Guten Tag allerseits,
auf dem Weg zur
Schienenbus-Sonderfahrt durch Unterfranken hatte ich am frühen Morgen des 14. September 1991 einen kurzen Abstecher nach Großostheim gemacht. Dort endete seit 1974 von Aschaffenburg her die ehemals durchgehende Bachgaubahn Aschaffenburg Süd – Mömlingen – Höchst (Odw.).
Ich hatte diesen Streckenstummel zuvor nie besucht, denn zum einen war er in der platten und verstädterten Mainebene landschaftlich reizlos, und zum anderen fand dort nur noch bedarfsweise Verkehr statt, und Bedarf bestand dem Vernehmen nach nur selten. Doch stand zum 28. September 1991 die Gesamtstilllegung des rund 4 km langen Abschnitts zwischen den Anst im Gewerbegebiet Nilkheim und Großostheim an, und ich wollte mir die Bahnanlagen doch noch einmal angeschaut haben.
Zu meinem allergrößten Erstaunen war am frühen Samstagmorgen ein Rudel Rotkreuzler mit der Verladung von Altkleidern in einen an der Ladestraße bereitgestellten G-Wagen zugange. Das verhieß die ungeahnte Chance, doch noch an Betriebsbilder von der Strecke zu kommen.
Am Montag, dem 16. September 1991, heute vor 20 Jahren, wurde der Wecker hinreichend früh gestellt und als erstes der Wagendienst der GA Aschaffenburg angerufen. Ja, war dort die Auskunft, man hole heute Morgen einen Wagen aus Großostheim ab. Also nichts wie hin …
Bild 1:
Kurz nach 8 Uhr war ich am Bahnhof Großostheim angekommen und traute mich, da feste Fahrzeitansagen fehlten, nicht mehr vom Fleck, bis die V100 Lz heranrollte.
Bilder 2 bis 4:
Zum Abholen der Weichenschlüssel musste bis zum Empfangsgebäude gefahren werden, an dem unmittelbar auch die Strecke endete.
Das bayerische Einheits-Nebenbahngebäude schaut noch recht intakt aus.
Bilder 5 und 6:
Nun setzt die Würzburger 211 319, seit ihrer Abnahme 1962 in der BD Nürnberg heimisch, ins Ladegleis um, um den einsamen, aber kleidervollen G-Wagen abzuziehen.
Auf eine weitere Beobachtung des Rangiergeschäfts habe ich verzichtet, um stattdessen einen Fotopunkt an freier Strecke aufzusuchen.
Bild 7:
So sah das aus mit Zug zwischen Großostheim und Aschaffenburg-Nilkheim.
Wundert es jemanden, dass es hier im Hifo von dieser Strecke noch keine Bilder zu sehen gab?
Der Vollständigkeit halber will ich noch Aufnahmen aus Aschaffenburg-Nilkheim zeigen, wo, wenn ich recht weiß, auch heute noch Güterverkehr zu beobachten ist.
Bilder 8 und 9:
Im Gewerbegebiet Nilkheim hat die V100 noch zwei Containerwagen abgeholt und nun ist die Zuglaufmeldung an den Fdl Aschaffenburg Süd fällig. Auch hier steht – bis heute – ein gut erhaltenes Einheits-Empfangsgebäude, das meiner Erinnerung nach von einem Kleingartenverein genutzt wird.
Ob der Herr am Fernsprecher der BA-Vorstand ist, der eigens mit dem VW LT angereist ist, um die ordnungsgemäße Betriebsabwicklung zu kontrollieren?
Bild 10:
Auf dieser Aufnahme wird die Situation in Nilkheim deutlich: der eigentliche Bahnhof Nilkheim und das Empfangsgebäude liegen an der 1911/12 erbauten Nebenbahn nach Großostheim (- Höchst). Dort befand sich auch ein Umfahrgleis. An der Weiche im Vordergrund, als von Aschaffenburg Süd her gesehen noch vor dem Bahnhof Nilkheim, zweigt nach rechts die 1921 eröffnete Aschaffenburger Hafenbahn ab.
Bild 11:
Zum Abschied von 211 319 eine „Streckenaufnahme“ von unserer Übergabe auf dem Weg nach Aschaffenburg Süd kurz hinter Nilkheim.
Nun will ich noch das Fragezeichen in der Überschrift erklären: „letzter (?) Zug nach Großostheim“
Zum einen gibt es aktuell tatsächlich Bestrebungen, die Strecke für den Personenverkehr zu reaktivieren, da der Straßenverkehr im Südwesten Aschaffenburgs regelmäßig kollabiert. Ein informativer Thread hier auf DSO findet sich unter [
www.drehscheibe-foren.de].
Zum anderen hat sich bei mir festgesetzt, dass die Übergabe, die ich fotografiert habe, tatsächlich der letzte reguläre Zug nach Großostheim war. Ob mir das der freundliche Wagendienst-Mensch oder das Zugpersonal erzählt haben, ob es mir später jemand so bestätigt hat – ich weiß es nicht mehr. Für Bestätigungen dieser Erinnerung wäre ich ebenso dankbar wie für Gegenbeweise.
Ich hoffe, es hat gefallen.
Grüße
Volker