Hallo zusammen,
zunächst erst ein Mal besten Dank für alle positiven Anmerkungen zu meinem
letzten Beitrag, insbesondere beim Thema Bildqualität freue ich mich über die doch mehrheitlich positive Resonanz. Ich mache daher weiter mit den Bildern aus dem Jahr 1970. Und, für Hartmut Riedemann: Nein, man sollte nicht fragen, wie groß der Zeitaufwand für die Aufarbeitung der Bilder war! :-)
In den Kommentaren zu dem o.g. Beitrag waren einige von Euch überrascht, dass ich meine Mutter zum fotografieren animieren konnte. Nun, sie hatte wohl keine Ahnung, wie sich mein junges Hobby noch ausweiten würde und was für Erwartungen noch an sie gestellt würden. Sie setzte das Fotografieren von Dampfloks nicht fort.
Nach dem erfolgreichen Besuch in Dillenburg plante ich zügig das nächste "Attentat". Nachdem in irgendeinem Lok Magazin dieser Zeit stand, dass es mit den alten Preußen langsam zu Ende geht, setzte ich Heilbronn und Aalen als anzustrebende Ziele ganz oben auf meine Wunschliste.
Was genau meine Mutter 4 Wochen später bewog, meinem Drängen nachzugeben, weiß ich nicht mehr, aber meine Mutter knüpfte die Erfüllung meiner Wünsche nur zu gerne an entsprechend gute Schulnoten, und diese waren im Vormonat wohl (noch!) gut. Ein anderer Grund war mit Sicherheit auch, daß in der Famliären Finanzplanung vor nicht all zu langer Zeit das Geld für einen Zweitwagen verfügbar war, und mit dem neuen VW Käfer bekam auch meine Mutter Lust auf Ausflüge.
Der 5. Juli 1970 war ein Sonntag. Wie gravierend sich die Wahl des falschen Wochentages auf die Ausbeute an Fotos auswirken kann, wurde mir erst nachher klar, ebenso wie die Ignorierung des Wetterberichts. Am Vormittag dieses 5. 7. machten sich also Mutter und Sohn bei bedecktem Himmel auf nach Heilbronn.
Kein Problem war die Anmeldung auf der Lokleitung. Ohne Begleitung durften wir ins Bw. Meine Mutter erkannte jedoch unmittelbar und mit einem leichten Anflug von Entsetzen, dass sie für diese rußgeschwängerte Atmosphäre und den vielerorts öligen Boden überhaupt nicht geeignet gekleidet war, und wartete in sicherer Entfernung beim Auto. Mir sollte es nur recht sein.
Vorab die Liste der angetroffen Loks, eigentlich gab es Dampfloks in Hülle und Fülle im Bw:
Leider standen alle P8 im Schuppen oder zwischen irgendwelchen anderen Loks eingezwängt - wo sie auch für den Rest der zur Verfügung stehenden Zeit blieben. So einfach war es nicht, ein paar alte Preußen zu knipsen, diese Erkenntnis hing mir noch lange nach, zumal sich die P8 auch in spären Jahren gerne vor meiner Kamera flüchteten, solange sie es noch aus eigener Kraft schafften. Die "Landplage" aus Bellingrodts und Maedels Zeiten wurde für mich zur Rarität...
Irgendwo muss man mit Fotografieren anfangen. Die Crailsheimer 023 084-7 köchelte im Freien vor sich hin und bekam den ersten 'Schuss' ab. Das wolkenverhangene Wetter ist unübersehbar.
Was war das? Eine 290 und eine 50er gingen zusammen auf die Reise, gekuppelt verließen sie das Bw Heilbronn.
Ich hatte in meinem jungen Leben noch nicht viele 64er gesehen. Um so mehr wunderte ich mich über die "Exotin" 064 079-7, die leider kalt an einem Prellbock stand, mit der durchgehenden Trittstufe an der Lokfront und den nach außen versetzten Lampen. Dahinter befand 038 959-3, die im übrigen auf meiner Sichtungsliste oben fehlt. 064 079-7 habe ich nie mehr wiedergesehen. 038 959-3 auch nicht.
Wenn schon nichts los war, konnte man wenigstens ungestört die Führerstände fotografieren. Mit 064 079-7 begann ich...
... und mit einer 44er oder 50er machte ich weiter. Ich vermute zwar 044 565-0, aber ich habe keine Notizen zu diesem Bild.
Hier ist die Crailsheimer 044 565-0 zu sehen, kalt abgestellt am Prellbock.
Plötzlich kam ein wenig Bewegung auf. 023 061-5 kam ins Bw. Auf der Grube...
... und bei der Fahrt von der Drehscheibe in den Schuppen. Eigentlich sollte die Lok ganz drauf, ich war zu langsam.
023 005-2 setzte alsbald über das Stumpfgleis zur Drehscheibe um:
050 227-8 war auch ins Heimat-Bw zurückgekehrt:
Anschließend machte ich einen Rundgang durch den Lokschuppen. Noch nie zuvor war ich durch einen knallvollen Rundlokschuppen gelaufen, es war eine unbeschreibliche Atmosphäre. Wer heute ins Süddeutsche Eisenbahnmuseum Heilbronn geht, erlebt die Örtlichkeiten hell und freundlich, mit gereinigten Scheiben, sauberem Boden und Wänden. Zu Dampfzeiten sah es völlig anders aus, und so schlich ich mit wachsender Begeisterung durch den dunklen, verrußten Schuppen und erklomm die eine oder andere Lok (was ich natürlich nicht sollte). Natürlich sah man mir meinen Ausflug später an, und Mutter legte erst einmal ein Handtuch auf die Sitze, bevor ich ins Auto steigen durfte. An der ersten Tankstelle, die wir anschließend fanden, wurde mir dann der ausgiebige Gebrauch von Wasser uns Seife befohlen.
Eine reine Verzweiflungstat war dieser Versuch, wenigstens eine P8 und einen Eindruck des Schuppenrundgangs mittels Blitzwürfel auf der Kodak Instamatic abzulichten. Es existiert bis heute kein Abzug, aber die digitale Bildbearbeitung machte es möglich, daß man etwas erkennt. Es handelt sich um 038 499-0.
Das letzte Schwarz-Weiß-Bild war der Kornwestheimer 193 012-2 vorbehalten.
Jetzt musste wohl oder über der Farbfilm eingelegt werden. (Hätte ich mal besser die 193 in Farbe fotografiert!)
Die einzige P8, die im freien Stand, war die z-gestellte 038 958-5. Oder war sie schon ausgemustert? Nebenbei: weiß jemand, welchem Zweck der kleine Schuppen im Hintergrund diente?
Nicht nur das Reglergestänge der 038 958-5 hatte bereits Rost angesetzt. Und das Fabrikschild des Kessels hatte auch schon einen Liebhaber gefunden.
044 558-5 war ins Bw gekommen und fasst Wasser. Warum ich sowohl den Mast als auch den Hobbykollegen ins Bild nahm - nun, entgegen einer kürzlich geäußerten Vermutung war auch mir das Fotografieren nicht in die Wiege gelegt worden. ;-)
Dieses Bild der Crailsheimer 023 021-9 im Gegenlicht vor der Heilbronner Lokleitung hatte ich schon einmal gezeigt. Ich hatte die Lok nicht von der Sonnenseite fotografiert, weil irgendetwas davor stand.
Zwei 50er, bereits aneinandergekuppelt, verliessen das Bw. Rechts wieder 044 565-0:
Das letzte Bild aus Heilbronn zeigt eine unbekannte 50er unter der Bekohlung.
Nach dem "Frust" mit den P8 hoffte ich auf etwas mehr Erfolg mit den Aalener 078ern. Das Bw Aalen, daran kann ich mich noch gut erinnern, war irgendwie nicht leicht zu finden, wir verfuhren uns ein paarmal. Das Wetter wurde auch nicht besser. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und erwartungsfroh betraten wir das Bw.
Aber die Gültigkeit von Murphy Gesetzen war schon vor 1970 bewiesen worden. Jetzt trafen sie mich erstmals in volle Härte.
Der Lokleiter begrub mit wenigen Sätzen alle meine Hoffnungen. Ein Großteil der Aalener T18-Leistungen sei verdieselt worden, viele Loks bereits abgegeben oder abgestellt. Und die beiden im Schuppen stehenden 078 wären nur noch zur Reserve hier, und sie waren kalt.
Hier die kurze Liste der angetroffenen Loks:
Die einzige Dampflok, die sich außerhalb des Lokschuppens befand, war die Ulmer 052 865-2:
In Ermangelung weiterer Dampfloks wurde die ebenfalls anwesende Ulmer 215 096-8 abgelichtet.
Und so sah das Drama aus: alle anderen Objekte der Begierde standen sich im Schuppen die Räder platt. Von links nach rechts: 050 603-0, 050 735-0, 051 189-9, 078 397-9 und 078 062-7:
Der Farbfilm wurde schließlich erst bei einer anderen Gelegenheit voll.
Das wars für heute!
Grüße, Rolf