Ab diesem Teil wollen wir uns mit dem Streckenabschnitt Jerxheim – Oschersleben beschäftigen. Zunächst ein wenig Geschichte:
Die Bahnstrecke Oschersleben–Jerxheim war eine 24 Kilometer lange Hauptbahn im Grenzgebiet der heutigen Länder Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Die am 10. Juli 1843 von der Herzoglich Braunschweigische Staatseisenbahn eröffnete Linie war Teil der ersten Verbindung zwischen Braunschweig und Magdeburg und damit, nach Fertigstellung der Anschlusstrecken, vom Ruhrgebiet und Hannover nach Berlin. Nach Eröffnung der Berlin-Lehrter Eisenbahn 1871 und der direkten Bahnstrecke Braunschweig–Magdeburg (über Helmstedt) 1872 diente sie überwiegend dem Güterverkehr.
Nach der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen wurde der Abschnitt zwischen Jerxheim und Gunsleben unterbrochen, der letzte planmäßige Zug fuhr am 30. Juni 1945. Der Betrieb zwischen Oschersleben und Gunsleben blieb mit vier bis sechs Nahverkehrszügen pro Tag und Richtung erhalten. Am 30. Mai 1992 wurde auch dieser Abschnitt „aus technischen Gründen“ gesperrt, noch 1993 wurden Busse als Schienenersatzverkehr angeboten. Eine Reparatur erfolgte nicht mehr.
Quelle Wikipedia
Die beiden folgenden Fahrpläne verdeutlichen sehr gut, dass die zweigleisige Hauptstrecke im Personenverkehr nach 1872 nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. Immerhin nutzte 1927 noch ein D-Zug mit dem interessanten Laufweg Dresden – Bentheim die Strecke.
Fahrplan 1928 – Mike Stelzig
Gegenüber dem Fahrplan von 1927 hat sich 19944/45 nicht viel verändert. Die Fahrzeiten haben sich allerdings erheblich verkürzt. Für den Abschnitt Jerxheim – Oschersleben sollt dies der letzte Fahrplan gewesen sein.
Fahrplan 1944/45 – Martin Ritzau
Im heutigen Teil wollen wir uns mit dem als ersten stillgelegten Abschnitt zwischen Jerxheim und Gunsleben beschäftigen. Für mich persönlich der interessanteste Abschnitt, weil es noch viele Kleinigkeiten zu entdecken gibt. Zunächst eine Streckenkarte zu diesem Abschnitt:
Quelle: Friedrich Brandes, Braunschweig, Chronik des Bahnhofs Jerxheim, Februar 1972
Die folgenden Fotostandpunkte können anhand der Karte gut nachvollzogen werden.
Der Streckenabschnitt Jerxheim – Oschersleben wurde überigens zunächst eingleisig in Betrieb genommen aber bereits zweigleisig geplant. Das zweite Gleis konnte bereits am 22.11.1853 in Betrieb genommen werden. Beginnen wir unsere Reise am ehemaligen Posten 28. Der Fotograph steht auf dem ehemaligen Bahnübergang, Blickrichtung Jerxheim. Der Posten 28 stand links neben der Strecke.
Bahnübergang Posten 28 2008
Ab dem Kilometer 45 verläuft ein Wirtschaftsweg auf dem ehemaligen Bahndamm bis Gunsleben.
Kilometer 45
Kommen wir nun zur ehemaligen Blockstelle Pabstorf. Das Bild zeigt den ehemaligen Bahnübergang an der Blockstelle. Das Gebäude stand rechts neben dem Fotographen.
Bahnübergang Block Pabstorf 2008
Zu welchem Zeitpunkt die Blockstelle eingerichtet wurde ist mir leider nicht bekannt. Der Block Pabstorf wurde im Mai 1967 abgebrochen. Nachstehend eine historische Zeichnung.
Quelle: Friedrich Brandes, Braunschweig, Chronik des Bahnhofs Jerxheim, Februar 1972
Nachstehend ein Bild vom Block Pabstorf mit dem Schienenzeppelin von Franz
Krukenberg. Ohne die interessante aber erfolglose Geschichte dieses Fahrzeugs aufzuarbeiten, sei der Hinweis gestattet, dass dieses Bild während einer Erprobungsfahrt am 26.06.1931 von Berlin über Magdeburg – Jerxheim – Börssum – Salzgitter nach Hagen am frühen Morgen so gegen 08.00 Uhr aufgenommen wurde.
Sammlung Heinz-Jürgen Weist
Ein weiteres Bild zeigt die Durchfahrt in Jerxheim. Im Hintergrund die Güterschuppen an der östlichen Ausfahrt sowie rechts die Ausfahrtsignalgruppe Richtung Oschersleben. Kann jemand etwas zu dem links erkennbaren Personenwagen beitragen? Würde mich sehr freuen.
Sammlung Heinz-Jürgen Weist
Kommen wir nun zur ehemaligen Zonengrenze, die sich am Posten 29 befand.
Brücke über die Aue und ehemalige Zonengrenze 2008
Der historische Vergleich zeigt, dass das Gleisstück am linken Brückenrand noch original ist.
Quelle: Friedrich Brandes, Braunschweig, Chronik des Bahnhofs Jerxheim, Februar 1972
Nach der Stillegung am 01.07.1945 wurde die Strecke bis zur Grenze noch zum Abstellen von Schadwagen genutzt. 1948/49 schließlich wurden die Gleise, Signale und der Oberbau zwischen Jerxheim und der Grenze abgebaut.
Brücke über die Aue und ehemalige Zonengrenze 2008
Im Gebüsch noch gut erkennbar der ehemalige Posten 29.
Posten 29 2008
Vom Posten 29 ist es nun auch nicht mehr weit bis zum Bahnhof Gunsleben. Bereits nach einem kurzen Fußmarsch wird das ehemalige Stellwerk erreicht.
Stellwerk Gunsleben 2008
Obwohl dieses Stellwerk bereits ab dem 01.07.1945 außer Betrieb gewesen sein dürfte, ist es noch heute vorhanden.
Innenraum Stellwerk Gunsleben 2008
Von hier hat man einen schönen Überblick über die Strecke bis zum Bahnhof Gunsleben.
Blick aus Stellwerk Richtung Gunsleben 2008
Mit dem Bahnhof Gunsleben wollen wir uns dann im nächsten Teil beschäftigen.
Auch wenn es in diesem Teil kaum Züge zu sehen gab hoffe ich, dass für denen einen oder anderen unsere historische Reise zwischen Jerxheim und Gunsleben interessant war. Als Entschädigung gibt es nun in den nächsten 4 Teilen bis Oschersleben auch reichlich DR-Dampfbilder zu bewundern.
Carsten
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:05:18:21:58:16.