Nachdem ich in den letzten Wochen soviel Qualität im Hifo anschauen durfte, bekam ich ein schlechtes Gewissen! Auch ich will nicht länger schnorren und muss mal wieder etwas beitragen.....
Sucht man auf einer Karte der Türkei den Ort Lâdik, so ist das keine einfache Aufgabe. Für den Eisenbahnfreund kommt erschwerend hinzu, dass dieser Ort doch ein beträchtliches Stück (gut 12 Kilometer) abseits einer Eisenbahnstrecke liegt.
Der hier als Lâdik bezeichnete Ortsteil wird korrekt als Lâdik Istasyonu bezeichnet - also Lâdik Bahnhof.
Lâdik liegt am (ersten) Scheitel der Rampe vom Schwarzen Meer über das Pontische Gebirge, 62 (Straßen-)kilometer von Samsun weg, die Passhöhe auf der Karte wird als Karadag-Gecidi (Deutsch: Schwarzberg-Pass) bezeichnet. Nach dem Bahnhof wird eine kurzer Scheiteltunnel durchquert. Diese auf mehr als 60 Kilometern ansteigende Rampe waren wir 1979 einmal nachts hinter einer verlängerten G8.2 her gefahren
HIER . Die Fotoausbeute von damals war allerdings „mäßig“, wir mussten folglich unbedingt nochmals hin!
Übrigens hatte 031008 bereits über einen Besuch an der Strecke berichtet.
Güterzüge wurden in der Regel ab Samsun doppelt bespannt: Die Vorspannmaschinen kuppelten zumeist in Lâdik ab, wurden über das Gleisdreieck gedreht, um dann umgehend die Talfahrt anzutreten entweder als Lz oder Vorspann.
Der Betreib war wohl sehr „wechselhaft“: Immer wenn im Hafen von Samsun ein Kohlenschiff entladen wurde war mit dichtestem Betrieb zu rechnen. Samsun hatte ein Menge Maschinen. Es gab Tage, da war jede Trasse belegt. Aber es gab auch Tage, da fuhr vielleicht nur ein einziger Güterzug bergwärts. Die Personenzüge bei Tageslicht verkehrten an alternierenden Tagen in die eine bzw. andere Richtung.
Insgesamt hat es mich in wechselnden Besetzungen immer wieder nach Lâdik getrieben. Warum sagen hoffentlich die nachfolgenden Aufnahmen.
1981:
Von Karabük(!) buchten wir (der Dg und ich) einen durchlaufenden Bus über Nacht mit Ziel Samsun und machten mit dem Busbegleiter aus, uns in ebendiesem Lâdik an der Fernstraße raus zu lassen. Unserer Berechnung hätte das so gegen 4:00 stattfinden müssten. Wir rappelten uns also rechtzeitig auf gingen zur Tür aber der Fahrer pennte (!). Trotz mehrfachen Zurufs des Begleiters blieb der Fahrer auf dem Gaspedal stehen und raste weiter gegen Samsun.
O.K. uns wurde versichert, dass wir auf Kosten des Unternehmens wieder nach oben gekarrt würden, aber zunächst mal war das eine Veränderung unserer Wünsche. Gegen 5:00 h waren wir im Samsun wo, wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang uns wenigstens verpflegen konnten und – die Strecke in Richtung Carsamba war ja umgespurt worden - wir einen nichtendenwollenden Zug aus Hechten im Vorortverkehr vor der Kulisse des Schwarzen Meeres aufnehmen konnten!
45061 in Samsun
Dann ging es per Bus hoch nach Lâdik, die Örtlichkeiten kannten wir ja und wir wussten, dass zumindest der eine Personenzug (Posta 915) kommen müsste.
Im Bahnhof gemeldet, mit Bildern über unser Vorhaben aufgeklärt und den Hinweis gekriegt: „gleich kommt ein Güterzug“. Wir also nichts wie ab in die Rampe und schnell eine Stelle gesucht. Von dieser Stelle hatten wir sogar einen Blick auf die Strecke eine Schleife weiter unterhalb,
und – Mist - die von uns gewählte Stelle war zwar ausgesprochen schön, aber alles andere als ideal für einen doppelt bespannten langen Zug.
45029 und 450XX
Anschließend sind wir weiter die Rampe hinunter gewandert, konnten immerhin noch die zurückkehrende Schublok und zusätzlich den alle zwei Tage verkehrenden Posta 915 knipsen! Leider war die Sonne schon wieder recht weit herum, was diese Stelle an diesem Tag auch nicht ideal machte.
Nach diesem Bild verließen wir Lâdik wieder, ich hatte den festen Vorsatz wieder zu kommen!
1982:
Konsequenterweise hat es mich 1982 wieder hingezogen, damals in einer Gruppe, die überwiegend weniger bis gar nichts mit Eisenbahnen am Hut hatte. Ich hatte 4 andere Herren mit schwammigen Versprechungen in die Gegend gelockt („Abenteuer“, „tolle Landschaft“, „Meer“, "billiger Alkohol", „Frauen“ usw.). Tatsächlich standen die Straßen in Samsun knietief unter Wasser, und Ostanatolien und Frauen 1982, na ja!
Von Istanbul kommend morgens aus dem Bus gefallen (diesmal hatte es geklappt), der Rest der Gruppe reiste weiter gen Samsun, immerhin hatte mich auch diesmal ein auch heute noch aktiver Forumleser (Reiher) begleitet.
Diese nur 5 Stunden in Lâdik boten eine Menge Betrieb, leider nur bei bescheidenstem Wetter, aber schaut selbst!
Zunächst ein Gz reinkommend!
45029 und 45038
Der kreuzte einen bereits wartenden Gz:
45021
Dieser verließ anschließend Lâdik:
45021
Wir marschierten in die Rampe. ein weiterer Gz bremste sich talwärts (er hatte die Vorspannlok vom ersten bergfahrenden)
Nachdem wir übermüded fast eingenickt waren, kam mal wieder was von unten:
45056 und 45041
Die Ausschnittvergrößerung zeigt den Neigungsanzeiger (20 Promille, danke an 031008) und im Hintergrund bereits eine sich anbahnende Gefahr,
die sich dann beim folgenden talwärts fahrenden Zug plötzlich manifestierte und auch für weiteren Ärger sorgte, glücklicherweise erst nach dem Photo!
Und dann kam noch der erwartete Posta 915:
45035
Und unser Tagwerk war bereits vor dem Mittagpause erledigt! Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich mir an diesem Tag noch erheblichen Ärger mit einem Teil meiner Mitreisenden einhandelte (wegen nicht eingetroffener Versprechungen), aber die Bilder waren im Kasten.
1983:
Mördern und Eisenbahnfreunden wird nachgesagt, gerne an den Tatort zurückzukehren, diesmal erfolgte dieser Besuch in einer homogeneren Besetzung bezüglich der Hobbyinteressen (Rache , kath. Güterbhf., 141R und ich), was gruppendynamisch positiver ist. Auch damals wieder zwei abwechlungsreiche Tage, diesmal bei schönem Wetter wenngleich mit zuviel Sonne.
Zuächst ein Blick auf die Anatolische Hochebene: Ausfahrt aus dem Bhf. südlich von Ladik, der nach den sachdienlichen Hinweisen von 031008 Dekdigin gewesen sein dürfte (Edit: 16.02., 9:00):
45013 mit dem Posta 916.
Der Bhf. Ladik mit dem Posta 916 (31.07.1983)
Und natürlich nochmals der 915 am 01.08.1983 mit 45061 an der Standardstelle
Wer springt denn da links im Bild rum?
Für heute reicht's wohl, gelegentlich gibt’s mehr (Vielleicht sogar in Farbe?): Die Leserschaft kann derweil Wetten darauf abschließen, ob ich noch ein weiteres Mal da war oder nicht.
Viele Grüße
Karabük
Literaturangaben nach bester 031008-Tradition:
Bickel; B.: Die Türkischen Eisenbahnen und ihre Dampflokomotiven, Krefeld 1976
E. Talbot: Steam in Turkey, Continental Railway Circle 1981
Edit: 16.02., 9:00 Ortsangaben ergänzt.
Eintrag editiert (16.02.06 18:31)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:04:02:22:24:47.