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Es gab auch saubere Öl-Loks im Emsland (10 B)

geschrieben von: ulrich budde

Datum: 17.06.07 17:42

Vor einigen Tagen zeigte uns <katholischer Gbf> in Neues von Onkel Hubert eine Reihe interessanter und stimmungsvoller Aufnahmen vom auslaufenden Dampfbetrieb auf der Emslandstrecke. Abgesehen vom ersten Bild zeigten sich die Dampfer zugegebenermaßen in einem mehr oder weniger traurigen Zustand. Lag es an der Wartung der Maschinen, am Wetter, an der Bildaufbereitung? Was auch immer, es veranlasste T. Friederiz alias <DR-232> zu der mit einem Kopfschütteln vorgetragenen Bemerkung: "Was war das eigentlich für eine Werkstatt und Betriebsleitung in diesen BW Rheine und Emden?"

Nun ja, eine Antwort darauf kam prompt von Wolfgang Z, dass es sich eben um einen Auslaufbetrieb handelte und die 012 wenige Tage später allesamt abgestellt wurden. MICH hat diese Bemerkung dazu gebracht, doch einmal ein paar Bilder von der Emslandstrecke heraus zu kramen, die die Loks in einem besseren Licht erscheinen lassen. Ich hoffe, damit ein wenig zur Ehrenrettung besagter Bws beizutragen. Und das, obwohl ich mich eigentlich gar nicht an den "letzte-Dampftage" Beitragsorgien beteiligen wollte.

Bild 1
Beginnen wir im Bw Rheine. Bei der Anreise von Süden her guckte man/ich meist erst mal kurz im Bw "nach dem Rechten". Was gab’s an Sonderleistungen oder sonstigen Extras? Am 14.08.76 neigt sich die Dampfzeit ja nun schon spürbar dem absoluten Ende zu. Angesichts dieser Tatsache ist es erstaunlich, dass sich 043 606 in einem Top-Zustand präsentiert.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b01-043_606.jpg

Bild 2
Nicht ganz so gut im Lack, aber durchaus akzeptabel, ist auch 043 094, die später am Morgen des gleichen Tages mit dem Kohlezug Gdg 57543 über die Ems bzw. Dortmund-Ems-Kanal Brücke in Hanekenfähr rumpelt. Das Rot ist schon ein wenig matt und der Kessel am Speiseventil leicht gebräunt, aber das gehört nun mal dazu.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b02-043_094.jpg

Bild 3
Wieder mustergültig im Zustand sehen wir 043 903 am 24.05.76. Am Abzweig Lehe (wohin zweigt hier eigentlich was ab?), südlich von Papenburg, entert sie gerade mit einer Garnitur leerer Autotransportwagen den eingleisigen Abschnitt, der über die Küstenkanalbrücke bis Dörpen reicht.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b03-043_903.jpg

Bild 4
Um einen Blick auf die 012er zu werfen, die sich in Onkel Huberts Bildern ja so besonders schlecht präsentierten, müssen wir datumsmäßig etwas weiter zurückgehen. 012 075 ist am 23.07.74, also 10 Monate vor dem 012-Ende, noch sehr gut in Schuss. Die weißen Pufferringe deuten darauf hin, dass die Lok wahrscheinlich kurz zuvor in eine Sonderfahrt verwickelt war. Bei Petkum kämpft sie vor D735 gegen eine steife Brise von Nordwest und schafft es sogar, der aufziehenden Fotowolke ein Schnippchen zu schlagen.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b04-012_075.jpg

Bild 5
Auch ohne besonderen Anlass ganz ordentlich kommt 012 061 daher. Mit E2730 kachelt sie am 18.09.74 bei Veenhusen gen Süden. Man beachte auch den klassischen Wagenpark mit einem MDie Behelfspackwagen an der Spitze, bei dem man wie üblich nicht so genau sagen kann, ob die Grundfarbe nun braun oder grün ist.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b05-012_061.jpg

Bild 6
Und noch mal die 012 075, die sich mit ihrem guten Zustand wohl schon für ihre Nach-DB-Zeit bei den Museumsbahnen bewerben wollte. Mit dem berühmten E3260 (ab Rheine weiter mit 104) unterquert sie am 20.09.74 südlich von Aschendorf die Bundestrasse B70. Diese Brücke war auch so ein "Affenfelsen" an der Emsstrecke.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b06-012_075.jpg

Bild 7
Tja, und was sagen wir hierzu? Etwas farblos ist 012 063 ja schon, als sie am 19.09.74 in Norddeich auf ihre Rückleistung wartet. Aber nach meinem Geschmack ist auch dieses ein guter Betriebszustand. Der Kessel ist schwarz, das Triebwerk glänzt ("trieft") vor Öl, so sieht eine richtige Betriebs-Dampflok nun mal aus.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b07-012_063.jpg

Bild 8
Werfen wir noch ein Blick auf den 3. Öler im Bunde, die BR 042. Nicht "meine" schöne Mikado, aber auch eine schöne Mikado ;-)
In der Überholung in Salzbergen steht 042 105, die es später wie 012 075 nach Holland verschlug. Das Besondere an dieser Lok ist nicht nur das tiefsitzende Nummernschild an der RK-Tür, sondern die Tatsache, dass der Kessel aus 03 1051 stammt, das letzte lebende Relikt der mit Abstand schönsten Schnellzug-Dampflok der Nachkriegszeit. Zugnummer: Dg47419, Datum: 23.06.73 – da hatte sie noch mehr als drei Jahre Dienst vor sich, und der Zustand ist so, wie es sich für eine Betriebslok gehört.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b08-042_105.jpg

Bild 9
Gleich zwei Loks in gutem Zustand kamen mir am Abend des 23.07.74 bei Veenhusen vor die Linse. Die Rheiner 042 096 leistet dem Emde(ne)r Jumbo 044 888 Vorspann vor einer Leergarnitur Erzwagen, was sicher nicht der Traktion, sondern der Einsparung einer Leefahrt diente.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b09-042_096.jpg

Bild 10
Beim anschließenden Blick ins Bw Emden waren die Restaurierungsarbeiten zum Glück noch nicht abgeschlossen und so kann 042 096 ihre Farbenpracht noch in der Abendsonne glänzen lassen. In dieser Form repräsentiert die Öl-41er, wie auch die Öl-44 in Bild 1, den perfekten Betriebszustand einer Dampflok: Deutliche Gebrauchsspuren, aber nicht so ein künstlicher Fast-Neu-Zustand einiger Museumsbahn-Zirkuspferde. 043 087 im Hintergrund kann da natürlich nicht mithalten, aber so richtig schlecht ist ihr Zustand auch nicht.
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Saubere_Oelloks/b10-042_096.jpg

Ich hoffe, damit das Bild der letzten DB-Dampfloks zur Bundesbahnzeit bei unseren Freunden aus den neuen Bundesländern, die das alles leider nicht selbst miterleben durften, ein wenig zum Positiven beeinflusst zu haben. Dreckige Loks (und leider ganz ganz vereinzelt auch angeheiterte Personale) gab es hüben wie drüben. Und wenn wir uns die heutige Bahn angucken, dann geben die ältesten Loks oft auch nicht gerade ein erfreuliches Bild ab. Es gibt immer und überall wenige Fahrzeuge, die in einem Top-Zustand sind und auf der anderen Seite auch solche, die völlig abgewirtschaftet und versifft sind. Dazwischen liegt die große Masse der ganz normalen Betriebsfahrzeuge. Lieber sind auch mir natürlich die im guten Zustand, aber ICH fotografiere trotzdem alles, was mir vor die Kamera fährt.

In diesem Sinne, einen schönen Tag noch,

Ulrich B.





2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:11:06:13:36:46.

Ein sauberer Beitrag, .....

geschrieben von: Egon Ehlberg

Datum: 17.06.07 18:07

in jeder Beziehung! Den Worten kann ich mich nur anschließen, vielen Dank dafür(und auch für die Aufnahmen.
Schöne Grüße
Egon

Da bist Du mir zuvor gekommen ... Danke !

geschrieben von: sc

Datum: 17.06.07 18:27

Hallo Ulrich,

ich hatte auch schon vor ein paar Tagen einige saubere Rheiner Loks gescannt, die es – wie Du zurecht schreibst – auch ohne besonderen Anlass gab.
Die Bilder zeige ich dann vielleicht ein anderes mal. Dafür kommt nachher dann erstmal ein weiterer Beitrag aus dem Raum Haldensleben – Oebisfelde (auch da gab es ein paar saubere Loks).

Dir ganz herzlichen Dank für den schönen Beitrag. Genauso habe ich die Strecke Rheine – Emden in Erinnerung.

Viele Grüße aus HH
Stefan

Öl-Loks im Emsland

geschrieben von: hqerlen

Datum: 17.06.07 18:39

Ja, so war der Betriebsalltag im Emsland. Danke - für die herrlichen Bilder.

Herzliche Grüße aus der Bundesstadt Bonn

Wolfgang




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:06:17:18:41:27.

Saubere Loks im Emsland!

geschrieben von: martin welzel

Datum: 17.06.07 19:02

Ja, Ulrich, so habe ich sie kennengelernt!
Im Wesentlichen saubere bis "betriebsgerecht gealterte" Loks im Emsland. Selbst im letzten Fahrplan der 012 hatte ich nicht den Eindruck, dass es bei ihnen auf das Ende zugeht.

Klasse Bilder (wie nicht anders zu erwarten) und schöne Erinnerungen an auch meine Fototouren, Ulrich.

Hierfür sauberen Dank und bis morgen Mittag in alter Frische,

Martin

Danke für die "Ehrenrettung", Ulrich!

geschrieben von: Ossi

Datum: 17.06.07 19:38

Moin!

Wenn ich überlege, dass "1977" schon 30 Jahre her ist, dann wird mir ganz merkwürdig zumute...
...denn so habe ich den Abschied als Gymnasiast der 7. Klasse erlebt - täglich auf dem Bahnhof Leer/Ostfriesland.
Nun kommt unser Sohn in die 7. Klasse der selben Schule...

Grüße aus Ostfriesland
Helmut




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:06:17:19:39:27.

Re: Es gab auch saubere Öl-Loks im Emsland (10 B)

geschrieben von: Norb€rtNL

Datum: 17.06.07 19:43

Hallo Ulrich,

Vielen Dank für die betriebssauberen Eindrücke! Die 012 075-8 sah in meiner Erinnerung fast immer gut aus. Das hat zum Teil mit Sonderfahrten zu tun, in die sie seinerzeit verwickelt war (z.B. am 20.10.1974 nach Kassel, wie Wolfgang Staiger berichtet). Es ging aber auch die Mär, dass ihre Personale sie besonders gut gepflegt haben und dass es ihnen gelungen ist, die Maschine bis zum Schluss nahezu ohne Störfälle über die Runden zu bringen. Schön dass sie immer noch unterwegs ist, auch wenn ich mich an ihren Rückbau auf Kohle (mit dem oben abgerundeten Kohlenkasten) nicht so recht gewöhnen kann - irgendwie hat sie dadurch ihren "Biss" verloren ...

Grüße,
Norbert
Hallo Ulrich,
eine wirklich gelungene Bildzusammenstellung. Vielen Dank.
Auch bei den Bildern in unserem Archiv kann man sagen, etwa ein Drittel Bilder von recht ordentlichen Loks.

Viele Grüße

Michael Fischbach


Ein toller Beitrag mit den richtigen Farben...

geschrieben von: Karabük

Datum: 17.06.07 20:55

denn nichts ist schlimmer als Zirkuspferde vor nicht epochengerechten Zügen. Loks mit Betriebsspuren - das ist die Realität!
Vielen Dank für den exzellenten Beitrag
Karabük

Das ist der Betriebsalltag!

geschrieben von: Olaf Ott

Datum: 17.06.07 22:27

Hallo Ulrich und alle Anderen!

Danke für diese "Ehrenrettung" der Emder und Rheiner Werkstatt und Personalen. Es war halt Auslaufbetrieb und die DB liebte ihre Dampfer schon lange nicht mehr. Bei vielen Kleinigkeiten kam schon die "z"-Stellung, die letzten Hauptuntersuchungen mit Farbanstrich lagen schon lange zurück und in den Werkstätten wurde versucht, die noch benötigten Loks so gut wie möglich in Schuß zu halten. Und wenn man sich dann noch die Leistungen im Emsland in der Endphase vor Augen hält, kann man auch nach dreißig Jahren noch den Hut ziehen.

Dir Ulrich, vielen Dank für diese Erinnerungen.

Olaf Ott

Abzweigstelle

geschrieben von: Volker

Datum: 17.06.07 22:56

Ich habe gerade keine EBO zur Hand, aber an einer Abzweigstelle muss nicht unbedingt etwas abzweigen. Abzweigstellen sind, wenn ich es noch richtig zusammenbekomme, Betriebsstellen der freien Strecke mit mindestens einer Weiche, an denen Züge planmäßig nicht anhalten. Vermutlich gab es dort nur eine Blockstelle mit Gleiswechsel.

Gruß, Volker

Re: Abzweigstelle

geschrieben von: BR146106

Datum: 17.06.07 23:17

Guten Abend
Sie gibt es immer noch. Hier wird die zweigleisige Strecke bist zum Bf Dörpen leider Eingleisig.

gruß carsten

Re: Es gab auch saubere Öl-Loks im Emsland (10 B)

geschrieben von: Würzburger

Datum: 17.06.07 23:17

Ein wahres Wort zur rechten Zeit!

Die Gralsritter hatten ihren Sitz nicht nur in den neuen Ländern!

Gruß, Thomas

Re: Abzweigstelle

geschrieben von: stefan p.

Datum: 17.06.07 23:22

Volker, Volker....

Pfeifen-Müller und Prof. Blasentee würden sich im Grabe umdrehen (sofern sie schon da sind), wenn sie das hier lesen würden:

Volker schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich habe gerade keine EBO zur Hand, aber an einer
> Abzweigstelle muss nicht unbedingt etwas
> abzweigen. Abzweigstellen sind, wenn ich es noch
> richtig zusammenbekomme, Betriebsstellen der
> freien Strecke mit mindestens einer Weiche, an
> denen Züge planmäßig nicht anhalten. Vermutlich
> gab es dort nur eine Blockstelle mit
> Gleiswechsel.

Wirf mal einen Blich in 408.0121 (7), da heißt es:

"Abzweigstellen sind Blockstellen der freien Strecke, wo Züge von einer Strecke auf eine andere Strecke übergehen können."

Wenn es von zweigleisig auf eingleisig geht, dann nennt man das Überleitstelle:

"Überleitstellen sind Blockstellen der freien Strecke, wo Züge auf ein anderes Gleis derselben Strecke übergehen können."

Meint augenzwinkernd grüßend
Stefan P.

Du sprichst mir aus der Seele ...

geschrieben von: Bernhard Terjung

Datum: 17.06.07 23:50

... und ich freue mich über das "Geraderücken"!

So habe ich den Betriebsalltag in Erinnerung. Und übrigens erscheint mir der durchschnittliche Pflegezustand der Maschinen in den 70er Jahren weitaus besser als 10 Jahre früher. Man vergleiche einmal mit vielen Bildern, die Helmut "03 1008" hier aus den 60ern gezeigt hat!

Bernhard



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:06:18:09:55:48.

Re: Es gab auch saubere Öl-Loks im Emsland (10 B)

geschrieben von: DR-232

Datum: 18.06.07 15:06

Naja diese Loks sehen immerhin nicht wie wandelnde Schrottloks aus, wie das bei dem zitierten Beitrag war ("Neues von Onkel Hubert (m14B)" von Katholischer Gbf vom 13.Juni). 'Sauber' ist allerdings etwas anderes! Man sieht eben noch rote Farbe, hauptsächlich vorn, wo der Bremsstaub noch nicht so intensiv ist, nach hinten wird's zusehends weniger. Auch die verrosteten Stellen die auf langfristig undichte Speiseventile hindeuten sind zu sehen. Dabei geht es nicht um Kosmetik sondern darum, daß bei undichten Speiseventilen die Funktion der Speiseeinrichtungen beeinträchtigt wird: wenn heißer Dampf in die Speiseleitung zurückdrückt, dann zieht der Injektor nicht mehr, die Schmierung der Speisepumpe die dann als 'Ersatz-Speiseventil' funktioniert, wird abgewaschen. Die einwandfreie Funktion beider Speiseeinrichtungen ist ein grundlegender Sicherheitsfaktor im Dampflokbetrieb!
Die betriebliche Bedeutung der Sauberkeit geht über das rein Äußere hinaus: ich kann bei der Duchsicht der Lok Mängel, Anrisse schlecht erkennen, wenn alles von einer Schmutzschicht überdeckt ist. Schmierstellen können verstopft werden oder es kommt Dreck in Lagerstellen, der Verschleiß wird beschleunigt.

Die Antwort von Wolfgang Z war:

"wir schreiben bereits April 1975 und genau 6 Wochen später standen alle 012er abgestellt herum. Da wurden die Loks nur noch auf Verschleiss gefahren. Das gab es in der Form auch in anderen Bws, dass an Dampfloks, die kurz vor der Abstellung standen, nicht mehr allzu viel gemacht wurde."

Allerdings sah man auf den Bildern von "Onkel Hubert" und in anderen Beiträgen, daß auch die 042 und 043 nicht besser aussahen und die waren noch nicht kurz vor der Abstellung.

Außerdem bin ich der Meinung diese Art der Verlotterung ging weit über eine bloße äußere Schmutzschicht hinaus: ich wies auf diverse Undichtheiten und schlechte Reparaturen hin. Das ist kein Ergebnis einer kurzfristigen Vernachlässigung! Ein Gegenbeispiel ist zu sehen im Beitrag vom 14.Juni "Dampf vor 40 Jahren (m 11 B)" von 03 1008:

"Ein relativ neues Gesicht auf dem Nordabschnitt der damaligen Kursbuchstrecke 223, die seinerzeit im Süden noch bis Hamm reichte, war die 01 1097, die an diesem Tag den D 66 Norddeich – Münster (an 14:30 Uhr) (- Aachen) am Haken hatte:
Sie war erst am 01.04.1967 von Osnabrück nach Rheine umstationiert worden und sollte dort noch gut zwei Jahre einsetzt werden, bevor eine fällige L 2 abgelehnt wurde: z 26.05.1969, + 19.09.1969 (Fehler bei Konzelmann, S. 22). "

An der Lok ist zu sehen, daß sie sehr schmutzig ist, auch die Schieberstopfbuchsen sind undicht. So sieht das Resultat erst seit kurzem einsetzender Vernachlässigung aus! Die Lok war erst vor kurzem nach Rheine umstationiert - also begann offenbar damit die Vernachlässigung. Und das schon 1967! Also nicht erst kurz vor der Abstellung!
Wie eine Lok noch kurz vor dem Betriebsende auszusehen hat zeigt im gleichen Beitrag das Bild der 44 494 des BW Rheine:

Noch zu der Bemerkung: "Da wurden die Loks nur noch auf Verschleiss gefahren.":
Eine Dampflok ist eine große, schwere Maschine die große Kräfte freisetzt und in deren Mechanik große Kräfte wirken. Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten ist es unabdingbar, daß eine solche Maschine in allen ihren Funktionen einwandfrei betriebsicher gehalten wird. Das kann nicht geschehen, wenn wie hier angedeutet nurnoch gefahren wird bis sozusagen die Kiste auseinanderfällt. Damit wird billigend in Kauf genommen, daß so eine Lok auch mal auf der Strecke bei voller Fahrt unter anderem einen Triebwerksschaden erleidet. Wenn dabei z.B. eine Treibstange sich aus dem vorderen Treibstangenlager löst, so fällt sie herunter und kann sich im Gleisbett aufstützen und mit ihrer Hebelwirkung die Lok zum Entgleisen bringen, im ungünstigen Fall auch umwerfen. Was das bedeutet, muß ich wohl hier nicht weiter beschreiben!
Ähnlich verhält es sich mit der Kesselwartung: ein Kessel ist ein Großbehälter gefüllt mit 8 - 10 Kubikmeter Wasser, das bei Druckverlust schlagartig verdampft. Nichts anderes ist ein Kesselzerknall. Dieser Fall kann durchaus katastrophale Folgen haben!
Also ist auch ein Dampflokkessel mit seinen bis über 400 Grad heißen Heizflächen kein Bauteil, das sich zum Betrieb "auf Verschleiß" eignet.
Soweit nichts weiter passiert ist, war das sicher den großen eingebauten Sicherheiten dieser Loks zu verdanken, aber nicht einem Lokpersonal das in völlig verantwortungsloser Weise sich im Dienst alkoholisiert! Eine solche Lokmannschaft hätte sofort abgelöst und vom Dienst suspendiert gehört! Die Vorstellung, daß ein Reisezug mit vielleicht 500 Fahrgästen von einem angetrunkenen Lokführer und einem Heizer, der nurnoch als 'völlig blau' bezeichnet werden kann mit 110 km/h über die Strecke bewegt wird ist haarsträubend für jeden Lokführer der seine Verantwortung ernst nimmt! Das kann auch mit Auslaufbetrieb nicht entschuldigt werden.
Ich will nicht verschweigen, daß es auch bei uns auf der Reichsbahn problematische Fälle gegeben hat. Normalerweise wurde das im Kreise der Kollegen geregelt und demjenigen geholfen sein Problem in den Griff zu bekommen oder er mußte dann eben aus dem Fahrdienst genommen werden (bei uns wurde ja keiner arbeitslos, irgendeine Tätigkeit fand sich schon).
Auch schmutzige Lokomotiven hat es gegeben. Die waren aber in der Regel dann nur äußerlich vernachlässigt, gerade die wild besetzten Reserven waren davon betroffen. Technisch waren die Loks normalerweise bis zum Schluß eigentlich stets ordentlich und damit auch zuverlässig.
Die Ausbesserungen wurden planmäßig und sorgfältig durchgeführt, bei den DB-Dampflok wurden aber Fristen verlängert und nochmal verlängert um damit in den Jahren vor der Abstellung eine an sich fällige Ausbesserung zu vermeiden. Ob solche Loks dann noch die technischen erforderlichen Grenzmaße eingehalten haben und wie die Werkstatt der Heimatdienststellen gearbeitet haben ist dahingestellt. Ich habe jedenfalls auf Tonaufnahmen von Emsland-043 oft sehr ungleichförmige Auspufftakte gehört, das bedeutet, daß die Steuerungen schon mal schlecht oder garnicht nachreguliert waren. Dazu viel Undichtheiten von Stopfbuchsen, schlagende Stangenlager und so weiter.

All das hat mit äußerlichem ein bischen schwarze und rote Farbe über den Dreck spritzen nichts zu tun! Insofern sehen die hier gezeigten Lok annehmbarer aus - ob sie technisch in ordentlichem Zustand waren ist dadurch aber nicht belegt.
Damit will ich niemandem, der damals den Dampfbetrieb aus Fotografensicht verfolgt hat, seine Erlebnisse schmälern. Die Sichtweise und Bewertung eines alten Lokführers ist aber eben eine andere.

T.Friederiz

Es gab noch keine Überleitstellen

geschrieben von: Bahnwärter

Datum: 18.06.07 18:06

Hallo zusammen,

zum Zeitpunkt der Aufnahme gab es bei der Bundesbahn den Begriff "Überleitstelle" noch nicht. Bis zur Einführung dieser neuen Bezeichnung (das müßte 1979 gewesen sein), wurden alle späteren Üst noch Abzw genannt. Es mußte also nicht unbedingt eine Strecke abzweigen, sondern es reichte aus, wenn eine Überleitmöglichkeit z.B. vom richtigen in das falsche Gleis oder von zweigleisig auf eingleisig vorhanden war. Um eine bessere Differenzierung zu ermöglichen, unterschied man ab 1979. Die Umbenennung vieler Streckenstellwerke dürfte aber erst einige Zeit später erfolgt sein. Viele Jahre zuvor wurde schon einmal zur besseren Unterscheidung ein neuer Begriff, nämlich der der Abzweigstelle, eingeführt. Vorher gab es nur Blockstellen, auch wenn dort tatsächlich Strecken abzweigten. So gab es sicherlich viele Streckenstellwerke, die im Laufe ihres Daseins alle drei Bezeichnungen trugen: erst Bk, dann Abzw und zum Schluß Üst. Und jetzt sind sie überhaupt nicht mehr vorhanden...

Es grüßt
der Bahnwärter

Re: Es gab noch keine Überleitstellen

geschrieben von: stefan p.

Datum: 18.06.07 18:13

Hallo Bahnwärter,

das erklärt manches. Danke! Aber dennoch sei mir die Erinnerung an gemeinsame Studienzeiten mit Volker zu einer Zeit, als es Überleitstellen schon Überleitstellen und nicht mehr Abzweigstellen hießen, erlaubt.

Gruß,
Stefan P.

Spur 0 - was sonst?

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Re: Es gab noch keine Überleitstellen

geschrieben von: Volker

Datum: 19.06.07 22:33

Ihr habt alle Recht, und ich habe mal wieder in Epoche III-Begriffen, und dazu gesamtdeuttsch, gedacht ;-)

Im Hinterkopf hatte ich noch die "Abzweigstelle Leinakanal", wo nie was Abzweigte, sondern nur die Schiebeloks vom Zug genommen, und für die Rückfahrt auf das andere Gleis geleitet wurden. Prof. Blasentee und Konsorten sind schon etwas blass in der Erinnerung geworden, weil ich nun seit fast 13 Jahren mit den "echten" Eisenbahnbetrieb überhaupt nichts mehr zu tun habe, und er mich, offen gestanden, auch nicht mehr sonderlich interessiert. Wahrscheinlich hat sich deswegen die Überleitselle schon wieder aus dem Gedächtnis in abgelegenere Hirnareale verabschiedet...

Gruß, Volker
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