“Fliegender Rheinländer“ - Einschienenbahn in der Fühlinger Heide bei Köln 1952 ff



Hallo HiFo-Freunde,

heute möchte ich mit den wenigen mir hinterlassenen Aufzeichnungen und Fotos an das große Thema „Einschienen-Versuchsstrecke“,
auch als „ALWEG-Bahn“ bekannt, erinnern, auch wenn es im Lande bereits viele erstklassige Homepages, Ausstellungen, Veröffentlichungen etc.
zu dieser Bahn gibt.
Bei dem Material aus meiner Sammlung handelt es sich um einzelne Informationen und Fotos aus den Jahren 1952 bis 1957.
Ich hoffe, auch dieser Beitrag findet Euer Interesse und passt thematisch in unsere HiFo-Schublade.

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Versuchsstrecke für neuartige Schnellbahn mit bis zu 350 km/h
Am 11.09.52 gab es in der Presse Informationen, dass auf einem Versuchsgelände in der Fühlinger Heide bei Köln voraussichtlich Ende September 1952
der erste Modellzug einer nur auf einem Tragbalken fahrenden Schnellbahn in Betrieb genommen werden soll. Damit sollte das Problem der „Einschienenbahn“,
um dessen Lösung sich schon viele bemühten, in ein praktisches Versuchsstadium treten. In den beiden zurückliegenden Monaten wurde bereits eine 2 km
lange Probestrecke gebaut. Der Bahnkörper bestand aus einem schmalen Laufbalken aus Eisenbeton, der etwa 1,5 über dem Erdboden auf Betonpfeilern ruhte.
Das Schnellbahnmodell rollte gleichsam über den Laufbalken gestülpt auf den Spuren dieses Balkens.

SF-0400081: Das Foto zeigt die etwa 2 km lange Probestrecke




Betonklötze für „Fliegenden Rheinländer“
Im April 1952 bauten am Rande der westdeutschen Großstadt Köln Verkehrs-Spezialisten mit ausländischer Kapitalunterstützung diese neuartige
„Eisenbahn-Versuchsstrecke“, auf der die Einschienenfahrzeuge später mit Flugzeug-Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h erprobt werden sollen.
Auf einem dammähnlichen Unterbau soll der „fliegende“ Express mit Hilfe von Rollen dahinbrausen.

SF-0400078: Das Foto zeigt die Arbeiter bei der Errichtung des Beton-Bahnkörpers für die Versuchsstrecke, auf der im Mai 1952 Modellversuche
im Verhältnis 1 : 2,5 zum geplanten Original-Schnellverkehr durchgeführt werden sollen




Sie bauten 1952 die Einschienenbahn
Mit finanzieller Unterstützung des schwedischen Multimillionärs Axel Lennart Wenner-Gren konstruierten die deutschen Eisenbahningenieure
Dr. Hinsken und Holzer eine Einschienenschnellbahn, die am 6. Oktober 1952 als verkleinerte Version ihre erste öffentliche Versuchsfahrt auf
der Versuchsstrecke in der Fühlinger Heide bei Köln machte. Den Konstrukteuren war die Aufgabe gestellt worden, eine für den Nah- und
Fernverkehr geeignete „Blitzbahn“ zu bauen, die mit Flugzeuggeschwindig-keit auf einer einzigen Schiene fahren sollte. Die Versuchsstrecke
und -Bahn wurde vorerst im Maßstab 1 : 2,5 ihrer zur Verwirklichung vorgesehenen Größe gebaut.

SF-0400083: abgebildete Personen: Axel L. Wenner-Gren (Mitte), Dr. Hinsken (links) und Holzer (rechts)




Neue Versuche mit der Einschienen-Alweg-Bahn im Mai 1953
Zur Materialerprobung bei Geschwindigkeiten bis 300 km/h hatte die Alweg-Bahn (Alweg = Axel Lennart Wenner-Gren) ein kleines Versuchsmodell
im Maßstab 1 : 10 konstruiert. Dieses Modell wurde ferngelenkt und lief auf einer besonderen Schiene, die neben dem Gleiskörper seines großen Bruders
montiert war. Weitere Versuche eines anderen Modells mit einer Laufradkonstruktion, die es angeblich gestattete, mit dem Einschienenwagen vom
Bahnkörper auf die Straßen zu fahren, sollen ebenfalls vorgenommen sein.

SF-0400079: Das Foto zeigt das kleine Versuchsmodell neben dem bekannten, größeren auf der Versuchsstrecke bei Köln




Eine Alweg-Einschienenbahn in Originalgröße ….
wurde von der Alweg GmbH in der Fühlinger Heide im Mai 1957 Interessenten auf einer genau eine Meile langen Strecke vorgeführt.

Und die Presse schrieb damals reißerisch dazu:
…. die Strecke, auf der der Zug eine Geschwindigkeit von 380 km/h erreichen soll, überquert an einer Stelle die Bundesstraße 9 (Köln - Neuss).

Na, ja !

SF-0400077: Das Foto zeigt die Alweg-Bahn-Versuchsstrecke am 12.4.57 bei Köln im Bau. Zwischen dem dritten und vierten Pfeiler
verläuft die Bundesstraße 9




Eine neue Meile Alweg-Bahn
Genau eine Meile lang sollte die neue Fahrbalkenstrecke werden, die von der Alweg-Bahn GmbH in der Fühlinger Heide gebaut wurde. Auf dieser Strecke
sollte Mitte Mai 1957 ein Alweg-Zug in Originalgröße den Interessenten vorgeführt werden. Die Balkenstrecke wurde aus vorgegossenen Stützen und
Fahrbalken aus Stahlbeton - jedes Balkenstück wog 28 to (?) - zusammengesetzt. Laut Planung wurde für das Ein-Meilen-Teilstück eine spätere
Verwendung in einem Ring einer Vorortbahn vorgesehen.

SF-0400080: Das Foto zeigt die Montage der Fahrbalken mit dem Balkenhebewagen, der genau nach dem Prinzip seines „schnellen Bruders“,
dem Original-Alweg-Zug, auf sechs Radpaaren auf dem Fahrbalken entlangläuft





Der Alweg-Einschienenzug …..
der in sechsjähriger Arbeit auf dem Versuchsgelände bei Köln entwickelt wurde, jagte am 23. Juli 1957 zum ersten Male
mit geladenen Gästen in Originalgröße über die 1,8 km lange Versuchsstrecke. Dabei erreichte der aus zwei Wagenteilen
bestehende fast geräuschlos fahrende Stromlinienzug Geschwindigkeiten bis 80 km/h. Zusammen mit der geladenen Presse
nahm der Initiator und Finanzier des Alweg-Unternehmen, der schwedische Millionär Axel L. Wenner-Gren, an der Vorführung teil.

SF-0400082: Das Foto zeigt Axel L. Wenner-Gren beim Verlassen des Alweg-Bahnhofs auf dem Kölner Versuchsgelände
nach der öffentlichen Vorführung des Alweg-Stadtbahnzuges am 23. Juli 1957




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Ich hoffe, meine mir zur Verfügung stehenden handschriftlichen Aufzeichnungen haben den Sachverhalt einigermaßen korrekt beschrieben.

Die Alweg-Versuchsstrecke wurde 1967 abgerissen.

Gibt es weitere Informationen zum Thema ?


Wochenendgrüße von

Klaus aus Bonn

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Ihr Besuch auf meiner Homepage würde mich freuen

Hier gibts noch weitere Infos:

[www.wisoveg.de]

Gruß Chris

Nun wohne ich schon etliche Jahre in Köln, habe auch so manches von der hiesigen Eisenbahngeschichte mitbekommen und dann kommt etwas vollkommen Neues und Unerwartetes dazu. Halt ein echter Klaus!
Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag und ich bin sehr gespannt, ob weitere HiFo Leser noch mehr dazu beitragen können.

Ein schönes Wochenende

Guido

... der beitrag (und die dadurch entstandenen nachforschungen) hat mich mal wieder nen ganzen nachmittag gefesselt!

obwohl ich nur 150m von einem der geplanten bahnhöfe entfernt wohne und auch da wo mal die teststrecke stand viel zeit verbracht habe, hatte ich bis heute keinen ton von der bahn und von der gelplanten strecke gehört !!!

DANKE für die aufklärung !!!

na, wer weiß was aus der bahn bis heute geworden wäre ... so auf dem papier liest sich das alles sehr gut!

:-D



mfg. f.

Hallo Klaus,

mit diesen Bildern hast Du Dich wieder einmal selbst übertroffen, herzlichen Dank!

Viele Grüße

Hans-Joachim

Als gebürtiger Kölner, der just in jenen Tagen des Juli 1957 das Licht der Welt erblickte und daselbst für einige Jahre wohnhaft (später sollten diesen weitere Jahre folgen), ist die Geschichte um diese Bahn für mich ebenfalls völlig neu! Ich habe bisher in der Tat NIE davon gehört, geschweige denn auch nur ein Bild gesehen!

Wohl kenne ich den Fühlinger See bestens, der bereits ab 1912 entstand, als man Kies für den Bau der Eisenbahnstrecken Köln-Aachen und Köln-Krefeld benötigte und ich habe auch von der Schlacht auf der Fühlinger Heide bei Worringen 1288 gehört, denn die Fühlinger Heide erstreckt sich weit in den Norden Kölns, aber das hier ist neu für mich, dabei gar nicht mal soo lange her...

Danke für diesen herrlichen Beitrag mit den eindrucksvollen Bildern!!!

Gruß, Claus

An die Monorail-Bahn im Phantasialand! Aber die kommt mit noch nicht mal 10% der damals angedachten Geschwindigkeit daher :-(

Rheinisch Bergische Grüße
r.

Nicht falsch gedacht, auch wenn das erste Anwendungsbeispiel in USA in Disneyworld zu finden ist.

Die Technik fand weltweit Anklang, nur nicht in Deutschland. Und woran erinnert uns das?

Gruß
Will

an ein neueres bahn-prinzip auf stelzen ???

:-(

komisch ... hier in D hat man wohl was gegen bahnen auf stelzen ( mit ausnahme in W- ! ) ... in gebieten mit höherer erdbebentätigkeit ( japan / usa ? ) kommen sie aber zum einsatz ... obwohl die dort dann ja tiefer fallen können als ne ebenerdige bahn ...

mfg. f.

erstmal Danke für diesen Superbeitrag...
Dann wollte ich noch kurz anmerken,das es aus dem Hause Schuco seinerzeit auch eine Monorailmodellbahn gegeben hat, ...zu der Zeit als der geniale Herr Müller noch das Ruder in der Hand hatte bei Schuco

mfg Harry

Auch von mir herzlichen Dank für diesen Beitrag. Auch ich hatte bisher noch nie was von diesem "Fliegenden Rheinländer gehört". Gibt es noch Überreste? Was ist mit den Fahrzeugen passiert?

In der Nähe von Paris gab es auch mal eine Versuchsstrecke. Dort standen (oder stehen noch) die Fahrzeuge jahrelang in Hallen rum und verfielen. Auch die Strecke und Gebäude wurden nach und nach wieder von der Natur zurückerobert. War mal ein Bericht im EK in den frühen 90er Jahren.

Grüße,
die Buegelfalte

Buegelfalte hat geschrieben:

> In der Nähe von Paris gab es auch mal eine Versuchsstrecke.
> Dort standen (oder stehen noch) die Fahrzeuge jahrelang in
> Hallen rum und verfielen. Auch die Strecke und Gebäude wurden
> nach und nach wieder von der Natur zurückerobert.

Das war der "Aerotrain", ein Propeller-getriebenes Einschienenfahrzeug.

Ich hatte als Kind das Glück, die Kölner Alweg-Bahn in Betrieb zu sehen. Umfängliche Infos gibt es unter [www.wisoveg.de]

Gruß
Will

... gibt's hier:

[hometown.aol.com]
[www.buergerverein-fuehlingen.de]
[www.nrw-architekturdatenbank.uni-dortmund.de]
[www.wdr.de]
[www.mosafilm.de]

MfG

hjk

[www.motograziella.de]
[www.phil-sears.com]

MfG

hjk

Die Zeitschrift "Blickpunkt Straßenbahn" bringt in Heft 1/2006 eine Meldung über die Alweg-Bahn in Seattle: Am 26. 11. 2005 gab es einen schweren Unfall. Ob die Bahn wieder in Betrieb genommen wird ist noch nicht bekannt.
Gruß Peter

Nun ja, zumindest nicht, was Personenschäden anbelangt, es gab nur zwei Leichtverletzte. Es gab übrigens schon vorher Zwischenfälle, einen signifikanteren in 2004, der eine Betriebsunterbrechung von sechs Monaten zur Folge hatte, wie ich der "Seattle Times" entnehmen konnte:

[seattletimes.nwsource.com]

Wie es scheint, müsste die Bahn für einige Millionen Dollar überholt werden, um wieder absolut betriebssicher zu sein. Wenn, dann scheitert es bestenfalls daran und nicht an der Sicherheit der Konstruktion an sich.

Gruß, Claus

Ist nicht der People Mover am Flughafen Düsseldorf auch ein verwandter des Alweg-Prinzips? Und fährt der momentan mal?

Gruß
Will

Hallo Klaus,

in unserern alten Heimatzeitungen fand ich zwei Berichte aus dem Jahre 1954 dazu :





Außerdem noch eine Kurzmeldung aus dem Jahre 1957 :



Gruß Alberto



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:07:19:18:06:15.