Nach all' dem Zechenbahnbetrieb auf Anna muss ich nun erst einmal zur Abwechslung etwas Anderes zeigen. Zunächst hatte ich nur vor, die Vorbeifahrt einer 50er mit ihrer Übergabe in einen Beitrag zu gießen – das passiert auch hier weiter unten.
Aber – was herausgekommen ist, ist eigentlich mehr ein kleiner Bildbericht über "meine" Heimatdienststelle, in deren unmittelbarer Nähe ich aufgewachsen bin, und wo soviele meiner Dampflokfotos entstanden sind, wie sonst nirgendwo. Immerhin hörte ich zuhause die Dampfloks schon, wenn sie sich im Stahlwerk fertig meldeten, das Getute ist mir noch in guter Erinnerung. Dann reichte die Zeit noch, um den Fotoapparat zu schnappen und mit dem Fahrrad zum Bahnhof zu fahren, um die Dampflok aufzunehmen.
Ich spreche von der Haltestelle Krefeld-Stahlwerk, als erster Halt an der Strecke Krefeld – Willich – Neersen – Mönchengladbach-Neuwerk (- Mönchengladbach Hbf) gelegen. Es handelte sich um die ehemalige KBS 242c, später bis zu ihrer Stilllegung im Jahre 1976?? KBS 473 genannt. Die Haltestelle lag unmittelbar am BÜ der alten B57, dort, wo die B57 Krefeld in südwestlicher Richtung nach Mönchengladbach verlässt. Heute gibt’s das Ensemble mit Ortsschranke B57, Fernschranke Tackheide und den Weichen ins Thyssen-Edelstahlwerk nicht mehr; der BÜ wurde durch eine vierspurige Straßenbrücke ersetzt und die Fernschranke durch einen Unterflur-Personendurchlass. Lediglich ein Gleis ist als Anschlussgleis für das Edelstahlwerk geblieben...
Hier im
Bild 1 sehen wir "meinen" Bahnhof, das Fahrdienstleiterstellwerk mit Glasrundumaussichtskanzel und angeschlossenem winzigen Empfangsgebäude:
Der Aufnahmezeitpunkt, 20.5.1973, war wohl ein warmer Maitag, weshalb die Tür zur Heiligkeit geöffnet ist. Vielleicht hatte ich sie aber nur offen stehen gelassen, um das Foto zu machen? Geheizt wurde im Winter mit Briketts, deren Reste nach dem Verbrennen im kleinen Kanonenofen später im vorne sichtbaren Mülleimer Platz fanden. Außerdem ist mein Fahrrad zu sehen ;-)
Rechts, gerade eben nicht mehr im Bild, ist der BÜ der B57 mit seinen 4 Schrankenbäumen zu erahnen.
Werfen wir nun einen Blick auf die Hebelbank. Ganz links im Bild, der kleine graue Kasten, beherbergt die Schrankenbedienung der B57, dann folgen die beiden Signalknöpfe (rot), von denen der linke Ausfahrt aus dem Edelstahlwerk signalisiert. Drehte man ihn nach rechts, konnte man die Einfahrt aus Willich "ziehen". Mit dem rechten Knopf wurde ähnlich verfahren: Drehen nach rechts - Durchfahrt nach Willich, Drehen nach links – Einfahrt ins Stahlwerk.
Daneben – die 4 blauen Knöpfe – bedienten die 4 Weichen Richtung Stahlwerk, der fünfte weitere muss etwas mit der Sperrung 1973 des Ortsgleises Willich – Krefeld zu tun haben. Noch weiter rechts befinden sich die Blockfelder (Aufnahme vom 19.11.1973):
(
Bild 2)
Bild 3 zeigt das "Empfangsgebäude" von der Bahnsteigseite; statt Unter- oder Überführung gabs einen Bohlenübergang, was manchmal nicht ganz ungefährlich war, wenn ein Brammenzug das Stahlwerk verlies, die Reisenden Richtung Willich aber ihren Zug dorthin erwarteten (7.8.1973):
Hier sehen wir den Bahnhof noch in einer Übersicht mit seinem BÜ der B57 und dem Ausfahrsignal Richtung Willich oder ins Edelstahlwerk. Links im Bild erkennen wir den Briketthaufen, der zum Schutz vor Feuchtigkeit mit einer Plane abgedeckt ist (
Bild 4 vom 21.12.1973):
Das Ausfahrsignal nach Willich hatte es mir angetan. Und da ich mit den Fahrdienstleitern bestens bekannt war, durfte ich auch schon mal den Signalkorb als Aussichtskanzel benutzen.
Am 24.7.1972 nutzte ich die Gelegenheit, die Osterfelder 051 617 mit dem Brammenzug aus Oberhausen West "aus der Luft" aufzunehmen. Diese Brammenzüge versorgten mehrmals täglich das Krefelder Edelstahlwerk mit glühenden Stahlbrammen. Bespannung war in der Regen eine 50er aus Osterfeld, seltener Wedau. Hin und wieder kam auch eine 44er aus Bismarck:
(
Bild 5)
Im Hintergrund ist noch die bereits wieder geöffnete Fernschranke Tackheide zu sehen.
Die Lok fuhr nach der Zugleistung stets Lz ins Bw Krefeld, um Wasser zu fassen:
(
Bilder 6 und 7)
Wenn die Lok ihre Wasservorräte im Bw Krefeld aufgefüllt hatte und wieder zurückkam, musste sie anhalten, um die Papiere der Rückleistung vom Fahrdienstleiter entgegen zu nehmen. Oft passierte es, dass der Lokführer dabei den "Hintern" der Lok abduschte (052 680, 24.4.1972):
(
Bild 8)
Die Personenzugleistungen auf dieser Strecke wurden von ETAs des Bw Recklinghausen, später Wanne-Eickel erbracht. Dies war auch mein täglicher Schulweg bis zum Abi 1972 zum Krefelder Hbf. Noch im Sommerfahrplan 1974 wurden zwei Zugpaare täglich (morgens / abends) über Willich hinaus bis nach Mönchengladbach-Neuwerk gefahren, die übrigen Züge endeten bereits in Willich.
Die
Bilder 9 und 10 zegen 515 618 mit Steuerwagen während der Reisendenaufnahme am 27.4.1970 am Bahnsteig Richtung Krefeld:
Wie man sieht, war der Zuspruch beträchtlich; oftmals musste man im Zug stehen, und das, obwohl ETA plus ESA unterwegs waren!
Kommen wir noch zu meinen wenigen Farbaufnahmen. Am 21.11.1973
(Bild 11) nähert sich die Osterfelder 051 442 mit ihrem Brammenzug dem Halt zeigenden Ausfahrsignal und muss erst noch die Papiere loswerden, ehe es ins Stahlwerk weitergeht:
Einen Monat später, am 21.12.1973, hat 051 235 (Osterfeld) gerade eben den Brammenzug ins Stahlwerk gebracht und dampft nun auf dem falschen Gleis Richtung Bw Krefeld, um ihre Wasservorräte aufzufüllen. Das zweite Gleis war wegen Bauarbeiten gesperrt
(Bilder 12 und 13):
Am 19.11.1973 erzwang das Wetter längere Belichtungszeiten, so dass man die Geschwindigkeit des Brammenleerzuges mit der Osterfelder 051 006 erahnen kann
(Bild 14):
Einige Tage später, am 7.12.1973, verirrte sich die Hammer 044 470 nach Krefeld-Stahlwerk, um einen außerplanmäßigen Brammenzug abzuholen
(Bild 15):
Dass in Willich das Royal Transportation Corps eine Dependance hatte, sollte ja eigentlich bekannt sein. Dass aber deren Lokomotiven auch schon mal auf Strecke gingen, war höchst selten, und so ist das folgende Bild auch nur der Tatsache geschuldet, dass ich sowieso "immer" vor Ort war.
Im
Bild 16 sehen wir die dreiachsige Stangenlok 873, von Andrew Barclay 1966 unter der Fabriknummer 512 hergestellt, auf ihrer Reise nach Willich:
Mittlerweile hatte auch einer meiner "Kollegen", der Fahrdienstleiter Gottfried P., sich einen Fotoapparat zugelegt, wurde von mir mit Filmen versorgt und schoss am 22.11.1973 für mich dieses Bild der heimkehrenden Lok 870 (Andrew Barclay 509/66):
(
Bild 17)
Abgesehen vom Programmverkehr mit den Brammenzügen verkehrte nachmittags Lz 76370 (Hohenbudberg – Neersen; später nach Auflassung des Bw Hobu kam die Lok aus Neuss), um dort Rangierdienste und Anschlussbedienungen durchzuführen. Die Lok kam abends als Übergabe 18705 wieder zurück.
Im
Bild 18 sehen wir 050 343 (Bw Hohenbudberg) als besagte Lz 76370 auf dem Weg nach Neersen bei Überquerung der B57 im Bahnhof Krefeld-Stahlwerk:
Am frühen Abend wollte ich die Rückleistung Üg 18705 während der Vorbeifahrt am Edelstahlwerk aufnehmen. Doch zunächst erwischte ich den Brammenzug mit der Osterfelder 050 489, der wieder eine Ladung Glühendes zum Stahlwerk brachte
(Bild 19):
Der Brammenzug befährt soeben die Weichenverbindung ins Edelstahlwerk; im Hintergrund erkennt man noch den BÜ.
Dann, so gegen 19 Uhr (es gab noch keine Sommerzeit), kam Üg 18705 mit 050 343 und einer schönen Wagenreihung wieder aus Neersen und Schiefbahn-Nord zurück
(Bild 20). Hier fährt sie am noch heute stehenden markanten Wasserturm des Edelstahlwerks vorbei:
Noch ein Bild von besagter Lz 76370, bei Sauwetter, und mit der Hohenbudberger 052 604, am 19.11.1973 in Krefeld-Stahlwerk aufgenommen
(Bild 21)):
Nur mit Fahrrad ausgerüstet, war es schwierig, die Rangiermanöver dieser Zugfahrt aufzunehmen. Einige wenige Male bin ich nach Schiefbahn-Nord gefahren, um "nach dem Rechten" zu schauen. Hier, am 14.6.1972, sehen wir die Hohenbudberger 052 447 als Lz im Bahnhof Schiefbahn-Nord
(Bild 22)
Ein weiteres Mal fuhr ich am 22.8.1972 dorthin und traf 051 338 an, als sie gerade von Neersen nach Schiefbahn-Nord zurückgekehrt war und sich nun anschickt, im Anschluss Dellmann Wagen aufzunehmen. Im Hintergrund noch der Bahnhof Schiefbahn-Nord
(Bilder 23 und 24):
Hier, im
Bild 25, rangiert sie Wagen im Anschluss Dellmann:
Dann hieß es wieder: In die Pedale treten, um den späteren Übergabezug 18705 im Bahnhof Stahlwerk nochmals aufzunehmen.
(
Bild 26)
Einige Tage später, am 5.9.1972, genoss ich das gleiche Spiel. Die Hohenbudberger 052 590 hatte ihre Wagen aus Neersen auf dem Streckengleis abgestellt und holt sich nun die weiteren Wagen aus dem Anschluss Dellmann, um sie mit in die Üg 18705 einzureihen
(Bild 27):
Kurze Zeit später ließ ich die nun komplettierte Fuhre etwas nördlich Schiefbahn-Nord an mir vorüberziehen
(Bilder 28 bis 30):
Offensichtlich wurde auch in Willich nochmals rangiert, und ich konnte noch die
Bilder 31 und 32 hinter Willich auf der Fahrt nach Krefeld-Stahlwerk aufnehmen:
(
Bild 32)
Und jetzt kommen wir zum eigentlichen Anlass für diesen HiFo-Beitrag: Vom 22.5.1974 habe ich ein Tondokument der Übergabe 18705 zu bieten. An diesem Tage war 052 212 unterwegs
(hier klicken) (0,8 MB); in den
Bildern 33 und 34
kommt sie mit Schmackes am südlichen Bereich des Edelstahlwerkes, etwa in Höhe des BÜ Anrather Straße, der damals noch Anrather Weg hieß, an mir vorbeigerauscht:
Nun wird sich sicherlich Joachim fragen, welche Werksloks denn besagtes Edelstahlwerk hatte. Nun – die mir bekannten weil von mir fotografierten seien hier noch kurz vorgestellt.
Als erstes begegnen wir am 19.8.1976 der Lok 8 (Hen 30594/64), einer DH240B, und beobachten sie beim Benutzen des BÜ Anrather Straße (dort kann man auch heute noch Loks von Eisenbahn und Häfen fotografieren):
(
Bild 35)
(
Bild 36)
Nur die Schrankenanlage wurde mittlerweile überarbeitet.
Im
Bild 37 sehen wir Lok 9, am 21.3.1979 am selben Ort aufgenommen. Lok 9 war eine dreiachsige Lok von O&K (26557/66):
Bild 38 zeigt uns dieselbe Lok nochmals, diesmal am 11.7.1979 aufgenommen:
Letztes Bild und letzte Lok: Lok 10, eine DHG240B von Henschel, 1968 unter der Fabriknummer 31228 hergestellt, am 2.10.1978 an der Anrather Straße aufgenommen
(Bild 39). Damals war sie gerade mal 10 Jahre alt:
Meine Güte, welch langer Beitrag ist das geworden! Hätte man ihn besser teilen sollen? Ich denke, die Bilder gehören alle zusammen, würde mich aber über eure Meinung freuen.
Schönen Abend noch,
Martin W.
Edit: Fipptehler
Edit2: Datum bei den Bildern 9 und 10 berichtigt
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.01.23 17:02.