kleinen soziologisch-philosophische-stochastischen Abhandlung zum „small-World-Phenomenon“
Fortsetzung von
HIER
30.08.1982
Der nächste Tag brachte die Flucht in den Südosten – wo es mit Sicherheit nicht regnen würde!
Zuvor konnten wir uns es trotz der spitzen Bemerkungen eines Teils der Mitreisenden nicht verkneifen, den morgendlichen Zug nach Carsamba (Carsamba heißt übrigens Mittwoch) zu knipsen.
45061 mit Pz Samsun - Carsamba
Aber wieso auf einmal Südosten? Der Grund war der Nemruth Dag, den zumindest einer aus der Gruppe als sein Hauptziel bei dieser Reise ansah. Immerhin liegt im ferneren Umkreis des Nemruth Dag Malatya als nächstgrößere Stadt (mit Eisenbahnanschluss!).
Dies sollte der Ausgangspunkt werden. Da dorthin keine direkten Busse von Samsun aus verkehrten war unser Zwischenziel Sivas, was wir aber erst in der Dämmerung erreichten. Auch hier konnten zwei der Gruppe sich nicht beherrschen und statteten der 45.035 im Bhf. Sivas einen Besuch ab. Hier wegen fehlender Schärfe meiner Aufnahme (Stativ hatten wir keines dabei) die fotografische Dokumentation des Kollegen „Reiher“, den wir hiermit offiziell im Forum begrüßen (Applaus! Applaus!)
Die 45.035 bespannte den über-Nacht-Posta 918 Sivas – Samsun und macht sich hier für die 402 km (!) lange Reise startklar. Für die Zugnummer möchte ich hier nicht die Hand ins Feuer legen, aber 031008 wird das sicher klären….
Wir reisten noch in der Nacht weiter…
31.08. Malatya
Wir kamen am Vormittag in Malatya an. Da der Ablauf der nächsten Tage unklar war, beschloss ich, dem Bhf. am besten sofort einen Besuch abzustatten. Nach den (frustrierenden) Erlebnissen des Vorjahrs (siehe
HIER ) waren meine Erwartungen nicht allzu groß, allerdings eine gewisse „Restdampfverdächtigkeit“ gab es halt doch. Der Bahnhof bot dann auch lediglich eine rangierende Standard-1’E mit doppelter Identität: am Führerhaus 56020 und 56035 an der Rauchkammer: ob sich dieses Rätsel jemals löst?
Hier ein paar Aufnahmen vom Rangierbetrieb und vom Personal, was mich eine geraume Zeit mitrangieren ließ.
Man beachte die lädierten Flügelsignael und das Abdrücksignal(?)
Kein Rauchverbot am Arbeitsplatz auf der 56020 als 56035!
Und jetzt kommt der heutige Exkurs:
„Das Kleine-Welt-Phänomen (engl. small world phenomenon) ist ein soziologischer Begriff, der innerhalb der sozialen Vernetzung in der modernen Gesellschaft den hohen Grad abkürzender Wege durch persönliche Beziehungen bezeichnet. Er bezeichnet eine Hypothese, nach der jeder Mensch (sozialer Akteur) auf der Welt mit jedem anderen über eine überraschend kurze Kette von Bekanntschaftsbeziehungen (übliche Angabe 7 – 8) ist. Dies ist erstaunlicherweise möglich, obwohl die „Dichte“ des sozialen Netzwerks aller Akteure – gemessen als das Verhältnis der realen zu den rechnerisch möglichen Kontakten der Kontaktpersonen eines jedweden Akteurs – extrem gering ist.“ (Quelle: Wikipedia).
Als Beispielpersonen werden dann z.B. der Papst, Daniel Küblböck, Paris Hilton etc. genannt. An diesem Tag wurde ich unmittelbar mit diesem Small World Phenomenon konfrontiert, durch die sich mir eine vergleichsweise direkte – wenn auch äußerst untypische - Verbindung zum Papst erschloss, und dies kam so:
Am 13. Mai 1981 hatte Mehmet Ali Agca ein Attenat auf Papst Johannes Paul II verübt. Dies war eines der zentralen historischen Ereignisse des Jahres 1981. Das Motiv ist bis heute nicht geklärt (Islamismus, KGB?). Der Attentäter stammte – nun woher – nämlich aus Malatya. Und sein Bruder arbeitete im Sommer 1982 als Weichensteller / Rangierer bei der TCDD. Er wurde mir von seinen Kollegen als Promi vorgestellt. Ich muss aber zur Ehrenrettung des Bruders sagen, dass diesem diese Vorstellung ausgesprochen unangenehm war. Aber immerhin - drei Schritte bis zum Papst…
Hier ein Gruppenbild der zu diesem Zeitpunkt unterbeschäftigten TCDD-Mitarbeiter des westlichen Bahnhofskopf von Malatya.
Nun ja wie geht die Geschichte weiter: Die Forderungen der Reiseleitermafia in Malatya in Bezug auf den Nemruth Dag waren so exorbitant (wichtiges türkische Redewendung: Cok pahali = sehr teuer), so dass wir unter Protest wieder abreisten („Das gönnen wir denen nicht!“). Allerdings setzte sich daraufhin der Cola-Trinker aus unserer Gruppe ab: Entweder frustriert über die Gruppe oder die Eisenbahn, da waren es nur noch vier. (Der Cola-Trinker unternahm dann irgendwie noch andere Anläufe, den Nemruth Dag zu erreichen…). Unsere Abreise folgte in Richtung Kayseri…
To be continued…
Karabük
Edit: Formulierung!
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:04:02:19:09:52.