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 04 - Historisches Forum 

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Da unsere Sprache nicht ausreicht, den unvergeßlichen Eindruck der Dreizylinder-Maschinen der Baureihen 01.10 oder 03.10 angemessen zu beschreiben, ist er oft mit dem Grollen eines heranziehenden Gewitters verglichen worden, zuletzt beispielsweise hier.
Ich möchte heute von einem Tag berichten, der nicht nur einen Zusammenfall dieser beiden akustischen Großereignisse, sondern auch fast das Ende meines noch jungen Leben und das meines Mitreisenden Hubertus S. im Gepäck hatte: der 19. April 1980 – im übrigen auch ein besonders gelungenes Beispiel dafür, wie wenig oft die nackten Zahlen in Reiseaufzeichungen besagen:

http://img144.imageshack.us/img144/4666/gewitter99gl0.jpg

Zur Deutung dieses Notizbuchauszuges muß man wissen, daß wir uns auf einer längeren DDR-Reise inzwischen im Einsatzgebiet der Stralsunder 03.10 befanden, der wir mit unserem R4 nachstellten. Am 18. April herrschte, wie das Bild mit 03 0080 und D 813 vor Burg Stargard zeigt ...

http://img99.imageshack.us/img99/7408/gewitter1ws5.jpg

... bereits eine düstere Wetterstimmung mit tiefverhangenen Wolken, aber sehr wenig Wind. Nachdem wir nach einem kurzen Besuch des „Rasenden Rolands“ am 19. April wieder auf das Festland fuhren, war es immer noch sehr dunkel, der Wind aber hatte zugenommen. Meine Notizen besagen, daß wir um 8.15 Uhr im Bw Stralsund im Schuppen 3 wieder 03 0080 erspäten und 03 0010 defekt war. Weil der D 813 an diesem Tag wegen Streckenarbeiten erst in Neubrandenburg begann, steuerten wir die F 96 an. Und dort, irgendwo südlich von Greifswald, ist es dann meiner Erinnerung nach passiert: Die frische Brise hatte sich zuerst zu einem kräftigen Sturm und dann mit Urgewalt zu einem plötzlichen Orkan entwickelt, so stark, daß, von Blitz und Donner begleitet, unmittelbar über uns von einem Baum ein oberschenkeldicker Ast abbbrach und mit voller Wucht und lautem Aufprall auf das Dach unseres R4 krachte. Nach einer Vollbremsung fuhren wir sofort rechts heran, begutachteten geschockt den Schaden und stellten fest, mit wieviel Glück wir gesegnet waren: Dort, wo die Windschutzscheibe in das Dach übergeht, waren links und rechts starke Eindellungen nur wenige Zentimeter von der Glasscheibe entfernt. Ein Einschlag etwas weiter vorne ...
Nun, der Wagen war noch fahrtauglich, und zur Ablenkung schien jetzt erst recht die 03.10 willkommen. An der Unglücksstelle war inzwischen Volkspolizei erschienen und hatte die durch etliche entwurzelte Bäume unpassierbar gemachte Fernstraße gesperrt; als provisorische Umleitung waren die die Straße säumenden Äcker freigegeben. Wir erreichten rechtzeitig Neubrandenburg, um im dortigen Bahnhof eine Standaufnahme von D 813 und 03 0058 anzufertigen:

http://img107.imageshack.us/img107/875/gewitter2oq2.jpg

Nach diesem Bild machten wir uns an die Verfolgung des D-Zuges, wobei uns ein gewisser Ehrgeiz zu einem Vergleich zwischen einer 03.10 und einem R4 antrieb. Von ständiger Gewitterstimmung begleitet fielen wir zunächst in Düsterförde ...

http://img99.imageshack.us/img99/629/gewitter3bm0.jpg

... und dann in Gramzow aus dem Wagen, um in letzter Sekunde den Auslöser zu betätigen:

http://img242.imageshack.us/img242/39/gewitter4hp9.jpg

Anschließend gaben wir die Verfolgung auf (eindeutiger Punktsieg für die 03.10; man kann nun einmal nicht mit 130 Sachen durch Dörfer und Städte rasen) und fuhren an die KBS 920. Dort, zwischen Chorin und Serwest, begegnete uns zunächst 50 0040 aus Angermünde ...

http://img242.imageshack.us/img242/4792/gewitter5bh0.jpg

... und etwas später eine weitere 50 Öl.

http://img112.imageshack.us/img112/7472/gewitter6iq3.jpg

Unser eigentliches Ziel war es, an der Blockstelle Serwest den Rückzug für den D 813, den D 914, abzupassen. Es sagt einiges über das Wetter dieses Tages, daß es (in meinem Notizbuch mit Ausrufezeichen vermerkt) bis 18.12 Uhr dauerte, als 03 0058 gewittergleich – und leider nicht bei um Sekundenbruchteile verpaßter Sonne, in deren Erwartung ich zu einem Diafilm gegriffen hatte – durch Serwest dröhnte. Planmäßig hätte es ca. 17 Uhr sein müssen.

http://img291.imageshack.us/img291/1676/gewitter11gd6.jpg

Kurze Zeit später, die Sonne schien wieder, kam es an der Blockstelle noch zu dieser, wie ich damals fand, außergewöhnlichen Betriebssituation:

http://img103.imageshack.us/img103/8521/gewitter8zb0.jpg

Wer kann sie erklären, und war sie wirklich ungewöhnlich?

Im übrigen hatte das Wetter an diesem Tag noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Auf der Fahrt nach Guben brach gegen 20 Uhr ein unglaublicher Sturm aus, der in wenigen Minuten alles mit Schnee überdeckte und schier nicht aufhören wollte. Die Sicht war so schlecht, daß ein Anhalter, den wir kurz vor Guben aufgabelten, sich als uniformierter Soldat der NVA entpuppte – und das in einem Westwagen! Weder hatte der arme Kerl am Straßenrand unseren R4 als „Westwagen“ identifiziert noch wir ihn als Soldaten. Er war jedoch äußerst dankbar, mitgenommen zu werden, und bat lediglich darum, ihn einige hundert Meter vor der Kaserne abzusetzen.

Ja! Und wieder..

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 18.09.06 07:42

...diese gelungene Kombination aus Wort und Bild. Diesmal mit echtem Gänsehautfeeling ob des abgerissnen Astes. Aber auch die Bilder kommen in diesem Licht ganz stark rüber

Versuch einer Antwort

geschrieben von: Bernhard Terjung

Datum: 18.09.06 08:09

Die V100 im letzen Bild hat mit ihrem Zug ein HP0 - anscheinend mit Negativ-Signalflügel - überfahren und ist auf dem Bahnübergang zum Stehen gekommen. Der Zugführer steigt aus, um dem Lokführer eine Kopfnuss zu verpassen.

Deine Bilder bringen eine tolle Stimmung rüber. Mein persönlicher Favorit ist das 4. Bild bei aus der Froschperspektive: nicht dunkel Rauchwolke vor hellem, sondern weiße Dampfwolke vor dunklem himmel. Und eine spannende Gewchichte!
... man muß auch einmal an das Gute im Menschen denken

Ist das denn überhaupt ein HP0, ...

geschrieben von: Bernhard Terjung

Datum: 18.09.06 08:41

... das man da im Hintergrund sieht?

Wenn ich da richtig hinschaue . . .

geschrieben von: vauhundert

Datum: 18.09.06 09:22

dürfte die Blockstelle zum Aufnahmezeitpunkt schon aufgelassen worden sein.
Siehe Fenster und auf dem Bild mit der 03 ist am Hauptsignal relativ deutlich, wie ich meine,
ein entsprechend durchgekreuzter Signalflügel zu erkennen.

Damit dürfte das auf der anderen Seite ein ähnliches Bild ergeben und
für das "etwas anders"-Aussehengefühldes Hauptsignales verantwortlich sein.

Da nun die Blockstelle nicht mehr in Betrieb ist, dürfte der entsprechende Bü nunmehr ein "Zugbedienter" sein.

Desweiteren könnte man nun annehmen das, da aus eigener Erfahrung nur höchst ungerne seinen Arbeitsplatz verlassend,
der Zugführer sich durch das Fehlverhalten der technischen Sicherung des Bahnüberganges genötigt sah,
diesen mit Hilfe seiner dienstlichen Autorität und dem für solche Zwecke vorätig gehaltenen Schlüssel,
wieder in eine freudige und absichernde Tätigkeit zu setzen gewillt war,
um den sich etwa in gefährdender Absicht nähernden Passanten und Kraftfahrzeugbedienern den bestmöglichen Schutz zu gewähren.

Sich fragend zurücklehend und aus dem verregneten Bergischen grüßend

[www.vauhundert.de]
Preiswerte Dienstleistungen im Bereich spurgebundener Flurfördermittel aller Art und feinster Güte.
"Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen werden."(Peter Ustinov)____ P.S.: Ich kann ihm trotzdem nicht glauben;-)




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2006:09:18:09:32:13.
Gruß Ralf



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2006:09:18:10:47:32.

Und den Zughaken möcht ich sehen, . . .

geschrieben von: vauhundert

Datum: 18.09.06 10:46

der noch so munter wieder in den Wagen steigt,
nachdem er hochdroben einem Lokomotivführer eine Kopfnuss verpasst hat. ;-)))))))))

Mit tiefer Verneigung in Richtung der großen, dunklen Kapelle am Bächlein, wie hieß das denn noch? ;-)

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Re: Und den Zughaken möcht ich sehen, . . .

geschrieben von: Bernhard Terjung

Datum: 18.09.06 10:58

Wer ist da Chef, hä? Wer?? Und wenn der Kutscher auf noch so hohem rotem Rosse sitzt! Aber die These war ja eh falsch. Ich glaube, wir waren uns soweit einig:

1.) Wir sehen ein durchkreuztes, somit völlig irrelevantes Hauptsignal, das aber immer noch einen Negativflügel hat.
2.) Wir sehen einen BÜ mit geschlossener Schranke, was wohl wiederum
3.) den Bemühungen des Genossen Zughaken zu verdanken ist.

Isses das jetzt?

Viele Grüße aus der Stadt mit der großen Kirche mit den zwei Türmen gegenüber von McDonalds.

Präzisierung

geschrieben von: Rache für 051 444

Datum: 18.09.06 11:10

Die Blockstelle im Rücken der Aufnahme war noch besetzt, und die (Teil-)Lösung steht damit im engen Zusammenhang.

Dann dürfte der Zug ...

geschrieben von: Bernhard Terjung

Datum: 18.09.06 11:18

... mit Befehl bis zum BÜ vorgefahren sein, um dort "operartiv" zu sichern.
...bin aber nicht wirklich enttäuscht - im Gegenteil: super Bilder, super Beitrag!

viele Grüße

Christiam Hansen
Hallo zusammen,
ich nehme an, das der aussteigende Eisenbahner ein Stellwerker ist und den Kollegen auf der
Blockstelle ablöst. Wenn ich mich recht entsinne, lag die Blockstelle jwd und nicht jedes
Stellwerk war mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Gruß Volker

Oder ...

geschrieben von: Bernhard Terjung

Datum: 18.09.06 11:31

... der Kollege hat Feierabend und steigt ein. Denn wie man auf dem Farbbild mit der 03 sieht, ist die Ablösung kurz vorher auf motorisiertem Zweitad eingetroffen.

Nu aber!

Ablösung für den Blockwärter... ?

geschrieben von: Thomas Wedekind

Datum: 18.09.06 12:41

... sowas war in Döbritschen (Saalebahn bei Camburg) z.B. ganz normal, Halt am BÜ auf freier Strecke zum Aufnehmen oder Absetzen von Leuten. Die fuhren ja oft mit der Bahn zum Arbeitsplatz. Ob das offiziell oder nur Gefälligkeit war, weiß ich nicht.

Gruß Thomas

Korrekt! (und Frage)

geschrieben von: Rache für 051 444

Datum: 18.09.06 12:49

War eine solche Art der Ablösung ein bloßer Gefallen bzw. Gewohnheit oder auch dienstlich geregelt?
Irgendwo gibt es das auch (wenn ich es finde, wird es nachgereicht)

Re: Korrekt! (und Frage)

geschrieben von: SirM

Datum: 18.09.06 16:14

war in den Fahrplänen geregelt unter Bedarfshalt für Betriebseisenbahner. Diese Art des Personalwechsel wurde hauptsächlich auf abgelegenen Blockstellen fabriziert.
Wahrscheinlich aber inoffiziell !?

Ich habe zumindest schon mehr als einmal erlebt, dass eine in Ffm Hpbf einfahrende S-Bahn auf Hoehe der Abstellanlage anhielt und sich jemand ueber die Ausfahrgleise in Richtung S-Bahnen bewegte ;-))

Ups, hoffentlich habe ich da nix verraten !


Noch en Gude,
Manfred

http://www.manfred-sandtner.de/Ffm201_25_100_avatar.jpg "Genießt das Leben in vollen Zügen !"
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