In der letzten Zeit erfreut sich das Saarland im HiFo größerer Beliebtheit, also werde ich auch mal meinen Senf dazu geben.
Am 4.11.1973 – einem Sonntag – machten mein Freund und Fahrdienstleiter meiner
Heimatdienststelle Gottfried Pricken und ich eine Tour ins Saarland. Uns interessierten vor Allem die noch vorhandenen französischen Dampfer in Sarreguemines. Unterwegs nahmen wir mit, was sozusagen "am Wege" lag.
Mit einem Leihwagen machten wir uns auf den Weg und pausierten zunächst in Karthaus (das zugegebenermaßen noch nicht im Saarland liegt). Notiert habe ich die zur Verschrottung anstehenden Lokomotiven
023 046, 047 und 069
044 184, 380, 535, 568 und 685
050 183, 267, 406, 641 und 922
051 028, 262 und 738
052 695 und 914
Einige Bilder will ich trotz der Unerfreulichkeit zeigen, erlauben sie doch diverse Einblicke "in" die Lokomotiven.
Hier im
Bild 1 sehen wir 023 047, ihr Ende erwartend. Allerdings wird sie erst am 6.3.1974 ausgemustert werden:
Im
Bild 2 sehen wir auch unzweifelhaft eine 23er, deren Rahmen bereits zweigeteilt war. Notiert habe ich 023 046; ich weiß allerdings nicht mehr, woher ich diese Info hatte. Vielleicht an noch vorhandenen Stangenlagern abgelesen ?
Dieser Torso war dereinst eine 44er. Die schräge Anordnung des mittleren Zylinders kann man gut erkennen
(Bild 3):
Und hier erkennen wir mit geschultem Blick ;-)) eine 50er
(Bilder 4 und 5):
Die anderen Schrottloks habe ich nicht eingescannt.
Im Bahnhof Karthaus erwischten wir noch einen MAN-Uerdinger. Nt2616 (Danke, Olaf, für Dein Kursbuch!) stand in Form von 795 460 samt 995 abfahrbereit am Hausbahnsteig zur Fahrt nach Apach
(Bild 6):
Dann sprangen wir ins Auto und fuhren nach Sarreguemines. Im dortigen Bw mussten wir erst auf eine deutschsprachige "Reiseleitung" warten; deren "Deutsch" allerdings war für uns Krefelder auch nicht immer ganz einfach zu verstehen – "enns" z.B. hieß "eins"!
Beginnen wir also unsere Runde im Dépôt Sarreguemines. Alle draußen stehenden Maschinen waren abgestellt – schade!
Als erste Lok sehen wir die erste "enns" – 141 R 1, neben 141 R 341 auf den Drehscheibengleisen stehend
(Bild 7):
Die Lokomotiven der Reihe 141 R waren nach dem zweiten Weltkrieg als Aufbauhilfe von den USA und Kanada an Frankreich geliefert worden. Mehr als 1300 Maschinen wurden hergestellt, von denen 16 Loks mit ihrem Transportschiff auf dem Grund des Atlantiks liegen und eine weitere im Hafen von Marseille, die beim Abladen ins Wasser stürzte. Mehr zur Geschichte siehe hier: [
de.wikipedia.org]
Weiters in der Runde trafen wir auf eine für uns ungewöhnliche Komposition. Lok 140 C 291 war mit einem 34er-Tender einer 44er gekuppelt (diese Tender liefen zuvor hinter ehemaligen 44ern, in Frankreich 150 X genannt)
(Bild 8):
Auch die Reihe 140 C hat eine interessante Geschichte, wenn man dem Internet Glauben darf [
www.asterhobby.co.jp].
Ein erstes Los der französischen ETAT über 270 Lokomotiven wurde wegen des Ausbruchs des ersten Weltkrieges nur zu einem Teil erfüllt. Die Lokfabriken SACM Belfort, Schneider-Creusot und Fives-Lille bauten 70 Maschinen, dann wurde der Bau wegen anderer kriegswichtigerer Güter eingestellt. Die ETAT erteilte daher den englischen Lokfabriken North-British Locomotive Corporation und Nasmyth-Wilson & Co Ltd einen Auftrag über 200 Lokomotiven, von denen sechs wegen der Kriegsereignisse im Meer versanken.
Weitere 70 Maschinen wurden von North British und Vulcan Foundry an die französische "schwere Artillerie auf Schienen" (Artillerie Lourdes sur Voies Ferrées – ALVF) geliefert. Insgesamt wurden also 340 Lokomotiven hergestellt.
Noch eine SW-Aufnahme des 44er-Tenders möchte ich zeigen, der mit einer Handhebelmimik zum Öffnen der Wasserklappen versehen war
(Bild 9):
Nächste Lok war 141 R 6, auch an der Drehscheibenrunde stehend
(Bild 10):
Neben ihr stand 141 R 96 (hier könnte man wieder eine Panorama-Aufnahme anfertigen…)
(Bild 11):
Unter dem Uhrenmast stand 141 R 349, die Rauchkammertüre geöffnet
(Bild 12):
Im Gelände fanden wir noch eine weitere 140 C mit ehemaligem 44er-Tender vor: 140 C 30 sah noch recht vollständig aus
(Bild 13):
Im Gegenlicht stehen 141 R 44 …
(Bild 14):
… und 141 R 158
(Bild 15):
Auch 141 R 102 machte noch einen recht vollständigen Eindruck; lediglich die Treibstange war auf dem Umlauf abgelegt
(Bild 16):
Im
Bild 17 sehen wir 141 R 411; im Hintergrund noch das Stellwerk von Sarreguemines:
Auch bei 141 R 121 lag die Treibstange bereits auf dem Umlauf – so konnte man die Schrottloks besser verschieben
(Bild 18):
Werfen wir noch einen Blick auf den Tender der 141 R 121
(Bild 19):
Die Bezeichnung "30 R 121" gibt uns den Wasservorrat in m³ an (30m³) und weist auf die Zugehörigkeit zu 141 R
121 hin.
140 C 53 war noch mit einem alten Tender gekuppelt, der ein Wasserfassungsvermögen von nur 18 m³ aufwies. Verständlich, dass man diese Loktype gerne mit einem 44er-Tender kuppelte!
(Bild 20):
Kam dieser Tender etwa von 140 B 38?
Auch 140 C 54 besaß noch diesen älteren Tender
(Bild 21):
Dagegen war 140 C 127 mit größeren Vorräten gekuppelt
(Bild 22):
Ist das etwa eine Primitiv-Ausführung eines Vorwärmers zwischen Kamin und Dampfdom?
Hier kommen wir zur zweiten "enns". Im
Bild 23 steht 140 C 1 ausgemustert an der Drehscheibe:
Eine einzige Lok stand unter Dampf – und natürlich im Schuppen! 141 R 654 (mit dem Tender der 141 R 367 gekuppelt) schmauchte vor sich hin
(Bild 24):
Leider war der Dampfdruck im Kessel soweit abgesunken, dass unser Begleiter uns die Lok nicht herausfahren konnte!
Ein einziges Bild habe ich an einen Diesel verschwendet. Hier im
Bild 25 steht BB 63721 im großen Rundschuppen:
Damit beendeten wir unseren Besuch im Dépôt Sarreguemines und wandten uns anschließend dem Bw Saarbrücken zu. Also: Bis demnächst in diesem Theater!
Martin
Edit: Links wieder gangbar gemacht
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