Mir ist durchaus bekannt, das für die in West-Berlin ansässigen alliierten Truppen Züge von und nach Berlin gab, die bei ihrem Transit durch die DDR ja nur von sowjetischen Organen grenztechnisch abgefertigt werden durfte. Meine Frage bezieht sich auf den Umstand, das in Berlin sicherlich auch Güter für die alliierten Truppen erforderlich waren. Ich denke da beispielsweise an Treibstoff für Kfz oder Helis, an Bedarfsgüter der dort stationierten Truppenteilen und ihrer Familien oder vielleicht auch Ersatzteile für Maschinen und Fahrzeuge. Vielleicht auch mal etwas Munition...

Hat es hierfür spezielle Güterzüge gegeben, die ähnlich der Personenbeförderung einen entsprechenden Status hatten?

Auf klärende Antworten freut sich

Helmut

Meine bisher erschienenen Beiträge findet ihr durch Anklicken des Bildes hier:


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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:03:23:23:05:49.

Hallo,

natürlich gab es für die Alliierten Güterzüge, die allerdings nicht sehr oft und an unterschiedlichen Wochentagen liefen.
Alle fuhren über Helmstedt. Stadtauswärts (Dgb 44474) ab Lichterfelde West (US/ meist alle 2 Wochen), Spandau Gbf (GB/ alle 3 Wochen) und Tegel (F/ alle 3 Wochen); stadteinwärts als Dgb 44471.
Die Kontrolle durch sowj.Militär war in Marienborn und Potsdam Stadt. 44474 fuhr in Lichterfelde West ca. 19:30 ab, in Tegel ca. 19:00, meist sonnabends im Blockabstand nach dem Reisezug Db 1040 (Dm 38071 bei der DB). Ankunft von 44471 war ca. 06:00 in Lichterfelde West und 07:30 in Tegel. Bespannung mit BR 118 (Bw Grunewald) bis/ab Potsdam Stadt.

Zielbahnhöfe im Westen wechselten wohl nach Bedarf, der Franzose fuhr nach Strasbourg; die DR-Buchfahrpläne machten über Helmstedt hinaus keine Angaben zu den Zielbahnhöfen.

Für Panzertransporte wurden 44471/44474 zusätzlich eingelegt.


Gruß, T.L.

Hallo Zusammen,

wenn ich mich nicht täusche waren das doch die Züge, die vorn und hinten, manchmal auch in der Mitte den "Beobachterwagen" hatten, ein spezieller Wagen, der über eine Aussichtskanzel für die militärischen Beobachter verfügte.

Ich bin der Meinung, dass diese Züge an bestimmten Kalendertagen jeden Monat fuhren - im Fall des Zuges STraßburg - Berlin meine ich mich so zu errinnern. Diese Züge nutzten die Main-Weser-Bahn Kassel - Frankfurt.

Hat nicht noch jemand Bilder von diesem Zug?

Gruß

Tom

Hallo,

folgender Link zeigt alte Fotos aus Lichterfelde West und vom US-Güterzugbegleitwagen Pwghs:

[www.berlin-brigade.de]


Gruß, T.L.

Hallo Helmut!

Ein klein wenig kann mein Altpapier zur Beantwortung deiner Frage beitragen.

Im Winterfahrplan 1974/75 fuhr das Zugpaar Dgm/Dgb 44471/44474 einmal monatlich von Kehl nach Berlin und zurück,
jeweils am 19. und 23. eines jeden Monats.

Diese Leistung ist auch im Lehrter Umlaufplan mit 050 von Kreiensen bis Helmstedt und retour eingebaut.

Heft 7G der BD Hannover, gültig ab 29. September 1974 gibt uns die Fahrzeiten an:








Für weitere allierte Versorgungsgüter ist ab Braunschweig der Dgm 40481 als Bedarfszug, außer am 19. jeden Monats eingplant.




Ich freue mich, etwas helfen zu können.

Olaf Ott

Lieber Helmut,

danke, dass Du so ein interessantes Thema angesprochen hast - aus der Zeit des Kalten Krieges.

TransLog sei auch gedankt für den Link, beeindruckend und bedrückend zugleich, was dort berichtet wird.

Dass unser Altpapierverwalter das Passende parat hat, fast schon Standard, aber trotzdem - danke Olaf!

Vor längerem hat HeJo im Rahmen seiner Münchner Spaziergänge ein Bildchen samt Geschichte eingestellt, aus dem ein Rätsel entstand.
Interessant, was da alles gerätselt wurde ;-)

Die Auflösung durfte ich dann einbringen...


Schöne Pfingstfeiertage wünscht euch allen
der Isartalbahner

Hallo zuammen,
für den Bereich der Franzosen habe ich noch ein Bild gefunden, das zeigt, dass die ihre Kühlwagen auch einfach mal an ihren Schnellzug drangehängt haben. Ich weiß allerdings nicht, ob das planmäßig war oder auch nur bei Bedarf erfolgte.

qualle schrieb:
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> Hallo zuammen,
> für den Bereich der Franzosen habe ich noch ein Bild gefunden, das zeigt, dass die ihre Kühlwagen
> auch einfach mal an ihren Schnellzug drangehängt haben. Ich weiß allerdings nicht, ob das
> planmäßig war oder auch nur bei Bedarf erfolgte.
>
> [www.familie-linberg.de]

Hallo,

Diese Kühlwagen dürften wohl nur bedarfsweise im Zug mitgelaufen sein. Es gibt auch andere Bilder mit und ohne Güterwagen an diesem Zug. Im Berliner Jargon wurde der Franzosenzug auch als "rollender Puff" bezeichnet ...



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:05:31:18:09:29.

Guten Abend!

Im den Güterzugbildungsvorschriften der BD Frankfurt vom 28. 09. 1975 fand ich noch etwas Interessantes zu unserem Zugpaar:





Ersichtlich ist, daß ein Begleiterwagen an der Spitze und am Zugschluß fuhr und Wagengruppen für verschiedene Standorte gebildet wurden.

Ich wünsche noch einen schönen Sonntagabend!

Olaf Ott

Aufnahme des 44474 vom Winter 1986/87:
[peter-cooper.fotopic.net]

Aufnahme des Pwghs in Lichterfelde West:
[peter-cooper.fotopic.net]

Aufnahme eines Acm des TFMB (Zugpaar 1040/1041):
[peter-cooper.fotopic.net]




Gruß, T.L.

Hallo zusammen,

also die Zugnummer 44474 ist mir auch sofort eingefallen. 1981 machte ich in Rothensee meine Belehrungsfarten auf der BR 132. Da hatten wir im Dienstplan meine Lehrlokführers auch diesen Zug drin. Ich glaube wir hatten damals den 44494, ablösen in Magdeburg-Südost, nach Seddin in die Zollgruppe über die Kanonenbahn und zurück 50149. Wenn aber der 44474 verkehrte, mussten wir Lz nach Potsdam-Stadt fahren und haben dort diesen Zug gefahren. Der Zug wurde sogar mit Zugführer gefahren, der den genauen Fahrtverlauf aufschreiben musste. Ich kann mich noch daran erinnern, dass der Zugkommandant der Amis mit den Russen in der Zollgruppe in Potsdam-Stadt die Papieren überprüfen mussten und immer dabei "Sto Gramm" tranken. Einmal waren wir, da ein Kollege Streckenkenntnis fuhr zu viert auf der Lok, Lokführer, Streckenkundefahrer, Zugführer und ich, und der "Genosse" von der Trapo, der nicht in die Gruppe durfte, wollte wissen warum wir zu viert auf der Lok sind. Der Zugführer klärte alles auf und er war zufrieden. Wir durften mit dem Zug auch nur an bestimmten Bahnhöfen halten, weil dort vor Ort die Trapo war, die den Zug beobachteten, damit keiner auf den Zug sprang. Schließlich war der Zug amerikanisches Hoheitsgebiet. Mein Lokführer musste mit dem Zug immer nach Marienborn durchfahren, aber ich hatte in Magdeburg Feierabend, weil ich keinen Stempel für den Grenzbahnhof Marienborn hatte. Waren schon verrückte Zeiten damals.

Gruß Wieland

...daß die Züge der Alliierten durch die Russen kontrolliert wurden! Es wurden wohl die Dokumente des Zuges geprüft, aber wenn sich auch nur ein Russe in einem amerikanischen Wagen hätte blicken lassen, hätte das gewaltige diplomatische Aktivitäten ausgelöst! Laut Viermächteabkommen war den drei West-Alliierten der ungehinderte Zugang nach Berlin einschl. einem Umkreis von 50 Km garantiert, und ebenso durften die Sowjets ungehindert in West-Berlin herumstrolchen. Zumindest auf der Relation Checkpoint Charlie - Glienicker Brücke haben sie das auch rege gemacht.

Mein schönes RTO ist weg, und keiner hat mir was gesagt! Wie oft bin ich da als Knirps in den 60er/70er Jahren herumgestromert, habe den Postlern beim Verladen zugeschaut (die alten Magirus-Deutz Rundhauber rückwärts an die Postwagen) oder den Amis beim Panzerverladen (mit denen war ich sowieso immer Gut Freund), habe oben von der Brücke aus dem Rangieren zugeschaut oder mir mit der V 60 auf dem Dahlemer Weg eine Wettfahrt geliefert! Ich war immer so stolz, daß ich mit meinem Rad viiiel schneller war als die! Die durfte ja nur 10 Km/h fahren! Ich erinnere mich, daß gelegentlich, wenn eine V 180 ausfiel, auch schon mal eine 03 den einen Postzug zog. Auch an die 52er auf der Goerzbahn, die drei alte Dampfloks aus dem Schuppen an der Spinne zog, kann ich mich noch schwach erinnern, muß so anno 64 gewesen sein.
Der ganze Bahnhof Lichterfelde-West war ein wesentlicher Teil meiner Kindheit und hat mit dazu beigetragen, daß ich so nachhaltig vom Eisenbahnvirus infiziert wurde. Und nun? Alles weg! *schnüff*

Hallo Wieland,

im Winter 1982/83 ging diese Leistung dann an die BR 118 des Bw Oebisfelde über, die mit dem TEEM 41441 von Oe nach Seddin kam und planmäßig die Rückleistung Dg 52126 (Sed ab 20:00) nach Rothensee (an 00:10) hatte. An den Verkehrstagen des 44474 ging es statt dessen Lz nach Potsdam Stadt und dann mit dem Dgb (Pd ab 20:41) bis Magdeburg Hbf (an 23:27)*. Nach dem Lokwechsel fuhr eine BR 132 weiter, zu damaliger Zeit meist noch mit einem weiteren Lokwechsel in Marienborn, da noch nicht genügend 132er mit PZB ausgerüstet waren und eine PZB-132 der Est. Eilsleben für den Güterverkehr immer zwischen Helmstedt und Marienborn pendeln musste. In Helmstedt erfolgte dann bereits der vierte Lokwechsel ab Berlin !

1981 war übrigens das Jahr, als die Militär-D-Züge Db 1042/43, 1044/45 und 1046/47 auch im Abschnitt Bln-Charlottenburg/Bln-Lichterfelde West - Potsdam Stadt an die BR 132 des Bw Magdeburg übergingen, die diese Leistungen bis Helmstedt durchfuhren, integriert in den 6-tägigen Umlauf für BR 132 mit PZB für den Transitverkehr. Der Grund war wohl, dass das Bw Grunewald nach dem Eisenbahnerstreik von 1980 personell sehr stark ausgezehrt war.

Der von Dir erwähnte 44494 dürfte der 44495 (Hannover-Linden - Bln-Grunewald) gewesen sein, denn zwischen Berlin und Helmstedt hatten die ostwärts verkehren Züge immer eine ungerade Endziffer ...

* Quelle: M. Frick: Der Eisenbahnknoten Oebisfelde


Gruß, T.L.

Hi,

ja genau, dass war nicht 50149 sondern 52126 den wir zurück hatten. Wenn der 44474 verkehrte, mussten wir Lz nach Potsdam-Stadt fahren und diesen bis Marienborn fahren. Ich glaube, dort wurde nur Personalwechsel gemacht und die 132 fuhr bis Helmstedt. Dazu musste die Lok immer Zollstangen haben, damit sie nach Helmstedt fahren durfte. Nach Seddin sind wir mit 44495 gefahren. Sorry, ist schon eine Weile her und ich musste erst mal etwas überlegen. Aber Du hast recht.

Übrigens, in Potsdam-Stadt wurden nur die Papiere des Zuges durch die Russen kontrolliert. Das war meist kurz und schmerzlos und dauerte nicht lange.

Gruß Wieland

Hallo Wieland,

was sind denn bitte "Zollstangen" ?

Hat der Zoll mit denen im Ladegut herum gestochert ?

Gruß, T.L.

Hi,

was sind Zollstangen..?? Bei der 132 gab und gibt es Ecken im Dachbereich, die sich mit Klappen öffnen lassen, wo es Hohlräume gibt. Dort konnte man z.B. einiges Verstecken. Diese Klappen wurden mit Stangen gesichert, so das man sie ohne entfernen der Stangen nicht öffnen konnte. Diese Stangen wurden duch den DDR Zoll verblombt. Nur diese Loks durften nach Berlin (West) bzw. BRD fahren. Ob man das verstecken von Flüchtlingen oder nur die Ein- oder Ausfuhr von bestimmten Handelsgütern verhindern wollte....???? Ich würde mal sagen, beides. Nachher gabe es noch die Bestimmungen, dass die BR 132 in Richtung BRD über PZB verfügen musste. Ob das 1981 schon so war mit der PZB, kann ich nicht sagen.

Gruß Wieland

Moin zusammen!

An dieser Stelle möchte ich mich für die zahlreichen so ergiebigen Antworten auf die von mir gestellte Frage bei euch bedanken.

Da werden - quasi frei Haus - Zug-Nr. genannt, Tfz-Bespannungen übrmittelt und entsprechende Seiten aus den Buchfahrplänen eingestellt!

Genau dieses Verhalten ist es, was das HiFo so positiv bemerkenswert macht und sich damit deutlich von anderen Foren unterscheidet.

Und wenn man dann noch so ganz nebenbei erfährt, was Zollstangen sind, dann freue ich mich einfach über die tollen Ergänzungen!!!

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Pfingstausklang (hier sind es schon 27° )

Helmut

gerdboehmer schrieb:
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> > qualle schrieb:
> > für den Bereich der Franzosen habe ich noch ein Bild gefunden, das zeigt, dass die ihre Kühlwagen
> > auch einfach mal an ihren Schnellzug drangehängt haben. Ich weiß allerdings nicht, ob das
> > planmäßig war oder auch nur bei Bedarf erfolgte.

> Diese Kühlwagen dürften wohl nur bedarfsweise im
> Zug mitgelaufen sein. Es gibt auch andere Bilder
> mit und ohne Güterwagen an diesem Zug.

Um das "dürften" aus der Welt zu schaffen: es war absolut planmäßig! Laut Zugbildungsplan ZpAR der DB vom Sommer 1987 (weil gerade greifbar) verkehrten Dm 38070/Db 1041 bzw. Db 1040/Dm 38071 Strasbourg - Berlin=Tegel v. v. mit je einem Goss der DB und Ichqss der SNCF, dazu die Anmerkung a: "bis zu 4 Güterwagen mit eilbedürftigen Gütern". Diese Wagen kamen allerdings nicht aus Strasbourg, sondern wurden dem Militärzug erst in Kehl beigestellt.

Auch der britische Dm 38047/Db 1047 Braunschweig - Berlin=Charlottenburg führte freitags und samstags einen "Goss-uv" von Krefeld nach Berlin mit, in der Gegenrichtung fehlte er allerdings.

Lothar Behlau, Köln

Lothar Behlau schrieb:
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> Um das "dürften" aus der Welt zu schaffen: es war absolut planmäßig! Laut Zugbildungsplan ZpAR der DB vom
> Sommer 1987 (weil gerade greifbar) verkehrten Dm 38070/Db 1041 bzw. Db 1040/Dm 38071
> Strasbourg - Berlin=Tegel v. v. mit je einem Goss der DB und Ichqss der SNCF, dazu die
> Anmerkung a: "bis zu 4 Güterwagen mit eilbedürftigen Gütern".
> Diese Wagen kamen allerdings nicht aus Strasbourg, sondern wurden dem Militärzug erst in Kehl
> beigestellt.

Das planmässig habe ich hier auch nicht bestritten, nur liefen die hier angesprochenen Güterwagen nicht täglich (und somit auch die zu sehenden Kühlwagen) im Zug mit. Du hast es selbst jetzt bestätigt. "bis zu vier Güterwagen" und das heißt für mich "bei Bedarf". So wie ich diesen Zug auch oft genug ohne Güterwagen in Berlin gesehen habe.

> Auch der britische Dm 38047/Db 1047 Braunschweig - Berlin=Charlottenburg führte freitags und
> samstags einen "Goss-uv" von Krefeld nach Berlin mit, in der Gegenrichtung fehlte er allerdings.

Richtig, das kann ich wiederum bestätigen.

> Lothar Behlau, Köln



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:06:01:17:44:01.