Ein "Außenteam" der AG Märkische Kleinbahn e.V. unternahm im Juli 1989 eine eisenbahnkundliche Exkursion zur Neuköllner Industriebahn. Im Gegensatz zur Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn dürfte die Industriebahn wohl nur einem kleineren Kreis vertraut sein, daher zunächst eine kleine Einleitung:
Durch die Verbindung von Teltow- und Landwehrkanal durch den Neuköllner Schiffahrtskanal wurde eine starke Industrialisierung hervorgerufen, worauf im Jahre 1909 beim Magistrat von Berlin ein Antrag zum Betreiben einer Hafenbahn in Rixdorf (heutiges Neukölln) gestellt wurde. Nach mehrmaligen Änderungen wurde der Bau eines Hafengleises unter Mitbenutzung der Schienenwege der gleichzeitig errichteten städtischen Gasanstalt genehmigt. Am 26. Oktober 1914 wurde die Strecke eröffnet.
Die Gleise verliefen vom Hafen parallel zum Schiffahrtskanal über die Kaiser-Friedrich-Straße (heute Sonnenallee) zum Güterbahnhof Neukölln - Treptow. Bemerkenswert sind die engen Radien und die starke Steigung, die zu häufigen Überlastungen der Lokomotiven führte. Im Jahre 1915 wurde die Bezeichnung Neuköllner Hafenbahn eingeführt. Die Staatsbahnen verbrachten die Wagen bis zur Lahnstraße, danach wurden sie per Seilwinde, Menschen- oder Pferdekraft gezogen. Im Jahre 1918 wurden wegen des ständig steigenden Güteraufkommens zwei Lokomotiven angeschafft. Oft kamen auch Leihlokomotiven der BEHALA, der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn und der Osthavelländischen Eisenbahn zum Einsatz. Aufgrund der hohen Gütertransporte wurde im Jahr 1919 eine Erweiterung der künftigen »Industriebahn Neukölln« von der Stadtgemeinde genehmigt, welche durch die Inflation und Geldknappheit nicht in die Realität umgesetzt werden konnte. Überbleibsel dieser Zeit ist noch der Name »Industriebahn Neukölln«.
Ein Großteil der noch verbliebenen Gleise wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von den umliegenden Firmen demontiert. Heute ist nur noch ein geringes sich kaum lohnendes Verkehrsaufkommen auf den wenigen Gleisen zu verzeichnen, so daß der Bezirk Neukölln die Stillegung der Strecke forderte. Seit dem 1.9.1989 ist die Strecke Eigentum der Industriebahn-Gesellschaft Berlin mbH IGB, so daß ein laufender Betrieb durch die BEHALA gewährleistet ist.
Quelle: [
www.epilog.de]
Dies vorausgeschickt, begeben wir uns zum Lokschuppen in der Dieselstraße:
Es grüßen DL 5 (links) und DL 6.
DL 5 - Jung 14040/1970, Typ RC 43 C
Neukauf, Industriebahn Neukölln "DL 5" / 01.09.1989 Industriebahn-Gesellschaft Berlin (IGB) "DL 7" / 1994 Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn "ML 00612"
[
rangierdiesel.de]
DL 6 - Henschel 32560/1982, Typ DHG 700 C
04.01.1982 geliefert an Thyssen-Edelstahlwerk, Witten "4" / 1986 Henschel, Kassel / 1987 Industriebahn Neukölln, Berlin "DL 6" / 1989 IGB - Industriebahn Gesellschaft Berlin GmbH, Berlin "DL 6"
[
www.biuub.de]
[
rangierdiesel.de]
Der "Foto-Güterzug" wird bereitgestellt:
DL 5:
DL 6:
Die Begriffe "Neukölln" und "Industriebahn" mögen nicht so recht zu diesem Motiv zu passen:
Links erstreckt sich heute übrigens das Estrel-Hotel!
Fotohalt am Neuköllner Schiffahrtskanal:
Die Brücken im Vordergrund gehören zur Verbindung Neukölln > Köllnische Heide > Baumschulenweg. Vorne (Obergurtbrücke) das 1961 stillgelegte Güterverbindungsgleis, dahinter (Untergurtbrücken) die 1980 stillgelegten S-Bahngleise.
Im weiteren Verlauf unterqueren wir diese Brücken:
und erreichen die Brücke unter der Neuköllnischen Allee:
Von links kommt das Gleis aus Richtung Unterhafen:
Die Brücke unter der Grenzallee wird erreicht, das Gleis links führt zur Spitzkehre Lahnstraße:
Am Ende muß wieder aufgeräumt werden - DL 6 stellt Wagen bereit. Am linken Bildrand ist der Kohlebansen zu erkennen:
Neben den eher weniger fotogenen Flachwagen befanden sich folgende Wagen im Bestand:
Dieser Kesselwagen gehört heute zur MKB: [
mkb-berlin.de]
Als Hilfsgerätewagen diente dieser Post 2-a/14:
Ein "enger Verwandter" dieses Wagens wird bei der MKB als Sozialraum genutzt: [
mkb-berlin.de]
Der - wohl angesichts der damals ungewissen Zukunft der NIB - etwas versonnen wirkende damalige Betriebsleiter Klaus Heinemann, dem wir diesen schönen Ausflug zu verdanken haben:
Zur vertiefenden Lektüre sei folgendes empfohlen:
[
www.werkbahn.de]
(bisweilen antiquarisch zu erhalten)
Gruß,
Markus.