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 04 - Historisches Forum 

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Hallo,

den folgenden Mix wollte ich immer schon mal zeigen, alles Einzelbilder, die "nebenbei" entstanden sind.

http://www.thomas-wedekind.de/pub/misc/003/128.jpg

Standardmotiv aus Jena-Ost. Triebwagen 128 mit Bw 242 und 211 verlässt Ende Oktober 1978 die Haltestelle "Löbichauer Str." in Richtung Innenstadt (eine Woche später musste ich zur NVA...). Der Tw (später 6600/086 bzw. 108) ist heute noch in Naumburg als Nr. 36 erhalten, der Reko am Zugende (später 6622/083 und 181) überdauerte im Plandienst als letzter aktiver Jenaer Reko-Bw bis Januar 2003. Nur für Gotha-Bw 242 (später 6610/135) kam schon 1991 das Ende.

Die abgebildete Zugstärke lag übrigens schon damals weit über dem Bedarf in Jena-Ost, wurde aber auf dem anderen Ast der Linie (Stadtzentum - Winzerla) gebraucht. Noch vor der Wende gab es zeitweise Reduzierungen auf 20-min-Takt im Tagesverkehr mit Zweiwagenzügen.


http://www.thomas-wedekind.de/pub/misc/003/jena_26_1979.jpg

Seltenes Bild, aber ich habe das Motiv noch bei jemand gesehen: Der historische Tw 26 zwischen seinem Auftritt zum Jenaer Strab-Jubiläum 1976 (kurz vorher war er aus Eisenach geholt worden) und der Aufarbeitung in seine heutige Form. Der Wagen wurde Ende der 70er auf der Abstellfläche Zwätzen in die hinterste Ecke gestellt (www.ringbahn-naumburg.de vermerkt einen Kabelbrand), stand aber unter ständiger Beobachtung durch NVA- und sowjetische Offiziere und deren Familien, die aus den umliegenden Plattenbauten direkt auf das damals frei zugängliche Gelände blickten. Nach mehrjähriger Abstellzeit (Bügel angelegt - riskant, aber vermutlich war die Fahrleitung abgeschaltet) wurde er für die 750-Jahr-Feier Jenas (1986) aufgearbeitet.
Nach dem Foto verzog ich mich mit dem Fahrrad so schnell wie möglich - auf der anderen Straßenseite war sowjetisches Militärgelände, und es war unklar, ob nicht jemand aus den Offizierswohnungen irgendwohin telefonierte. Immerhin war schon im Sichtbereich der Militärobjekte jedes Fotografieren im öffentlichen Raum unerwünscht; ich hatte da meine Erfahrungen.


http://www.thomas-wedekind.de/pub/misc/003/jena-ammerbach_1977.jpg

Vom Dinosaurier der Schiene zu dem der Straße. Fernaufnahme (ich wollte mich nicht ins Getreide stellen) mit Knipskamera und Festbrennweite, aber so nicht wiederholbar. Im Juni 1977 fährt der 17-Uhr-Bus nach Magdala an der Jenaer Stadtgrenze durch das grüne Ammerbacher Tal; die Fahrgäste haben Feierabend, der auch auf dem Dorf wohnende Fahrer muss noch eine halbe Stunde arbeiten. Zu diesem Buszug (der Anhänger fuhr nur einen Umlauf täglich, der Bus solo noch einen) gab es eine extrem selten anzutreffende Ersatzgarnitur, ein dritter Ikarus 630 ohne Anhängerausrüstung fuhr nichtöffentlichen Stadtverkehr in Jena (die Kiste sah ich z.T. drei-, viermal täglich, aber man wusste nie wann und wo -> kein Bild). Die Jenaer Anhängerzüge dürften das Jahr 1978 nicht überlebt haben, als weitab stationierter Soldat konnte ich deren wirkliches Ende nicht verfolgen.


http://www.thomas-wedekind.de/pub/misc/003/IK630_Kreisbau-Jena.jpg

Bullige Technik aus der Nähe, derselbe Typ wie der Zugwagen im vorigen Bild, aber als Fahrzeug des VEB Kreisbau Jena, mit dem Arbeiter zu Baustellen gefahren wurden. Im Gegensatz zu den pikobello lackierten und gepflegten Bussen des VEB Kraftverkehr (z.T. ein sagenhafter Kontrast zu den bröckligen Häusern am Straßenrand - es gab da Farben, an die man als privater Pkw-Halter nie herankam!) ist das hier ein Gebrauchsfahrzeug, an dem nur das Nötigste gemacht wurde, aufgenommen im Mai 1981 in Seitenroda bei Kahla. Fahrgefühl im IK 630 übrigens wie im heutigen DB-Triebwagen BR 612 über dem Motor; auf Anhängerlinien war deshalb bevorzugt der Hänger aufzusuchen (in den späten 70ern mangels Schaffner nur noch mit Zeitkarten möglich). Die Antriebstechnik steckte noch in einer in der DDR sehr seltenen Csepel- Lkw-Zugmaschine, von der die JeNah in den 70ern zwei als Abschleppwagen im Bestand hatte.

(Erstes und letztes Bild durch ein Restaurierungsprogramm gedreht - wundert euch nicht über die seltsamen Bäume ;-) )

Gruß Thomas

Echte Schätze hier !

geschrieben von: Marina´s Heizer

Datum: 19.08.06 06:56

Danke für Deinen Beitrag. Gerade hier ist der begleitende Text ausserordentlich wichtig - nur so spürt man förmlich die Besonderheiten, die den jeweiligen Fotos zugrunde liegen.

Der Hängerzug ist ja der Ultra-Hammer überhaupt. Wahnsinn !
Im Westen bereits offiziell ab 1960 verboten (mit Ausnahmegenehmigung noch bis Anfang der 60-er Jahre eingesetzt) und im Osten gab es das sogar noch bis 1978 ..... das wusste ich auch noch nicht.

Klasse, Du hast unter ziemlichen Risiken einmalige Bilddokumente geschaffen !


Gruss vom Heizer

Beste Grüße, Michael :-) https://abload.de/img/mk201402sr40g127satt1guj69.jpg ... und immer schön die Kurbel fest im Griff !

Re: Echte Schätze hier !

geschrieben von: Thomas Wedekind

Datum: 19.08.06 10:20

Marina´s Heizer schrieb:
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> Der Hängerzug ist ja der Ultra-Hammer überhaupt.
> Wahnsinn !
> Im Westen bereits offiziell ab 1960 verboten (mit
> Ausnahmegenehmigung noch bis Anfang der 60-er
> Jahre eingesetzt) und im Osten gab es das sogar
> noch bis 1978 ..... das wusste ich auch noch
> nicht.

Beim O-Bus Eberswalde noch bis Mitte der 80er Jahre, mit dem gleichen Hängertyp (der m.W. schon ein Umbau war, das Original hatte ein rundes Heck). Hätte nicht viel gefehlt, dass die Wagen die Wende noch erlebt hätten. Hier war auch mal ein sehenswerter Beitrag darüber.

> Klasse, Du hast unter ziemlichen Risiken einmalige
> Bilddokumente geschaffen !

Danke! Aber "Risiko" war nur beim Tw 26-Bild, die Armeedichte in Jena-Nord war an der Grenze des Zumutbaren, und ich habe auch mal zwei Stunden in der dortigen sowjetischen Kommandantur zugebracht (es gelang mir, die Kamera vor der Zerstörung zu retten, aber Film fort. @#$%&...).

Gruß Thomas

Allerdings!

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 20.08.06 09:31

stimme Michael absolut zu: gerade die Kombination aus Bild und Text macht es aus

Re: Echte Schätze hier !

geschrieben von: Mattis

Datum: 21.08.06 13:07

Hallo,
auf Betreiben der damaligen Bundesregierung wurden in den 50-er Jahren (genauer Zeitpunkt kann ich mal nachschlagen) Kraftfahrzeuganhängerzüge (auch LKW!) mit einer Länge größer als 14 m ausnahmegenehmigungspflichtig! Es war also mit dem entsprechenden bürokratischen Akt möglich längere Einhheiten zu betreiben (diese Länge wurde mehrmals bis heute auf 18,75 m gändert).
Beispiel ist Obus Koblenz bis 1971.

In der DDR verschwand der Omnibusanhänger aus der der neuen StVZO im Jahre 1984 (!!!). Alles was bis dahin zugleassen war, konnte weiterfahren. Eventuelle Neuzulassungen hätten nur eine Ausnahmegenehmigung bedurft.
In Eberswalde fuhren die Anhänger noch bis 04.07.1985.

Gruß Mattis