Zur Abwechslung möchte ich Euch nun etwas mehr Zechenbahndampf zeigen. Die erste Bilderserie beschäftigt sich mit der 1975 stillgelegten Grube Carl-Alexander in Baesweiler.
In den frühen siebziger Jahren fotografierte ich üblicherweise mit Schwarzweißfilmen. Am 27. Dezember 1972 war jedoch ein Tag, an dem ich einen Diafilm eingelegt hatte, denn: Wir besuchten die Grube Carl-Alexander in Baesweiler.
In den
Bildern 1 bis 5 trafen wir auf den ersten Übergabezug nach Merkstein, wie erwartet von Carl Alexander 4 geführt. Im Zug kaum Fal-Wagen, sondern im Wesentlichen E-Wagen, geführt von zwei Fc-Wagen. Ein Kohlenzug, wie man ihn heutzutage nicht mehr erwartet!
Lok 4 war eine Besonderheit. Sie ist ein Nachbau der preußischen Gattung G8.2 und war die einzige Zechenbahn-Schlepptenderlok, die mir begegnete. Von den Linke Hofmann Werken in Breslau unter der Fabriknummer 3128 im Jahr 1929 hergestellt, wurde sie von der Lübeck-Büchener Eisenbahn als Lok 97 in Dienst gestellt. Bei der LBE war die Lok sogar mit Windleitblechen ausgerüstet.
Bei der Verstaatlichung im Jahr 1938 erhielt sie die Reichsbahnnummer 56 3007, bis sie 1951 über die Deutschen Industriewerke in Wetzlar an die Grube Carl Alexander nach Baesweiler verkauft wurde. Deren schwere Kohlenzüge zum Bahnhof Merkstein mussten nämlich eine ziemliche Steigung befahren, weshalb eine große und leistungsfähige Lokomotive unabdingbar war:
Dass die Zuglok nicht alleine mit der schweren Last fertig wurde, erkennt man bereits im ersten Bild. Im Hintergrund schiebt noch eine weitere Lok. Es war Lok 1, die als Lok 3 von der Grube Gouley in Würselen übernommen wurde und in den
Bildern 6 bis 10 noch mit Beschriftung "3" an uns vorüberfährt. Sie wurde 1949 von Henschel (Fabriknummer 26468) hergestellt und gehört der Typenreihe C400 an:
Ein Vergleichsbild vom 4.2.1975 zeigt sie, nun mit der korrekten Nummer "1" bemalt (links neben dem Seitenfenster, nur schlecht zu erkennen); im Hintergrund setzt noch Lok 4 um
(Bild 11):
Heute ist sie im Westfälischen Industriemuseum in Dortmund-Bövinghausen zu bewundern.
Am 28.3.1973 war ich nochmals mit Diafilm vor Ort; diesmal in Merkstein. Dort passte ich Lok 4 mit ihrem Kohlezug unter der Brücke der Verbindungsbahn der Grube Anna in Alsdorf nach Merkstein zur ehemaligen Grube Adolf ab
(Bilder 12 bis 14):
Nach der Vorbeifahrt hechtete ich zurück zum Bahnhof Merkstein, wo ich Lok 4 beim Umsetzen vom Stellwerk aus fotografieren durfte
(Bild 15):
Für die Rückfahrt wollte ich nochmal zur Brücke der Verbindungsbahn; diesmal sollten Bilder von oben gemacht werden. Lok 4 fuhr Lz zurück nach Baesweiler
(Bilder 16 bis 18):
Lok 4 ist heute im Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein zuhause, wieder unter ihrer Betriebsnummer "56 3007".
Falls die "Große", Lok 4, einmal nicht einsatzfähig war, kam der noch vorhandene zweite Exot zum Einsatz; Lok Carl Alexander 3. Lok 3 erblickte unter der Fabriknummer 5779 im Jahr 1907 bei Krauss&Comp in München das Licht der Eisenbahnwelt und wurde als pfälzische T5 Nr. 307 eingereiht. 1925 erhielt sie bei der Deutschen Reichsbahn die Betriebsnummer 94 002. Bereits 1927 wurde sie vom Eschweiler Bergwerks-Verein für die Grube Carl Alexander in Baesweiler gekauft.
Man musste schon ein wenig Glück haben, um diese imposante Lok auf der Strecke zu erleben. Am 10. Mai 1973 hatte ich ebendieses und traf Lok 4 in Merkstein vor ihrem Kohlezug an
(Bilder 19 bis 21):
Die Rückfahrt – wieder als Leerfahrt – wurde unterwegs zum Wasserfassen an einem kleinen Bahnübergang unterbrochen. Die Lok blieb einfach dort solange stehen, bis zwei der drei Mann Besatzung eine Kiste Wasser aus dem nahen Supermarkt herangeschleppt und in der Lok verstaut hatten. Dann machten sie sich samt Lok auf den Heimweg
(Bilder 22 bis 26):
Auch diese Lok hat überlebt. Man kann sie bei der DGEG in Neustadt/Weinstraße besuchen.
Ich hoffe, dass es Euch wieder gefallen hat.
Bis zum nächsten Mal.
Schönen Abend noch,
Martin W.