Bevor es mit dem vierten Teil weitergeht ein kurzer Rückblick auf die bisherigen Teile (ich hoffe, es dieses Mal richtig hingekriegt zu haben):
Teil 1 : Vorgeschichte, erste Streckenbereisung, Besichtigung Erzabbau.
Teil 2: Vordernberg Rbf, Mit dem Erzzug nach Erzberg - die Hinfahrt.
Teil 3: Verladestelle Erzberg und Rückfahrt.
Der 3. Tag,
29.01.1975, begann mit einer Besichtigung des Stahlwerks der VÖEST Alpine in Leoben Donawitz (VÖEST =
Vereinigte
Österreichische
Eisen- und
STahlindustrie)
Heute unerklärlicherweise habe ich auch hier mit Aufnahmen gegeizt - man war halt noch nicht digitlisiert. Abgefallen ist nur dieses eine Bild einer Werklok mit der Nummer
250.1, über die ich ansonsten reinweg gar nichts sagen kann. Vielleicht weiß ja noch einer etwas über diese Lok? Hätte ich damals schon gewusst, dass ich 30 Jahre später einen gewissen J.L. und andere damit erfreuen könnte, hätte ich all die anderen kleinen Dampfer, die dort sonst noch herumwuselten, auch aufgenommen, aber man war ja so jung und radikal in seinen Ansichten *grrrrr..*
Irgendwie müssen wir die Stahlwerksbesichtigung im Eildurchgang erledigt haben, denn mittags waren wir bereits wieder in Vordernberg. Mangels anderer Programmpunkte wurde spontan und just for fun noch einmal eine Dampfzugfahrt nach Präbichl eingeschoben.
Im Bahnhof Vordernberg Markt sehen wir P 4105, wie an den anderen Tagen bespannt mit
97.217. Im Hintergrund ist auch noch ein Schienenbus der Reihe 5081.5 zu erkennen, der mit einer besonderen Bremsausrüstung auch die Steilstrecke befahren durfte.
Oben angekommen dann "Full House" im Bahnhof Präbichl - allerdings auch "Full Dust" mit leichtem Schneetreiben und diesigem Licht. Trotzdem der Versuch eines Fotos: Vor Bzg 79932 stehen
197.301 und eine unbekannte
97.2 (vmtl. wie am Vortag 97.205), während links die
97.217 gerade umgesetzt hat und jetzt vor P 4105 fertig zu Weiterfahrt nach Eisenerz steht. Ganz hinten ist schwach noch eine dritte
97.2 vor einem weiteren Erzzug zu erkennen.
Auch wenn es so aussieht: Bzg 79932 fährt nicht etwa mit Doppeltraktion (Verzeihung, mit Vorspann), sondern 97.301 hat umgesetzt und fährt jetzt zusammen mit der 97.2 als Lz 89381 zurück nach Erzberg (siehe Teil 3).
Mit dieser Aufnahme endete meine erste Begegnung mit der Erzbergbahn, die leider auch meine letzte war. Natürlich hatte ich mir vorgenommen: "Da musst Du wieder hin, mal richtig auf Fototour". Aber wie so oft, es blieb bei der Absicht, und als die Dampfer erst mal weg waren, war der besondere Reiz auch dahin.
Aber die Studienfahrt war ja noch nicht zu Ende. Am 4. und letzten Tag, dem
30.01.75
stand noch eine Besichtigung der HW Knittelfeld auf dem Programm (HW = Hauptwerkstatt). Diese war 1975 das letzte Dampflok AW der ÖBB. Daneben war die HW auch für die Dieselloks der Reihen 2043, 2060, 2062 und 2067, sowie für Schneepflüge zuständig.
In der Richthalle entstanden trotz bescheidener Lichtverhältnisse auch einige Innen-Aufnahmen, allerdings mangels Stativ mit langen Verschlußzeiten und völlig geöffneter Blende aus der Hand. Das folgende Bild zeigt eine
52 mit unbekannter Betriebsnummer. Wenn ich mir das Bild so anschaue, bin ich mir allerdings nicht mehr sicher, ob die Lok zur Ausbesserung oder evtl. nur zum Ausschlachten hier stand.
Ganz anders sieht das bei
52.3315 aus. Diese befindet sich bereits wieder in der Komplettierung und war danach noch ca. zwei Jahre im Planeinsatz bei der ÖBB. Rechts daneben ist der Rahmen einer 93 zu erkennen.
Erstaunlich, dass
52.7594 im Jahr 1975 noch eine neue Rauchkammer erhielt. Vielleicht war das ja mit ein Grund dafür, dass diese Lok erhalten blieb und heute der ÖGEG in Straßhof gehört.
Die moderne Traktion vertritt
2043.39, bei der offensichtlich ein größeres Stück der Seitenwand repariert bzw. erneuert werden musste.
Wie schon gesagt, gehörte die Instandhaltung von Schneepflügen zum regulären Aufgabengebiet der HW Knittelfeld. Gerade fertig gestellt ist ein
Klima-Schneepflug der Bauart 985.2, aufgebaut auf dem Fahrwerk einer ausgemusterten Lokomotive (Dampf oder E, wer weiß Näheres ?). Passend zum Objekt hat starker Schneefall eingesetzt, als der Schneepflug aus der Halle geschoben wird.
Für die Rangieraufgaben in der HW war an diesem Tag
2067.44 zuständig. So eine Lok war damals überall zu finden und überhaupt nichts Besonderes. Heute bin ich froh, dass ich sie trotzdem fotografiert habe.
Vor der Weiterfahrt entstand im Bahnhof Knittelfeld noch dieses Bild einer unbekannten
1042. Man kann sich gut vorstellen, dass solche Witterungsverhältnisse für alle betroffenen Betriebseisenbahner sicher kein Zuckerschlecken sind. Aber man hielt den Betrieb irgendwie am Laufen und brachte die Züge letztlich ans Ziel.
In Zeltweg mussten wir noch einmal umsteigen, was mir ein weiteres Winterbild ermöglichte. Der Schnellzug, mit dem wir die letzte Strecke bis nach Villach zurücklegten, war mit dem Prototyp
1044.01 bespannt, damals noch brandneu und mir als "Einser" natürlich hoch willkommen. Wer hätte seinerzeit voraussagen können, dass von diesem Plagiat der schwedischen Rc (=ÖBB 1043) einmal fast 300 Serienloks gebaut werden würden? Der Prototyp wurde übrigens später mit einer anderen Getriebeübersetzung für vmax=200 km/h hergerichtet und danach im Versuchsdienst mit der neuen Betriebsnummer 1044.501 eingesetzt.
31.01.75
Am nächsten Tag waren wir morgens noch einmal kurz bei der Direktion Villach zu Gast, die freundlicherweise alle Programmpunkte, die die ÖBB betrafen, ermöglicht und organisiert hatte. Und die Reise war ja noch nicht zu Ende. Als letztes Schmankerl wurde uns nämlich noch eine Führerstandsmitfahrt über die Tauernbahn von Villach nach Salzburg geboten. Vor der Abfahrt im Bahnhof Villach konnte ich noch die in den schönen alten Farben gehaltene
1141.26 von der ZfL Salzburg auf den Film bannen.
Noch ganz am Anfang der Fahrt, in der Nähe von Gummern, begegnet uns die noch nicht modernisierte
1020.03. Das Wetter war nicht so prikelnd, und im Gegensatz zum Vortag in Knittelfeld liegt hier auch kein Schnee.
Bis Spittal dann außer einer blauen Kasten-110 keine weiteren Zugbegegnungen mehr. Ab dort kam ich dann nicht mehr zum Fotografieren, weil es für mich persönlich noch einen weiteren, ganz besonderen Höhepunkt dieser Fahrt gab: Nachdem ich "ganz beiläufig" erzählt hatte, dass ich in den Semesterferien bei der DB eine (für den Referendardienst verkürzte) Lokführerausbildung genossen und förmlich abgeschlossen hätte, kam das insgeheim erhoffte Angebot des Lokführers: "Wollen Sie auch mal fahren?" Na und ob, mit einer 1042 über den schönsten Abschnitt der Tauernbahn! So eine 1042 war ja etwas ganz Anderes als die gewohnten DB-Einheits-Elloks. Allein das Bremsventil (Westinghouse ?) im Vergleich zum schwergängigen Knorr D5-Bremsventil – butterleicht und zartfühlig zu bedienen, ein Gedicht. Damit war es gar nicht so schwer, auch ohne Hilfe des Lokführers alle Halte punktgenau, zügig und ohne Anhalteruck hinzukriegen. Der internationale Schnellzug, den wir am Haken hatten, war zwar nicht von Pappe, aber die Bergfahrt bis zum Scheitelpunkt im Tauerntunnel war überhaupt kein Problem. Auf die Minute pünktlich war ich in Bischofshofen, dann durften die anderen unter Aufsicht auch noch einmal kurz ran.
In Salzburg teilte sich die Gruppe auf. 2 Mann fuhren sofort weiter nach Hause, während mein Kumpel Hermann N. und ich noch zwei Tage Freilassing und Rosenheim dranhängten – wenn wir schon mal in der Gegend waren, wollten wir auch noch ein paar 116, 144, 144.5 usw. mitnehmen, doch das ist eine eigene Geschichte.
Damit der Bericht jetzt nicht mit so viel Text endet, hier noch ein Bild aus diesem Zusatzprogramm. Aber keine Sorge, jetzt kommt keine E16 oder E44, sondern getreu dem Österreich-Tenor dieses Beitrags eine ÖBB 1042. Und zwar die Salzburger
1042.605 mit D285 München - Bologna am 02.02.75 westlich von Rosenheim, kurz vor der Einmündung der Strecke aus Holzkirchen. Sind die beiden Kurswagen hinter der Lok nicht herrlich?
Rückblickend stelle ich fest, dass diese Studienfahrt zweifellos ein Highlight meiner Studienzeit war. Nicht nur, dass wir sehr viel Interessantes gesehen und unseren Horizont erweitert haben. Auch die Fotoausbeute war unter den gegebenen Umständen recht ordentlich. Die Fahrt hat sicher auch zum guten Ergebnis meiner Studienarbeit beigetragen.
Und weil schon danach gefragt wurde: Der Vorschlag, den ich in meiner Studienarbeit ausgearbeitet habe, lautete schlicht und sparsam: Eine Diesellok auf der Basis der 2043, mit angepasstem Getriebe mit hydrodynamischer Bremse, verstärkten Achsgetrieben, verstärkter pneumatischer Bremse und ggfs. kräftigeren Drehgestellrahmen. Die ÖBB hatte schon vorher Probefahrten mit 2043 und 2143 durchgeführt und favorisierte offensichtlich die 2143. Tatsächlich wurde es dann später doch die 2043. Sicher nicht, weil ich das vorgeschlagen hatte, sondern weil die physikalisch / technischen Voraussetzungen bei der 2043 einfach günstiger waren.
Damit genug der Laberei, schönen Abend noch,
Ulrich B.
(Edit: Textanpassung zu 1044.01)
Eintrag editiert (02.02.06 08:17)
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:01:07:14:20:36.