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Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: truebrit

Datum: 25.10.06 15:28

Hallo zusammen,

ich habe mich vor kurzem mit dem Thema Interzonenverkehr zwischen DDR, BRD und Westberlin beschäftigt. Leider habe ich bis jetzt noch kaum was zum Thema Bahnpostverkehr gefunden. Wie lief dieser eigentlich ab? Fuhren die jeweiligen Postwagen in Kurszügen bis zum ersten Bahnpostamt nach der Grenze, oder wurde die Post nur in Bahnpostgüterwagen befördert.

Das wäre ja allein schon deswegen interessant, da westdeutsche Beamte ja nicht in Amtsausübung die Zonengrenze queren durften und die DDR Post ja regelmäßig Sendungen aus der Bundesrepublik "postamtlich" öffnete.

In einer Dokumentation über Westberlin meine ich auch mal gesehen zu haben, das der Postverkehr von und nach Westberlin fast nur über die Luft erfolgte.

Bin gespannt, was es hier zu erfahren gibt.
Grüße aus Bochum,
Tim



... auf alter Bahn der neuen Zeit entgegen ...

Re: Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: wr4üe

Datum: 25.10.06 15:50

Die DDR war Mitglied im Weltpostverband und dadurch auch den dort vereinbarten Usancen verpflichtet. Das Öffnen von Postsendungen an Adressen in der DDR (und anderswo?) geschah nicht im Zug, sondern in den zentralen Annahmepostämtern für Postsendungen aus dem Ausland. Solche gab es auch im Westen, z.B. Frankfurt Flughafen (wobei ich nicht über die Verletzung des Postgeheimnisses dort spekulieren will).

Der Berlinverkehr war im Transitabkommen geregelt.

Aber Du machst mich darauf aufmerksam, dass auch ich keine Erinnerung an durchgehende Bahnpostwagen im TRansit- und Interzonenverkehr ab Mitte der 70er habe. In den 60ern waren durchgehende Postwagen (ob besetzt oder unbesetzt?) absolut normal - auch im Berlinverkehr.

Hier [drehscheibe-online.ist-im-web.de] wird ein Bahnpostwagen im Zugverband erwähnt.

Gruß
Will

Re: Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: Bäderbahn

Datum: 25.10.06 16:18

Beamte im Wagen dürften kein Problem gewesen sein. Erinnern wir uns zurück. Kalter Krieg in den 60er Jahren. Die beiden deutschen Staaten haben sich nicht anerkannt. Von da her gab es Deutschland (zumindest aus westlicher Sicht) nur in den Grenzen von 1937, aber als ein Land. Es gab keinen Friedensvertrag, der das hätte völkerrechtlich ändern können, nur einen Waffenstillstand. Also konnte man von Hannover (Westdeutschland, BRD) über Magdeburg (Ostdeutschland, DDR) nach Berlin (egal ob West oder Ost, da Viermächtestatus) fahren, ohne Deutschland zu verlassen.

Bäderbahn

Re: Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: wr4üe

Datum: 25.10.06 17:09

Nun, so problemlos war es nicht. Die DDR betrachtet sich als Ausland im Sinne des Blickes aus der BRD. Alle im Zug tätigen Menschen, die nicht Staatsbürger der DDR waren, benötigten ein "Visum zur Berufsausübung im Fernzugverkehr". Dies galt für Speisewagen- und Schlaf- bzw. Liegewagenpersonal. Falls also Postbeamte in Postwagen tätig waren, hätten sie dieses als Dauervisum vorweisen müssen oder aber als Einzelvisum für DM 10 beim "freundlichen" Grenzer erwerben müssen.

Nun kommt aber ein Problem - Postwagen sind keine Durchgangswagen...

Daher rechne ich beim Transitverkehr mit auf der DR-Strecke unbesetzten Postwagen und im Interzonenverkehr mit einem Personalwechsel an der GÜST.

Gruß
Will

Re: Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 25.10.06 17:09

Hallo,

bei den Museumstagen im September in Bochum-Dahlhausen sagten mir zwei ehemalige "Bahnpostfahrer", die in dem wunderschön hergerichteten Postwagen der Deutschen Bundespost die Gäste über die Bahnpostgeschichte informierten, das an den Grenzbahnhöfen die Bahnpostwagen an Personale der Deutschen Post der DDR übergeben wurden. Dies ist ein interessanter Aspekt, denn ich wusste nicht das damit auch Postler der DDR in Ausübung des Dienstes in die BRD reisen durften.

viele Grüße

Lokki

Re: Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: Köf 5153

Datum: 25.10.06 18:12

Hallo,
ich habe mir auf die Schnelle das Postkursbuch I der Deutschen Bundespost vom Sommer 1989 (!)
zu Gemüte geführt und beschränke mich hier auf Daten zum Verkehr mit Berlin(West):
Begleitete Post auf dem Bahnwege zwischen der BRD und "WB" lief nur über Helmstedt/Marienborn.

Zwischen Hannover und Berlin Lichterfelde West wurde das Zugpaar 38044/38055 der US-Army von und nach Bremerhaven genutzt. Ebenfalls von Lichterfelde West nach Frankfurt/Main und zurück wurde
das Zugpaar 38072/38073 der US-Army genutzt. Die Postwagen wurden erst bis/ab Helmstedt mit
Personal der Bundespost besetzt.

Von Berlin Anhalter GBf (vom Anschluss des Postamts Berlin 77) fuhr Sg 41460 nach Braunschweig
mit begleiteten Bahnpostwagen (also Westberliner Postbeamte im Transitverkehr durch die DDR.
Die Postbeamten dort waren keine Bundes- sondern Senatsbeamte! Vielleicht deshalb möglich)
In der Gegenrichtung fuhr Sg 41461 bzw. 41465 bereits ab Hannover mit diesen begleiteten
Postwagen. Das waren aber nur 2 Wagen, der Rest waren Güterwagen aus allen Teilen der BRD,
die teilweise erst in Seddin auf diesen Zug nach Westberlin umgehängt wurden.

Viele Grüsse

Köf 5153

Re: grenzüberschreitende Postwagen DB_DR (oB)

geschrieben von: alte Bahn

Datum: 25.10.06 18:12

Hallo,

im Zugbildungsplan A der DB aus dem Fahrplan 1975/76 sind in folgenden D-Zügen grenzüberschreitende Postwagen zwischen DB und DR vermerkt:
D 243 Postmr Hannover - Berlin
D 246 Postmr Berlin - Hannover
D 340 Post Berlin - Hannover
D 408 Post Hof - Leipzig
D 409 Post Leipzig - Hof
D 436 Post Ludwigslust - Hamburg- Altona
D 437 Postm Hamburg - Altona - Ludwigslust
D 440 Postmr Leipzig - Hannover
Postmr Magdeburg - Hannover
D 441 Postmr Hannover - Leipzig
D 442 Postmr Leipzig - Hannover
D 443 Postmr Hannover - Leipzig
D 450 Postm Leipzig - Bebra
D 451 Post Bebra - Leipzig
D 454 Post Erfurt - Bebra
Post Leipzig - Bebra
D 455 Post Bebra - Erfurt
D 467 Post Hof - Leipzig

Ob am Grenzbahnhof das Postpersonal wie das Zugpersonal wechselte, ist mir unbekannt.

M.f.G.
Ulrich

Re: grenzüberschreitende Postwagen DB_DR (oB)

geschrieben von: Frankenland

Datum: 25.10.06 19:32

Hallo,

für den Übergang Hof-Gutenfürst war es so geregelt:

Die Postwagen waren im Abschnitt Hof-Plauen unbegleitet. Der Wagen wurde in Hof verplombt losgeschickt.

So war es auch m.W. auf den anderen Strecken im Interzonenverkehr. Die Postwagen liefen unbegleitet über die Grenze, da sie ja nur an sog. Auswechselpostämtern (Hamburg, Hannover, Bebra, Hof) beigestellt wurden und bis zu einem solchen auf DDR-Seite (Ludwigslust, Magdeburg, Erfurt, Plauen) liefen. Dort wurden die Wagen geöffnet, zwischenbehandelt und dann mit einem anderen Zug weiterbefördert.

Zwischen Berlin und Helmstedt, also im Berlin-Verkehr, war es kein Problem, da ja diese Züge nicht weiter kontrolliert wurden. Diese wagen liefen unverplombt, da sie ja mit (West-) Personal besetzt waren.

MfG
Karlheinz

Re: Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: truebrit

Datum: 25.10.06 22:25

Hallo und Danke für die interessante Antwort!
Ich hätte jetzt gedacht, daß die DBP Berlin auch von Bundesbeamten geführt wurde...
Wurden denn in diesen Verkehren normale Bahnpostwagen der Bundespost benutzt, die nicht in Berlin beheimatet waren?

Grüße aus BO



... auf alter Bahn der neuen Zeit entgegen ...

Re: grenzüberschreitende Postwagen DB_DR (oB)

geschrieben von: truebrit

Datum: 25.10.06 22:28

Hallo Ulrich,

danke für die interessante Übersicht.
Ganz schön viele Altbauwagen dabei... :-)
Könntest Du evtl einen (oder mehrere wenns nicht zu umständig ist)der Zugbildungspläne hier online stellen?
Würde mich sehr interessieren, wie die Interzonenzüge zu der Zeit so gebildet wurden.

Grüße aus BO,
Tim



... auf alter Bahn der neuen Zeit entgegen ...
truebrit schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich hätte jetzt gedacht, daß die DBP Berlin auch
> von Bundesbeamten geführt wurde...
Also, die im Bereich der Landespostdirektion Berlin eingesetzten Beamten waren Landesbeamte mit Bundeseigenschaften. Die Ernennung z. B. erfolgte durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin, die Besoldung kam aus Bonn vom Bundespostministerium.

> Wurden denn in diesen Verkehren normale
> Bahnpostwagen der Bundespost benutzt, die nicht in
> Berlin beheimatet waren?

Die LPD Berlin hatte keine eigenen Schienenfahrzeuge, bis auf zwei Rangierdiesel im Bereich des Postbahnhofs Luckenwalder Str. (PA Berlin 77)

Gruß aus BRKD

Klaus

Re: grenzüberschreitende Postwagen DB_DR (oB)

geschrieben von: wr4üe

Datum: 26.10.06 11:48

Frankenland schrieb:
-------------------------------------------------------

> Zwischen Berlin und Helmstedt, also im
> Berlin-Verkehr, war es kein Problem, da ja diese
> Züge nicht weiter kontrolliert wurden.

Wie meinst Du das? Natürlich wurde in den Transit-Zügen das volle Programm an Kontrollen durchgeführt, auch in Schlafwagen. So meine Erfahrungen als BC- und WL-Betreuer bei der DSG 1974-1976 auf eben dieser Strecke.

Gruß
Will

Re: grenzüberschreitende Postwagen DB_DR (oB)

geschrieben von: alte Bahn

Datum: 26.10.06 13:47

Hallo,

die Zugbildungspläne sind für jedes Fahrplanjahr viele hundert Seiten starkt, so dass man sie nicht mit normalen Aufwand einzuscannen sind.

M.f.G.

Ulrich

Re: grenzüberschreitende Postwagen DB_DR (oB)

geschrieben von: truebrit

Datum: 26.10.06 20:50

Hallo,

ich meinte natürlich nicht den ganzen ZP, sondern nur einen exemplarischen Interzonenzug - am liebsten mit Altbaupostwagen. Sorry, wenn ich mich unklar ausgedrückt habe!
Leider habe ich bisher keinen Erfolg gehabt, die Pläne antiquarisch zu bekommen... :(

Grüße aus BO,
Tim



... auf alter Bahn der neuen Zeit entgegen ...

Re: Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: Köf 5153

Datum: 26.10.06 21:34

Hallo,
im Rahmen des Viermächtestatus von Berlin hatte auch die Post sich einigen Besonderheiten zu
unterwerfen. Es gab ja auch eigene Briefmarken der Deutschen Bundespost Berlin!

Die eigenen Rangierloks (zum Schluss ex-DB V 60) beim Postamt Berlin 77 hatten auch politische
Hintergründe: Man wollte nicht die DDR-Reichsbahn auf dem Westberliner Postgelände haben.
Denn in den 1980er waren auf den übrigen Postbahnhöfen in Westdeutschland (Köln-Deutz z.B.)
die posteigenen Loks verschwunden und die DB übernahm diese Aufgaben.

Viele Grüsse

Köf 5153

Re: Frage zum Bahnpostverkehr zwischen BRD und DDR

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 28.10.06 21:00

Zur Postkontrolle, das wurde ja "geheim" gemacht, da wurden z.B. bei der Leipziger Post von zivilen Kurieren die Säcke in neutrale Behälter gepackt und dann zur STASI zum Lesen und kopieren gebracht von dort dann wieder zugeklebt und neutral verpackt zurück zur Post.-Das möglichst schnell um die Laufzeiten nicht auffällig zu verlängern! Nähere Infos bei der BSTU - Behörde. Es gab dazu mal eine tolle Ausstellung in der Postabteilung des Verk.-Museum´s in Nürnberg, die wohl in abgemagerter Version auf Wanderschaft geht. --Auch in Leipzig in der ehem. dortigen STASI-Dienststelle gibt´s wohl noch eine entsprechende Ausstellung mit Öffnungs-und Verschlußmaschinen und hunderten gefälschten West-Poststempeln!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2006:10:28:21:00:42.