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Alte Stellwerke in Freiburg

geschrieben von: ayshanancy

Datum: 26.10.11 15:49

Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,

Freiburg-Hbf war bis Ende des letztes Jahrtausends im Bereich der alten DB einer der wenigen verbliebenen Bahnhöfe, in denen der Betrieb noch nicht mit Dr-Stellwerken oder
EStw abgewickelt wurde. 1993 und 1995 hatte ich während zweier Urlaube im Schwarzwald jeweils einen Abstecher nach Freiburg gemacht hatte dort Gelegenheit, die 3 elektromechanischen
Stellwerke des dortigen Hbf zu besuchen, den Betrieb zu verfolgen und zu fotografieren. Dabei beeindruckte bis besonders, wie mit diesen alten Stellwerken der überaus lebhafte Verkehr
in diesem wichtigen Knotenpunkt abgewickelt wurde und wie reibungslos die Verständigung zwischen den 3 Stellwerken lief. Auch hier wie immer erstmal ein Plan der Umgebung:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/img_5423a.jpg

In Freiburg war zur Entlastung des Hauptbahnhofes eine Güterzugumfahrung gebaut worden. Güterzüge verließen in der Regel bei Abzw Gundelfingen bzw bei Abzw Leutersberg
die Magistrale und fuhren über den Freiburger Güterbahnhof am Hauptbahnhof vorbei.

Der Plan von Freiburg-Hbf:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/plana.jpg

Norden ist links, dort geht es auf 2 Gleisen von und nach Abzw Gundelfingen und auf einem Gleis von und nach Abzw Heidenhof. Nach Süden geht es oben auf 2 Gleisen von und nach
Abzw Leutersberg und darunter in den Schwarzwald auf zwei Gleisen von und nach Freiburg-Wiehre.

Deutlich ist die Lage der Stellwerke zu erkennen:
Stw 3 als Fahrdienstleiterstellwerk im Süden,
Stw 2 als Wärterstellwerk am Südende von Bahnssteig
Stw 1 als Wärterstellwerk für den nördlichen Bahnhofskopf
Die übrigen Stellwerke waren reine Rangierstellwerke, die mit den Zugfahrten nichts zu tun hatten.

Der südliche Bahnhofskopf hatte dabei eine solche Ausdehnung, dass die Bedienung mit einem elektromechanischen Stellwerk nicht möglich war und zwei Stellwerke erforderlich waren.
Durch eine Brücke im Bahnsteigbereich war auch eine Sicht vom Fdl-Stellwerk auf die Bahnsteiggleise nicht möglich.
Stw 2 bedient dabei die Weichen und Sperrsignale des südlichen Bahnsteigbereiches, aber keine Hauptsignale. Alle Hauptsignale des südlichen Bahnhofskopfes werden vom Fdl auf Stw 3 aus bedient.

Zu den Stellwerken im einzelnen:

Hier ein Foto von Stw 3:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020925a.jpg

Das E43-Hebelwerk auf Stw 3:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020916a.jpg

Ein paar Neuerungen waren auch hier schon installiert:
Für die Bahnsteiggleise war eine Gleisfreimeldeanlage eingebaut. Ein Einfahrsignal konnte also nicht auf Fahrt gestellt werden, wenn die Anlage für das betreffende Einfahrgleis besetzt meldete.
Für die Strecken von und nach Abzw Leutersberg und von und nach Freiburg-Wiehre im Süden und von und nach Abzw Gundelfingen im Norden war bereits automatischer Streckenblock eingerichtet.
Außerdem war eine Zugnummernmeldeanlage eingebaut worden.
Hier ein paar Detailaufnahmen von der Streckenblockeinrichtung und dem Hebelwerk:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020917a.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020918.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020919.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020920.jpg

Für die nicht so sachkundigen Leser hier ein paar grundsätzliche Bemerkungen zur Bedienung: mit den blauen Hebel im Hintergrund wurden Weichen, Gleissperren und Sperrsignale bedient. Für eine
Zugfahrt wurden die entsprechenden Einrichtungen in Einzelbedienung vom Weichenwärter in die richtige Lage gebracht. Dabei musste der Weichenwärter die Lage der Weichen natürlich im Kopf haben
und wissen, welche Weichen usw für den gewünschten Fahrweg umgestellt werden mussten. Die Verständigung zwischen dem Fdl und seinem Weichenwärter auf Stw 3 lief dabei auf Zuruf: "Mach mal W 3!"
hieß also: Fahrt auf Signal W von Abzw Leutersberg nach Gleis 3.
Die grünen Hebel waren auf Stw 3 Befehlsabgabehebel. Hier saß der Fdl, der damit Befehle an die anderen Stellwerke abgab. Auf Stw 2 und Stw 1 waren die grünen Hebel Zustimmungsabgabehebel. Hier saßen
Weichenwärter, die zu einer geforderten Fahrstraße mit den grünen Hebeln zustimmen mussten. Diese Hebel dienten der signaltechnisch sicheren Verständigung zwischen den Stellwerken. Sollte wie im Beispiel
ein Zug auf Signal W nach Gleis 3 fahren, so mussten ja neben Stw 3, dass ja nur den südlichen Teil der Fahrstraße und das Signal W bediente, auch noch Stw 2 für die Weichen in seinem Bereich und Stw 1 für
den Durchrutschweg mitwirken. Das geschah mittels der grünen Hebel. Der Fdl auf Stw 3 fordert also durch Tastendruck im Hebelwerksaufbau Zustimmung zur Zugfahrt bei Stw 1 und Stw 2 an. Auf beiden Stellwerken
klingelte es dann im Hebelwerk und der Melder "W 3" leuchtet auf. Beide Weichenwärter stellten ihre Fahrwege richtig ein und konnten dann ihren grünen Zustimmunghebel "W 3 von Leutersberg anch Gleis 3"
um 45 Grad umlegen. Damit waren die betreffenden Weichen für diese Zugfahrt auf Stw 1 und 2 festgelegt.
Hatten Stw 1 und Stw 2 beide ihre Zustimmung abgegeben, so erschien im Meldefeld links oben am roten Fahrstraßensignalhebels "W 3 von Abzw Leutersberg nach Gleis 3" auf Stw 3 ein weißes Feld. Damit ließ sich dann,
sofern alle weiteren Voraussetzungen erfüllt waren, der Fahrstraßensignalhebel auf 90 Grad umlegen und damit ging das Signal W auf Fahrt.
Die Verbindung zwischen den blauen Hebel für die Weichen usw und den grünen und roten Hebeln für Fahrstraßen und Signale bestand in den Fahrstraßenschubstangen, die unter Glas im Hebelwerksvorbau angeordnet
waren. Hatte der Weichenwärter eine Weiche vergessen, so ließ sich der entsprechende grüne bzw rote Hebel nicht bdienen. Er war mechanisch blockiert. War andererseits ein roter bzw grüner Hebel umgelegt und
eine Fahrstraße eingestellt, so konnten die dazugehörigen Weichen nicht mehr umgestellt werden. Sie waren ebenso mechanisch blockiert. So war sichergestellt, dass alle Einrichtungen für die Fahrstraße
richtig lagen und auch verschlossen waren, also nicht mehr bedient werden konnten. Von diesem mechanischen Verschluß rührt auch die Bezeichnung "elektromechanisches Stellwerk" her. Viele andere Abhängigkeiten
im Hebelwerk und die Bedienung der Weichen und Signale erfolgten aber bereits elektrisch.

Kurz noch der Ablauf für die Einfahrt eines Zuges von Norden, z.B. A 2:
- Zustimmungsanforderung an Stw 2
- Stw 2 stellt den D-Weg ein und gibt die Zustimmung
- Die Zustimmung kommt auf Stw 3 am Befehlsabgabehebel "A 2" an
- Stw 3 legt diesen Hebel auf 45 Grad um und gibt so Befehl an Stw 1 für die Zugfahrt
- Auf Stw 1 kommt der Befehl an und Stw 1 stellt mit seinem roten Hebel das Signal A für Gleis 2

Das hört sich alles sehr langwierig an, aber es dauerte meist nur wenige Sekunden vom Entschluß des Fdl bis zur Fahrtstellung des gewünschten Signals. Zur Unterstützung der Wärter auf Stw 1 und Stw 2 war auf
den beiden Stellwerken auch ein Monitor der Zugnummernmeldeanlage eingebaut, so dass die beiden Wärter über die Betriebslage bestens informiert waren.

Hier ein Foto vom Ausfahrsignal N in Stellung Hp1 für die Ausfahrt aus Gleis 2 nach Abzw Leutersberg. Neben dem Signal die dunklen Signale Zs6 für den Gleiswechselbetrieb und Zp9 für den Abfahrauftrag. Fahren im GwB war nur möglich aus den Gleisen 1 nach Norden und 2 nach Süden. Auf dem Plan von 1985 sind die Signale AA und WW für den Gwb noch nicht eingezeichnet. Daher gehen ich davon aus, dass er erst später eingerichtet wurde.

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93021403a.jpg

Stellwerk 2 am südlichen Bahnsteigende:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93021414a.jpg

Das Hebelwerk:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93021404a.jpg

und die Detailaufnahmen:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93021406.jpg


http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93021407.jpg


http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93021408.jpg

Stellwerk 1 im Norden:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95021025a.jpg

mit dem Hebelwerk:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95021018a.jpg

und der Detailansicht der Hebel:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95021019.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95021020.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95021021.jpg

Noch ein paar Anmerkungen:
Die Signale K und T waren Gruppenausfahrsignal für die Gleise 7 und 8. Das ist für Gleise, die von Pz befahren werden, eher ungewöhnlich.
Aus Gleis 4 kann auf Signal P nach Abzw Leutersberg und auf Signal Q nach Freiburg-Wiehre ausgefahren werden.
E-Sig W von Abzw Leutersberg ist nach dem Plan ein Lichtsignal. Kann das jemand belegen?
Und noch eine Frage: wann gingen diese drei Stellwerke in Betrieb?
Am 21.09.1998 wurden sie jedenfalls durch ein elektronisches Stellwerk abgelöst.

In Richtung Breisach war die nachste Betriebsstelle dann die Abzw Heidenhof:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020935a.jpg

Links das Einfahrvorsignal von Freiburg-Rbf.

Die mechanische Stellwerkseinrichtung:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020929a.jpg

mit der Detailansicht des Blockkastens und der Signalhebel:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020930a.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020931a.jpg

Am Abzw Heidenhof zweigte ein Verbindungsgleis von Breisach in Richtung Freiburg-Rbf ab. Außerdem war ein Kehrgleis vorhanden, über das vom Rbf in Richtung Hbf und zurück
gefahren werden konnte und das auf Hauptsignal befahren wurde. Ist über dieses Kehrgleis noch mehr bekannt? Für Leerloks kann das wohl funktioniert haben, aber für Zugfahrten
war das wohl kaum möglich. Streckenblock war für das Gleis von und nach dem Rbf nicht eingebaut.

Hier ein Foto der Bahnanlagen der Abzw Heidenhof mit dem Kehrgleis:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/95020934a.jpg

Heute sieht es dort allerdings ganz anders aus und das alte Stellwerk der Abzw Heidenhof dürfte auch nicht mehr in Betrieb sein.

Soviel erstmal zu Freiburg.

Gruß von Kay!



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:05:05:17:16:49.

Toller Beitrag! Danke!

geschrieben von: S&B

Datum: 26.10.11 17:52

Ich war auch immer schwer beeindruckt, wie flott elektromechanische Stellwerke mit gut eingespieltem Personal waren.
Mit zweien könntest Du auch heute noch z.B. Köln Hbf laufen lassen, denke ich. :-)
Grüße
Ulrich

Re: Alte Stellwerke in Freiburg

geschrieben von: jan_dampf384

Datum: 26.10.11 17:58

Sehr interessanter Beitrag. Das Kehrgleis am Abzw Heidenhof ist heute total zugewachsen,
die Fahrleitungsmasten stehen aber noch. Die Verbindungskurve zum Güterbahnhof ist
noch in Betrieb.

Danke fürs Zeigen
Gruß Philipp

Re: Alte Stellwerke in Freiburg

geschrieben von: Rbd-Erfurt

Datum: 26.10.11 19:27

Hallo,

der Beitrag gefällt mir sehr gut. Die Bilder und der Lageplan sind gut in Einklang zu bringen. Weiter so.

Grüße aus Erfurt

Klaus

[www.rbd-erfurt.de]

Re: Alte Stellwerke in Freiburg

geschrieben von: Stefan7

Datum: 26.10.11 20:22

Mein lieber Kay........................

............ man sollte hier die Regel einführen, daß derartige Beiträge in der Kopfzeile als gefährlich gekennzeichnet werden.
Noch so einen Beitrag würde ich heute nicht mehr schaffen.

Nachdem ich nun den ersten Schreck überstanden habe werde ich mir das alles nochmal und dann nochmal usw......... ansehen.

Erst seit jüngerer Zeit habe ich meine liebe zu solchen Nebensächlichkeiten entdeckt aber jetzt ist das meine Welt..........
Vielen Dank für die Bilder und den Text und natürlich den Gleisplan ( hab ich so noch nie gesehen )

Ich bin restlos begeistert

Grüße aus Baden Baden

Stefan7

Re: Alte Stellwerke in Freiburg

geschrieben von: Mw

Datum: 26.10.11 20:28

Super Beitrag - vielen Dank
sage ich Dir als ausgebildeter Fahrdienstleiter auf mehreren elektromechanischen Stellwerken.
Wir waren mindestens genau so schnell, wie Relais- oder gar Estw.

Aber Du hast einen Fehler begangen, die eingefleischte Stellwerksfanatiker (zu denen ich ausdrücklich Nicht gehöre) nie verzeihen.
Siemes und Halske Stw mit Farbescheibenüberwachungen dürfen NIEMALS als E43 bezeichnet werden, das sind S&H Bauart 1912. E 43 haben Leuchtmeldeüberwachung zu haben (nach der Meinung der Fanatiker).
Ich bin auch Stellwerken dieser Bauart mit Farbscheibenüberwachung geprüft worden, und in der Prüfbescheinigung und in den Beschreibungen der Stellwerke steht "E43".

Schönen Abend
Mw (= dieses war ein mech. Stellwerk der Einheitsbauform)

Bei der Fülle des zu verarbeitenden Materials sind einzelne Fehler oder Unrichtigkeiten nicht gänzlich zu vermeiden (Kursbuch Deutsche Bundesbahn)

E 43 haben Leuchtmeldeüberwachung zu haben.

geschrieben von: S&B

Datum: 26.10.11 22:02

Hallo Mw,
ich glaube, Du irrst Dich.
Allerdings gibt es wohl keine S&H 1912 mit Lampenüberwachung.
Grüße
Ulrich (bekennender S&H1912-E43-VES4R Fan)

Zur Kenntnis.

geschrieben von: befehlsturm

Datum: 27.10.11 01:19

Hallo zuammen!

Wieder ein Super-Beitrag von Kay, der mich den ganzen Abend beschäftigt hat. Aber zu den Kommentaren muss ich entgegen:

1. Die Anlage in Freiburg war sicher keine astreine E43-Anlage, denn sie hat zahlreiche Fahrstraßen- und Fahrstraßensignalhebel mit alter Farbscheibenanordnung. Diese ist erkennbar am Fensterkreuz, das 4 unabhängig voneinander wirkende Farbscheiben trennt. Es gibt zwei Festlegemagnete, nach Umschlagrichtungen des Hebels getrennt. Auf einem der Bilder von Stw 2 ist das bei der Fahrt W 1/1 sichtbar. Bei der neuen Farbscheibenanordnung, die erstmals 1921 in Hörne (bei Osnabrück) zur Anwendung kam, und erst recht bei E43 gibt es nur einen Festlegemagneten und entsprechend eine durchgehende untere Farbscheibe. Auf den Bildern sind einige modernisierte Hebel zu sehen.

2. E43 mit Farbscheibenüberwachung. Schon ein Blick in den Warninghoff, 2. Auflage 1972, Band 87/II der Eisenbahnlehrbücherei, bringt auf S. 15 zutage: "Erst 1943 wurde die Entwicklung eines elektromechanischen Einheitsstellwerks miut der Bezeichnung E 43 betrieben, das noch heute sowohl mit Formsignalen als auch mit Lichtsignalen gebaut wird (Bestand Mitte 1970 = 521 Stellwerke, davon 220 mit Glühlampenüberwachung). Das Stellwerk unterscheidet sich nur unwesentlich von der Bauform S&H 1912." Also lieber Ulrich, schreib dir das hinter die Ohren! Ich habe im DB-Gebiet diverse E43 mit Farbscheibenüberwachung, meist in den 1950er Jahren gebaut, kennengelernt und die signaltechnischen Unterlagen dazu gesehen, worin diese als E43 ausgewiesen waren. Interessant wäre mich mich nur noch die Frage, ob es E43 mit Farbscheiben und Vollausstattung mit Lichtsignalen gab.

3. S&H 1912 mit Glühlampenüberwachung. Bei der DR in der DDR und weiter auch bei den entsprechenden RB der DB Netz AG ist die Bezeichnung E43 unüblich. In den 1950er und 1960er Jahren wurden bei der DR einige Einreihenhebelwerke neu aufgestellt, die mit Glühlampenüberwachung ausgestattet sind und als Bauart S&H 1912 bezeichnet wurden. Dabei liegen die Lampen in einer Reihe, nicht wie die bei den E43 der DB üblich in V-Form. Ich denke da an die beiden Stellwerke in Pritzwalk, oder Cottbus B12, wo in das zerbombte Gebäude ein neues Hebelwerk kam. Cottbus B12 hatte eine Wärterschalttafel von RFT, ein Typenschild am Hebelwerk habe ich nicht sehen können. Und hier ein Link zu Pritzwalk: [www.fotoforum-fotocommunity.de] Das dort angegebene Baudatum 1932 fiele in die Zeit, als der Bahnhof von der Prignitzer Eisenbahn verwaltet wurde, einer Privatbahn, die die FV der DRG anwandte. Vielleicht haben die moderner eingekauft aus die DRG.

Grüße,
Martin

Abzweig Heidenhof (mit aktuellem Bild)

geschrieben von: octo

Datum: 27.10.11 01:52

Grandioser Beitrag, herzlichen Dank dafür!

Das Kehrgleis am Abzweig Heidenhof ist höchstens seit 6 Jahren außer Betrieb, die Strecke nach Gottenheim einschließlich des Abzweigs wird von einem ESTW ferngesteuert, der Bereich um den GBF von einem SpDr60 weswegen das im Bild sichtbare Vorsignal heute noch so zu sehen ist.

Der Abzweig wird auch noch regelmässig befahren, vom mittäglichen Güterzug aus dem Kaiserstuhl und hin und wieder mit irgendwelchen Drehfahrten, bzw. am letzten Wochenende fuhren da sogar alle RoLas nach Novara drüber. Hier ein Bild mit Blick auf das noch erhaltene Stellwerkshäuschen:
http://www.physik.uni-freiburg.de/~bremen/dso/sweg_gra/tf_100B6981.JPG
V** der SWEG mit dem [mittäglichen GZ auf der Breisacherbahn] am Abzweig Heidenhof am 05.05.11.

Und noch ein weiteres mit Blickrichtung auf das ehem. Stellwerk im Hintergrund kann man u.a. eine umgeleitete Rola sehen:
http://www.physik.uni-freiburg.de/~bremen/dso/dso-26102011/.slide_100_9064.JPG




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:08:05:19:54:39.
Sag ich doch, lieber Martin.
Allerdings fiel mir die äußerliche Unterscheidung von S&H 1912 und E43 (bei Farbscheibenüberwachung) schwer.
Grüße
Ulrich
(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
https://doku-des-alltags.de/banner/DSObanner01.jpg

April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)

Re: Alte Stellwerke in Freiburg

geschrieben von: ChristianMUC

Datum: 27.10.11 13:19

So - nach Reanimierung meines Handys (verkraftete die Datenmenge nicht) und meines Kopfes (verkraftete den Inhalt nicht ;)) erstmal wieder mein Kompliment zu diesem Bildbeitrag;

@befehlsturm:
Zur Unterscheidung zwischen S&H 1912 und E 43 wird man wohl das bekannte Sprichwort "Fünf Köpfe, sechs Meinungen" anwenden können. Jeder scheint da seine eigene Regel zur Unterscheidung gebildet zu haben, wobei zumindest die Variante von "Mw" "Farbscheibe ist immer S&H 1912, Glühlampe ist immer E43" hier im Süden relativ verbreitet ist. Wobei Bayern jetzt nicht unbedingt das Mekka elektromechanischer Stellwerke ist ;)
Zu den Glühlampenüberwachungen im Reichsbahnland: bei sämtlichen von mir bisher gesehenen Hebelwerken mit Glühlampenüberwachungen fand sich nach mehr oder minder intensivem Suchen irgendwo eine Herstellerplakette des Werkes für Fernmelde- und Sicherungstechnik der DR, die das Hebelwerk als E12/78 auswies. Bei älteren Hebelwerken (Baujahre 1950er oder 1960er Jahre) mit Herstellerplaketten RFT bzw. ohne Plaketten würde ich von Nachbauen der "alten" S&H 1912-Technik ausgehen. Diverse in der Liste von stellwerke.de als "SuH 1912" bezeichnete Anlagen sind sicher E 12/78.

Viele Grüße, Christian
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2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:10:27:17:40:36.

Re: Alte Stellwerke in Freiburg

geschrieben von: Knoeppedruecker

Datum: 27.10.11 16:12

Hallo ayshanancy,
ein wirklich toller Bilderbericht aus der Stellwerksecke!
Zum Verständnis erst die Pläne und dann die Bilder.....
Es zeigt doch das gute Zusammenspiel der alten bewärten Technik....

Als Bediener von Signalanlagen ist das eine Sahneschnitte.....
Weiter so, Danke!
Schöne Grüsse vom Knoeppedruecker
Neeiiin! Das ist nicht meine Variante, sondern die von Mw.

Ich bin der Meinung, daß es beim E43 sowohl als auch gibt- und glaube (wie auch Martin zitierte) daß die Farbscheiben E43 sogar die Überzahl bildeten.

Grüße
Ulrich
S&B schrieb:
-------------------------------------------------------
> Neeiiin! Das ist nicht meine Variante, sondern die
> von Mw.

Scusi ;) Wird umgehend berichtigt...

Viele Grüße, Christian
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Prost Mahlzeit -

alles total missverstandern!

Ich selbst auch der Meinung, daß es E43 sowohl mit Farbscheiben- als auch mit Glühlampenüberwachung gibt.
Immerhin habe ich ja Prüfbescheinigungen für E43 mit Farbscheiben.
S&H 1912 scheint im Gebiet der ehemaligen Deutschen Bundesbahn ein ausagestorbener Begriff zu sein,
weil es nämlich auf den elektromechanischen Stellwerken üblich war, einen Hebelwerksaufbau (hier in Freiburg immer wieder deutlich sichtbar)
draufzubauen, der mittels Glühlampenüberwachung die Gleisfreimeldung, Ersatzsignalanschaltung, Fahrstraßenhilfausflösetasten usw. beinhatet hat.

Ich wollte in meinen Beiträgen u.a. darauf hinweisen, daß die (wohl ostdeutsche) Unterscheidung: Farbscheibe= S&H 1912 bzw Glühlampe = E 43
aus westdeutscher Sicht Verwirrung stiftet.

Und noch mal - wie gesagt:

Ich bin ausgebildteter Fdl (gewesen) auf E43 mit Farbscheibenüberwachung.
Eines dieser Stellwerke ist heute noch an einem neuralgischen Netzknoten in Betrieb - Gremberg Gnf.
In der Beschreibung des Stellwerks steht: E43 (obwohl Farbscheibenbüberwachung).

Gruß
Mw

Bei der Fülle des zu verarbeitenden Materials sind einzelne Fehler oder Unrichtigkeiten nicht gänzlich zu vermeiden (Kursbuch Deutsche Bundesbahn)




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:10:27:20:08:37.
Hmm - Gremberg Gnf wäre mit Baujahr 1923 aber ein komisches E43...

Viele Grüße, Christian
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Gnf

geschrieben von: S&B

Datum: 27.10.11 20:53

Könnte es sein, daß die Innereien vom Gnf Hebelwerk von S&H 1912 auf E43 umgestrickt worden sind?

Da gibt es manche Verwirrungen: Z.B. (war) Stolberg/Rhld. Sof nach Bericht eines alten Weichenwärters (Obermeisters) 1932 errichtet worden, nachdem ein Blitzschlag das alte, mechanische Sof abgefackelt hatte- in einer späteren Beschreibung des Hbf ist jedoch zu lesen, Sof sei um 1949 erbaut worden. (E?? mit Farbscheibenüberwachung). Für mich gesichert ist nur, daß dazu passend,um 1950, die abhängigen Sb und St auf M43 umgebaut wurden.
Wer weiß...
Grüße
Ulrich
Vom Baujahr 1923 steht aber - dank Kriegseinwirkungen - so gut wie gar nichts mehr. Nicht einmal die Beton-Außenhülle ...
Bitte: Nicht nur in Listen und Verzeichnisse schauen, sondern sich die Geschichte auch mal in Bildern vor Augen führen ...

Schönen Abend
Mw

Bei der Fülle des zu verarbeitenden Materials sind einzelne Fehler oder Unrichtigkeiten nicht gänzlich zu vermeiden (Kursbuch Deutsche Bundesbahn)
Ich will dir nur ungern widersprechen - aber nachdem es Fotos von Gnf von vor und nach 1945 gibt, halte ich deine Aussage, dass "nicht einmal die Beton-Außenhülle" stand, für ziemlich übertrieben...

Viele Grüße, Christian
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