Prolog
Zugegeben, der Titel ist provokant, aber anläßlich der jüngst mal wieder stattfindenden Diskussion möchte ich mit kristallklaren Betreffzeilen zeigen, wo der Hammer hängt, wie man hier im Pott so schön sagt.
Zu dem Bild gibt es natürlich eine Geschichte. Und die ist etwas länger. Wie schon im Titel angedeutet, handelt es sich um ein Glasplattennegativ, welches vom Werksfotografen der Bergwerksgesellschaft Hibernia im Jahre 1957 angefertigt wurde. Es ist eines von vielen, welche die immense Bautätigkeit dieses Bergwerksunternehmens nach dem zweiten Weltkrieg dokumentieren sollte. Sie alle kamen natürlich in ein Archiv, was aber nicht heißt, daß sie dort sicher sind. Ganz im Gegenteil, denn es konnten knapp 2/3 der Glasplatten vor der Vernichtung durch Zerstörung gerettet werden und kamen über verschlungene Wege letztendlich in den Besitz von Wolfgang Schubert. Wolfgang ist dem einen oder anderen vielleicht bekannt als der Betreiber von [
www.minister-achenbach.de]. Wir hatten schon vor einiger Zeit lockeren Kontakt und um Weihnachten avisierte er mir einige Bilder mit Zechenbahnen. Da wurde ich natürlich hellhörig und als die ersten Bilder in meiner mailbox eintrudelten, brauchte ich mal wieder ganz dringend ganz viele Härtstropfen. Mittlerweile habe ich eine DVD voll mit diversen Bildern (und einige werden von Wolfgang noch gescannt). Bei einem kürzlich stattgehabten langen Telefonat bekam ich nun die Erlaubnis, das eine oder andere Bild aus dieser Sammlung hier zu zeigen, damit sie nicht irgendwo im Archiv verstauben, sondern daß viele Interessierte sich daran erfreuen können.
Genug der einleitenden Worte, hier jetzt das Bild:
zum Bild
Was sehen wir denn jetzt hier? Der Eingeweihte erkennt es sofort: die Zeche Shamrock III/IV unweit des Haupt- und Rangierbahnhofes Wanne-Eickel. Am rechten Bildrand die beiden alten Schächte IV (vorne) und III (hinten, etwas verdeckt), der Haupförderschacht dieser Schachtanlage.
Das massige Gebäude, das quer über die Gleise verläuft, ist der Wagenumlauf und die Hinterseite der alten Kohlenwäsche, die im Zuge der Modernisierung abgerissen wurde.
Aber die neuen Zeiten machen sich schon bemerkbar: am linken Bildrand erkennt man das Teufgerüst für den neuen Hauptförderschacht XI, der 1957 in Angriff genommen wurde. Es ist von 1957 bis 1961 mit einem Durchmesser von 7,60 m bis zur 880m-Sohle abgeteuft worden. Es wurde ein Betonförderturm für zwei Gestellförderungen errichtet. Der Schacht war für eine Kapazität von 10.000 Tagestonnen (roh) vorgesehen. Gleichzeitig mußte die Aufbereitung vergrößert und erweitert werden; es waren insgesamt drei Systeme für die Fett- und Eßkohlenaufbereitung vorgesehen, ebenso eine mechanische Stückkohlenaufbereitung.
Ganz links erkennen wir noch die Waschertürme der Zentralkokerei.
Aber bis daß Shamrock III/IV/XI die große und moderne Zentralanlage mit angeschlossenem Kraftwerk wird, ist es noch etwas Zeit und so strahlt dieses Bild quasi die Ruhe vor dem Sturm aus. Der geneigte Betrachter mag sich in Ruhe die vielen Details zu Gemüte führen.
Die beiden Lokomotiven fallen natürlich sofort ins Auge. Links sehen wir ein Lok der Werkstype Crefeld aus dem Hause Hohenzollern. Es ist die
Shamrock 1/2 III"
Ct n2
Hoh 3121 aus 1913
Typ "Crefeld"
1940 i.E.; 01/1963 -> ZuH 16-C"; 03/1965 an Fa. Altwert zum ++
19xx ex KBD Recklinghausen 22
Die Maschine rechts kann nicht ohne weiteres identifiziert werden, aller Wahrscheinlichkeit nach ist es die
?
Dt n2
OK 10297 aus 1923
Typ "600 PS"
1940 i.E auf 1/2; 1953 -> ZuH 31-D; + 06/1962 und vk an Fa. Kaupmann zum ++
Die Anlage nach dem großen Umbau sah dann so aus:
[
www.fotocommunity.de]
Epilog
Obwohl die Hibernia entsetzlich viel Geld in die Hand genommen hat, um aus dieser Schachtanlage eine leistungsfähige Zentralschachtanlage zu machen, wurde das Baufeld Shamrock schon 1967 abgeworfen, d.h. der Abbau komplett eingestellt. Fortan diente diese moderniserte Anlage der Zeche General Blumenthal als Hauptförderanlage; die Förderung und Aufbereitung von General Blumenthal in Recklinghausen wurde dafür natürlich stillgelegt. So förderte diese Shamrock-Anlage bis ins Jahr 2001. Mit Stillegung von Blumenthal wurde auch die letzte Aufbereitung der RAG, die in der Lage war, Knabbeln (also Lokkohlen) herzustellen, stillgelegt. Museumsbahner schwärmen noch heute, 10 Jahre danach, von der Güte dieser Lokkohlen. Tempi passati.
Die Anlage steht noch weitestgehend, wird aber gerade ausgeweidet und wird wohl bald dem Abbruch anheimfallen. Das Kraftwerk ist nach wie vor in Betrieb und wird mit Kohlen versorgt.
Hoffe, daß dieses Glasplattenbild bei einigen Gefallen gefunden hat.
Danke an Wolfgang für die Erlaubnis, das Bild hier zu zeigen
Glück Auf!
RUHRKOHLE - Sichere Energie
seit dem 24.II.2022 bittere Wahrheit in Europa
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