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 04 - Historisches Forum 

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Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Prolog
Zugegeben, der Titel ist provokant, aber anläßlich der jüngst mal wieder stattfindenden Diskussion möchte ich mit kristallklaren Betreffzeilen zeigen, wo der Hammer hängt, wie man hier im Pott so schön sagt.

Zu dem Bild gibt es natürlich eine Geschichte. Und die ist etwas länger. Wie schon im Titel angedeutet, handelt es sich um ein Glasplattennegativ, welches vom Werksfotografen der Bergwerksgesellschaft Hibernia im Jahre 1957 angefertigt wurde. Es ist eines von vielen, welche die immense Bautätigkeit dieses Bergwerksunternehmens nach dem zweiten Weltkrieg dokumentieren sollte. Sie alle kamen natürlich in ein Archiv, was aber nicht heißt, daß sie dort sicher sind. Ganz im Gegenteil, denn es konnten knapp 2/3 der Glasplatten vor der Vernichtung durch Zerstörung gerettet werden und kamen über verschlungene Wege letztendlich in den Besitz von Wolfgang Schubert. Wolfgang ist dem einen oder anderen vielleicht bekannt als der Betreiber von [www.minister-achenbach.de]. Wir hatten schon vor einiger Zeit lockeren Kontakt und um Weihnachten avisierte er mir einige Bilder mit Zechenbahnen. Da wurde ich natürlich hellhörig und als die ersten Bilder in meiner mailbox eintrudelten, brauchte ich mal wieder ganz dringend ganz viele Härtstropfen. Mittlerweile habe ich eine DVD voll mit diversen Bildern (und einige werden von Wolfgang noch gescannt). Bei einem kürzlich stattgehabten langen Telefonat bekam ich nun die Erlaubnis, das eine oder andere Bild aus dieser Sammlung hier zu zeigen, damit sie nicht irgendwo im Archiv verstauben, sondern daß viele Interessierte sich daran erfreuen können.

Genug der einleitenden Worte, hier jetzt das Bild:

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/IMG_8980+.JPG

zum Bild
Was sehen wir denn jetzt hier? Der Eingeweihte erkennt es sofort: die Zeche Shamrock III/IV unweit des Haupt- und Rangierbahnhofes Wanne-Eickel. Am rechten Bildrand die beiden alten Schächte IV (vorne) und III (hinten, etwas verdeckt), der Haupförderschacht dieser Schachtanlage.

Das massige Gebäude, das quer über die Gleise verläuft, ist der Wagenumlauf und die Hinterseite der alten Kohlenwäsche, die im Zuge der Modernisierung abgerissen wurde.

Aber die neuen Zeiten machen sich schon bemerkbar: am linken Bildrand erkennt man das Teufgerüst für den neuen Hauptförderschacht XI, der 1957 in Angriff genommen wurde. Es ist von 1957 bis 1961 mit einem Durchmesser von 7,60 m bis zur 880m-Sohle abgeteuft worden. Es wurde ein Betonförderturm für zwei Gestellförderungen errichtet. Der Schacht war für eine Kapazität von 10.000 Tagestonnen (roh) vorgesehen. Gleichzeitig mußte die Aufbereitung vergrößert und erweitert werden; es waren insgesamt drei Systeme für die Fett- und Eßkohlenaufbereitung vorgesehen, ebenso eine mechanische Stückkohlenaufbereitung.

Ganz links erkennen wir noch die Waschertürme der Zentralkokerei.

Aber bis daß Shamrock III/IV/XI die große und moderne Zentralanlage mit angeschlossenem Kraftwerk wird, ist es noch etwas Zeit und so strahlt dieses Bild quasi die Ruhe vor dem Sturm aus. Der geneigte Betrachter mag sich in Ruhe die vielen Details zu Gemüte führen.

Die beiden Lokomotiven fallen natürlich sofort ins Auge. Links sehen wir ein Lok der Werkstype Crefeld aus dem Hause Hohenzollern. Es ist die

Shamrock 1/2 III"
Ct n2
Hoh 3121 aus 1913
Typ "Crefeld"
1940 i.E.; 01/1963 -> ZuH 16-C"; 03/1965 an Fa. Altwert zum ++
19xx ex KBD Recklinghausen 22

Die Maschine rechts kann nicht ohne weiteres identifiziert werden, aller Wahrscheinlichkeit nach ist es die

?
Dt n2
OK 10297 aus 1923
Typ "600 PS"
1940 i.E auf 1/2; 1953 -> ZuH 31-D; + 06/1962 und vk an Fa. Kaupmann zum ++

Die Anlage nach dem großen Umbau sah dann so aus:

[www.fotocommunity.de]


Epilog
Obwohl die Hibernia entsetzlich viel Geld in die Hand genommen hat, um aus dieser Schachtanlage eine leistungsfähige Zentralschachtanlage zu machen, wurde das Baufeld Shamrock schon 1967 abgeworfen, d.h. der Abbau komplett eingestellt. Fortan diente diese moderniserte Anlage der Zeche General Blumenthal als Hauptförderanlage; die Förderung und Aufbereitung von General Blumenthal in Recklinghausen wurde dafür natürlich stillgelegt. So förderte diese Shamrock-Anlage bis ins Jahr 2001. Mit Stillegung von Blumenthal wurde auch die letzte Aufbereitung der RAG, die in der Lage war, Knabbeln (also Lokkohlen) herzustellen, stillgelegt. Museumsbahner schwärmen noch heute, 10 Jahre danach, von der Güte dieser Lokkohlen. Tempi passati.

Die Anlage steht noch weitestgehend, wird aber gerade ausgeweidet und wird wohl bald dem Abbruch anheimfallen. Das Kraftwerk ist nach wie vor in Betrieb und wird mit Kohlen versorgt.

Hoffe, daß dieses Glasplattenbild bei einigen Gefallen gefunden hat.

Danke an Wolfgang für die Erlaubnis, das Bild hier zu zeigen


Glück Auf!

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:10:29:20:50:56.
Moin Joachim!

Deinem ausfühlichen und wie stets kompetenten Erläuterungen noch etwas hinzuzusetzen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Da oute ich mich lieber als absoluter Genießer dieses Beitrages und frage mich allerdings - etwas abseits vom Thema - wie hast Du das mit dem Glasplattenscannen geschafft?

Mit begeisterten Grüßen und enensolchem Dank

Helmut
Danke für das schöne Photo und die erstklassige Erklärung dazu!!!

1 Glasplattennegativ

geschrieben von: domino

Datum: 08.02.11 21:55

Nabend Joachim,
schön das Du Wolfgang überzeugen konntest, das diese Sachen in diesem Forum genau richtig aufgehoben sind.
Sporadisch schaut er hier ja auch ab und zu mal vorbei, um zu sehen, was es hier so auf dem Zechensektor zu
sehen gibt. In letzter Zeit dürfte es sich ja auch für ihn schon mal gelohnt haben, dass HiFo wegen der Fülle an
diversen Zechenbilder anzuklicken.
Vielleicht schaut er sich deinen Beitrag an und freut sich mit uns über sein Sammelsorium.

mfg Klaus

http://www.dominobahn.de/jk6.jpg
Das Bild ist der Hammer, vor allen Dingen das Teufgerüst für den Schacht XI. Auf jeden Fall mehr davon, wegen mir muß auch nicht jedesmal eine Lok drauf sein. Dieter

Wir haben hier im Archiv des Vereins für Bergmannstradition auch noch jede Menge Glasnegative die ich, sobald ich Zeit und einen neuen Scanner habe, einscannen will. Welches Gerät benutzt dein Freund Wolfgang Schubert?
Hallo Joachim ,

der Beitrag ist einfach klasse geworden .Danke für Deine Arbeit .Bin auf die nächsten Folgen gespannt .

Um die Frage des scannens zu beantworten .Ich bin da sehr primitiv vorgegangen , mangels eines geeigneten Scanners .Die Negative wurden auf einem angefertigten Gestell positioniert , und vor einer weißen , leicht abgedunkelten Seite meines Monitors gestellt .Dann mit einer EOS 400 D per Selbstauslöser abgelichtet .Mit Photoshop 6 habe ich die Negative dann umgekehrt und etwas mit Helligkeit und Kontrast gespielt .Fertig .
Herzlichen Dank für dieses schöne Bild. Da werden Erinnerungen wach: Ich habe von 1958 bis 1967 ganz nah bei dieser Schachtanlage gewohnt. Hier habe noch eine alte Postkarte entdeckt: [www.der-foerderturm.de]

Gruß

Georg Peter

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Muß ich jetzt noch mal nachfragen, sind das die 18 x 24 cm Glasplatten oder kleiner? Dieter

Hänge mal ein älteres Bild von 3/4 mit an.

http://img818.imageshack.us/img818/6346/scannen0001h.jpg



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:02:08:23:22:38.
Hallo Dieter ,
alle Formate von ganz klein bis ganz groß , auch 18x24 .Wenn Du vor hast , Glasplatten zu digitalisieren , maile mich mal an .Ich gebe gerne meine Erfahrungen weiter und verrate auch gerne kleine Kniffs , damit es gelingt .Alles hört sich schwieriger an , als es letztendlich ist .

Glück auf
Wolfgang
Hach, Wolfgang und Joachim, da kann man so richtig ins Bild einsteigen und Details heraussuchen, so gut ist das "abfotografiert". Diese von Dir, Wolfgang, beschriebene Technik benötigt eben keinen Scanner und liefert trotzdem scharfe und gute Ergebnisse!

Als ich das Bild sah, erinnerte mich die Crefeld links im Bild an diese:

http://www.eisenbahnhobby.de/alsdorf/38-12_Lok9_Alsdorf_13-8-76_S.jpg

(Anna 9 am 13.8.76 in Alsdorf- Grube Anna)

Danke fürs Zeigen und Aufbereiten,

Martin
Joachim hat in seinem Beitrag auf dieses Bild hingewiesen [www.fotocommunity.de]. Um den Bezug zur Bundesbahn noch zu verstärken, schaut euch mal dieses Bild an: [www.fotocommunity.de]. Dort sehen wir den östlichen Bahnhofskopf des Wanne-Eickeler Hauptbahnhofes mit dem ehemaligen Rundschuppen links oben im Bild!

Und für eingeweihte Wanne-Eickeler: Auch der "Sandberg" an der O-W-III (jetzt: Berliner Straße) ist noch vorhanden.

Gruß

Georg Peter

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Hallo,

nur einfach DANKE! Bin in Herne grossgeworden.........

RuhrIndianer
Joachim Leitsch schrieb:
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> Die Anlage steht noch weitestgehend, wird aber
> gerade ausgeweidet und wird wohl bald dem Abbruch
> anheimfallen. Das Kraftwerk ist nach wie vor in
> Betrieb und wird mit Kohlen versorgt

Wer sich dafür Interessiert, sollte mal dort vorbei schauen:

[forum.bauforum24.biz]

(im selben Forum gibt es auch noch andere Pütt-Abbrüche, Walsum, Fürst Leopold und 80er-Jahre Westfalen fallen mir grade direkt ein)

Grüße

-chriz

--
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Huh, Chriz,

das ist aber für Montanliebhaber ein schauderhaftes Forum *schüttel* Da bekommt man ja echt das ärme Dier... :(

RUHRKOHLE - Sichere Energie

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Ja, in der Tat, aber ich finde die detaillierten Abriss- aber auch Bauberichte schon ganz Interessant; so kann z.B. der ganze Baukomplex Limbecker Platz und auch das neue TK-Quartier gut nachverfolgt werden.

Grüße

-chriz

--
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