Nach Garmisch und Mittenwald, heute ein weiterer Abschnitt der Mittenwaldbahn. Es geht um den interessanten Bahnhof Murnau, sowie um die anschließende Rampe bis Hechendorf. Der Bericht ist heute garniert mit Bildern vom Isartalbahner aus dem Jahre 1977, als noch wesentlich mehr los war, als zu der Zeit, als ich dort unterwegs war. Und natürlich waren die Fahrzeuge vielfältiger. Deshalb beginnen wir gleich mal unten im Murnauer Moos, am 10. März 1977:
Bild: Isartalbahner
Bild: Isartalbahner
1. + 2.)
Die Zehner hat den aus Innsbruck kommenden [E 682] E 3682 dran (Hechendorf ~ 11:13), der Zugschluss ist auf der Loisachbrücke.
Bild: Isartalbahner
3.)
Hechendorf war zur der Zeit noch ein besetzter Bahnhof mit mehreren Rangier- und Ladegleisen, heute nur noch zweigleisiger Kreuzungspunkt, ferngesteuert von Murnau.
Nach Stellung der Weichenlaternen kam der Zug aus Gleis 1 oder 2, es dürfte so gegen 10:40 Uhr gewesen sein.
160 007 mit Üg Richtung Murnau am Rampenbeginn, im Volksmund „Murnauer Leitn“ genannt. Das Bild ist heute leider nicht mehr machbar, weil die GRÜNEN ihren Müll dort hingepflanzt haben :-(((
4.) Hechendorf, 12 Jahre später. Es wird immer noch Schotter verladen, aber die 160 wurde von der 140 abgelöst. Rechts das schmucke mit Säulen und Walmdach versehene EG. Eigentlich untypisch für die Strecke.
Der Schotterzug scheint fast vollständig beladen zu sein, dann wird die 140 den selben Weg nach Murnau einschlagen wie die 160 im Jahr '77.
5.) 111 003 hat am 10. September 1987 die Murnauer Steilstrecke fast erklommen. Die 3 km lange Rampe hat eine Steigung von 25 Promille (vgl. Schiefe Ebene: 25,3 Promille). 1935 wurde die Rampe zweigleisig ausgeführt. Ebenso erhielt nördlich von Murnau der Abschnitt Huglfing – Murnau ein zweites Gleis um den Sonderzugverkehr zu den olympischen Spielen besser zu bewältigen können. 1943 wurde zwischen Huglfing und Murnau das zweite Gleis wieder entfernt, so daß bis heute die Murnauer Steilstrecke der einzige zweigleisige Abschnitt südlich von Tutzing ist.
Bild ist mit einer Pocket-Camera entstanden, also Bitte um Nachsicht wegen der Qualität! War ein Mords-Act die Mini-Negative einzuscannen und zu bearbeiten.
6.) Im Jahr darauf verlässt 111 016 Murnau um 12.56 mit dem E 3609 nach Garmisch. Noch stehen Formsignale und Stellwerke. Der Bahnhof Murnau wurde 1984 auserkoren, als erster Bahnhof mit elektronischer Stellwerkstechnik ausgerüstet zu werden. Zusammen mit 4 weiteren vorgesehenen Bahnhöfen (Overath, Essen-Kupferdreh, Detmold und Springe zwischen 1989 und 91) wurde auf Siemens-Technik zurückgegriffen. Ein weiterer ESTW-Prototyp von SEL wurde in 1990 in Neufahrn (Niederbay) in Betrieb genommen.
In Murnau ging das ESTW am 13. Dezember 1985 in den Testbetrieb. Parallel dazu blieb vorerst die mechanische Technik mit Formsignalen für den Regulärbetrieb erhalten. Nach dieser Probephase wurde das ESTW Murnau am 29. November 1988 dem Regelbetrieb übergeben und die mechanischen Stellwerke demontiert.
Als Ergänzung dazu wurde mir im Mittenwaldbahnforum zugetragen:
ChristianMUC:
zur Stellwerkstechnik: Murnau besaß bis 1988 wie viele Bahnhöfe der Gegend mechanische Stellwerke Bauform Einheit, die 1935/36 gebaut wurden. Mit Arbeitsaufnahme des ESTW wurden die Weichen durch das ESTW angetrieben, die Signalabhängikeit zu den mechanischen Stellwerken wurde parallel dazu über Riegel hergestellt. Wenn das ESTW mal wieder nicht wollte (anfangs wohl häufiger) mussten die Weichen gekurbelt werden.
und BorisM:
Ergänzung dazu: Das ESTW Murnau hatte bis zuletzt als Streckenblock als Felderblock zum Kurbeln verbaut, obwohl die Strecke per Gleisfreimeldung freigemeldet wurde. Daher ist meine Vermutung, dass das ESTW einfach auf den Blockkasten, der im mechanischen Stellwerk stand, über Tastensperren eingewirkt hat, und ansonsten halt auch die Zustände der Felderblockfelder abgegriffen hat - das dürfte nicht so schlimm zu implementieren gewesen sein.
Das ESTW Murnau hat den ersten Teil seiner Sicherheitserprobung aber auch nicht in Murnau selber gemacht, sondern an einer Simulationsanlage, die die Außenanlage simuliert hat.
7.) Nach Verlassen des Eilzuges setzt eine Oberammergauer Garnitur über zwei hintereinander liegende DKW nach Gleis 2 über. Der Zug war um 12.52 als N 6612 aus Oberammergau auf Gleis 1a angekommen. Nachdem die Fahrgäste ausgestiegen sind setze der Zug zurück Richtung Murnau Ort und wartete die Abfahrt des Eilzuges ab. Nach Oberammergau wird von Gleis 2 abgefahren, aber auf Gleis 1a angekommen. Ich nehme an, der Grund dafür ist, den Anschlußreisenden jeweils von oder nach München einen Umstieg vom selben Bahnsteig zu ermöglichen und den Weg durch die Unterführung zu sparen.
Bild: Isartalbahner
8.) Am 10. März 1977 steht gegen 10 Uhr vormittags 169 002 mit dem N 6609 zur Abfahrt um 10.20 bereit.
9.) Das war die Ablösung der E 69 auf der Ammertalbahn für die gut 20 folgenden Jahre. Die E 41 ist mittlerweile auch längst altes Eisen. Aber 1991 war 141 017 noch in optisch einwandfreiem Zustand.
10.) Zwanzig Jahre nach Bild 8, am 10. September 1987, heißt der 10-Uhr-Zug immer noch N 6609. Die Abfahrtszeit wurde vorverlegt, der Zug verlässt schon um 10.06 den Bahnhof Murnau.
11.) Pünktlich um 10.06 schiebt 141 238 ihren N 6609 aus dem Bahnhof um kurz hinter dem Stellwerk auf die Ammertalbahn zu wechseln, die dann ansteigt und am Hp Murnau Ort die Hauptstrecke überquert. Im Sommer 1987 zeigt noch das Formsignal Hp 2, ein Jahr und wenige Monate später, werden die Lichtsignale in Betrieb sein.
12. + 13.) Der abgefahrene Oberammergauer Zug gibt auf Gleis 2 einen Schotterzug frei. 140 002 hat solange auf Gleis 1a gewartet. Nun wird sie vor den Güterzug gesetzt, den sie dann wohl nach Eschenlohe befördern wird.
14.) Nachmittags um 15.53 fährt 141 134 mit dem E 3616 auf Gleis 1 ein. Derweil wartet auf Gleis 2 die 141 370 mit dem N 6619 noch die Ankunft des EC 81 "Karwendel" ab, ehe um 16.16 nach Oberammergau abfährt.
Nun wieder zurück zum 24.03.1977. 160 007 ist mit ihrer Üg vom Bild 3 inzwischen in Murnau angekommen:
Bild: Isartalbahner
Bild: Isartalbahner
15. + 16.)
In Murnau wurden aus dem Gütergleis noch 3 G-Wagen angehängt, denkbar für den Nahgüterzug nach München.
Die Bahnhofsuhr zeigt etwa 10:55 Uhr.
Bild: Isartalbahner
17.)
Rangierfahrt durch den Murnauer Bahnhof, noch hängt die Schlussscheibe nicht. Im Hintergrund ruht sich die Deutschlands Älteste aus - 169 002.
Edit 21. Oktober 2009: nach Bernd Mühlstraßers Beschreibung ist es doch die 004. Erklärung siehe unten.
18.) Ein Blick auf den Schnittpunkt dreier Verkehrswege. Genau am Bahnübergang überquert die Oberammergauer Linie die Hauptstrecke.
19.) Blick von oberhalb der Brücke auf den weiteren Verlauf der beiden Strecken. Links fällt die Strecke ab bis Hechendorf, rechts gehts oberhalb des Ufers des Staffelsees Richtung Bad Kohlgrub.
20.) Der Haltepunkt Murnau Ort liegt unmittelbar im Anschluß der Überführung. Dahinter lag das Bw Murnau, das ja leider plattgemacht wurde.
21.) Die Szenerie nochmal von unten, auf der anderen Seite von BÜ und Brücke.
22.) 141 307 kommt im Sommer 1994 von Oberammergau, überquert die MIttenwaldbahn und rollt in Murnau Ort ein.
23. + 24.) 111 204 kommt mit einer 140 und einem langen Schotterzug in Murnau an. Im Bahnhof hat sich einiges geändert. Formsignale weg, Stellwerke weg.
25.) Mintgrüner/orientroter Einzug auf der Ammertalbahn. 141 415 kurz vor der Abfahrt.
26.) Hausbahnsteigsimpression.
Bild: Isartalbahner
27.) Den heutigen Abschluß macht 160 010 mit der dahinterstehende 169 004 (eindeutig! edit). Bild ist abgeschnitten, weil:
Die abgeschnittene Sechziger war am Filmende, da hat das Labor depperterweise das Entwicklungswapperl draufgepappt...
Soviel für heute.
Es grüßen: Georg und Paul
April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:10:21:09:34:17.