Hallo,
Interrail für Eisenbahnfreunde: einen Monat Hardcore-Bahnfahren, einen Monat keine Dusche und nach einem Monat nur 3.432 Bahnhöfe gesehen?
Das soll es gegeben haben, aber so extrem war es bei mir dann doch nicht. Zwar wurde der Global-Pass mit rund 20.000 km ausgiebigst genutzt, doch waren für manch eine 1.000-km-Distanz oftmals Nachtfahren verantwortlich. So blieb zwischen den Zügen ausreichend Zeit, in den Städten nicht nur Hauptbahnhof, Centraal Station oder Hlanvi nadradzi zu besuchen, sondern auch die Sehenwürdigkeiten bekannterer und unbekannterer Städte und Landschaften - wobei die Reize hierbei oftmals im Verborgenen und nicht in den Reiseführern lagen. Das spezielle Hobby führte allerdings dazu, auch einmal abseits der Magistralen durch die Länder zu reisen. Auf Strecken also, wo die Schaffner einen Interrailpass mitunter recht ratlos anschauten. Nachfolgend einmal eine kleine Galerie aus den Ländern Österreich, ein ganz klein wenig Ungarn und etwas Schweiz mit internationalem Anstrich sowie aus jenem Land, in dem man die ganze Zeit das Gefühl hat, in einer S-Bahn zu sitzen. Die Bilder datieren von vier IR-Monatstouren zwischen den Jahren 1988 (damals hat der Globalpass um die 450 Mark gekostet - für einen Schüler ein halbes Vermögen) bis 1996. Die 10-Jahres-Klausel für das Hifo ist also erfüllt... Mit einem Gruß an meine ReiseparterInnen Björn, Manuel, Claudia und Jan verlassen wir nun für neun Bilder die Gleise von DB und DR.
Beginnen wir auf schmaler Spur: Längst vom regulären Reisezugverkehr befreit ist die Waldvierteler Schmalspurbahn in Oberösterreich. Hart an der Grenze zur Tschechoslowakei rollt 5090 nach Gmünd NÖ ein - der Schlot hinter dem Triebwagen qualmt bereits im Nachbarland.
In Villach traf ich auf diesen 624-Verschnitt im Apmz-Look. Die Kollegen vom Lok-Report haben die ehemaligen Vorzeigezüge der Jugoslawischen Eisenbahn ja jüngst ausführlich vorgestellt. So bleibt mir nur, dieses Bild nachzureichen und noch einmal in Gedanken auf drehbaren, überaus komfortablen Sitzen gen Karawanken zu reisen. Am 28. Aug. 1994 steht 711 020 als D 310 "Ljubljana" zur Abfahrt bereit, dahinter wartet bereits eine 2043 oder 2143 mit ihren "Jaffa-Schlieren" zur Fahrt nach Kötschach-Mauthen.
Nicht ganz so komfortabel, aber dennch recht bequem, sind die Nahverkehrstriebwagen der ÖBB. Die einteiligen 5047 waren vor 15 Jahren allgegenwärtig, von den Zweiteilern gibt es aber offenbar nur ein paar wenige. Einer von ihnen steht hier in Oberwart, einer der wenigen Bahnhöfe im südlichen Burgenland.
Einst ging die Strecke von Oberwart via Rechnitz weiter nach Ungarn. Dort bediente man sich vor rund 50 Jahren lokomotivmäßig beim Klassenfeind und schaffte diese Kartoffelkäfer an, von denen einer auf der Balaton-Norduferstrecke des Weges krabbelt.
Sprung in die Schweiz: Für interrailende Eisenbahnfreunde hatte die Rückstufung der rein erstklassigen RAe-TEE-Triebwagen zu "Grauen Mäusen" RABe TEE einen entscheidenden Vorteil: Man konnte endlich auch mal mitfahren, ohne zuvor einen Kleinkredit aufgenommen zu haben. Hinter den verglasten Führerständen waren bewegliche Sessel aufgestellt, aus denen man in geradezu dekadenter Weise die Fahrt genießen konnte. Am nächsten Tag wurde dann nicht fotografiert, sondern dem Objekt der Begierde mit der Kamera aufgelauert. Als Zubringerzug von Bern zum TGV an der französischen Grenze sehen wir den Zug einmal im Bahnhof Neuchatel...
...und auf dem Viadukt bei Gümmenen zwischen Bern und Neuchatel.
Wie in der Schweiz braucht man in den Niederlanden eigentlich keinen Fahrplan. Dauernd kommen Züge, die Verknüpfungen sind ausgezeichnet, und man hat im ganzen Land das Gefühl, in einer S-Bahn zu sitzen. Allerdings haben die NS in den letzten Jahren eine radikale Ausmuserungskampagne gegen ältere Triebfahrzeuge gefahren. Auf der Strecke blieben dabei diese im IC-Verkehr mit einem kleinen Speisebereich eingesetzten Triebwagen, die ihrer markanten Front wegen den Spitznamen "Hondekop" erhielten. Aus der gleichen Epoche stammt auch die Architektur des Rotterdamer Hauptbahnhofes.
Unverkennbar französisch kam die Baureihe 1300 daher, die hier mit dem D-Zug "Nord-West-Express" in Amsterdam Centraal zur Abfahrt bereit steht. Links ein Standard Stoptrein aus den 1960-er Jahre, der aber nach wie vor in Amt & Würden steht.
Beenden wollen wir die Galerie mit einer wahren Schönheitskönigin. Diese geschmackliche Entgleisung Namens 1207 (nur echt mit der Führerstandstür) ist gerade mit einem IC in der Baahnhofshaalle von Haarlem zum Haalten gekommen.
In diesem Sinne: Tot ziens & bis zur nächsten Reise!
Heiko