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Wie lang blieben die Dampfloks früher am Zug?

geschrieben von: Käfermicha

Datum: 04.10.08 11:05

Wenn man die vielen tollen Fotos sieht auf der Strecke Osnabrück-Hamburg kurz vor Beginn des elektrischen Betriebes wollte ich fragen, wie lang blieb eine 01, 03 oder 01.10 früher eigentlich am Zug? Wurde z.B. Osnabrück-Hamburg mit einer Lok ohne Wechsel gefahren? Musste die Lok danach ins BW, oder konnte man dann direkt wieder zurückfahren?

Wasser auffüllen ist ja nicht das Problem, aber wie lang reichte die Kohle?

Re: Wie lang blieben die Dampfloks früher am Zug?

geschrieben von: Norb€rtNL

Datum: 04.10.08 11:28

Brennstoff kann man im Prinzip ebenfalls direkt am Bahnsteig auffüllen. Bei ölgefeuerten 01.10 wurde das z.B. in Bebra getan bei Langläufen von bis zu 685km (Hamburg-Treuchtlingen). Im Prinzip wäre das bei Kohleloks auch möglich, nur spielt dort ein anderes Problem eine Rolle, nämlich die Verschlackung des Rostes im Laufe einer längeren Fahrt. Dennoch sind in Deutschland die längsten Durchläufe von Dampfloks mit kohlegefeuerten Maschinen gefahren wurden, nämlich vor (allerdings relativ leichten) F-Zügen von Hamburg bis Frankfurt mit der 03.10.

Zu deiner Frage bezüglich der Rollbahn: 01.10 fuhren, als noch nicht elektrifiziert war, anfangs von Hamburg bis Köln regelmäßig durch, mit wenigen Zügen auch weiter bis Bonn oder Aachen. Davor hat man das auch mit 03 gemacht, allerdings nicht ohne Schwierigkeiten bei den dort üblichen schweren Zügen. Lokwechsel von 01.10 auf 01.10 in Osnabrück waren wohl entweder umlaufplanbedingt oder hatten damit zu tun, dass man, wie auch schon in Bebra, aus der Mitte heraus fuhr. Dann sorgte man dafür, dass die Loks bei bestimmten Zügen am Heimatstandort aus dem Durchlauf herausgenommen werden konnten.

Ansonsten ist das Thema ein weites Feld, zu dem sicher die Praktiker mehr sagen können.

Grüße,
Norbert

Re: Wie lang blieben die Dampfloks früher am Zug?

geschrieben von: Käfermicha

Datum: 04.10.08 11:30

Danke für die Antwort. Langläufe waren also schon an der Tagesordnung. Ich dachte immer, dass die Loks nach 100-200km automatisch getauscht wurden, dem war also nicht so.
Hallo,
pauschal kann man das sowieso nicht sagen. Der Brennstoffverbrauch ist doch arg unterschiedlich, ob ich die ziemlich platte Rollbahn fahre mit einem leichten D-Zug (die damals auch noch relativ kurz waren) oder eine Steigungsstrecke mit 2000 Tonnen am Haken habe...

Peter Achterberg

Re: Wie lang blieben die Dampfloks früher am Zug?

geschrieben von: steamjoe

Datum: 04.10.08 13:03

Norb€rtNL schrieb:
-------------------------------------------------------
> Lokwechsel von 01.10 auf 01.10 in Osnabrück
> waren wohl entweder umlaufplanbedingt oder hatten
> damit zu tun, dass man, wie auch schon in Bebra,
> aus der Mitte heraus fuhr.

Könnte mir bitte mal jemand diese Formulierung erklären? Ich habe den Begriff "Aus der Mitte fahren" schon öfter gehört, aber verstanden hab ich ihn bisher nicht... *schäm*

Beste Wochenendgrüße ausrichtend,

Jochen

Aus der Mitte heraus

geschrieben von: Norb€rtNL

Datum: 04.10.08 13:30

Hallo Jochen,

Am Beispiel der Rollbahn: Osnabrück liegt in der Mitte zwischen Hamburg und Köln. Das gros der Maschinen für die Durchläufe wurde auf halber Strecke stationiert statt am Beginn oder am Ende. In den 1950er und 1960er Jahren fand man das günstiger, um im Alltagsbetrieb lange Durchläufe zu managen.

Grüße,
Norbert

Re: Wie lang blieben die Dampfloks früher am Zug?

geschrieben von: Norb€rtNL

Datum: 04.10.08 13:34

Hallo Peter,

Stimmt, man kann es nicht pauschal sagen, allerdings gehörte die Rollbahn im Schnellzugverkehr doch eher zum schweren Arbeitsgebiet: für die 01.10 Planlasten von 500 bis 600 Tonnen mit planmäßig bis zu 135 km/h. Die Anstiege bei Osnabrück sind zwar nicht steil, dafür aber lang (10 bzw. 13 km) und bei 600t Zuglast kein Spaziergang. Gegenwind in der norddeutschen Tiefebene ist auch nicht ohne.

Grüße,
Norbert

In den 50er Jahren? . . .

geschrieben von: Hartmut Riedemann

Datum: 04.10.08 14:44

. . . Nee, nee, Norbert, das Fahren aus der Mitte praktizierte man beim Bw Osnabrück Hbf schon planmäßig seit dem Jahr 1924, mit Personalwechsel am Bahnsteig im Durchlauf Altona - Köln. Ich zitiere aus einem Bericht der Rbd Münster vom 29.08.1925:
"Die durschschnittliche tägliche Leistung einer Schnellzuglokomotive in Osnabrück betrug vor dem Krieg 266 km, heute beträgt sie 419 km." Mit Krieg ist natürlich der 1. Weltkrieg gemeint.

Beste Grüße
Hartmut

Re: In den 50er Jahren? . . .

geschrieben von: Käfermicha

Datum: 04.10.08 14:57

Ok, Fahren aus der Mitte hieß dann in der Praxis, man macht die Maschine in Osnabrück ran, fährt nach bzw. Hamburg Köln, dann zurück und wechselt die Lok in Osnabrück wieder aus?
Was ist mit den Langläufen der Bad. IVh an den Rheingold Zügen von Hoek van Holland?

Ich hab jetzt grade keine genaue Kilometerangabe im Kopf aber das war wohl für kohlegefeuerte Dampfloks das maximum!

Dieses "verkehrsrote Geraffel" ist ja schlimm!
"Seit wann ist die bauliche Kürzung von Bahnsteigen ein Beitrag zur Verkehrswende?" (fentapi 19.2.2019)


mfg DerAltenbekener

Nee, noch viel zu einfach gedacht, . . .

geschrieben von: Hartmut Riedemann

Datum: 04.10.08 21:04

. . . schauen wir mal in den Laufplan Nr. 01 vom 26.09.1965 an für 6 Loks der BR 01.10 Öl des Bw Osnabrück Hbf.

In den 6 Tagen fahren die 6 Loks je 5353 km, also im Tagesdurchschnitt 892 km. In dieser Zeit laufen die 6 Loks nur jeweils dreimal das Heimat-Bw an, in diesem Fall am Tag 1 des Laufplans für rund 7 Stunden, Zeit, um größere Reparaturen durchzuführen, am Tag 3 für rund 3 Stunden und am Tag 5 für knapp 3 Stunden. Dabei pendeln die Loks im Wesentlichen mit ihren Zügen zwischen Hamburg-Altona und Wanne-Eickel/Dortmund/Essen (nach Köln wurde schon nicht mehr gefahren).

Kohle bzw. Öl und Wasser ließ sich ja auch in den Wende-Bw nehmen. Ziel war, möglichst hohe Tageslaufleistungen zu erreichen. In diesem Plan wurden dann auch am Tag 6 insgesamt 1173 km vor Zügen absolviert. Längste Leistung vor einam Zug war die Führung des D 62 von Hamburg-Altona nach Gelsenkirchen Hbf, 377 km.

Im genannten Beispiel sind die Loks in den Laufplantagen 3 - 5 insgesamt sechsmal am Heimat-Bw vorbeigefahren.

Ist es jetzt klarer geworden?

Grüße
Hartmut

Re: Wo...

geschrieben von: Matthias Muschke

Datum: 05.10.08 01:41

...fuhren die Langläufe? Offenburg kam von Basel bis Mannheim und Heidelberg. Längster Durchlauf überhaupt in Deutschland (und sogar kohlegefeuert) war Hamburg - Frankfurt via Köln über 703 km (mit 03.10 und 05).

EDIT: BR ergänzt (sonst denkt noch einer 18.3 fuhren Hamburg - Köln

"Gibt es zwei- bzw. dreiachsigen Reko-Wagen der DR (Bage, Baage, Dage oder Bagtre), die die gleiche Breite aufweisen, wie die vierachsigen Reko Wagen z. b. der zuvor genannten Hersteller? Also schmaler sind, als die Wagen von Piko und Roco!
Viele mögen die 1-1,5 mm breitenuntershcied nicht stören und mich wiederum ist es egal, welche breite nun die Maßstabsgereue ist - mir wäre nur wichtig, dass die Personenzugwagons der DR in meiner Zugkombi ziemlich gleichbreit sind..."

🤦‍♂️😂🤷‍♂️

Quelle: Stummiforum..

[www.stummiforum.de]




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:10:05:10:12:46.

Auf meiner Hausstrecke Berlin - Hamburg...

geschrieben von: Anonymer Teilnehmer

Datum: 05.10.08 10:07

...sah das in den frühen 70ern folgendermaßen aus: Die 01.5 kamen in Wittenberge auf den Hamburger Zug, fuhren bis Altona, wendeten dort, ohne Öl nachzufassen, liefen dann mit dem Berliner Zug durch bis Ostbahnhof mit Personalwechsel in Wittenberge, wendeten in Ostbahnhof und kamen mit dem nächsten Hamburger wieder nach Wittenberge zurück, da war dann Lokwechsel.

Da müßte man mal bei Maedel nachschauen,....

geschrieben von: Anonymer Teilnehmer

Datum: 05.10.08 10:16

...das ist eigentlich eine ziemlich zuverlässige Quelle für solche Fragen. Habe da grade nix griffbereit, aber er berichtete z.B. über Langläufe von Nürnberger S 3/6 bis Berlin Ahb., das müßten auch sowas bei 400 km sein.

Re: In den 50er Jahren? . . .

geschrieben von: Norb€rtNL

Datum: 05.10.08 14:17

Hallo Hartmut,

Vielen Dank für die Klarstellung. Mir war nicht bekannt, dass die Methode schon älter war.

Grüße,
Norbert

Re: Wie lang blieben die Dampfloks früher am Zug?

geschrieben von: E 19 01

Datum: 05.10.08 15:25

Noch eine kurze (prä-)historische Anmerkung: am 2. Mai 1951 wurde ein Sonderzug zur Vorführung der neuen 26,4-m-Doppelstockwagen von Hamburg nach München gefahren. Zuglok war eine 39 Jahre alte bayerische hochhaxige S 3/6 (18 451), die den 820 km-Langlauf ohne Zwischenausschlacken bewältigte. Die Lage des Feuers in München war noch so gut, daß weitere 100 - 200 km Fahrt möglich gewesen wären.