Hallo,
der Vater meines Bekannten, der auch die Kriegskarte von 1914 ausgegraben hat, war Straßenbahnfahrer in Darmstadt. Um 1974 sehen wir ihn hier mit Triebwagen 96 und unbekanntem Beiwagen an der Wagenhalle auf den Pendel-Zweiachser der Linie 9A (im Bildhintergrund zu erkennen) an der Griesheimer Wagenhalle warten.
Es gab einen Griesheimer Oberkontrolleur, der bei manchen Fahrern nicht allzu beliebt war. Sein Wohnhaus befand sich auf der einen Straßenseite der Wilhelm-Leuschner-Straße, auf der anderen Straßenseite hatte er seinen Garten. Immer dann, wenn er den Garten bewässern wollte, zog er einen Schlauch über die Hauptstraße und damit natürlich auch über die Schienen des Kurzpendels Linie 9A. Die Fahrer, die mit ihm klarkamen, klingelten rechtzeitig, damit er den Schlauch einrollen konnte. Es gab aber auch andere, die nicht klingelten. So mußte er sich ab und an einen neuen Schlauch kaufen.
Am 25. September 1976 war Schluß mit der Pendelei, die Linie 9 konnte durchgängig bis zur Endhaltestelle verkehren. Anläßlich der Einstellung des Pendelverkehrs fuhren auch einige Fotografen auf Wagen 68 mit (wie der freundliche Herr links), die dem Triebwagenführer (stehend, ist ja ein 20er Jahre Modell) über die Schulter schauten. Ende September wird es gegen sechs Uhr abends dunkel, also sehen wir leider von der Außenwelt nichts:
Es wird der letzte Kurs gewesen sein, Wagenhalle ab 20.05, Schule an 20.08, Schule ab 20.08, Wagenhalle an 20.11. Wozu die Hektik beim Umsetzen entwickelt wurde, muß man nicht verstehen, zumal die nächste Anschlußbahn zum Ostbahnhof erst um 20.37 losfuhr. Hier der Sommerfahrplan 1975:
Wagen 68 wurde anschließend an eine Diskothek in der Darmstädter Innenstadt verkauft und dort im Eingangsbereich verbaut. 1996 wurde er verschrottet.
Zugegeben - die Bildqualität ist nicht überwältigend. Aber es sind einmal andere Blicke auf den Betrieb als üblich.
Edit: danke für den Hinweis auf die Wagenhalle, nicht Wartehalle.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:07:17:23:00:40.