Hallo hagepe und @all,
jetzt erst einmal vielen Dank für die engagierte Auseinandersetzung mit dem Foto!
@hagepe: Ich bin geplättet, da zieht einer mal eben zwei Bilder von zwei 91.3ern aus der Tasche! Ungewollt haben Deine Bilder und Deine Anmerkung zur Abfederung der Vorlaufachse jetzt aber einen weiteren Hinweis gegeben, daß die Lok auf meinem Bild wirklich eine T11 ist.
Aber der Reihe nach:
- Bei Deinen Beiden Bildern fällt zunächst einmal auf, daß die Zylinder der T9.3 kein vorderes Kolbestangenrohr haben, auch ist deutlich zu sehen, daß der Flachschieber schmäler ist und der Zylinderblock gedrungener ist. Auch die Proportionen der Treibräder (1350 mm vs. 1500 mm bei der T11) scheinen mir auf meinem Bild eher für die T11 zu sprechen.
- Die T9.3 hat die erwähnte Blattfeder oberhalb des Umlaufs auf Höhe der Rauchkammer, die T11 hat hier - keine Feder!
Ich bediene mich einmal aus der selben Quelle wie Walter:
Skizze T9.3:
Foto T9.3 (Tki3)
Foto T 11 (Oki1) (Sklizze gibts leider nicht)
- Kessel: Auf dem letzten Bild der polnischen T11 fällt auf, daß sie ebenfalls keine "dicke" Rauchkammer hat, diese hat vielmehr fast den gleichen Durchmesser wie der Kessel - so wie auch die Lok auf meinem Bild. Die polnische T11 ist die ehemalige 74 104, also eher ein frühes Baujahr (471 wurden zwischen 1903 und 1910 gebaut). Die "dicke" Rauchkammer wurde demnach wohl erst später in die Serie übernommen.
- die Rauchkammer und das auf meinem Bild fehlende zweite Führerstandsfenster sind wohl im übrigend hauptverantwortlich dafür, daß ich in der Lok auf meinem Foto eine T9.3 sah. Das fehlende Führerstandsfender ist tatsächlich prägnant, zudem zeigt das eine der beiden Fotos von hagepe auch noch eine T9.3 mit Kastenlüfter. Auf der Suche nach einem Bild einer T11 mit nur einem Führerstandsfenster und Ausschnitt am Aufstieg, wie auf hagepe's Fotos, wurde ich tatsächlich fündig - im "Obermayer" (Taschenbuch deutsche Dampflokomotiven) ist tatsächlich eine T11 mit nur einem Führerstandsfenster und einem solchen Ausschnitt zu sehen - übrigens auch ohne "dicke" Rauchkammer.
- Führerhausdach: Tatsächlich zeigen alle Bilder, der T9.3, die ich bis jetzt gesehen habe, ein gewölbteres Dach, was nicht dem von der Lok auf meinem Foto entspricht.
- Wasserkasten: Ein Umbau (Vergrößerung der Wasserkästen bei Erneuerung durch eine Schweißkonstruktion) wäre natürlich denkbar.
- Kesselaufbauten: Die Lage des Dampfdoms auf allen bisher gezeigten Bildern scheint mir doch weiter hinten zu sein als bei der T11 bzw. meinem Foto. Ein Bauteil, was man nicht mal so eben versetzt.
Zumindest scheint mir nach dieser Gesamtbetrachtung doch eine Mehrzahl der Indizien für die T11 zu sprechen.
Im übrigen ist wohl geklärt, dass es sich beim Aufnahmeort tatsächlich um eine Lokalität auf dem Gebiet der ehem. DDR handelt.
@ Michael P: Du schriebst:
> Dann ist da, abweichend vom Rätselbild, eine abweichende
> Bauausführung seitlich, wo eine Rohrleitung Richtung Zylinder
> geht und ein Kasten (Überhitzerautomat?) sitzt, den es 1972
> an Lok 1 nicht gibt.
(Anm. von mir: Also der Kasten ist auf dem EK-Bild?)
Wenn der Kasten seitlich neben der Rauchkammer ist, länglich, flach, etwa so lang wie diese, dann ist das höchstwahrscheinlich ein Überhitzerautomat. Dieser Umbau erfolgte aber bereits Anfang der 20er Jahre. Die Lok auf meinem Foto wurde entweder nicht umgebaut, oder das Ding wurde irgendwann wieder ausgebaut (z.B. aus Ersatzteilmangel).
Jetzt meine Bitte: Könntest du das Bild in dem EK-Buch noch einmal auf z.B. den Durchmesser der Rauchkammer und die Fensterzahl am Führerhaus hin anschauen? Ich will Deine Recherche nicht anzweifeln, aber es würde mich irritieren, wenn diese Punkte auch abweichen. Aber auch Kessel wurden bei Ausbesserungen getauscht und Führerhäuser umgebaut.
Bleibt bitte dran, Leute! Entweder hat Michael recht, und das Rätsel um die Lok ist gelöste, oder aber wir sind ziemlich dicht dran, meine ich.
Gruß Rolf
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:12:01:01:36:37.