Sehr geehrte Herren Kohle, Ytracks und Larsen,
werte Freunde türkischer Dampfeisenbahnen!
Ich bin beeindruckt von Euren Erkenntnissen und Eindrücken, allein schon deshalb, weil wir alle zusammen die platte Weisheit unterstreichen, dass Reisen bildet. Ganz gleich, ob unsere damals wie heute frei von Sozialprestige gewonnenen Erkenntnisse weitere Gleichgesinnte in verschrobenen Zirkeln beglücken.
In Balikesir und Usak habe ich auch aufgeschnappt, dass die Frontscheinwerfer nicht aus Deutschland, sondern aus England stammen. Wie kräftig und weit der Lichtstrahl leuchtete und sinnvoll das alles war, weiß, wer einmal damit durch eine dieser mitunter sternenklarsten Nächte fahren musste und im vermeintlich einsamen Hochland die zahlreichen unbeschrankten Feldweg- wie Straßenübergängen (und die Pfeiftafeln zuvor) rechtzeitig einsehen musste. Auch das ein Nischenthema für sich: der Pfeifton und die Pfeifarien türkischer Dampflokomotiven.
Wie vieles wurde von der türkischen Staatsbahn vermutlich in den 1940er Jahren auch die Werkeordnung der DR in weiten Teilen übernommen. Als Indiz zeige ich aus der Betriebsmappe der 56504 das Rahmenmessblatt mit den Achslagerführungen von ihrer letzen Untersuchung 1986:
Als Pendant dazu die Werte der 55 2566 aus dem Raw Kaiserslautern vom 14. Februar 1939, allein, um die Nähe zum deutschen Formular zu dokumentieren:
Natürlich darf ein Foto der TCDD 56504 nicht fehlen. Ich habe eines aus Izmir Alsancak herausgesucht, wo die Forumskollegen offenbar auch gewesen sind. Vor dem Morgenzug nach Denizli wurde der Henschel-Direktlieferung am 31. August 1981 die 57025 vorgespannt, eine sogenannte “verlängerte G10“, aus dem Hause Krupp von 1937. Durchaus beachtenswert, schon damals, erschien uns das dort hinterstellte, folkloristisch-militärisch anmutende Wagenmaterial hinter dem vertrauten Flügelsignal.
Und um den Bogen von Steen Larsen mit seinem spannenden Bild von der mehrschichtigen, vieldeutigen Führerhausbeschriftung über den magischen Ort namens Turkmentepe bis zu Lichtmaschine und Frontscheinwerfer zu schlagen . . . Zwei Motive von der 56529, alias 52 6067 (oder?):
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Aus dem dunstigen Talgrund ist sie mit einer leichten Fuhre emporgestampft und nimmt in Turkmentepe Wasser: 56529 vor dem 1161 am 27. April 1989.
Steen Larsens Bilddokument von der nicht übereinstimmenden DR/TCDD-Nummerierung ist schon sehr speziell. 1983/84 war ich in Afyon und Dinar nicht nah dran genug an 56530, um ggf. dieses durchschimmernde historische Zeichen zu bemerken. Spontan lasse ich mich zu der These hinreißen, dass dieser Führerhaustausch einer jener Improvisationen geschuldet sein muss, wie sie so begnadet die türkischen Eisenbahner hinbekommen haben, um den Betrieb am Laufen zu halten.
In einen schönen Sommerabend möchte ich alle Betrachter mit dieser Aufnahme von 56529 aus Usak (8. Februar 1984) entlassen – einer ursprünglich deutschen Kriegslokomotive, wie sie, in die Türkei gelangt und eines langen harten Arbeitslebens sicher, strahlender, geschmückter und geradezu indianisch-kriegsbemalter kaum sein konnte:
Memnun oldum (sehr erfreut)
Buharli