Im Sommer 1971 befand ich mich noch mitten in meiner schwarz/weißen Phase, die bis Ende 1972 andauern sollte. Die anfängliche Verwendung von Diafilmen fiel ab etwa Mitte 1968 den Zwängen eines schmalen Schüler- bzw. Studenten-Budgets zum Opfer – schließlich bekam man damals für den Preis eines Agfa CT18 (13,98 DM) immerhin sieben(!) Ilford PanF (1,95 DM für einen "Selbstgedrehten", d.h. ohne Patrone, zum Selbsteinlegen).
Ich weiß heute nicht mehr, was mich damals bewogen hat, einmal einen 20 DIN Farbfilm (Kodacolor X) auszuprobieren. Das Ergebnis war eigentlich gar nicht schlecht. Aber der Film war auch nicht ganz billig, und vor allem konnte ich im Gegensatz zu s/w Papier-Abzüge nicht selbst herstellen. So blieb es denn bei diesem Einmal-Erlebnis.
40 Jahre später war das Scannen der alten Color-Negative wiederum ein Experiment, das mit neuen Herausforderungen und Erfahrungen verbunden war. Nur mit extrem zeitaufwändiger Bildbearbeitung war ein akzeptables Ergebnis erreichbar – aber seht selbst.
Die Tour nach Rheine am 03.06.71 war meine erste mit eigenem Auto, was mich bezüglich der Fotostellenwahl ein wenig unabhängiger machte. Trotzdem habe ich mich an diesem Tag überwiegend im Bahnbetriebswerk Rheine herumgetrieben, was möglicherweise daran lag, dass mir zu diesem Zeitpunkt immer noch einige Rheiner Maschinen fehlten, und im Bw waren die Chancen halt größerer, diese vor die Linse zu kriegen.
Nach Anmeldung und Abdrücken der obligatorischen 1,39 DM Versicherungsgebühr wurde zunächst ein schwarz/weiß Film im Bw und bei einem kurzen Abstecher an die Strecke durchgezogen. Zurück im Bw, wurde der Farbfilm eingelegt.
Bild 1: Für die erste Farbaufnahme musste
011 091 herhalten, die mir hier noch demonstrativ ihren schönen Rücken hinhält.
Bild 2: Auch das nächste Opfer war eine Kohle 01.10, und zwar die ex Kasselaner
011 062. Leider stand die Lok recht ungünstig und war nur von der Schattenseite zu fotografieren, aber den Versuch war es wert. Die offen stehenden Klappen vor der Rauchkammer zeigen an, dass hier noch irgend etwas am Mittelzylinder zu tun war.
Bild 3: Als dritte Kohle 01.10 präsentierte sich
011 065 hinter der Lokleitung. Noch kommt das Licht genau von vorn, so dass das Triebwerk ziemlich verschattet ist.
Bild 4: An klassischer Position vor dem Lokschuppen:
012 068.
Wie soll man bloß diese Farbe beschreiben? "Schuld" ist nicht etwa eine Farbverfälschung eines altersschwachen Films, sondern der typische Betriebs-Zustand einer vor Öl und Dreck starrenden Öl-Lok.
Bild 5: Und noch eine klassische Fotostelle im Bw Rheine: Direkt neben dem Schuppen sonnt sich
042 024 neben ihrer Schwester
042 018. Wie viele Aufnahmen mögen hier wohl entstanden sein?
Bild 6: Inzwischen hat sich auch
011 091 von ihrem Abstellplatz wegbewegt und ist auf der Drehscheibe ins rechte Licht gedreht worden.
Ist eine Kohle 01.10 nicht eine herrliche Maschine? Ich selbst habe sie immer den Ölern vorgezogen; mit ihrem niedrigen Schornstein wirkt sie auf mich viel bulliger und kräftiger, als die 012. Und der fulminante Kohleberg ist hier das Tüpfelchen auf dem i.
Bild 7: Jetzt steht sie an bekannter Stelle im Ausfahrgleis und ermöglicht dem Fotografen noch einmal eine schöne Porträt-Aufnahme. Heute war frage ich mich, warum mich die vorn eingehängte Schlussscheibe nicht stutzig gemacht hat. Die Lok ging doch offensichtlich "auf Strecke" – bloß wohin, mit welcher Leistung?
Bild 8: Auch auf
011 065 regt sich inzwischen etwas, die Lok soll auf ein anderes Gleis rangiert werden.
Bild 9: Das Ganze noch einmal etwas mehr von vorn.
Bild 10: Mit einmal Sägen geht’s dann auf die Drehscheibe, wo die schöne Kohle-Lok jedoch nur ein en kurzen Schwenk macht, bevor …
Bild 11: … sie in den Gleisen seitlich des Kohlbansens abgestellt wird; dort wo üblicherweise die kurzfristig nicht benötigten Betriebsloks standen.
Bild 12: Eine weitere typische Fotostelle im Bw Rheine war der Abstellplatz vor dem markanten Gebäude seitlich des Kanals, dessen Verwendung mir leider nicht mehr erinnerlich ist. Auch
012 074 weist wieder die typische Öl-Lok-Farbgebung auf.
Bild 13: Das letzte Bild, bevor es noch einmal raus an die Strecke gehen sollte, wurde auf
042 320 verschossen. Über den Zustand der Lok schweigt des Sängers Höflichkeit; obwohl, hier könnte es auch ein wenig am Farbfilm liegen.
Damit es nicht zuviel wird, lege ich erst einmal ein kleine Pause ein. Im Folgebeitrag geht es dann weiter mit Bildern vom zweiten Kurzausflug dieses Tages an die Strecke. Aber versprecht euch nicht zuviel, auch dort gab es, wie im Bw, nur das Rheiner Standardprogramm.
Schönen Tag noch,
Ulrich B.