Hallo zusammen,
ein Bekannter, der in
Brandenburg Hbf als Fdl auf Stw. B3 tätig war, erzählte mir, daß das Ablaufstellwerk
W2 auf diesem Bahnhof mit einem solchen Kurzstellwerk ausgestattet gewesen sein soll.
In einem Buch über die Bahnstrecke Halle - Kassel habe ich ein Bild eines Kurzstellwerk auf Bahnhof
Teutschenthal gesehen - ich besitze das Buch aber nicht, daher kann ich dies nicht mehr überprüfen.
Das große Hebelwerk aus den S&H-Abbildungen scheint aber zu einem ganz anderen Bahnhof zu gehören; Brandenburg W2 hatte keinesfalls einen so großen Block und Teutschenthal wohl eher auch nicht.
Außerdem habe ich einige Kopien aus dem Ausstellungsprospekt der DR zur Internationalen Weltausstellung 1937 in Paris, wo die VES u. a. das Kurzstellwerk zeigten. Daraus zeige ich die beiden das Kurzstellwerk betreffenden Seiten und füge eine Übersetzung bei.
Das Entwicklungsziel muss wohl gewesen sein, ein ähnlich kompaktes Stellwerk wie das Einreihenhebelwerk zu entwickeln, das ohne die sehr teure Batterieanlage auskommt. Die Teilung der Stelleinheiten liegt deutlich unter 100 mm und kommt den 75 mm eines E43 schon recht nahe. Der Motor saß fest im Hebelwerk, der Bedienungsschlitten war mit 2 Wellen verbunden: oben eine Steuerwelle, unten die Antriebswelle, etwa wie man es von Zugspindeldrehbänken kennt. Der Schlitten konnte somit relativ leicht gehalten werden. Mit dem großen Bügel wurde er verschoben, dann wurde der Bügel zum Umstellen der Weiche oder des Signals vor- oder zurückgedrückt.
Wegen der engen Hebelteilung dürfte sich ein Spannwerksraum gewöhnlicher Ausführung nicht machen lassen; vielleicht gab es da Gruppen- oder Federspannwerke? Oder einen großen Zoo Außenspannwerke?
In Österreich wurde zur gleichen Zeit von St. Götz & Söhne ein Kurbelwerk mit ähnlich kleiner Hebelteilung entwickelt; dieses benutzte eine umsetzbare Kurbel, die 8x gedreht werden musste.
Kurz-Gruß vom
befehlsturm
Deutsche Reichsbahn
PARIS 1937
International Exhibition
Doppeldrahtzug-Hebelwerk mit Bedienungsschlitten und Felderblock
Die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs gründet sich auf Stellwerksanlagen und Blockapparate. Die mechanischen Doppeldrahtzug-Hebelwerke der Deutschen Reichsbahn sind seit über 20 Jahren vereinheitlicht. Kürzlich haben die Vereinigten Eisenbahn-Signalwerke ein Doppeldrahtzug-Hebelwerk mit Bedienungsschlitten entworfen, im Bemühen, die Baulänge zu kürzen und die Übersichtlichkeit und Handhabung der Hebelwerke zu verbessern.
Die einzelnen Hebel zur Bedienung der Weichen, Signale und Fühlschienen, wie sie bisher gebraucht wurden, sind weggelassen und ersetzt durch einen gemeinsamen Bedienungsschlitten. Die Seilscheiben sind gezahnt und werden vom Bedienungsschlitten angetrieben, welcher vor ihnen entlang gleitet und mit jener Scheibe, die bedient werden soll, gekuppelt wird. Dieser Bedienungsschlitten kann entweder von Maschinenkraft oder Hand angetrieben werden. Der Lichtstrom des Stellwerkes kann für den Kraftbetrieb benutzt werden und für den Fall des Stromausfalls kann der Bedienungsschlitten sofort von Hand betätigt werden, daher wird keine Reservestromquelle benötigt.
Die Seilscheiben im Doppeldrahtzug betätigen die Außenanlagen in der selben Weise wie ein Einheitsstellwerk, unter Benutzung der Spannwerke, Weichen- und Signalantriebe der Einheitsform. Der Verschlußkasten des Stellwerks mit Bedienungsschlitten ist im Grundsatz der gleiche wie beim Einheitsstellwerk, d. h. die Seilscheiben können nur eingekuppelt werden, wenn der Verschlußzustand dies erlaubt. Die Verschlußstücke sind mit Farbscheiben ausgestattet, die die Stellung der einzelnen Antriebsapparate und des Verschlusses der Fahrstraßen anzeigen.
Der Felderblock und die Fahrstraßenhebel sind unmittelbar oben auf dem Hebelwerk angeordnet anstatt zur Seite desselben, wie es bisher getan wurde. Diese Anordnung ergibt einen ausgezeichneten Überblick über den Sicherungszustand des Bahnhof, da die Anzeigevorrichtungen, Fahrstraßenhebel, Blocksperren und Blockfelder alle unmittelbar über den zugehörigen Seilschreiben sitzen.
Um eine Stelleinheit zu betätigen, wird der Bedienungsschlitten vor die Seilscheibe gebracht und durch Umlegen eines Hebels eingekuppelt, welcher zugleich den Motor einschaltet. Die gewünschte Umstellung ist in etwa 2 Sekunden bewirkt und der Motor wird wiederum automatisch abgeschaltet. Die neue Stellung der Stelleinheit wird durch Farbscheiben angezeigt. Im Falle des Wegbleibens des Stromes kann der Bedienungsschlitten mit 4 Umdrehungen einer Kurbel betätigt werden.
Merkmale dieses Hebelwerks sind:
(1) Wirtschaftlichkeit in Materialverbrauch und Baukosten
(2) Ausgezeichnete Übersicht des Sicherungszustandes des Bahnhofs
(3) Einfache Bedienung durch verdichtete Konstruktion und elektrischen Betrieb
(4) Gleichmäßige Antriebskraft und dadurch weniger Abnutzung und Drahtbruch