DR - Schweden ist mir neu, dennoch
> scheint es irgendeinen "Zusammenhang" mit Schweden
> zu geben:

Stimmpt! den gibt es heute noch. Die Fährlinie Saßnitz-Trelleborg. Kann sein, dass die MI damals den Kaffee und die Pornohefteln von Schweden bezog
...oder Kaiser als Staatsoberhaupt, der meistens den Titel und damit die Funktion ererbt hatte. Die DDR nannte sich jedoch Republik und hatte nach sowjetischem Vorbild einen Staatsrat als Staatsoberhaupt mit einem Vorsitzenden. Der letzte Inhaber dieser Funktion war ein gewisser Manfred Gerlach.

1949 war es für Deutsche in Deutschland nicht so einfach möglich, "mal eben irgendwas" zu gründen, in der Bundesrepublik nicht und in der DDR erst recht nicht. Es galt immer noch mehr oder weniger Besatzungsstatut. Wer auch immer in der DDR oder davor in der SBZ sich daran machte, gegen den Willen der Sowjets irgendwetwas zu verändern, der verschwand auf Nimmerwiedersehen. Das ist oft genug passiert. Es wäre also gar nicht so ohne weiteres möglich gewesen, die Reichsbahn in irgendetwas anderes umzubenennen.

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

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