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Dieselhochburg Oldenburger Münsterland 1977 bis 1995 – Prolog




Oldenburger Münsterland?



...werden sich jetzt einige fragen, und dabei eher an das im westfälischen liegende Münsterland denken, denn an diese Region, die heute das Gebiet der beiden Landkreise Cloppenburg und Vechta umfasst. Dabei liegen sie eigentlich gar nicht so verkehrt, wie ein Blick in die Geschichte des Oldenburger Münsterlands (oder auch Oldenburgisches Münsterland) zeigt:

Zum Ende des 14. Jahrhunderts eroberte der münstersche Landesherr das bis dahin zu Tecklenburg gehörige Amt Cloppenburg und gliederte es im Jahre 1400 dem Hochstift Münster ein. Fortan gehörten beide nun in einer Hand vereinigten Ämter zum Niederstift Münster, über das der Bischof von Münster ab 1668 auch die kirchliche Hoheit ausübte. 1803 erlangte der protestantische Herzog von Oldenburg in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses die staatliche Macht über die Ämter Cloppenburg und Vechta, während der Bischof von Münster geistliches Oberhaupt der vorwiegend katholischen Bevölkerung blieb. Dazu unterhält er von 1820 bis heute in Vechta ein bischöfliches Offizialat. Bis 1919 blieb das Oldenburger Münterland Teil des Herzogtums Oldenburg. Ergänzung durch User "guardian71": Nachdem im November 1918 der Großherzog, wie alle Reichsfürsten und der Kaiser, abgedankt hatte, wurde aus dem Großherzogtum Oldenburg der Freistaat Oldenburg. Dieses - nunmehr demokratische - Reichsland umfasste natürlich auch das Oldenburger Münsterland. Im Jahre 1946 wurde der Freistaat Oldenburg (ohne Eutin und das Birkenfelder Land) Teil des von den Briten gegründeten (Bundes-) Landes Niedersachsen. Innerhalb Niedersachsens bildete das ehemalige Land Oldenburg den Bezirk Oldenburg, bis dieser 1977 in dem größeren Bezirk Weser-Ems (mit den Bezirken Osnabrück und Aurich) aufging.



Da Preußen noch keinen Nordseehafen besaß, erwarb man mit Unterzeichnung des „Jade-Vertrag“ am 20. Juli 1853 vom Herzogtum Oldenburg ein 313 Hektar großes Areal am Jadebusen, welches die beiden Kirchspiele Heppens und Teile von Neuende umfaßte. Man begann umgehend mit Planung und Bau der Anlagen des Marinehafens Heppens, der eigentlich den Namen „Zollern am Meer“ bekommen sollte. Am Tag der Einweihung, am 17. Juni 1869, ist dann in einem Dokument erstmals der Name Wilhelmshaven erwähnt.

Eine Anekdote am Rande: Der Verfasser der Urkunde, Hafenbaudirektor Goeker, hatte den Namen Wilhelmshaven nach norddeutschem Brauch mit „v“ geschrieben. In Berlin korrigierte man den vermeintlichen Fehler in Wilhelmshafen. Am Gründungstag bemerkte Goeker die Änderung und wandte sich über General van Roon an König Wilhelm I. von Preußen, der sodann befahl, das „v“ wieder einzusetzen.

Mit dem Bau dieses Hafens war es nun zwingend notwendig geworden Wilhelmshaven auf der Schiene mit dem Ruhrgebiet zu verbinden, auch da Preußen sich gegenüber dem Herzogtum Oldenburg verpflichtet hatte eine solche Verbindung zu bauen, oder aber 1 Million Reichstaler Strafe zu zahlen. Erste Planungen gingen bis ins Jahr 1850 zurück, in deren Folge unterschiedliche Trassenverläufe entworfen wurden, wobei ein nicht unerhebliches Interesse an einer Führung der angedachten Bahnlinie Paris - Hamburg über oldenburgisches Territorium bestand. Als jedoch beim Bau der nunmehr Hamburg - Venloer Eisenbahn das Herzogtum nicht einmal berührt wurde, forcierte man eigene Pläne zum Bau einer Eisenbahnstrecke in Nord-Süd-Richtung, obwohl mit der Linie Oldenburg – Bremen bereits ein Anschluß an das Eisenbahnnetz bestand.


Bild 01: 216 152 (Bw Oldenburg) zieht am 19. Februar 1985 einen Behelfspackwagen der Bauart MDyg 986 von einem in Oldenburg Hbf eingefahrenen Zug ab:

https://abload.de/img/216152oldenburghbfii008kvr.jpg


Bild 02: Am 19. April 1979 steht 220 051 (Bw Oldenburg) mit dem N 7342, Oldenburg – Osnabrück, abfahr-
bereit in Oldenburg Hbf. Es laufen erste Vorarbeiten zur Elektrifizierung der Strecke Bremen – Oldenburg an:


https://abload.de/img/220051oldenburghbf04-fdjzv.jpg




Die Planungen sahen eine Linienführung über Wildeshausen und Vechta, alternativ über Quakenbrück nach Osnabrück vor. Dort sollte ein Anschluss an die Köln-Mindener Eisenbahn erfolgen. Der Osnabrücker Handelsverein versuchte nun mit Unterstützung von Quakenbrück, Bersenbrück und Bramsche eine Linienführung über deren Gebiete zu realisieren. Da Preußen zunächst Sorge trug, die Strecke könnte in Konkurrenz zur gerade erst in Betrieb genommenen Hamburg-Venloer Eisenbahn treten, war es zunächst nicht bereit eine Linienführung über sein Territorium zuzulassen, geschweige denn, die Bauarbeiten durchzuführen. Erst im Jahre 1873 erfolgte die Zustimmung.


Bild 03: Am 25. Mai 1990 läuft 216 153 (Bw Oldenburg) mit dem E 3278, Wilhelmshaven – Osnabrück in den Bf Cloppenburg ein. Ist das nicht Pfanni?

https://abload.de/img/216153cloppenburgbf059qk56.jpg


Bild 04: Mit dem E/N 3925, Wilhelmshaven – Osnabrück, hat die 216 055 (Bw Oldenburg) gerade den Bf
Quakenbrück verlassen. Zwischen Oldenburg und Cloppenburg verkehrte dieser Zug als Nahverkehrszug


https://abload.de/img/216055quakenbrueckii01tkg7.jpg




Bereits 1870 hatte der oldenburgische Landtag den Bau der oldenburgischen Südbahn bis Quakenbrück und 1871 die Verlängerung bis Eversburg an der hannoverschen Westbahn vor den Toren Osnabrücks beschlossen. Auf Grundlage eines Vertrages vom 11. März 1873 wurde noch im Juni des Jahres mit dem Bau der Bahn nach Quakenbrück, seinerzeit Grenzstadt zwischen der preußischen Provinz Hannover und dem nunmehr Großherzogtum Oldenburg, begonnen, deren Eröffnung am 15. Oktober 1875 statt fand. Am 30. Juni 1876 war auch der Abschnitt bis Eversburg fertiggestellt und einen Tag später fuhr erstmals eine Lokomotive über die Gesamtstrecke. Die offizielle Eröffnung erfolgte zum 15. November 1876. Mit 108,1 Kilometern Länge war sie die längste Strecke der „Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn“ (G.O.E.).



Bild 05: Bei Talge-Langen, ehemals Haltepunkt nördlich von Bersenbrück gelegen, ist die 211 064
am Abend des 25. Mai 1990 mit dem Ng 65892, Cloppenburg – Osnabrück, unterwegs:


https://abload.de/img/211064talge-langeniii2zjz2.jpg




Obwohl auf dem südlichen Abschnitt über preußisches Gebiet verlaufend, gehörte die Gesamtstrecke einschließlich des Personals und des Bahnhofes Eversburg der G.O.E., was Spötter gerne mit „Ganz Ohne Eile“ betitelten. Mit Auflösung der Länderbahnen wurde aus dem Streckennetz der G.O.E. die Rbd Oldenburg gebildet. Nach deren Auflösung am 01. Januar 1935 gelangten die Strecken zur Reichsbahndirektion Münster und nach deren Auflösung schließlich am 01. Januar 1975 an die Bundesbahndirektion Hannover.


Bild 06: Am 13. Juni 1993 ist die 216 055 (Bw Oldenburg) mit dem E 7351, Osnabrück – Wilhelmshaven, bei Heeke unterwegs:

https://abload.de/img/216055heeke06-93v0k7d.jpg




1885 wurde eine Zweigstrecke zwischen Ahlhorn und Vechta in Betrieb genommen (Einstellung Pv 1949, Gv bis Schneiderkrug 1967) und 1888 von Vechta nach Lohne (Oldbg.) verlängert. Am 01. Mai 1898 wurde der Abschnitt Vechta – Wildeshausen – Delmenhorst und am 01. November 1899 der Abschnitt Lohne (Oldbg.) - Neuenkirchen (Oldbg.) dem Betrieb übergeben. Am 01. Mai 1900 war dann die gesamte Strecke bis Hesepe befahrbar, wo Anschluss an die Südbahn bestand.


Bild 07: 211 015 fährt am 10. Juni 1989 mit dem samstäglichen N 8328, Delmenhorst – Bramsche, den Bf Goldenstedt ein:

https://abload.de/img/211015goldenstedtii06l7j8t.jpg


Bild 08: Am 09. August 1995 verlässt 216 059 mit dem RB 8328, Delmenhorst – Osnabrück,
den Bf Lohne in Oldenburg. Links 360 502 mit dem Nahgüterzug von Vechta nach Bramsche:


https://abload.de/img/216059-360502lohneolddokhd.jpg


Bild 09: Auf den letzten Kilometern zwischen Hesepe und Bramsche teilen sich „Hasenbahn“ und Südbahn ein Gleis.
Dort ist am 30. Dezember 1981 eine 4-teilige 624-Garnitur als N 8332, Delmenhorst – Osnabrück, unterwegs:


https://abload.de/img/6246xx-9244xx-9244xx-2qkim.jpg


Bild 10: 211 066 steht am 28. November 1989 mit dem Ng 65340, Bramsche – Osnabrück, im Ausgangsbahnhof zur Abfahrt bereit:

https://abload.de/img/211066bramschebfii11-bkjzq.jpg


Bild 11: Am 19. März 1995 war die Strecke zwischen Halen und Osnabrück-Eversburg wegen Gleisbauarbeiten gesperrt. Daher kam es zu
dieser Ansammlung von Fahrzeugen im Bf Bramsche, da dort an diesem Wochenenede alle Kurse Richtung Süden endeten. 624 624 und
624 507 waren als E 7332 und E 7339 von bzw. nach Oldenburg in Bramsche zu sehen, während 216 061 für den E 7338 bereitstand:


https://abload.de/img/216061-624624-624507bm1jtr.jpg




Die Oldenburger Südbahn war gleich für den zweigleisigen Ausbau trassiert worden, jedoch wurden nur wenige Abschnitte entsprechend hergerichtet. Eine Streckenbeschreibung von 1915 nennt die Abschnitte Oldenburg – Oldenburg-Rangierbahnhof und Achmer – Halen zwischen der Kanalbrücke (km 97.9) und dem Bf Halen. Bald darauf muss der Abschnitt Bramsche – Achmer mit der anschließenden Ems-Weser-Kanal–Querung (heute Mittellandkanal) hinzugekommen sein. Nach Zerstörung der Brücken im Zweiten Weltkrieg wurde der Abschnitt Achmer – Halen nur noch eingleisig betrieben. In der Neuzeit waren es die Abschnitte Oldenburg – Sandkrug und Bramsche – Achmer. Nimmt man die ehemalige Hannoversche Westbahn hinzu, muss auch der Abschnitt Eversburg – Osnabrück Hbf genannt werden. Inzwischen wird der Abschnitt Oldenburg Rbf – Sandkrug wieder eingleisig betrieben.


Bild 12: Auf dem 2-gleisigen Abschnitt zwischen Achmer und Bramsche ist hier die 220 038 (Bw Oldenburg) mit dem E 2735,
Köln – Osnabrück – Wilhelmshaven, unterwegs. Der Zug führt an diesem Tag zwei zusätzliche Silberlinge an der Zugspitze. Da-
hinter ein noch nicht modernisierter MDyg 986, gefolgt von einem ABüe, einem Byl, einem ABnb und einem weiteren Byl-Wagen:


https://abload.de/img/220038achmer01-79spjgn.jpg




Als Zweigstrecken entstanden in der Folge die bereits erwähnte Stichbahn von Ahlhorn nach Vechta (-Lohne), Cloppenburg – Friesoythe (sprich Frieseuthe) – Ocholt, Vechta – Cloppenburg, Essen – Löningen – Lewinghausen (Anschlu? an die Meppen – Haselünner Eisenbahn) und die Kleinbahn Ankum – Bersenbrück. Daneben die nicht mit der G.O.E. verbundene schmalspurige Kleinbahn Lingen – Berge – Quakenbrück, als auch die zunächst schmalspurige Tecklenburger Nordbahn, die auf den letzten Metern parallel zur Strecke Oldenburg – Osnabrück in den oldenburgischen Teil des Bahnhofs Eversburg führte. Bis auf Ahlhotn – Vechta entstanden diese Zweigstrecken alle erst nach der Jahrhundertwende. Wichtigster Anschluss war jedoch am 01. Juli 1879 die Strecke von Oberhausen über Rheine nach Quakenbrück, die die ersehnte Verbindung Wilhelmshavens mit dem Ruhrgebiet herstellte. Betrieben wurden davon Anfang der 90er Jahre im Güterverkehr noch die Strecken Vechts – Schneiderkrug, Essen – Lewinghausen (durch MHE), Ankum – Bersenbrück (durch DB) und die seit 1935 normalspurige Tecklenburger Nordbahn, nun als Regionalverkehr Münsterland firmierend.


Bild 13: Bei Sögeln, kurz vor der Einmündung in die Südbahn, ist die 211 014 am 28. Oktober
1989 mit dem nur Samstags verkehrenden N 8328, Delmenhorst – Bramsche, unterwegs:


https://abload.de/img/211014soegelnii10-8952k71.jpg




In Hesepe mündete dann die als einspurige Nebenbahn betriebene Strecke aus Delmenhorst (im Volksmund auch als „Hasenbahn“ oder „Schusterbahn“ bezeichnet) in die Südbahn ein. Auch sie wies lange Zeit einige Zweigstrecken auf. Neben den beiden bereits bei der Südbahn erwähnten Strecken von Ahlhorn nach Vechta (-Lohne) und Vechta – Cloppenburg, waren das die Kleinbahn Lohne – Dinklage (1904 - durch G.O.E.) und die Strecke von Holdorf nach Damme (01. Mai 1900 – ebenfalls durch die G.O.E.), die 1915 Anschluss an die Wittlager Kreisbahn nach Bohmte erhielt. Neben Vechta – Schneiderkrug wurden zu Beginn der 90er-Jahre noch die Strecken von Lohne nach Dinklage (als Bahnhofsgleis des Bf Lohne) und von Holdorf nach Damme bedient.

Als ich um 1976 erstmals mit der Strecke in Berührung kam, lag der Dampfbetrieb schon in den letzten Zügen. Ich kann mich noch ein oder zweimal an die Ankunft des morgendlichen mit einer Rheiner 042 bespannten Zuges aus Quakenbrück im Osnabrücker Hauptbahnhof erinnern, aber kurze Zeit später war damit Schluß. So lernte ich die beiden Strecken dann ausschließlich mit Dieselbetrieb kennen. Stars waren für uns natürlich die 220, insbesondere die fünf Vorserienloks, und die größeren Schwestern der Baureihe 221, welche noch bis 1982 vor nahezu allen auf der „Südbahn“ verkehrenden Zuggattungen zum Einsatz gelangten. Danach waren es die 211 und die 624/634, die uns besonderz reizten.

Neben Nahverkehrs- und Eilzugen verkehrte zeitweilig auch ein Bundeswehrwochenendurlauberzugpaar als D-Zug zwischen Oldenburg/Ahlhorn und dem Ruhrgebiet. Zugloks vor den Reisezügen waren 211/212, 216 und anfangs auch noch 220 und 221. Dazu Nahgüterzüge zwischen Oldenburg und Osnabrück, zwischen Vechta bzw. Cloppenburg und Osnabrück, sowie zwischen Bramsche und Osnabrück, Schwefel-Ganzzüge von Großenkneten, sowohl in Richtung Oldenburg, als auch in südliche Richtung. Letztere waren oft mit „Osnabrücker-V 200“ bespannt, wie wir die echten 211-Doppeltraktionen nannten. Diese Schwefelzüge gingen dann von Osnabrück weiter nach Leverkusen, Ludwigshafen und Frankfurt/Höchst oder auch nach Barenburg (b. Sulingen) und in die Niederlande. Von und zu den Tanklagern in Hesepe und Bartmannsholte verkehrten fallweise mit 216 bespannte Kesselwagenganzzüge. Vor den Güterzügen kamen neben 211, 216, 220 und 221 auch 290/291 und später 360/361 zum Zuge. Hinzu kamen noch Übergaben z.T. mit Kleinloks. Die Nahverkehrszüge wurden mit 211, 212, 216, 220 und 624/634 bespannt.


Bild 14: 220 074 (Bw Oldenburg) durcheilt im Herbst 1980 mit dem E 3275, Osnabrück – Oldenburg, den Bf Osnabrück-Eversburg:

https://abload.de/img/220074osnabrueck-everpkjcs.jpg


Bild 15: Selten waren Zugkreuzungen im Bf Osnabrück-Eversburg. Am 19. Februar 1985 muss „mein“ leicht verspäteter E 3671,
Bielefeld – Osnabrück – Wilhelmshaven, in Eversburg die Kreuzung mit dem im Plan liegenden und mit 216 059 (Bw Oldenburg)
bespannten N/E 3272, Oldenburg – Osnabrück, abwarten. Eigentlich hätte der E 3671 die Kreuzung im Bf Halen abwarten sollen:


https://abload.de/img/216059osnabrueck-ever3ejom.jpg




Ende der 80er-Jahre herrschte beim Bw Osnabrück oftmals ein Mangel an betriebsfähigen 624/634. Neben der großen Modernisierungsaktion waren Brandstiftung und vor allem Bahnübergangsunfälle der Grund dafür, dass der Einsatzbestand teilweise nicht für die bereits reduzierten Umläufe ausreichte. Dann koppelte man einzelne Tage aus den Umläufen aus und ließ diese mit lokbespannten Zügen verkehren.


Bild 16: Eine solche Triebwagenersatzleistung war am 05. Dezember 1990 der N 8332, Del-
menhorst – Osnabrück, der von 211 014, zwei BDyg 532 und einem AByl 411 geleistet wurde:


https://abload.de/img/211014-bdyg-abyl-bdyg5zk1o.jpg



Anfangs bestanden die Eilzüge überwiegend noch aus Silberlingen und Behelfspackwagen der Bauart MDyg, später mischten sich mehr und mehr Abteilwagen darunter. In den Nahverkehrszügen sah man neben Silberlingen und Mitteleinsteigswagen auch 4-achsige Umbauwagen, auch hier später Abteilwagen und nach 1990 sogar DR-Wagen, teilweise wild gemischt. Die Interessantesten Garnituren waren eigentlich zu Beginn der 90er-Jahre immer die fallweise eingesetzten Triebwagen-Ersatzzüge, wenn bei Mangel an 624/634 einige Kurse durch lokbespannte Züge ersetzt werden mussten. Aber was schreibe ich mir hier die Finger fransig. Das könnt ihr alles in den nächsten Wochen und Monaten hier selber sehen.


Bis dahin – natürlich im HiFo

Rolf Köstner




Quellen:

Hülsmann, Lothar H. „125 Jahre Eisenbahn in Osnabrück“ EK Verlag, Freiburg 1982

Hülsmann, Lothar H. „Die Zeit der Deutschen Bundesbahn in und um Osnabrück 1949-1994“ Verlag A. Staperfeld, Osnabrück 2003

[www.laenderbahn.info]

Diverse Monatshefte

u.a.

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Ich bin ein Boomer!




8-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:03:16:16:10:05.
Sehr schöner Beitrag!
Ach wäre ich doch älter hehe
Weiterso
Grüße Matthias

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/603551
[www.facebook.com]

Re: Dieselhochburg Oldenburger Münsterland 1977 bsi 1995 – Prolog (m16B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 17.08.10 17:15

Unglaublich! Vielen Dank für die interessanten und schönen Bilder!

Besonders ansehnlich das Bild aus Cloppenburg. Wenn man bedenkt, was dort Anfang der 90er noch los war und daß der Bahnhof erst vor Kurzem so stark "zurechtgestutzt" wurde....
Noch schlimmer erging es dagegen den gezeigten Bahnhöfen Goldenstedt und Lohne.

Bei dem Nahgüterzug handelt es sich doch bestimmt um die Übergabe nach Dinklage?

Hast Du vielleicht auch Fotos von oder Informationen über die zuletzt stattgefundenen Verkehre auf den Cloppenburger Gütergleisen?
Aber Hallo...
sehr interessante Fotos aus dem Raum Oldenburg und nicht nur aus dem von den "echten" Oldenburgern nicht unbedingt so geschätzten Münsterland. Dazu folgende Info: Südlich der überwiegend protestantischen Stadt Oldenburg (in Oldenburg) gibt es eine krasse "Religionsgrenze", die Landkreise Cloppenburg und Vechta sind annähernd zu 90% katholisch, was man auch an den Wahlergebnissen ablesen kann.
Zum 3. Bild mit dem "Pfanni"-Silo in der Nähe des Bf. Cloppenburg der Hinweis, dass dieser Koloss da auch heute noch steht, und zwar auch noch mit der Reklame.

Freue mich schon auf weitere Folgen zu den Strecken um Oldenburg (insb. Richtung Osnabrück).
Grüße
Nordlicht
Bestes Bild:

E 2735 im Schnee mit hochinteressanter Wagen-Garnitur! - Alles andere als heutiger "Einheitsbrei"!

Gruß

nordic



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:08:17:17:55:00.

Tolle Bilder!

geschrieben von: Thomas Woditsch

Datum: 17.08.10 17:50

rolf koestner schrieb:
-------------------------------------------------------

Besonders gut gefällt mir

E 7351, Osnabrück – Wilhelmshaven,

mfg

Thomas

Super Bilder und super hist. Hintergrund

geschrieben von: Konrad Dorner

Datum: 17.08.10 22:14

Es ist immer wieder schön, wenn man solche Bilder sehen kann, aber davor etwas über die angesprochene Landschaft erfährt. Vielen Dank dafür.

Das ist ja mal wieder ein grandioser Auftakt!

geschrieben von: Djosh

Datum: 18.08.10 00:52

Ich hoffe auf viele Fortsetzungen ;-)

Grüße,
Georg

https://doku-des-alltags.de/banner/DSObanner01.jpg

April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)

Re: Das ist ja mal wieder ein grandioser Auftakt!

geschrieben von: Hansatrasse

Datum: 18.08.10 08:54

Definitiv!

Hat jemand ein aktuelles Vergleichsbild vom Bahnhof Cloppenburg?
Der wurde ja ziemlich verändert was seine Gleisinfrastruktur angeht. Als ich das letzte mal da war (letztes Jahr im Sommer) endete ein Gleis noch am neuen nördlichen Bahnsteigrand. Das fand ich mächtig verwirrend!

Übrigens ist Pfanni immernoch in CLP!

Aber wie geschrieben, schöner Beitrag!
Hallo Rolf,

gerade weil dieser Fleck für mich eine völlige terra incognita darstellt, gefällt mir Dein Prolog, der auf mehr Hoffnung gibt.

Gruß, Thomas
... Rolf, aber ich bin sehr gespannt, was Du uns hier präsentieren willst. Der Prolog macht schon mal Freude!

Aber nun zu den Anmerkungen.

rolf koestner schrieb:
-------------------------------------------------------
> Da Preußen noch keinen Nordseehafen besaß, erwarb
> man mit Unterzeichnung des „Jade-Vertrag“ am 20.
> Juli 1853 vom Herzogtum Oldenburg ein 313 Hektar
> großes Areal am Jadebusen, welches die beiden
> Kirchspiele Heppens und Neuende umfaßte.

Heppens und Teile von Neuende; Grund für die Planung eines Marinehafens war die Schutzlosigkeit der deutschen Küsten und Häfen im deutsch/dänischen Kriege 1848/50 gegen Invasion und Blockade.


rolf koestner schrieb:
-------------------------------------------------------
> Man begann umgehend mit Planung und Bau der Anlagen
> des Marinehafens Heppens, der eigentlich den Namen
> „Zollern am Meer“ bekommen sollte. Am Tag der
> Einweihung, am 17. Juni 1869, ist dann in einem
> Dokument erstmals der Name Wilhelmshaven erwähnt.

Es werden da wohl unterschiedliche Geschichten zur Namensgebung kolportiert, siehe, auch für die Anmerkungen oben
- Koop/Mulitze, Die Marine in Wilhelmshaven, Bernard & Graefe 1987
- Löffler, Die Eisenbahn in Wilhelmshaven und ihre historische Verflechtung mit Stadt und Marine; in: Adrian, Wilhelmshavener Histörchen rund um den alten Bahnhof, Wilhelmshavener Zeitung 1997
- Löffler, Die Eisenbahn in Oldenburg, EK-Verlag 1999


rolf koestner schrieb:
-------------------------------------------------------
> Mit Auflösung der
> selbigen [G.O.E.] im Jahre 1918 gelangte die Strecke zur
> Reichsbahndirektion Oldenburg,

Mit Auflösung der Länderbahnen wurde aus dem Streckennetz der G.O.E. die Rbd Oldenburg gebildet.


rolf koestner schrieb:
-------------------------------------------------------
> Die Oldenburger Südbahn war gleich für den
> zweigleisigen Ausbau trassiert worden, jedoch
> wurden nur wenige Abschnitte entsprechend
> hergerichtet. Eine Streckenbeschreibung von 1915
> nennt die Abschnitte Oldenburg –
> Oldenburg-Rangierbahnhof und Achmer – Halen
> zwischen der Kanalbrücke (km 97.9) und dem Bf
> Halen. Bald darauf muss der Abschnitt Bramsche –
> Achmer mit der anschließenden
> Rhein-Weser-Kanal–Querung (heute Mittellandkanal)
> hinzugekommen sein.

Offizielle Bezeichnung des Kanals war damals Ems-Weser-Kanal, dessen Fortführung in Richtung Osten dann als Mittellandkanal bezeichnet wurde, siehe "Zentralblatt der Bauverwaltung": [volltexte.kobv.de]
Nach der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Eisenbahn Quakenbrück - Bramsche - Osnabrück (Staatsarchiv Osnabrück Dep 59b Bramsche Nr. 1752) erfolgte der zweigleisige Ausbau zwischen Bramsche und Halen 1913!
Weitere zweigleisige Abschnitte waren (nach einigen älteren Karten) Oldenburg Hbf - Sandkrug und Essen i.O. - Quakenbrück.

Beste Grüße
Hartmut

Dieser Prolog macht Appetit auf mehr! (o.w.T)

geschrieben von: Michael P

Datum: 18.08.10 13:05

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Antworten:

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 18.08.10 14:30

Zunächst euch allen einmal recht herzlichen Dank für die positiven Reaktionen! Die nächste Folge wird entweder am Donnerstag oder am Freitag online gehen. Neben Bildern aus Delmenhorst, Wildeshausen, Rechterfeld und Lutten, sowie einem Vorgriff auf Lohne (Oldbg.), wird der Bahnhof Goldenstedt einen Schwerpunkt bilden.


@ Thomas79. Goldenstedt und Lohne bilden Schwerpunkte im Rahmen der "Hasenbahn", Lohne - Dinklage wird auch behandelt. Cloppenburg habe ich nur bis 1995.

@ nordlicht2: Schwarz wie die Nacht! "Entweder es regnet oder die Glocken läuten" - diese eigentlich auf Paderborn und das Münsterland bezogene Aussage läßt sich problemlos auch auf das Oldenburger Münsterland übertragen.

@ nordicocean: Solche Züge habe ich auch geliebt!

@ Thomas Woditsch: Eben Epoche IV pur.

@ Konrad Dorner: Ihr sollt ja auch am Ende sagen können: "Bei Rolf, da haben wir was gelernt!" ;-)))

@ djosh: Keine Sorge...

@ Hansatrasse: Will ich gar nicht sehen :-( War 1995 letztmalig in Cloppenburg, da war noch alles da...

@ Würzburger: Man soll die Hoffnung nie aufgeben!

@ Hartmut: Mit so etwas hatte ich schon gerechnet, zumal Dein Auftritt auf sich warten ließ. ;-)
Die Passage zur Direktion Oldenburg habe ich schon entsprechend eingearbeitet. Was den Rhein- bzw. Ems-Weser-Kanal anbelangt schwanke ich noch, habe aber schon mal "Rhein" durch "Ems" ersetzt.
Eventuell verhält es sich mit dem Rhein-Weser-Kanal in etwa wie mit dem Rhein-Main-Donau-Kanal, der in Karten zwar als Main-Donau-Kanal verzeichnet ist, offiziell aber auch als "Rhein-Main-Donau-Kanal" bezeichnet wird, da er eben Rhein mit Schwarzem Meer verbindet?
Wurde Bramsche - Halen vielleicht in Abschnitten zweigleisig ausgebaut? Eventuell dauerte der Bau der Kanalbrücke länger, so dass sich das letzte Stück bis 1915 verzögerte? Wäre nur so eine Idee. Dass Quakenbrück - Essen i.Oldbg. mal zweigleisig gewesen sein soll, höre ich zum ersten Mal. Oldenburg - Sandkrug habe ich im Text erwähnt.



Bis neulich

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:08:18:14:31:15.

Re: Antworten:

geschrieben von: vierundvierzig

Datum: 19.08.10 15:21

Hallo Rolf!

Ich finde, daß der Zug auf Bild 5 für die 211 ganz schön lang ist. War hinten noch eine zweite Lok dran oder waren die Waggons alle leer, denn die Länge des Zuges sagt ja nicht unbedingt etwas über das Gewicht aus.

Danke!

mfg 44

Das war ein ganz normaler Nahgüterzug...

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 19.08.10 16:37

...von Cloppenburg nach Osnabrück, da war keine weitere Lok beteiligt. Es waren sicher auch einige Leerwagen bei, aber im großen und ganzen sind die in und um Cloppenburg beladen worden. Solche Zuglängen waren damals normal, auch für 211. Bis auf die Rampen zum Mittellandkanal waren es ausgesprochenen Flachlandstrecken. Unabhängig davon: Eine Reihe von 211 hatten damals schon einen 1350 PS-Motor, waren de facto also 212er. Aber da wurde in Osnabrück einsatzmäßig nicht unterschieden.


Bis neulich

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!

Re: Das war ein ganz normaler Nahgüterzug...

geschrieben von: vierundvierzig

Datum: 20.08.10 07:45

Danke Rolf!

Schönes Wochenende!

mfg 44
Zitat
1803 erlangte der protestantische Herzog von Oldenburg in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses die staatliche Macht über die Ämter Cloppenburg und Vechta, während der Bischof von Münster geistliches Oberhaupt der vorwiegend katholischen Bevölkerung blieb. Dazu unterhält er von 1820 bis heute in Vechta ein bischöfliches Offizialat. Bis 1919 blieb das Oldenburger Münterland Teil des Herzogtums Oldenburg.
Moin,

Super Bericht, den historischen Teil möchte ich noch kurz ergänzen, daher das Hervorkramen dieses zeitlosen Threads.

Nachdem im November 1918 der Großherzog, wie alle Reichsfürsten und der Kaiser, abgedankt hatte, wurde aus dem Großherzogtum Oldenburg der Freistaat Oldenburg. Dieses - nunmehr demokratische - Reichsland umfasste natürlich auch das Oldenburger Münsterland. Im Jahre 1946 wurde der Freistaat Oldenburg (ohne Eutin und das Birkenfelder Land) Teil des von den Briten gegründeten (Bundes-) Landes Niedersachsen. Innerhalb Niedersachsens bildete das ehemalige Land Oldenburg den Bezirk Oldenburg, bis dieser 1977 in dem größeren Bezirk Weser-Ems (mit den Bezirken Osnabrück und Aurich) aufging.

Die Verwaltung der Eisenbahn verlief, wie schon eingangs geschildert, ab 1935 - mit Auflösung der Direktion Oldenburg - nicht mehr parallel zur politischen Entwicklung.

Beste Grüße
Mark