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Die Anschlußbahn der Preussag Ibbenbüren 3
- Auf steiler Spur am Schafberg -
Hier zu Beginn noch einmal der Hinweis auf die beiden ersten Teile dieser Reihe:
„Strömchen, wechsel Dich...“ - Die Anschlußbahn der Preussag Ibbenbüren 1 (Historie und Betrieb am Westfeld)
„Strömchen, wechsel Dich...“ - Die Anschlußbahn der Preussag Ibbenbüren (Die Technik der E-Lokomotiven - m4B)
Das Fahrleitungsnetz der Grubenanschlußbahn wird von einem Unterwerk am Bf v. Oeynhausenschacht
(siehe Skizze Teil 1) gespeist. Dieses ist an zwei Phasen des grubeneigenen 6 kV-Netzes angeschlossen und besteht aus einem Einphasen-Öltransformator (Nennleistung 3150 kVA, Leerlaufübersetzung 6 kV/15 kV +/- 5 %) und einer stahlblechgekapselten Schaltstation Auf der 6 kV-Seite ist ein handbetätigter Lasttrenner, aufder 15 kV-Seite ein motorbetätigter Leistungsschalter mit selbsttätiger Streckenprüfeinrichtung, sowie Messung.
Im Bf Esch/Westf. der DB wurden die Fahrleitungsanlagen im Vorgriff auf die geplante Elektrifizierung der Strecke Osnabrück – Rheine gemäß den Richtlinien der deutschen Bundesbahn ausgeführt. In den grubeneigenen Bahnhöfen von Oeynhausen-Schacht, Püsselbüren und Hafen reichte eine vereinfachte Ausführung mit Quertragwerken und Auslegern mit Beiseil aus. Auf den freien Strecken wurden Betonmasten mit Auslegern verwendet, an denen der Fahrdraht ohne ein besonderes Tragseil aufgehängt ist. Hinzu kam die ebenfalls an den Masten aufgehängte Speiseleitung. Die Fahrleitung wird mittels Gewichten abgespannt, wobei als Abspann- und Halteseile solche aus Bronze Verwendung finden. Sämtliche Eisenarmaturen sind verzinkt ausgeführt. In den Zechenbahnhöfen kommen wegen des hohen Verschmutzungsgrades Isolatoren für 25 kV zur Anwendung. Die Fahrleitungsanlagen sind in einzelne Abschnitte unterteilt, die über die Speiseleitung mit Strom versorgt werden. Daher sind zu Wartungs- und Reparaturarbeiten einzelne Abschnitte abschaltbar, ohne das der übrige Betrieb beeinflußt wird.
Besondere Aufmerksamkeit erforderten die Verhältnisse im Bahnhof Esch/Westf., da das Zugpersonal der Bundesbahn durch die unter Spannung stehende Fahrleitung nicht gefährdet werden durfte. Immerhin sollten bis zur Elektrifizierung der Ost-West-Magistrale noch etwa 14 Jahre ins Land gehen. Deshalb wurde im Bahnhof Esch/Westf. diese in vier Schaltgruppen aufgeteilt, die von der Fahrdienstleitung ein und ausgeschaltet werden konnten. Die Gruppen durften nur eingeschaltet werden, wenn sie von einer Lok der Grubenanschlußbahn zu befahren waren. Der Schaltzustand wurde der Fahrdienstleitung auf einem Blindschaubild angezeigt. Die Stromversorgungsanlage war somit recht einfach ausgeführt. Eine Ausrüstung mit Umformer für 16 2/3 Hz oder für Gleichstrom wäre erheblich aufwendiger gewesen.
Wie bereits in Teil 2 erwähnt, konnten die Loks sowohl unter 15 kV/50 Hz, als auch unter 15kV/16 2/3 Hz eingesetzt werden. Als 1976 die Strecke Osnabrück – Rheine elektrifiziert wurde, konnten die Loks in beiden Netzen verkehren, ohne dass irgendeine Umschaltung stattfand. Der bei Fahrten im DB-Netz von selbiger bezogene Strom konnte mittels Zähler auf den Loks gemessen werden. Irgendwann, der Zeitpunkt läßt sich nicht mehr eruieren, wurde auch die Grubenanschlußbahn vom Bf Esch/Westf. aus mit 15 kV 16 2/3 Hz gespeist, so dass die Loks heute unter Fahrdraht auschließlich mit dieser Frequenz betrieben werden.
Im Bf von Oeynhausen-Schacht wurde eine Leitstelle mit ortsfester UKW-Station eingerichtet. Auf den Loks sind bauartgleiche Funkgeräte vorhanden, so dass die Lokführer jederzeit von der Leitstation angesprochen werden können. Die Rangierer wurden zunächst mit kleinen Sendern ausgestattet, mit denen sie den Lokführern kurze Durchsagen geben konnten. Später erhielten sie kombinierte Sender und Empfänger.
Der Bf Esch/Westfalen
Der Bf Esch/Westf. liegt in der Ortschaft Püsselbüren, wenige Kilometer westlich von Ibbenbüren gelegen. Er unterteilt sich in den Personenbahnhof Esch/Westf. (seit 2004 Ibbenbüren-Esch) westlich der Straße von Püsselbüren nach Dickenberg und den Übergabebahnhof zur Grübenanschlußbahn zum von Oeynhausen-Schacht (Ostfeld) auf dem Schafberg, östlich der Straße. Gleichzeitig führt vom Bf Esch/Westf. in nordwestliche Richtung eine Stichstrecke in den Hafen Uffeln am Mittellandkanal, der sowohl von der DB, als auch von der Grubenanschlußbahn genutzt wird. Vom Übergabebahnhof Esch/Westf. führt zudem die ehemalige Anschlußbahn zum Westfeld in östliche Richtung, parallel zur Hauptbahn Rheine – Osnabrück. Um in bzw. aus dem Hafen Uffeln in den Übergabebahnhof Esch/Westf. zu gelangen, müssen die Züge über das Richtungsgleis Osnabrück – Rheine durch den Personenbahnhof fahren, also vom Hafen kommend in Falschfahrt.
Dieser unmaßstäbliche Gleisplan des Bf Esch/Westf. läßt die Verhältnisse etwas anschaulicher werden:
Und aus der Sicht von Google. In der Mitte der Übergabebahnhof, links der Personenbahnhof. Rechts ist der Abzweig der Bergstrecke zu erkennen.
Einen Ort Esch an sich gibt es nicht, der Bahnhof liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Püsselbüren. Da jedoch bereits die Güterabfertigung des Püsselbürener Förderstollens (Westfeld), als auch der Kokerei, einer Glashütte und eines Steinbruchs den Namen Püsselbüren trug, wich man namensmäßig auf die Püsselbürener Bauernschaft „Apken Esch“ aus. Er ging zunächst als Haltepunkt am 01. August 1889 in Betrieb. Mit Eröffnung der Anschlußbahn zum von Oeynhausen-Schacht im Jahre 1928 ging dann auch der Übergabebahnhof in Betrieb. Zunächst schauen wir uns mal ein wenig im Bf Esch/Westf. um:
Bild 01: 140 470 erreicht am 29. Juli 1992 mit dem E 7045 von Rheine kommend den Bf
Esch/Westf.. Das vordere Gleis 2 dient gleichzeitig als Zubringer zum Hafenbahnhof Uffeln:
Bild 02: Mit einem Eilzug aus Osnabrück kommend passiert 141 204 den Übergabebahnhof Esch/Westf..
Links im Bild die hier eingesetzte Rangierlok, an diesem 12. April 1988 die 364 578:
Bild 03: 364 578 stellt einen gemischen Güterzug für die Fahrt nach Osnabrück Rbf bereit:
Bild 04:
Bild 05:364 523 mit zwei Kesselwagen auf dem Gleis an der ehemaligen Güterabfertigung (Gleis 8):
Bild 06: Während die E 102 der Preussag auf Gleis 26 auf weitere Aufgaben wartet, ist 140 763 Lz
in Esch/Westf. eingetroffen, um hier einen Kohlezug abzuholen und nach Osnabrück zu bringen:
Bild 07:
Bild 08: Die E 102 ist am 21. März 1984 mit einem gemischten Güterzug vom Schafberg herunter gekommen und fährt jetzt auf Gleis 3
ein. Ganz im Vordergrund Gleis 11, welches als Ausweichgleis für Züge auf der Hauptbahn in Richtung Osnabrück zur Verfügung steht:
Bild 09:
Bild 10: Preussag Werkwagen 95 wird auf der Rückfahrt zur Zeche als Steuerwagen dienen:
Bild 11: Am späten Nachmittag des 25. September 1986 verläßt die E 102 die Gefällestrecke und fährt auf dem preussageigenen Gleis 4 ein:
Bild 12: Die Lok am nebeligen 12. Februar 1982 auch mal von der anderen Seite fotogra-
fiert. Zu diesem Zeitpunkt ist die E 102 noch mit Glocke und Topfantenne ausgerüstet:
Bild 13: Ein weiterer Vorstellwagen war der recht kurze Werkwagen 1(?), der hier am 03. April 1985 an der Spitze des Zuges eingereiht ist:
Bild 14: Die E 102 hat am 14. März 1991 zum Rangieren in den Personenbahnhof Esch/Westf. vorgezogen. Rechts
ist das Stellwerk Ef (Esch Fahrdienstlieter) und der Unterstand für Reisende in Richtung Osnabrück zu erkennen:
Begeben wir uns nun auf die Fahrt vom Übergabebf Esch/Westf. zum von Oeynhausen-Schacht auf dem Schafberg.
Wir befinden uns jetzt HIER
Bild 15: Am 12. Februar 1982 hat ein Zug zum von Oeynhausen-Schacht soeben den Bf Esch/Westf. verlassen und befindet sich bereits in der Steigung
auf den Schafberg (Höhe Prozessionsweg). An der Zugspitze ein weiterer Vorstellwagen mit unbekannter Nummer. Schublok ist in diesem Fall die E 102:
Bild 16:
Bild 17:
Am 13. Juli 1981 ruhte der Verkehr auf der Bergstrecke wegen dringender Fahrleitungsarbeiten. Lediglich ein Bauzug, den ich zuvor am Bf Püsselbüren (siehe Teil 1) fotografiert hatte, machte sich am Nachmittag auf den Weg zum Schafberg.
Bild 18: Vorstellwagen 95, ein Arbeitswagen mit installiertem Hubsteiger, ein Flachwagen und die E 101, damals noch mit Sche-
renstromabnehmer, aber bereits ohne Glocke, überqueren die Talstraße, die vom Püsselbürener Damm zum Schafberg führt:
Bild 19:
Die Strecke schmiegt sich jetzt auf einer Länge von etwa 2 Kilometern fast schnurgerade an den Südhang des Horstes an und überwindet dabei insgesamt etwa 100 Höhenmeter.
Bild 20: Lok E 101 überquert am 14. August 1987 auf einer Brücke die Glücksburger Straße:
Wir befinden uns nun im oberen Teil der Steilstrecke:
Bild 21: Mit einem kurzen Güterzug und der E 102 geht es am 06. August 1992 bergan. Vorstellwagen ist ei-
ner der beiden „langen“. Gut die Hälfte der Strecke und etwa 2/3 der Höhendifferenz sind bereits überwunden:
Bild 22:
Bild 23: Am 27. Mai 1992 schiebt die E 102 den Zug samt Vorstellwagen 1 den Schafberg hinauf:
Bild 24:
Das Zechengelände aus der Luft
Bild 25: Am 22. Juli 1992 rangiert die E 101 auf dem Schafberg. HIER ist die Zecheneinfahrt am rechten Bildrand zu erkennen:
Bild 26:
Bild 27:
Bild 28: Mit einem Ganzzug aus E-Wagen, die randvoll mit Kohle gefüllt sind, hat die E 101 am 14. Au-
gust 1984 die Zeche zur Talfahrt soeben verlassen und befindet sich nun in Höhe des Mühlenwegs:
Bild 29: Die E 102 überquert auf der Talfahrt soeben die L 501 auf dem Schafberg. Am Zugende wieder einer der beiden langen Vorstellwagen:
Bild 30:
Hiermit verlassen wir nunmehr die „Bergstrecke“ und wenden uns im vierten und letzten Teil dieser Reihe dem Hafenanschluß Uffeln zu, der neben den Loks der Preussag auch von DB-Rangierlokomotiven befahren wird, wobei die Gleise im Hafen nicht mit Fahrdraht überspannt sind.
Hier noch einmal der Verweis auf alle bisherigen Folgen dieser Serie:
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die Mehrsystemlokomotiven der DB (Prolog m5B)
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 182 und 183 (m15B)
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 181.0-1
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 184.0-1
Ehrangs „stille Reserve“
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 181.2 – Teil 1
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 181.2 – Teil 2
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 181.2 – Teil 3
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 181.2 – Teil 4
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 181.2 – Schluss
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 230 der DR und 372 CSD – Teil 1
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 230/180 der DR und 372 ÇSD – Teil 2 (m17B)
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 251/171 der DR – Teil 1
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 251/171 der DR – Teil 2
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR'n E 211 und 251/171 der DR – Teil 3
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 251/171 der DR – Teil 4
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 251/171 der DR – Teil 5a
„Strömchen, wechsle Dich...“ - Die BR 251/171 der DR – Teil 5b und Schluß
„Strömchen, wechsel Dich...“ - Die Anschlußbahn der Preussag Ibbenbüren 1 (Historie und Betrieb am Westfeld)
„Strömchen, wechsel Dich...“ - Die Anschlußbahn der Preussag Ibbenbüren 2 (Die Technik der E-Lokomotiven - m4B)
„Strömchen, wechsel Dich...“ - Die Anschlußbahn der Preussag Ibbenbüren 3 (Bf Esch/Westf. und Bergstrecke m30B)
„Strömchen, wechsel Dich...“ - Die Anschlußbahn der Preussag Ibbenbüren 4 (Die Hafenbahn m22B)
Bis neulich – natürlich im HiFo
Rolf Köstner
Quellen :
Röhrs, Hans "Erz und Kohle" Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 1992
Hartmann, Otto in „Elektrische Bahnen“ Heft 11/1962, S. 262
unbekannter Verfasser „Die elektrischen Lokomotiven der Grubenanschlußbahn und ihre Stromversorgung“, Referat (um ca. 1965).
Hülsmann, Lothar H. „125 Jahre Eisenbahn in Osnabrück“ EK Verlag, Freiburg 1982
Meinhold/Siepmann MIBA-Report „Vom Vorbild zum Modell 2“
Eigene Aufzeichnungen und Recherchen
Diverse Monatshefte
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
Ich bin ein Boomer!
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:01:02:18:30:34.