Angeregt durch Karabük’s und 03 1008’s hervorragende Türkeiberichte habe ich auch ein wenig in meinen Diamagazinen gestöbert, denn im Oktober 1983 habe ich es auch „gewagt“. Allerdings war mir die Einzelreise doch etwas zu strapaziös. Daher habe ich mich einer Reisegruppe des EK/Locomotive Club of Great Britain angeschlossen. Sicherlich kann ich nicht über solch herrliche Erlebnisse wie Karabük und 03 1008 berichten. Aber es war halt alles „well organized“. So haben sich im Ausbesserungswerk Sivas die Türen weit geöffnet. Auch der Zutritt zu den Bahnbetriebswerken war bestens organisiert.
12. Oktober 1983
In Ankara gab es keinen Normalspurdampf mehr. Aber die Parkeisenbahn fuhr noch auf einem 600 mm Rundkurs mit Lokomotiven, die im AW Eskisehir in den Jahren 1957 bis 1971 gebaut wurden. KL 46 004 erfreute die Besucher/Reisenden mit einer respektablen Scheinanfahrt.
45 165 kann ihre englische Herkunft nicht verleugnen. Die Loks der Serie 45 151 bis 45 170 wurden 1941/42 bei „North British“ gebaut und entsprechend der Type 8F der LMS. In Irmak wurde die Lok für Rangierarbeiten vorgehalten.
In Kirikkale, gelegen zwischen Irmak und Kayseri, gibt es auch heute noch ein großes Stahlwerk mit eigenen Lokomotiven. 45 001 rangiert einen Übergabezug im Bahnhof der TCDD. In der Kantine des Stahlwerkes war die Reisegruppe übrigens zum Mittagessen eingeladen. Eine hervorragende Mahlzeit, der „durchschlagende“ Erfolg stellte sich dann aber in der folgenden Nacht ein!
Mit dem Bus ging es von Kirkkale weiter über 240 km auf der Landstraße bis nach Kayseri. Von dort sollte die Fahrt mit dem „Doðu Exspresi“ um 17.50 Uhr nach Sivas fortgesetzt werden. Aber wie Karabük so schön berichtete: leider + 2 (Stunden). Die Ankunft in Sivas verzögerte sich damit auf 0.50 Uhr. Das Abendessen im Speisenwagen der TCCD habe ich ebenfalls in hervorragender Erinnerung. Noch war der Darmtrakt ja in guter Verfassung. Übernachtung im „Kösk Hotel“.
13. Oktober 1983
Schon früh am Morgen begann wieder die „Arbeit“. Geschlafen fast gar nicht (siehe oben). Auf dem Programm stand die Besichtigung des großen Dampflok-Ausbesserungswerkes in Sivas. Und was gab es dort zu sehen! Beeindruckend waren neben den unterschiedlichen Lokbaureihen (mehr unter dem 20.10.1983) insbesondere der Maschinenpark aus 1909/1910 und die Menge der Arbeiter. Wegen der Fülle der Eindrücke nur ein paar Schmankerl im Außenbereich
Das könnte glatt eine deutsche Einheitslok sein. Eine 46 vom Depot Konya ist wieder fit für die nächsten Jahre. Die 10 Loks wurden 1937 bei Henschel gebaut: eine großrädrige 41er.
46 227 wurde 1942 bei Alco in den USA gebaut. Die Lok entstammt der Typenreihe „Middle Est“ des US Transportation Corp.
Auch hier kommen Reichsbahn-Gefühle auf. 57.01 wurde 1951/52 bei Jung/Henschel gebaut und ist fast identisch mit der DR Baureihe 84/85. Sie steht außerhalb des AW-Geländes und wartet auf den Transport ins Museum.
Und weiter geht der Reigen der „deutschen“ Loks. Eine echte 44er ist 56 712. Über Frankreich (ex 150X) gingen insgesamt 48 Maschinen in 1955 zur TCDD. Eingesetzt waren sie insbesondere auf der Taurus-Rampe Yenice – Ulukisla im Süden des Landes.
Jetzt wird es sogar preußisch: eine echte T 18 als 37.06 im Bw Sivas. Als Nachbauten von Henschel kamen diese Loks 1925 zur TCDD.
Auch diese Lok sieht aus wie die Reichsbahn 24er, wurde allerdings in 1930 bei Nohab gebaut.
Nach dem Besuch des Aw Sivas ging es mit einem Sonderzug auf die Strecken von Sivas nach Malatya (250 km). Zuglok war die letzte Neubau-Dampflok der TCDD: T 56 202, gebaut 1961 im Ausbesserungswerk Eskisehir. Die beiden Loks dieser Baureihe (T 56 201 und T 56 202) sind übrigens die einzigsten Normalspur-Dampfloks, die in der Türkei gebaut wurden. T 56 202 trägt den Namen „Bozkurt“ (Grauer Wolf). Auch im Sonderzug gab es nur Wagen mit der berühmten türkischen Toilette: Genaues Zielen ist wichtig! Für das leibliche Wohl sorgte der Chef-Koch der TCDD. Aber was nützt das, wenn man nur Weißbrot essen kann. Die Energie reichte aber immer noch, um beiden vielen Fotohalten in herrlicher Landschaft die Berge zu erklimmen.
So etwas kann man nur mit einer Ölfeuerung herbeizaubern.
Mit der üblichen Verspätung (+ 2) kamen wir gegen 22.00 Uhr in Malatya an. Übernachtung im Sinan Hotel. Schlimme Erinnerungen an die Nacht, der Virus forderte seinen Tribut: Aber es gibt ja „Imodium“ (keine Schleichwerbung).
Der östlichste Punkt der Reise war nun erreicht.
Besteht Interesse an einer wöchentlichen Fortsetzungsgeschichte ab dem 13.03.2006??
Eintrag editiert (03.03.06 16:36)