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Mit der Zahnradbahn von Rüdesheim zur Germania

geschrieben von: berre_mz

Datum: 06.10.09 00:17

Einen schönen guten Abend Ihr HiFo-risten,

nachdem ich heute ein paar Themen vorgeschlagen hatte und der erste, der antwortete, dem von mir avisierten Beitrag über die Niederwaldbahn viel Sympathie entgegenbrachte, habe ich mal ein bisschen gewühlt und ein paar Dokumente herausgekramt. Schöner aber noch, dass ausgerechnet Ludger Kenning, dessen Bücher ich schon seit ewigen Zeiten, eigentlich seit seinen Anfängen sehr schätze, sich anerbötig gezeigt hat, meinem Beitrag mit Fotos und Fachwissen auf die Sprünge zu helfen. Das ist toll, genau so stelle ich mir Zusammenarbeit vor - allerdings muss ich es jetzt auch noch schaffen, dem Niveau seiner sonstigen Beiträge Rechnung zu tragen und es nicht allzu deutlich zu unterschreiten.

Die Niederwaldbahn ist gleich bei mir um die Ecke, also muss ich diesmal keinen der sonst von mir geschätzten Speisewagen bemühen, um mich dem Thema zu nähern. Ich kann einen Dampfer der Köln-Düsseldorfer (seit diesem Jahr nach Malta ausgeflaggt!!) nutzen oder mit dem Zug von Mainz nach Wiesbaden und dann nach Rüdesheim fahren. Einst gab es dort eine schöne Bahnhofsgaststätte mit einer Weinlaub-umkränzten Terrasse, die auch Bellingrodt schon geschätzt haben soll, es hielten Urlauberzüge aus dem Westen und Norden - heute ist es mit der Bahnherrlichkeit ziemlich vorbei.

Die Niederwaldbahn - zumindest ein Teil von ihr - wäre in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden, aber sie hat ja den Zweiten Weltkrieg nicht überlebt. Genauer gesagt waren es ohnehin zwei Bahnen - die Niederwaldbahn, die vom Rhein hinauf zum Niederwald, dem Standort des Nationalmonuments Germania führte, und dann noch die Zahnradbahn von Aßmannshausen hinauf zum Jagdschloss, das etwa eine halb Stunde Fußweg von der Germania entfernt ist. Zur Blütezeit vor dem 1. Weltkrieg, als bei den Touristen die Germania ganz hoch im Kurs stand, konnte man also von Rüdesheim hinauf zum Denkmal fahren, dann zum Jagdschloss, damals schon
Hotel und Restaurant, flanieren, dort ein Diner zu 2 oder 3 Mark mit "prima Wein aus der Felsenkellerei Jung in Aßmannshausen" genießen und anschließend mit der Zahnradbahn hinunter nach Aßmannshausen schaukeln. Dort wartete schon das bahneigene Dampfboot, das die Reisenden wieder nach Rüdesheim brachte. Aber schon 1921 wurde die Aßmannshäuser Strecke abgebaut, Ersatz bot zunächst ein Autobus.

Diese Rundreise kann man auch heute noch genießen, allerdings dampfen und keuchen nicht mehr die Zahnradloks die Berge hinan - heute schwebt man in kleinen Gondeln fast lautlos über die Rüdesheimer Weinlagen hinweg oder im Sessellift steil nach Aßmannshausen hinunter. Die Bootsverbindung gibt es noch - ebenso die wunderschöne Aussicht auf das Rheintal, den Rheingau und die Nahemündung. Einst hatte man auch einen wunderbaren Blick von dort oben auf den Rangierbahnhof Bingerbrück und das große Bw
- doch über das Gelände und dessen Geschichte wächst im wahrsten Sinen des Wortes längst Gras...

Man braucht nicht viel Phantasie, sich die wundervollen Fahrten von einst vorzustellen, jene Mischung aus Dampf, Wein und Rheinromantik, eine Zeit, die nur noch auf alten Fotos überlebt ... und auf ein paar Prospekten.

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Da war die Eisenbahnwelt am Rhein noch in Ordnung. Als dieses auf dem Vorsatz "Mittelrheinisches Kursbuch" genannte Druckwerk zum Preis von 25 Pfenningen im Verlag der Wiesbadener Zeitung erschien, ging es noch beidseits des Niederwalds mit Volldampf bergauf. Das Kursbuch, das hier auf dem Umschlag die Werbung für Hotel Anker und Hotel Jagdschloss zeigte, konnte von den Hotels und Gewerbetreibenden entlang des Rheins mit ihrem entsprechenden Werbe-Eindruck auf Vorder- und Rückseite erworben werden. Der Inhalt des Kursbuches mutet etwas krude zusammengestellt an. Es enthält neben vielen regionalen Verbindungen am Rhein und im Südwesten auch Strecken bis zum Niederrhein, Fernverbindungen, aber auch Strecken in der Schweiz - auch einige Bergbahnen. Klingelt es? Ja klar: Wiesbaden war damals Weltkurstadt mit internationaler Klientel (wovon man dort noch heute träumt), und diese Gäste wollten sich nicht nur in der Umgebung tummeln, sondern nach dem Kuraufenthalt, je nach Saison, in die Schweiz weiterreisen, nach Karlsbad oder zur Sommerfrische nach Sylt (der Lustige Wiesentäler, der jüngst eine Anfrage wegen Tondern - Hoyerschleuse stellte, wird sich freuen, dass auch jene Strecke enthalten ist).

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Die Karte in dem Kursbuch von Somemr 1908, auf der man die beiden Bergbahnen von Rüdesheim und Aßmannshausen hinauf zum Niederwald gut erkennen kann. Die Hindenburgbrücke über den Rhein fehlt noch, die wurde erst 1915 eröffnet - lebte dann gerade mal 30 Jahre... Der Krieg hat sie gebracht, der Krieg hat sie genommen.

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Die Fahrpläne der beiden Bergbahnen zeigen dichten Verkehr.

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-08-jagdsc65aq.jpg

Auf der Innenseite des Rückdeckels eine schöne Werbung für Hotel und Pension Jagdschloss an der Endstation der Zahnradbahn von Aßmannshausen, sehr schön auch der Hinweise auf die Zahnradbahnen "... Abonnement bei 20 Fahrten Mk. 7,50..." Ich muss glaube ich nicht extra erwähnen, dass man da heute immer noch schön essen kann...

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Nicht ganz passend, aber trotzdem schön: Fahrpläne der gar nicht weit entfernt gelegenen Nassauischen Kleinbahn und der Kleinbahn Eltville - Schlangenbad. Letztere und auch die Strecke Nastätten - Braubach - Oberlahnstein gingen schon in den 30er Jahren ein.

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Eine der wenigen Ansichten der Aßmannshäuser Strecke. Ich bitte, die nicht so gute Qualität zu entschuldigen, ich habe die Aufnahme eben in einer alten Datei entdeckt, und damals habe ich nicht sehr aufgelöst gescannt. Das gilt auch für die folgenden Aufnahmen, aber als Dokument sind sie hoffentlich eben noch tragbar.

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Zwei Bilder von der Abfahrtsstelle in Rüdesheim nahe des Anlegers der Köln-Düsseldorfer. Das untere Foto entstand zum Jubiläum anno 1935.

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Noch zwei hübsche Nachschüsse von der auf vielen Ansichtskarten verewigten Niederwaldbahn.

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Vorder- und Rückseite des Fahrplans von 1913.

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-3-fktd608.jpg

Das Alter der Pappfahrkarte und des Rollenfahrscheins mit Perforation vermag ich nicht genau zu bestimmen, allerdings war die Preisangabe mit der Abkürzung Mk. auch in der Kaiserzeit gebräuchlich, später eher RM und die DM-Zeit hat die Bahn ja nicht mehr überlebt. Die weiße Fahrkarte ist etwas besonders - eine Bild-Fahrkarte D.R.G.M. also mit Gebrauchsmusterschutz. Nicht nur ein Fahrschein, sondern auch ein kleiner Prospekt mit Fotos und Werbung, denn er war vielfach ausfaltbar wie die nächsten Bilder zeigen...

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-fhk-v-226s5.jpg

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... so, das ist der Bild-Fahrschein in voller Breite: die oberen beiden Streifen sind die Vorderseite, die unteren beiden die Rückseite.

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-fpl-2806s9.jpg

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-fpl-28-hiu64h.jpg

Der Fahrplan 1928 ... so etwas wie der letzte glückliche deutsche Eisenbahn-Sommer. Die letzten Lücken im Netz waren geschlossen (z.B. Murgtalbahn , Dreiseenbahn) und die Kleinbahnen fuhren praktisch noch alle (außer Aßmannshausen-Jagdschloss, die war 1921 abgebaut worden). Die bald einsetzende Wirtschaftskrise brachte der Reichsbahn bittere Einbußen, blies mancher Kleinbahn das Licht aus und wenige Jahre später auch der Demokratie. Da entwickelte sich die Reichsbahn wieder prächtig, aber um welchen Preis... Der 29er Fahrplan aus Rüdesheim sieht praktisch gleich aus, allerdings in grünlicher Farbgebung.

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-fpl-30er-i6qy.jpg

Titelblatt und weitere Seite des großformatigen, sechsseitigen Faltprospekts von 1930.

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-fpl-30er-c64u.jpg

Die Rückseite, leider fehlt auch hier ein Blatt, weil mein Scanner zu klein ist.

.... und nun ... da darf ick mir jeadelt fühlen ...


Ein Nachtrag von Ludger:

http://img185.imageshack.us/img185/103/lk068.jpg

Ein schon etwas betagtes Werkfoto der Lok „Nahe“ (Jung 1596/1911)


http://img159.imageshack.us/img159/176/lk075.jpg

Ein Zug mit zwei Vorstellwagen auf der Rüdesheimer Grabenstraße vor dem 1. Weltkrieg


http://img48.imageshack.us/img48/8905/lk072.jpg

Die Brücke über den Kuhweg, im Hintergrund die 1945 zerstörte Hindenburgbrücke über den Rhein


http://img340.imageshack.us/img340/3762/lk071.jpg

Die Kuhwegbrücke aus anderer Sicht


http://img48.imageshack.us/img48/8517/lk074.jpg

Vor der Talfahrt in der Bergstation Niederwald. Der Niederländer F. Wessel, der dieses Bild aufnahm, schrieb auf die Rückseite: „Stoomtram te Rüdesheim gaande den berg op naar het Niederwald-Denkmal. De Locomotief staat van achteren op reel hoogere wielen dan aan de voorzijde, um gemakkelijker zijn wagens den berg te kunnen opduwen.“


http://img525.imageshack.us/img525/1980/lk073.jpg

Die Lok „Rhein“ war die einzige nach 1945 noch vorhandene Esslinger Lok der Niederwaldbahn.

Die Chronik der Zahnradbahn liest sich so: Eröffnet 30.5.1884 bis zur Ausweiche, zum Saisonbeginn 1885 bis Nationaldenkmal, stillgelegt 6.8.1917, wiedereröffnet 12.4.1925, letzter Betriebstag 30.8.1939, Demontage 1952. Man entschied sich für eine Seilbahn. Unter der Überschrift „Kabinen-Seilbahn zum Niederwald“ schrieb Werner Stock seinerzeit:
„Am Gründonnerstag, dem 15. April 1954 wurde in Rüdesheim am Rhein eine Kleinkabinen-Seilbahn zum Niederwalddenkmal feierlich eingeweiht und anschließend dem Verkehr übergeben. Diese Seilbahn, die nach dem Umlaufsystem arbeitet, ist somit die Nachfolgerin der seit dem 31. Mai 1884 betriebenen Zahnrad-Bergbahn, die bei einer Streckenlänge von 2,7 km eine totale Steigung von 223 Metern überwand. Die meterspurige Dampfbahn war eingleisig mit Ausweichen angelegt und wurde nur während der Sommermonate (April/Ostern – Oktober) fahrplanmäßig mit drei Lokomotiven und neun Abteilwagen betrieben. Jahrzehntelang bildete sie das einzige planmäßige Verkehrsmittel zwischen Rüdesheim und dem Niederwalddenkmal und mußte erstmalig während des ersten Weltkriegs wegen Kohlenmangels den Betrieb einstellen. Auch 1939 mußte der Verkehr abermals unterbrochen werden und konnte infolge der Zerstörungen der Bahnanlagen während des Krieges und schließlich der Lokomotiven und Wagen nach Kriegsschluß nicht wieder aufgenommen werden. Zwar wäre eine Wiederinbetriebnahme der Zahnradbahn mit erheblichem Kapitalaufwand technisch möglich gewesen, jedoch wäre angesichts der erheblichen Betriebskostenerhöhung gegenüber dem Vorkriegsstand für die Stadtverwaltung ein Zuschußbetrieb entstanden, zumal des Bahnpersonal nur während der Sommersaison beschäftigt werden konnte.
Als Zwischenlösung wurde 1949 ein Bergbus beschafft, der aber keineswegs den gestellten Verkehrsaufgaben gewachsen war, so daß man nach einer anderen Lösung suchte. Zunächst plante man einen Sessellift nach dem Vorbild von Aßmannshausen, das Projekt wurde jedoch zu Gunsten einer Kabinen-Seilbahn fallen gelassen, um auch älteren und gebrechlichen Personen sowie Kindern die Benutzung der neuen Bergbahn sorglos und ohne Angstgefühle zu ermöglichen. Nach Gründung der „Rüdesheimer Seilbahngesellschaft" am 3. November 1953 erhielt die Firma J. Pohlig AG in Köln den Auftrag zur Erstellung der Anlage, für die nur fünf Monate Bauzeit benötigt wurden. Die Pohlig-Umlaufbahn verfügt über insgesamt 100 Zwei-Mann-Kabinen, die mit bequemen Sitzen ausgestattet und bis zur Höhe der Lehnen verkleidet sind. Das Kabinendach bietet Schutz gegen Sonneneinstrahlung und vor plötzlich eintretenden Niederschlägen. Die Seilbahn hat eine Länge von 1.387 Metern und überwindet einen Höhenunterschied von 203 Metern, wobei die größte Steigung 30 % beträgt. Die Kabinen haben einen Abstand von 30 m, so daß bei einer Fahrgeschwindigkeit von 3,5 m/sec alle zwölf Sekunden eine Gondel in den Stationen eintrifft. Hierdurch ergibt sich eine mögliche Beförderungsleistung von 600 Personen je Stunde und Richtung bei einer Fahrzeit von 10 Minuten für die Berg- oder Talfahrt.
In der Bergstation ist neben einem 75 PS starken Elektromotor, der die gewaltige Seilscheibe antreibt, noch ein Hilfsdieselmotor von 37,5 PS Leistung eingebaut, der bei unvorhergesehenem Stromausfall in Tätigkeit tritt. Die Talstation neben dem „Felsenkeller“ in der Oberstraße beherbergt außerdem ein aus einem 11 t schweren Betonklotz bestehendes Ausgleichsgewicht, das eine konstante Seilspannung gewährleistet, unabhängig von der Zahl der im Umlauf befindlichen Kabinen, die sich nach dem jeweiligen Verkehrsbedürfnis richtet und jederzeit in der Berg- oder Talstation durch die dort befindlichen Reserven verändert werden kann. Das ständig umlaufende Drahtseil besitzt eine Hanfseele und wird von sechs Bündeln aus je 19 Einzeldrähten zusammengehalten. Die maximale Seilbelastung beträgt 9 t, so daß eine etwa 5,6-fache Sicherheit besteht. Die in den Weinbergen aufgestellten 17 Einmaststützen in geschweißter Stahlkonstruktion beeinträchtigen mit ihrer eleganten Form keineswegs das Landschaftsbild, sie sollen zukünftig sogar bei Dunkelheit durch Langfeldleuchten angestrahlt werden, so daß die fast geräuschlos dahingleitende Rüdesheimer Kleinkabinen-Seilschwebebahn sowohl bei den Fahrgästen wie auch beim Beschauer den nachhaltigen Eindruck eines modernen technischen Bauwerks hinterlassen wird.“


http://img66.imageshack.us/img66/6095/lk076.jpg

http://img525.imageshack.us/img525/2625/lk077.jpg

http://img48.imageshack.us/img48/6613/lk070.jpg

http://img48.imageshack.us/img48/2369/lk069.jpg



.... und weil es am Rhein so schön ist, noch drei herrliche Fotos aus Reichsbahn- und Bundesbahn-Kalender.

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-kal-hindn61t.jpg

Die Hindenburg-Brücke, die aus strategischen Gründen gebaut wurde, war auch von der Niederwaldbahn aus gut zu sehen, wenn auch dieses Fotos wohl von der Binger Seite aus aufgenommen wurde, möglicherweise von der Burg Klopp (nein, die ist nicht nach unserem Kloppo benannt). Das Blatt stammt aus dem August 1927.

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-kal-strec46co.jpg

Sollten wir zwischen Aßmannshausen und Rüdesheim nicht das "Schiffsche-Bootsche" nehmen, fahren wir mit der Bahn über diese Strecke hier. Dann steigen wir wieder in Rüdesheim aus, entkräftet und durstig und ....

http://www.abload.de/img/000-aaa-rued-kal-ruedh64l.jpg

... setzen uns auf die Bahnhofsterrasse. Ein Traum. In kurzer Taktfolge werden jetzt, es ist Spätsommer 1950, die Züge vorbeipoltern, wir werden einen Rheingauer Riesling trinken oder zischen ein Mainzer Actien-Bier, werden ein schlichtes Mahl einnehmen und nur noch staunen, staunen. Es lärmt, die Zylinderschläge der anfahrenden Loks knallen uns aus kurzer Distanz ins Ohr... und klingen doch wie eine Symphonie. Und dann kommt Carl Bellingrodt vorbei. Bepackt mit Kamera und Utensilien - und durstig. Ein Stumpen im Mund, den Wein auf dem Tisch, wird er von seiner Ausbeute am Rhein erzählen. Wir werden kontern, dass hier täglich eine S 3/6 mit einem Schnellgüterzug von Bischofsheim her vorbeikommt und er wird wieder klagen "Mir sagt ja keiner was." Doch Trost haben wir parat, denn wir wissen von einer T 3, die jeden Tag von Oberlahnstein zum Rangieren nach Niederlahnstein fährt. Und dann klönen wir und bestellen noch einen Halben, lehnen uns zurück, zufrieden, weinselig... genießerisch kleine Wölkchen ausstoßend...

Und jetzt träumt schön weiter,
Euer Michael featuring Ludger Kenning
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Zum Verzeichnis meiner bisherigen Beiträge – bitte das Bild anklicken



http://www.abload.de/img/0000-aaaa-signatur-e-7x6ej.jpg





3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:04:09:13:36:53.

Re: Mit der Zahnradbahn von Rüdesheim zur Germania

geschrieben von: 52 2006

Datum: 06.10.09 01:08

Booooaaaaahh! Ich brech ja mal total zusammen. Ich hatte ja schon ein paar Fotos von der Niederwaldbahn gesehen, aber dieser Beitrag ist ja der Hammer! Vor allem die Karten mit dem genauen Verlauf der Strecken. Übrigens, meine Frau und ich, manchmal mit ein paar Freunden dabei, wir machen diese Tour auch ab und zu, allerdings in umgekehrter Richtung, mit dem Auto nach Rüsedsheim,dann mit Bahn oder Schiff nach Assmannshausen, da dann faul mit der Seilbahn hoch, Einkehr im Jagdschloss (njamnjam) und dann entlang der Aussichtspunkte rüber zum Niederwalddenkmal, und dann runterlaufen. Das ist eine schöne Tour ohne sich anstrengen zu müssen. Aber wenn es diese Zahnradbahnen noch gäbe, das wär was! Eine vergleichbare Zahnradbahn ist nur noch schwer zu finden, vom Flair finde ich dass die Zahnradbahn von Ambarawa (Java, Indonesien) mit ihren zwei Esslinger B25-Zahnradloks dem noch am nächsten kommt,genau so wie in dem dortigen Museum stelle ich mir die Fahrt hinauf zum Niederwalddenkmal vor.

http://img503.imageshack.us/img503/3466/17b2503lr2.jpg
Vergleichsbild Zahnradbahn Ambarawa. So etwa muss das in Rüdesheim auch gewesen sein.

Jetzt träum ich erstmal von einer kleinen Esslinger Lok, die sich in die Zahnstange reinkrallt und mit bis oben hin mit Holz gefüllter Feuerbüchse schnaufend <s>nach Bedono</s> zum Niederwalddenkmal hoch fährt. Gute Nacht!

Und Danke für diesen herrlichen Beitrag, Hifo at it's best!

kondensierte Grüße, Stefan

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:10:06:01:11:09.

Mit einem Schlag wach!!!!

geschrieben von: OttoBahn

Datum: 06.10.09 08:24

Fantastisch, was ihr da zusammengetragen habt!!! Das muss ich erst mal verarbeiten!!!

Auf den Plänen ist sogar das Trajekt Bingerbrück-Rüdesheim!!! Gibt es dazu neue Informationen?

Und auf dem Bundesbahnkalenderblatt ist das nicht eine Konsens-52?

Allerbesten Dank

OttoBahn

Junge, Junge!

geschrieben von: 01 1066

Datum: 06.10.09 09:03

Erst der Ostpreußen-Beitrag, jetzt das hier - ich komme ja aus dem Staunen gar nicht mehr heraus! Deine "Altpapiersammlung" muß ja wirklich ganz schön groß sein...
Und dann noch die (virtuelle) Begegnung mit Carl Bellingrodt!
Eine Zahnradbahn am Rhein existiert glücklicherweise noch: die - allerdings seit 1953 elektrifizierte und seit 1958 komplett elektrisch betriebene - Drachenfelsbahn. Wie schön wäre es, wenn man auch von Rüdesheim aus ... (träumt weiter, Jungs!).
Wunderschöne Co-Produktion, so etwas sollte es öfter geben - wie oft ergänzen sich Informationen und Bilder, ohne daß man davon weiß.
Da kann ich nur frei nach Emil Steinberger sagen: "berre_mz, mach weiter so!"

Re: Junge, Junge!

geschrieben von: G aus W

Datum: 06.10.09 09:48

Auch von meiner Seite ein ganz herzliches Dankeschön für diesen sensationellen Beitrag. Habe mich schon oft gefragt, was wäre, wenn diese Bahn bis heute überlebt hätte? Ein Riesen-Ansturm der Rüdesheim-Touristen wäre ihr sicher.

Die Lokomotiven (und auch die Wagen) erinnern mich stark an diejenigen, die bis heute - zum Glück - auf der Achenseebahn in Österreich Dienst tun. Hier hat man auch jahrzehntelang von Einstellung geredet, inzwischen spricht man eher von einer geplanten Verlängerung - die Besucher rennen in Scharen.

Gegen die Dampf-Zahnradbahn kann die Gondelbahn einpacken. Tut mir leid für Seilbahn-Freunde, aber ich seh' das so!

Nochmals besten Dank für die Erinnerungen an eine Zeit lange vor meiner Zeit...

Gruß Greg

Re: Mit einem Schlag wach!!!!

geschrieben von: 52 2006

Datum: 06.10.09 10:10

OttoBahn schrieb:
-------------------------------------------------------

> Und auf dem Bundesbahnkalenderblatt ist das nicht
> eine Konsens-52?

> OttoBahn

Wie was wo? abload.de ist hier leider nicht sichtbar, muss ich mir daheim nochmal ansehen...

kondensierte Grüße, Stefan

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Zuletzt bin ich 2006 während des "Sommermärchens" mit der Seilbahn zum Denkmal hoch und zu Fuß wieder herunter. Dabei von Koblenz nach Rüdesheim mit der Bahn, und zurück mit dem damals noch unkastrierten Dampfschiff Goethe...

Das mittlere Rheintal gehört für mich zu den schönsten Fleckchen dieser Erde. Wollte mir den Beitrag heute sogar noch gewünscht haben...


OT: Bei dem Niederwalddenkmal musste ich übrigens (zwangsläufig) an den Skandalsong von 1970 (Udo Jürgens' "Lieb Vaterland") denken. Damals nach einem Fernsehauftritt von den (Radio-)Sendern boykottiert und von dem deutschen Bürgertum als Nestbeschmutzung geächtet. Und heute? Aktuell wie nie zuvor!

[www.youtube.com]


Bis(s) neulich - natürlich im HiFo

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!

Re: Mit der Zahnradbahn von Rüdesheim zur Germania

geschrieben von: HGG

Datum: 06.10.09 12:02

... ein einfach gigantischer Beitrag, der haut mich glatt aus den Socken!

Viele Grüße aus dem Land der Franken

Günter

Die Zahnradloks

geschrieben von: Niels Munch

Datum: 06.10.09 14:39

Moin,

Einfach ein genialer Beitrag! Vielen Dank.

Hab' in den LVZ die Loks der Niederwaldbahn gefunden:

Esslingen 2067 1884 2/a-n2t 1000 mm, neu Niederwaldbahn, Rüdesheim "KAISER WILHELM" (vor 1925 ++)

Esslingen 2068 1884 2/a-n2t 1000 mm, neu Niederwaldbahn, Rüdesheim "BISMARCK" 
1895-1902 Niederwaldbahn, Assmanshausen "BISMARCK" +06.08.1917, 1920 ++

Esslingen 2069 1884 2/a-n2t 1000 mm, neu Niederwaldbahn, Rüdesheim "MOLTKE" 
1895-1902 Niederwaldbahn, Assmanshausen "MOLTKE" +06.08.1917, 1920 ++

Esslingen 2081 1884 2/a-n2t 1000 mm, neu Niederwaldbahn, Rüdesheim "GERMANIA" 
1895-1902 Niederwaldbahn, Assmannshausen "GERMANIA" +06.08.1917, 1920 ++

Esslingen 2129 1885 2/a-n2t 1000 mm, neu Niederwaldbahn, Assmannshausen "NAHE 1" 
1895-1902 Niederwaldbahn, Rüdesheim "NAHE 1" (11.1912 ++)

Esslingen 2130 1885 2/a-n2t 1000 mm, neu Niederwaldbahn, Assmannshausen "MOSEL 2"
1895-1902 Niederwaldbahn, Rüdesheim "MOSEL 2" (11.1912 ++)

Esslingen 2131 1885 2/a-n2t 1000 mm, neu Niederwaldbahn, Assmannshausen "RHEIN 3" 
1895-1902 Niederwaldbahn, Rüdesheim "RHEIN 3" (1909 EK Jung FNr. 1304) +30.08.1939
1952 Schrottahndlung Hannawald (1952 ++)

Jung 1596 1911 .. PS - 16,5 t 2/a-n2t 1000 mm, 28.03.1911 Niederwaldbahn, Rüdesheim "NAHE 4" +30.08.1939
1952 Schrotthandlung Hannawald ++1952

Jung 1718 1912 2/a-n2t 1000 mm, 06.04.1912 Niederwaldbahn, Rüdesheim "MOSEL 5" +30.08.1939
1952 Schrotthandlung Hannawald ++1952

Esslingen 4161 1926 (2)1'/b-h2t 1000 mm, neu Petersberg-Bahn, Siebengebirgsbahnen, Königswinter "5" 
1938 Niederwaldbahn, Rüdesheim "SAAR" +30.08.1939 
1952 Schrotthandlung Hannawald (1952 ++)

Siehe auch [www.werkbahn.de] und [www.werkbahn.de] .


Beste Grüsse
Niels


Edit hat Links eingefügt.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:10:06:15:13:13.

In der Tat: Ein Traum...

geschrieben von: Reinhard Gumbert

Datum: 06.10.09 17:36

Vielen Dank für den wunderbaren, in Bild, Wort und Postkarten sehr gelungenen Bericht über dieses interessante Thema, das mir bislang nicht bekannt war. Eure Zusammenarbeit ist hervorragend!

Begeisterte Grüße aus Aachen -
Reinhard Gumbert

Re: Mit einem Schlag wach!!!!

geschrieben von: 52 2006

Datum: 06.10.09 18:41

52 2006 schrieb:
-------------------------------------------------------
> OttoBahn schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
>
> > Und auf dem Bundesbahnkalenderblatt ist das
> nicht
> > eine Konsens-52?
>
> > OttoBahn
>
> Wie was wo? abload.de ist hier leider nicht
> sichtbar, muss ich mir daheim nochmal ansehen...

Es scheint zwar eine 52er zu sein, aber mit großer Sicherheit keine 52KON. Sonst wäre vor dem Schornstein auf der Rauchkammer eine Ausbuchtung des Gehäuses des Lüfterrades der Saugzugturbine zu sehen.

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.

Och, Stefan! . . .

geschrieben von: Hartmut Riedemann

Datum: 06.10.09 19:13

Moin,

hast Du schon einmal eine 52er mit Haltegriffbügel über den Lampen gesehen? Oder mit Schornsteinaufsatz? Und das, was man vom Steuerungsträger ahnen kann, sieht auch nciht nach 52 aus.

Ergo: Das ist eine 50ÜK!

Beste Grüße
Hartmut


der nicht vergessen möchte, sich bei Michael für diesen und die bereits zuvor gesendeten Beiträge auf das herzlichste zu bedanken!

Noch ein Foto !

geschrieben von: JörgS

Datum: 06.10.09 20:31

[www.flickr.com]

Das Foto dürfte kurz vor der Einstellung des Bahnbetriebes aufgenommen worden sein.

Mann , was ein Knaller !!!

geschrieben von: Rialo

Datum: 07.10.09 10:04

Hi
Ich bin heute über 71 Jahre alt. Habe meine erste ernsthafte Freundin da oben mit 18 geliebt !!!! ( unvergessen )
Leider war auch damals schon fast alles verschwunden ( 1956 )
Toll das so eine weitreichende Dokumentation hier veröffentlicht wird.
Da müsste sich doch ein Verlag finden lassen, der dieses druckt und Interessenten gegen Bezahlung zu Verkauf anbietet
Der Verlag " Heimatpflegeverein Blaues Ländchen Nastätten 2002 " hat das doch auch geschafft ,und mit dem Buch " Auf den Spuren der
Nassauischen Kleinbahn " ein solches Denkmal mit diesem erwähnten Buch gewürdigt.

Meinen herzlichen Dank für die Mühe , die Du dir da gemacht hast
Herzliche Grüße aus Bischem
von
Horst

Re: Mann , was ein Knaller !!!

geschrieben von: Michael Kelter

Datum: 07.10.09 21:51

Hallo!

Ich war letzten Dezember während einer Rheinkreuzfahrt mit der MS Bellriva in Rüdesheim. Auch im Winter während des Weihnachtmarktes verkehrt die Kabinenbahn zum Niederwalddenkmal. Die Bahn wird allerdings nur von wenigen Gästen genutzt. Gegen die Kälte werden Wolldecken ausgegeben. Schade das es von der Zahnradbahn nur wenige Reste gibt. Die Leistung der Zahnradloks mit 360 PS scheint mir übrigens relativ hoch gegriffen?.

Re: Mir fehlen die Worte! (und ein wenig OT - mit Link)

geschrieben von: rene p

Datum: 09.02.10 14:51

Hallo ich Arbeite an der Sesselbahn Assmamshausen und Suche von der Zahnradbahn Assmannshausen noch Bilder und Schriften wer hat vieleicht noch etwas oder könnte wissen wo mann so etwas bekommen könnte.Gruss Rene

Re: Mit der Zahnradbahn von Rüdesheim zur Germania

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 09.02.10 17:57

Wunderbarer Beitrag über eine - bei aller Kürze - sehr interessante Bahn, die heute sicher eine Attraktion wäre. Es hat nicht sollen sein und mit der Seilbahn geht's ja auch ganz hübsch hinauf zum Niederwalddenkmal. (Ist die Seilbahn nicht auch mal runtergefallen, irgendwas Böses schleicht in meiner Erinnerung herum...)

By the way:

berre_mz schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich kann einen Dampfer der
> Köln-Düsseldorfer (seit diesem Jahr nach Malta
> ausgeflaggt!!) nutzen


Nein, einen Dampfer der KD kann man nicht mehr nutzen, weil man sich ja bei der KD gemüßigt gefühlt hat, den letzten Dampfer auf dem Rhein sinnlos kaputtzumodernisieren. Die Kameraden, die das zu verantworten haben, sollten eigentlich auch mal nach Malta ausgeflaggt werden... aber wahrscheinlich würden sie dort auch nur Unsinn verzapfen...

Nützt leider eh nix: Eisenbahnfreunde FÜR die Jagsttalbahn - [www.jagsttalbahner.de]

Wenn das hier schon das Leben ist, was machen dann die Toten?
Wer kennt sich hier aus, wer hilft mir hier raus - aus der Verschwörung der @#$%&??? (HRK)

[www.lokschuppen-online.de]




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:02:09:20:25:59.

Re: Mit der Zahnradbahn von Rüdesheim zur Germania

geschrieben von: Rialo

Datum: 08.12.19 22:41

Es gibt ( gab ) von Herrn Strotjohan (Geisenheim / Rüdesheim ) eine interaktive CD mit auch sehr vielen Bildern und Berichten zur Zahnradbahn zum Niederwald Denkmal .
PS : Ich hab da sehr romantische Erinnerungen in den 1959 ern )



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:12:08:22:42:26.