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GT8 im Dortmunder Süden – Hörde Teil 1

geschrieben von: Frank St.

Datum: 13.02.07 22:16

Wie bereits in dem kleinen Appetitanreger über die GT8 am Westfalenpark angedeutet - [drehscheibe-foren.de] -, möchte ich heute die kleine Serie über unsere Straßenbahnen im Dortmunder Süden mit den Bahnen nach Hörde fortsetzen. 1981 waren gerade hier die bevorstehenden Stadtbahnzeiten durch eine Reihe von Baumaßnahmen erkennbar, so dass ich endlich anfing, mich intensiver um die sonst alltäglichen Bahnen zu kümmern. Gerade in Hörde, ausgerechnet hier im früheren Machtbereich der Grafen von der Mark, nicht in der Innenstadt der ehemaligen Freien Reichsstadt Dortmund, sollte der erste Tunnelabschnitt in Dortmund im Mai 1983 in Betrieb genommen werden. Es wurde also höchste Zeit für Fotos! Die nachfolgenden sind zwischen Juli und November 1981 entstanden.

Beginnen wir dort, wo die Hörder Strecke aus dem Stadtnetz ausschert, an der großen Kreuzung der Märkischen Straße mit dem Wesfalendamm, bei den Einheimischen nach einem damals noch anliegenden Hotel auch einfach nur Ophoff genannt.
Zum Aufnahmezeitpunkt wurde hier an der Unterführung der B1 gewerkelt, um sie endlich kreuzungsfrei durch Dortmund zu bekommen, was bis heute aber nicht ganz gelungen ist. Gleichzeitig bereitete man tief unter der Erde die Stadtbahnstation vor, ein Abzweigbahnhof mit vorgelagerter Wende- und Abstellanlage, die in dieser Form aber erst 1986 in Betrieb ging.

Wir sehen hier den GT8 Nr. 84, der, vor genau zwölf Minuten an der Endstelle Brücherhofstraße in Hörde gestartet, im August 1981 soeben auf der Kreuzung auf einer riesigen Weichenanlage zu stehen kommt. Diese Weichenanlage sollte bis zur endgültigen Einstellung der Straßenbahn in diesem Bereich alle Fahrtvarianten ermöglichen, die durch die unterschiedlichen Bau- und Betriebszustände entstehen sollten. Komplett genutzt wurde sie aber nur in den Monaten, als bereits Stadtbahnzüge zu Trainingszwecken in den Tunnel über eine provisorische Rampe hineinfuhren, ansonsten aber der Strab-Betrieb noch voll lief. Im Hintergrund sieht man die Ausfahrt des Bh. 3 (Westfalendamm).

http://fs2.directupload.net/images/user/150625/2jj3nk9m.jpg


Die nächste Aufnahme zeigt uns den Bereich der ehemaligen Semerteichstraße, auf deren Trasse sich bereits der Trog der Stadtbahntrasse befindet. Um dort bauen zu können, musste man die Straßenbahn zur westlichen Seite verlegen. Der Wagen 90 passiert gerade die Baustelle, nachdem er an dem gegenüberliegenden Tunnelmund vorbeigefahren ist. Hinter und vor ihm liegen zwei der steilsten Streckenabschnitte der Dortmunder Straßenbahnen, die von der Stadtbahn bald fast ebenerdig abgeschnitten werden sollten, weshalb sie hier auf ca. 200 Metern kurz die Tunnel verlassen und zu ebener Erde fahren sollte.

http://fs2.directupload.net/images/user/150625/xkjnpqah.jpg


Dann folgt der Wagen 77, der im Hintergrund noch einmal die verschlungene Gleisführung hoch zur Märkischen Straße und den provisorischen Anschluss der Tunnelstrecke zeigt.

http://fs1.directupload.net/images/user/150625/8oqkunvq.jpg


Hier ist die gegenüberliegende Szene, die den Wagen 76 gerade bei der „Talfahrt“ zeigt, mit Halt an der Haltestelle Bollwerckstraße. Diese kreuzte vor Baubeginn genau die alte Semerteichstraße (rechter hand an der Pkw-Front noch erkennbar), bis sie auf einer neuen Trasse mit einer Brücke über die Bahn hinweggeführt wurde. Der Name hat übrigens seinen Bezug in dem Jahrhunderte lang getrübten Verhältnis zwischen den Grafen von der Mark und der Freien Reichsstadt Dortmund, das immer wieder zu Keilereien und Schlimmeren vor den Toren beider Städte führte.
Im Hintergrund sehen wir die Hörder Post mit ihrem markanten Turm. Die gesamte Szene linkerhand wurde durch Sanierungs- und Baumaßnahmen in den 80ern völlig verändert.
Wagen 76 ist sicher vielen bekannt als einer der beiden Wagen (mit dem 80), die kurze Zeit später nach Hiroshima verkauft und dort einige Jahre noch im Liniendienst verwendet wurden.

http://fs2.directupload.net/images/user/150625/29jp8tbw.jpg


Hier nun „oben“ neben der Post der Wagen 52, einer der 20 schönen GT8 aus der Lieferung der Waggonfabrik Hansa in Bremen von 1959/60, der durch ein gemütliches Holzinterieur auch bei den Innenverkleidungen zu gefallen wusste. Leider wurde er kurze Zeit später abgestellt, die seit dem Frühjahr andauernde Auslieferung der zweiten N8-Serie machte es möglich.
Wegen des jetzt beginnenden steilen Abschnitts gab es etwa hier schon immer eine Zwangshaltestelle, an der alle Fahrten kurz anzuhalten hatten, sozusagen als praktische Bremsprobe für den folgenden 20-km/h-Abschnitt hinunter ins Emschertal.

http://fs2.directupload.net/images/user/150625/scyayflo.jpg


Hier ist noch einmal das Post-Motiv, Wagen 83 gerade auf dem Weg zur Endstelle Brücherhofstraße. Im Hintergrund noch einmal der „Abgrund“, in den sich die Bahnen jahrzehntelang hineinstürzen mussten.

http://fs1.directupload.net/images/user/150625/zs5ixf4t.jpg


Das nächste Foto zeigt die Haltestelle „Hörde Brückenplatz“, zu jener Zeit schon in „Hörde Bf.“ umbenannt. Im Rücken befindet sich eine Straßenkreuzung, über die früher der gesamte Verkehr von, nach und durch Hörde verlief. Straßenbaumaßnahmen bereits in den späten 60ern haben den Menschen hier nach und nach eine Fußgängerzone geschaffen, die sie nur mit den Straßenbahnen teilen mussten.
Hier soll heute die Serie mit einer Aufnahme des 63 schließen, der leider mit der unvorteilhaften Seite voran sich als 406 auf dem Weg nach Kirchderne macht.

http://fs2.directupload.net/images/user/150625/6vfskcxp.jpg


Soweit erst einmal, was sich hinter der Brücke befindet, sehen wir dann beim nächsten Mal.

Gruß
Frank



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:12:27:19:56:53.

Re: GT8 im Dortmunder Süden – Hörde Teil 1

geschrieben von: D. Gartke

Datum: 13.02.07 22:43

Danke, dass Du zwei Stunden Deines Lebens für uns geopfert hast. Die Fotos gefallen mir sehr gut.
Die braun-beige Farbgebung der Dortmunder ist und bleibt unerreicht...

Gibt's die Thier-Brauerei eigentlich noch? Kann mich erinnern, früher mit Opa am Sonntag zum
Frühschoppen gegangen zu sein, um ein leckeres Thier-Malz zu bekommen. Es war das einzige
Malz, dessen Schaum auch süßlich schmeckte. So war das zumindest vor 25 Jahren...


Daniel



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:02:13:22:46:38.

Gut gesehen ...

geschrieben von: christoph beyer

Datum: 13.02.07 22:43

Danke für die guten Bilder!

Es gibt also doch noch Menschen, die Strassenbahnen nicht nur mit ganzem Stromabnehmer, sondern auch mit Umgebung fotographieren können ... ich finde, die Bilder zeigen sehr schön die Athmosphäre rund um den Dortmunder Strassenbahnbetrieb. Das hat was!

Nur: was ist denn beim TW 63 die unvorteilhafte Seite? Ich fand bisher immer, die Zweirichtungs - Achtachser sähen von allen vier Seitenansichten gleich (und gleich gut) aus - oder habe ich da bisher etwas übersehen?

Gruss - christoph beyer

Re: GT8 im Dortmunder Süden – Hörde Teil 1

geschrieben von: DoSandro

Datum: 14.02.07 00:54

Klasse fotos. kriege richtig heihmweh nach meiner alten heimat,
Auch wenn es dort schon lange nicht mehr so aussieht wie auf den fotos.
Ich freue mich auf weitere bilder.
danke

sie sind es wert

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 14.02.07 09:41

angesehen zu werden, die Bilder!

was mir immer wieder beim Betrachten solcher Bilder auffällt, ist die Tatsache, wie sehr in letzter Zeit die Landschaft durch die massive Werbung einer optischen Umweltverschmutzung anheimfällt. Gräßlich!

Re: sie sind es wert

geschrieben von: Frank St.

Datum: 14.02.07 19:13

Vielen Dank für den Applaus, er ist das "Brot des Künstlers".

So, jetzt mal die Ironie aus dem zweiten Halbsatz beiseite, ich will mal kurz auf Eure Fragen eingehen:

- Ja, das Thier-Bier gibt es noch, auch wie alle anderen bekannten Dortmunder Marken. Heute sind sie allerdings auf einer Braustätte konzentriert, weil alle Marken mit vielen anderen inzwischen zu Radeberger gehören. Die Kronen Brauerei an der Märkischen Straße direkt an der Straßenbahn, die DAB-Brauerei und die Union-Brauerei an der Rheinischen Straße ebenfalls direkt an der Straßenbahn, die Stifts-Brauerei in Hörde, alle Standorte dahin. Ritter und Hansa fehlten noch, damit sind alle großen Marken, die heute eben nichts als eine Marke sind, erwähnt.

- Was den 63 angeht: bei ihm hat man an diesem einen Kopf die ursprüngliche Lackierung mit der zweiten dunkelbraunen Linie, wie an den Türen noch zu sehen und der Negativ-Nummer gegen die ab der letzten Neubauserie der GT8 1 bis 15 verwendete einfache Variante ersetzt. Daher war der hintere Kopf das schönere Motiv. Nur die dünne Zierlinie am Dach läuft noch ganz herum. Zu jenem Zeitpunkt gab es mit den Wagen 67, 85 und dem schrottreif abgestellten 51 nur noch drei Wagen mit vollständigem ursprünglichen Anstrich. Der 52 in dieser Serie hat z.B. komplett die 74er-Anstrich-Variante, während 84 und 90 zwar "untenrum" kahl sind (ich bitte das nicht mißzudeuten!), am Dach aber noch den Zierstreifen besitzen. Der Teufel steckt halt im Detail, wer weiter genau hinsieht, bemerkt auch unterschiedliche Stromabnehmerwippen und Außenspiegel bei den einzelnen Wagen und beim 52 z.B. auch die typischen Dortmunder-GT8-Roststellen. Und gerostet haben die ersten beiden Serien wie die Weltmeister!

Soweit, Gruß
Frank



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:02:15:20:54:05.