Der Einfachheit halber tippe ich mal den Artikel aus
DREHSCHEIBE 66 (6/90 September) ab. Die Überschrift habe ich dort bereits entlehnt...
'Eigentlich war es ja gar nicht geplant, das Wochenende in Leipzig, aber man läßt sich ja nur zu gerne überreden, denn schließlich: Wer fährt schon nur zum Straßenbahnfahren nach Leipzig. So standen wir "Messestädter" (2 Kölner und ein Leipziger) dann doch am 30.6.1990 am "Brühl" (Straßenbahnknotenpunkt im Zentrum Leipzigs) in Sichtweite des Kaufhauses "Konsument" (noch hieß es so...) und warteten auf den Beginn der Straßenbahntour. Eingeladen hatte der Kulturbund e. V., LV Sachsen, Freundeskreis Nahverkehr zu einer Fahrt im kleinen Rahmen. Offizieller Anlaß war der 2achsige Gotha-Einzelwagen, inoffizieller Anlaß der Abschied von der alten Mark.
Vom 2Achser Gotha gibt es bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) nur noch zwei Einheiten in Normalausführung, sowie einige Bahndienst-Tw. Im Plandienst ist er nicht mehr zu finden, in Leipzig herrscht der Tatra GT4 vor, der meist als 3-Wagenzug fährt. Einige eckige Neubau GT6 von Tatra laufen auch schon, allerdings mit mäßigem Erfolg. Nur auf den Linien 10 und 28 kann man noch Gotha-Gelenkwagen mit schwebendem Mittelteil und Beiwagen im Plandienst erleben.
Doch zurück zur Sonderfahrt. Pünktlich gegen 13.00 Uhr bog unser Sonderzug, bestehend aus Tw 1332 + Bw 485 + 967, um die Ecke um die kleine, dafür aber internationale Schar (außer uns "Wessies" hatten sich noch ein trambegeistertes Ehepaar aus Australien und ein älterer Trolley-Fan aus Philadelphia/USA eingefunden) von rund 30, meist sächsisch sprechenden Fans aufzuladen.
Organisiert war die Fahrt von o. e. Nahverkehrsfreunden, sie mieten Wagen und Fahrer von den LVB, Route und Photohalte werden selbst bestimmt. Die Zusammenarbeit mit den LVB klappte gut, einzige Bedingung war, daß der Linienverkehr nicht beeinträchtigt werden durfte. So war es auch schon vor der Wende, man ist froh, daß sich das in die neue Zeit gerettet hatte. Auch schon Tradition ist, daß die Nahverkehrsfreunde historische Fahrzeugbeschilderung mitbringen. Mit viel Mühe wurden ständig Liniennummern und Zielschilder der Fahrtroute angepaßt, mal aktuell, mal historisch, sehr zur Freude der Photofans.
So ging es dann durch Leipzigs Innenstadt, vorbei an verhangenen Schaufenstern, hinter denen bereits die Westware lauerte, und hinaus auf die Vorortstrecken. Immer wieder unterbrochen von geplanten und spontanen Photohalten auf welchen sich dann genau das abspielte, was man aus dem Westen auch gewohnt ist. Eine verrückte Meute springt aus dem Wagen und photografiert wie wild, man ist halt doch "ein Volk"...
Einige interessante Strecken lernten die Fahrtteilnehmer kennen. So die Endschleife der SL 8, Anger-Crottendorf. Sie ist stillegungsbedroht. Auch gibt es hier eine Kleingartenanlage von Straßenbahnfahrern. Mindestens 4 der Gartenhäuschen bestanden aus ehemaligen Vorkriegsstraßenbahnwagen, ein Exemplar mit der Nr. 310 war fast noch rollfähig (wurde versichert...). Auch die interessanten Strecken nach Wiederitzsch, wo in einem Gleisdreieck gewendet wird (SL 16) und die Strecke nach Taucha wurden befahren. Letzte ist auf ihrem letzten Abschnitt noch eingleisig und es wird auf ihr noch Güterverkehr mit alten Pullman-Wagen aus der Vorkriegszeit betrieben. Auf einer zweiten Strecke nach Plagwitz findet dieser Gv ebenfalls noch statt. Die Strecke nach Taucha (SL 13), von der auch die Zufahrt zur HW Heiterblick abzweigt (ehem. Junkers-Werke, 2achsige Altbauellok i. E.), diente im November 1989 sogar als Ersatz für die DR-Strecke Leipzig - Eilenburg (KBS 210). LVB-Straßenbahnen fuhren nonstop vom Hbf nach Taucha, wo die Leute am Bahnhof wieder in die DR umsteigen konnten. Grund war: Bauarbeiten auf der DR-Strecke.
Alles in allem eine gelungene, manchmal etwas verrückte Sonderfahrt, bei der alle mitgespielt haben, sogar die Fahrer der Planzüge. Für die hieisigen Straßenbahnfans sicher mal eine Reise wert...' (Text: Frank Glaubitz)
Beim Warten auf den Sonderzug fuhr uns als erstes ein Gothaer mit schwebendem Mittelteil, allerdings ohne Beiwagen, über den Weg, der LVB 1144:
Dann konnte an der Hauptfeuerwache der Sonderzug geentert werden. Wenn ich das richtig gelernt habe, ist das aber ein Rekozug aus dem Raw Schöneweide:
Gab es auch Rekowagen mit schwebendem Mittelteil wie der LVB 1144 einer zu sein scheint?
Halt in der Grünewaldstraße vor dem 142 Meter hohen City-Hochhaus. Dort wurde abends noch gebowlt, was das Zeug hielt, um die letzten DDR-Märker in Form von Aluminium-Münzen (daher auch die Anspielung im Titel) auf den Kopf zu hauen:
"Tradition und Fortschritt für modernes Wohnen" gab es auch in der Grünewaldstraße zu bewundern:
Vor der alten Leipziger Messe:
In der Wendeschleife nahe dem Völkerschlachtdenkmal:
Im Hintergrund das 91 Meter hohe Völkerschlachtdenkmal:
Am Johannisplatz:
Planzug LVB 1722 + 1721 + 540, ebenfalls am Johannisplatz:
Ebendort wich der Sonderzug in einer wohl planmäßig nicht befahrenen Wendeschleife dem Planzug LVB 1700 + 1699 + 549 aus:
Unter einer Eisenbahnüberführung in Anger-Crottendorf der Planzug LVB 1872 + 621:
Von den 4 Gartenlauben in der Endschleife Anger-Crottendorf konnte man wohl nur 2 knipsen, hier der LVB 310:
Nochmal der LVB 310:
Planzug 1872 neben Sonderzug 1332 in der Wendeschleife Anger-Crottendorf:
Kaum als Straßenbahnwagen zu erkennen ist diese nicht identifizierte Gartenlaube:
Eine kleine Edit-Anekdote vom 02.01.13: Übrigens habe ich hier mein Notizheft (in Form eines blauen Taschenkalenders der Stadtsparkasse Köln) verloren. Das fiel mir aber erst beim nächsten Fotopunkt auf. Nach der Sonderfahrt suchten wir noch einmal die Wendeschleife in Anger-Crottendorf auf und ich fand mein Notizheft tatsächlich wieder. Aber nun kommts: selbst wenn ich es nicht wiedergefunden hätte, hätte ich immerhin ein Erinnerungsfoto daran, das Notizheft liegt nämlich vor den Mülltonnen des letzten Fotos im Gras!
An der Einfahrt zur Hauptwerkstätte Heiterblick wird eine Weiche unter den Augen interessierter Mitfahrer manuell geschaltet:
Dann kann der Sonderzug rückwärts einfahren:
In der Einfahrt Heiterblick:
Auch in Wiedritzsch musste eine Dreieckswendefahrt eingelegt werden:
Zwei Wartegleise sind in der Endhaltestelle in Wiederitzsch vorhanden:
Dadurch kann sich noch der Planzug LVB 2127 + 2126 + 760 neben den Sonderzug stellen:
Wieder in der City wurden noch Planzüge an der Hauptfeuerwache geknipst, hier LVB 1756 + 1739 + 568:
Der "Neubau"-Tatra LVB 1007 + 1008 biegt ein, während LVB 1756 + 1739 + 568 noch an der Haltestelle stehen:
Schließlich können wir noch LVB 1898 + 1897 + 628 bei der Überfahrt über die Kreuzung Tröndlinring/Ranstädter Steinweg - Goerdelerring/Pfaffendorfer Str. (hieß das damals auch schon so?) sehen:
Die alten Gebäude kann ich auf Google Maps überhaupt nicht wiedererkennen. Ist das die "Reformierte Kirche"? Woher ich die Angabe "Hauptfeuerwache" habe, weiß ich auch nicht mehr.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:01:02:16:52:30.