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Bahnunglück mit Lok 253 der BLS 1958 (m1B)

geschrieben von: Klaus Wedde

Datum: 09.12.05 18:17


Bahnunglück mit Lok 253 der BLS 1958


Hallo HiFo-Freunde,

der Schnellzug „Mailand - Brig - Bern“ war am 7. Januar 1958 auf der Südrampe des Lötschbergs zwischen Brig und Lalden
in dichtem Schneegestöber auf abgestürzte Felsblöcke aufgefahren, wobei die Lokomotive und der Postwagen aus dem Gleis
geworfen wurden und über die Böschung hinunter stürzten. Auch die beiden ersten Personenwagen entgleisten.
Einige Zugbedienstete erlitten leichtere Verletzungen, Reisende kamen nicht zu schaden.

Gibt es weitere Informationen zum Unglück ? Was ist mit der Lok passiert ?


Wochenendgrüße von

Klaus aus Bonn

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das Foto aus meiner Sammlung zeigt die BLS-Lok 253, nachdem Sie ca. 50 Meter über die Böschung hinunter gestürzt war

http://img324.imageshack.us/img324/678/sf0400139a9nh.jpg



Google sagt...

geschrieben von: 185er- Kutscher

Datum: 09.12.05 18:39

[mypage.bluewin.ch]

Zitat:
"Die Lokomotiven der Nr. 253 – 256 wurden in den Jahren 1965 und 1966 in solche der Serie Ae 8/8 (Nr. 274 und 275) umgebaut."

Re: Bahnunglück mit Lok 253 der BLS 1958 (m1B)

geschrieben von: E101265

Datum: 09.12.05 21:07

Interessantes Bild, von diesem Unfall hatte ich noch nie gehört!

Weiß jemand, wann die ersten Loks der Reihe Ae4/4 auf einen Pantographen umgebaut wurden? Ablieferungszustand der ersten Exemplare war ja mit 2 Pantographen.

Gruß, Claus

Nur gut...

geschrieben von: Hans-Joachim Krohberger

Datum: 09.12.05 22:23

... dass niemand getötet wurde.

Wieder ein intersaantes Bild, danke!

Viele Grüße

Hans-Jaochim



Buchartikel und weiteres Bild ...

geschrieben von: Fdl.i.R

Datum: 10.12.05 15:14

Hallo Gemeinde,

in meinem Buch 'Die Geschichte der Lötschbergbahn' (Patrick Belloncle / 1986 / Les Éditions du Cabri, F-06540 - Breil-Sur-Roya) befindet sich hierzu unter anderen Unfallberichten folgender Bericht:

Einigermaßen glimpflich abgelaufen war der spektakuläre Unfall des Schnellzuges Basel - Mailand am 7. Januar 1958 am Driestahang. Durch heftig wehenden Schneesturm löste sich ein paar Minuten vor der Durchfahrt des Schnellzuges ein Felsbrocken oberhalb des Mundbachtunnels und rutschte auf das Gleis. Lokomotivführer Fritz Gerber aus Spiez konnte nur noch die Schnellbremsung seiner Ae-4/4-Maschine einschalten, als er das Objekt auf den Schienen erblickte, doch auch hier war es zu spät. Die Maschine prallte gegen den Felsbrocken, sprang aus den Schienen, drehte sich auf der eigenen Achse um 90 Grad und rollte 40 Meter die 75 Grad steile Böschung gegen das Rhonetal hinunter.

Während die tolle Fahrt der Lokomotive auf einer auf halber Höhe liegenden Bodenwelle jäh gestoppt wurde, rutschte der mitgeschleppte Postwagen weiter bis zum Fluß hinab, an dessen Ufer er zu liegen kam. Glück im Unglück, die restlichen Wagen blieben auf dem Hangtrassee in ihren Gleisen. Fritz Gerber kroch selbst aus seiner stark beschädigten Maschine heraus und kletterte unverletzt!!! den Hang bis zum Bahnkörper hinauf. Als er dort von Leuten ausgefragt wurde, wußte er von nichts, der Schock war für ihn zu groß gewesen. Die beiden sich im Postwagen befindenden PTT -Angestellten waren auch nur mit wenigen Schürfungen davongekommen.

Dieses dramatische Ereignis endete mit einer spektakulären Bergung der fast in senkrechter Stellung sich befindenden Lokomotive. Da man die Bodenwelle, auf die die Lok gestützt war, nicht abtragen konnte, faßte man den Entschluß, die 80 Tonnen schwere Maschine wie eine Drahtseilbahn mittels einer Seilwinde heraufzuziehen. Zwischen dem Bahntrassee und der Lokomotive legte man fachgerecht ein Normalspurgleis zurecht, danach hievte man sachte das eine dann das zweite Fahrgestell der Lok darauf. Ein dickes Drahtseil verband die in heikle Position geratene Ae 4/4 (253) und eine talwärts fahrende Ae-6/8-Maschine, dazwischen ankerte man ein gewöhnliches Umlaufrad einer Drahtseilbahn und die ganze mühsame Prozedur konnte beginnen; die Ae-6/8-Lok fuhr im Schrittempo fort, während die Ae 4/4 langsam den Berg heraufgezogen wurde. Oben angelangt mußte sie wieder um 90 Grad gedreht werden und bald konnte sie im Schlepptau nach Spiez ins Depot gebracht werden.

Hierzu folgendes Bild von der Bergung der Lok:

[url=]http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/1025158/1280_3939323061656463.jpg[/url]

Den Text habe ich unverändert aus dem o.g. Buch übernommen!

Grüße
Wolfgang


[url=]
http://www.arcor.de/palb/alben/58/1025158/400_temp.jpg?ts=1098455209975
[/url]

eine Frage

geschrieben von: Anonymer Teilnehmer

Datum: 10.12.05 15:24

wer ist der Schöpfer dieser Bilder aus deiner Sammlung?
darf man erfahren, wer sich hinter U.U. verbirgt?

vielen Dank!

Re: Buchartikel und weiteres Bild ...

geschrieben von: Frankfurter

Datum: 10.12.05 16:56

Die Bergung ist ja noch abenteuerlicher als der Unfall !

Noch en Gude,
Manfred



http://www.manfred-sandtner.de/Ffm201_25_100_avatar.jpg "Genießt das Leben in vollen Zügen !"

Re: Buchartikel und weiteres Bild ...

geschrieben von: Railfan

Datum: 20.07.12 14:16

Da ich damals die Geschehnisse aus nächster Nähe miterlebt habe, muss ich aus meiner Erinnerung einiges korrigieren.

Der Lokführer hatte schon einige Verletzungen (Fleischwunde, Prellungen) erlitten, welche einen kurzen Spitalaufenthalt erforderten.

Die Beamten der schweizerischen Post befanden sich im Postwagen hinter der Lok und sortierten die Sendungen. Beim Herunterrollen des Wagens bis in die Rhone (Fluss) erlitt ein Beamter einen Schädelbruch und befand sich in kritischem Zustand.

Nach seinem Aufstieg im Schneesturm bei Dunkelheit über den vereisten, sehr steilen Felshang zum Rest des Zuges, war der Lokführer natürlich sehr erleichtert, dass die Reisezugwagen weitgehend unbeschädigt waren. Viele Reisende haben zu Beginn offenbar nicht mitbekommen, was sich ereignet hatte. Sonst hätten sie sich im Speisewagen nicht über die verschüttete Suppe mokiert.

Der Lokführer mag zwar nach seinem "Absturz" bei voll funktionierenden Lokscheinwerfer und vollem Bewusstsein sicher schockiert gewesen sein. Sein Handeln war jedoch in jeder Phase bis zum Eintreffen des Hilfszuges äussert professionell. Damals gab es noch keine Kommunikation mit Handys, das Warten dauerte lange. Die Unfallstelle ist weder mit Autos noch zu Fuss (bei Schnee) zugänglich.

Wer sich einen Eindruck vom damaligen Geschehen machen möchte, kann an die Unfallstelle reisen. Die Dimensionen der Gebirgsstrecke und die Steilheit des Felsgeländes kann man sich anhand der Bilder nur ungenügend vorstellen. Die Unfallstelle ist sowohl von der Lötschberg- wie auch von den Rhonetalstrecken (SBB und MGB) bei Gamsen leicht einzusehen.

Bild der heutigen, zweigleisigen Lötschbergstrecke oberhalb der Unfallstelle.

Man beacht die Steilheit des Geländes. Die Lok wurde auf einer Schuttdeponie 60 m unterhab der Trasse aufgefangen. Der Postwagen rollte 100 m bis in den Talboden hinunter.

Bergseitig sind heute gewaltige Stützmauern gegen das Herunterfallen von Steinplatten neu gebaut worden. Die gegen das Tal abfallende Gesteinsschichtung ist äusserst ungünstig.

Damals war die Trasse nur schmal und einspurig. Die Sicherungsmassnahmen waren einfacher. Steinschlag, Schneerutsche und Lawinen bedrohten ständig die Züge.

http://www7.pic-upload.de/20.07.12/mb816hxs1z.jpg



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:07:20:14:49:41.