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 04 - Historisches Forum 

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Hallo HiFo-Freunde,

das heutige Foto aus meiner Sammlung spricht die im Jahre 1951 vorherrschende Wagenüberalterung unter den Reisezugwagen an.

Wer kann eventuell weitere Informationen zu diesem Thema beitragen ?

Vorab vielen Dank !


Wochenmittegrüße von

Klaus aus Bonn

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„Wagenüberalterung bei den Reisezugwagen“

Nach einer Mitteilung der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn hatten von den insgesamt 20.000 Reisezugwagen (Personen- und D-Zugwagen)
im Jahre 1951 vier- bis fünftausend Wagen ihr normales Lebensalter von 40 Jahren bereits überschritten. Teilweise war der Wagenpark über 50 Jahre alt,
etwa 500 Wagen stammten noch aus dem vorigen Jahrhundert.


Der hier am 12. Februar 1951 abgebildete Wagen, von unseren Großvätern gebaut, beförderte täglich im Nahverkehr noch hunderte von Reisenden,
die sich namentlich in den Hauptverkehrszeiten dicht in seinem Inneren zusammendrängen mussten


http://img35.imageshack.us/img35/8489/sf0400248bild1sm.jpg



1899 ist nicht das Baujahr, sondern die Zugnummer, für die der Wagenzug bereitgestellt wurde.

Gruß
Will
Und aus diesen Wagen, genau genommen aus den Fahrgestellen z. B. dieser dreiachsigen Länderbahnwagen wurden dann in den Jahren 1954 bis 1958 "neue" Reisezugwagen gebaut. Unter Verwendung und Veränderung der Untergestelle entstanden die sog. „Umbauwagen“. Durchgeführt wurde dieses Umbauprogramm in den AW Ludwigshafen, Limburg, Neuaubing, Hannover, Karlsruhe und Saarbrücken.

Diese wurden dann in den 60er und 70er Jahren erneut "umgebaut" und fristeten teilweise bis heute als Bauzugwagen ihren Dienst.

http://img77.imageshack.us/img77/7668/dcp006593ij.jpg
Wohnwerkstattwagen 60 80 99-25 841-0

Ein drittes Mal umgebaut wurden sie dann teilweise bei Museumsbahnen und so sind Teile dieser überwalterten Länderbahnwagen heute immer noch im Einsatz...

http://img77.imageshack.us/img77/7637/dcp023609te.jpg
Zum Reisezugwagen B3yg rekonstruierter Aufenthaltswagen des Bauzuges



Eintrag editiert (27.07.05 19:03)

Für die jungen Bahnfreunde unter uns sollten wir Älteren vielleicht klar stellen, dass mit dem "vorigen Jahrhundert" das vorige aus der damaligen Sicht gemeint ist, das möglicherweise am 31. Januar 1900 endete.

Meine Schulfreunde und ich fuhren 1959 mit solchen dreiachsigen Wagen jeden Tag in das Gymnasium im Nachbarort, man konnte innerhalb der Wagen "durchgehen", aber trotzdem hatte jede Sitzreihe ihre eigene Abteiltür und die Sitze waren aus lasierten Holzlatten geschreinert. Eng war es auch, denn kein normaler Mensch konnte sich den Luxus eines Autos leisten (wie heute auch), und wer eins hatte, benutzte es nicht so oft, weil der Betrieb zu teuer war (das mag im "Schuldnerparadies Deutschland" heute anders sein). Und so waren im Berufsverkehr an die 1200 Leute in so einem Zug versammelt, dessen einzige Rettung vor Überfüllung und Verspätung die alten Wagen mit den vielen Türen waren.

Auf der Rückfahrt benutzten wir meistens einen roten, zweiteiligen, jeweils vierachsigen Triebwagen - wie ich heute weiss, einen VT 60 mit Steuerwagen. Das war aus heutiger Sicht ein abenteuerliches Gefährt und eine Zumutung für die Ohren und den Fahrkomfort. Wo heute der RAB 650er Triebwagen (auch eine Zumutung für den Komfort) vier Minuten unterwegs ist, dauerte es damals neun. Dabei war das Relikt aus den dreissiger Jahren betriebswirtschaftlich noch nicht mal abgeschrieben, nehme ich an. Aber der frühe Komfort der fünfziger hatte sich schon verbreitet gehabt.

Die dreiachsigen Umbauwagen hatten wenigstens Polstersitze mit sehr synthetisch wirkender brauner Oberflächenfarbe ("Kunstleder"). Wie bis heute in den SNCF Corail Wagen, hatte man im Hochsommer schon nach wenigen Minuten einen nassen Hosenboden - bitte vom Körperschweiss, den der Bezug nicht aufnahm.

Die Bremsgeräusche waren aber wie vorher: ohrenbetäubend und jedes normale Gespräch im Wagen übertönend.

Am bemerkenswertesten waren jedoch die WC der vierachsigen Eilzugwagen mit je zwei Türen an jedem Wagenende ("E 30" oder Bye655). In jedem WC stand damals, ca. 1960, eine Porzellankanne mit Wasser, eine Klobürste und der Boden war aus Mosaiksteinchen "gefliest", Format der Mosaiksteine schätzungsweise 10 mal 10 Millimeter. Und wenn der Wassertank leer war, nahm man halt die Kanne ... Heute wundere ich mich, dass man sich in solch einen dunklen Wagen mit den kleinen Fenstern überhaupt hinein getraute.

Ich hoffe, dem Wunsch nach mehr Informationen nach gekommen zu sein, auch wenn hier stellenweise persönliche Wertungen eingeflossen sind.

Laute Bremsen, Kunstledersitze und abenteuerliche Fahreigenschaften konnte man bis in die jüngste Vergangenheit noch in klotzgebremsten Silberlingen "genießen".

Gruß, Volker

Re: Baujahre solcher Veteranen der DB

geschrieben von: Frankfurter

Datum: 27.07.05 21:10

Einspruch, Euer Ehren !

Mag sein, daß es auch den Zug 1899 gab.

Aber viele Bilder dieser Sammlung, die wir schon gesehen haben, sind Pressefotos.

Und 1899 kommt als Baujahr durchaus hin, da die ersten C3 Wagen mit diesem Aussehen um 1890 gebaut wurden, zB Konrad Bild 43.

Die meisten Wagen um 1890 hatten noch richtige Ecken oben an der Tür, die Abrundung wurde in Serie etwas später eingeführt. Nach 1900 ging man dann auf das stark gerundete Dach über.


Zu den "Umbauwagen" hörte man in den letzten Jahren, nachdem wohl die meisten Verantwortlichen in Pension sind, daß die "Verwendung" der alten Teile eher auf dem Papier stattfand; so wie bei den "Reko"-Schmalspurloks der DR. Bei denen war meistens auch nur Nummer und Glocke übrig von der "Alten". Dieser Papier-Umbau fand wohl statt, weil die AWs der Bahn keine neuen Wagen bauen durften, die Industrie sollte ja auch was vom Wirtschaftswunder haben.

Noch en Gude,
Manfred



Eintrag editiert (27.07.05 22:59)

http://www.manfred-sandtner.de/Ffm201_25_100_avatar.jpg "Genießt das Leben in vollen Zügen !"
Hallo Volker,

ich bin mit den alten Silberlingen anfangs der 80er immer gern gefahren, denn dort konnte man Eisenbahn noch "er"fahren. Dann kamen langweilige Triebwagen...

Viele Grüße

Hans-Joachim



Hallo Zusammen,
slebst heute bin ich im modernisierten Silberling gefahren und ich war froh mal ein Fenster auf zumachen und beim Anfahren einer 110.3 das Schaltwerk zu hören, das war ein Genuß. Es ging zwischen Dortmund und Aachen über Wuppertal. Herrlich



Viele Grüße von Ralf aus

https://abload.de/img/lemgo.2dikuq.jpg
Zwei Anmerkungen zur Modernisierung und zu Umbauwagen: 1950 wurden die vierachsigen Eilzugwagen (E30/E36) im sogennnten Ida-Programm "getuned": Kunstledersitze (2+2) anstelle von Holzbänken (2+3) in der 3. Klasse und Abteile mit Seitengang (3) anstelle von Polsterbänken im Großraum mit Mittelgang (2+2). Ferner wurden die Übergänge der Wagen mit Faltenbälgen (anstelle von Scherengittern) versehen.
Last but not least: Die Bnb 720 sind vom AW Karlsruhe als Umbauwagen aus verwertbarem Material ausgemustereter Wagen entstanden.



Eintrag editiert (27.07.05 23:46)

Thema verfehlt .....

geschrieben von: Schotteramsel

Datum: 28.07.05 00:11

..... hallo Wagenfreunde, Silberlinge waren nicht das Thema. Klaus Wedde hat ein ganz anderes "Problem" angeschnitten. Die Silberling-Beiträge bringen hier echt nix. -sorry-
Zum Thema Altbauwagen: Die wurden ja auch in der Wagennummer mit einer führenden Null bedacht, wenn ihr Alter die 40 Jahre überschritt.
Die Sache mit den Umbauwagen ist klar, die Länderbahnwagen konnten nur die Längsträger und ggfs die Laufwerke spendieren. Bei der DR waren die Rekowagen oft getarnte Neubauten .....
Ausser dem "Cilly"-Programm gab es auch das "Ida"-Program, wo 4x-Wagen in Privatwerken u.a. auch in Belgien aufgearbeitet wurden. Zugriff hatten dann mit Priorität unsere sog. Befreier in den Westzonen für ihre Dienstzüge.

m.f.G.
G.S.W.

Re: Baujahre solcher Veteranen der DB

geschrieben von: wr4üe

Datum: 28.07.05 11:33

Einspruch abgewiesen wegen Nichtzutreffens ;-)

Ich habe ja garnicht gesagt, dass die Wagen nicht Bj. 1899 sein könnten. Man schrieb es damals nur nicht mit Kreide an...

Auch auf die Loks wurden ja die Zugnummern aufgeschrieben, dazu gab es spezielle Tafeln an der Lok.

Gruß
Will
Klotzgebremste Silberlinge laufen auch heute noch im Norden der DB AG - mit den entsprechenden Geräuschen. Auch die roten Kunstledersitzbänke trifft man noch gelegentlich im "Regional-Express".

Gruß
Will

Re: Thema verfehlt .....

geschrieben von: 44-tonner

Datum: 28.07.05 13:34

Ich denke, dass die Wagenüberalterung nach dem 2. Weltkrieg in allen europ. Ländern ein Problem war. Aus Österreich sind die Spantenwagen in 2- und 4-achsiger Versionen bekannt. In Frankreich gab es sogar verschiedene Umbauwagentypen in 2-achsiger (Typ Ost), in 3-achsiger (droite patte) und 4-achsiger Ausführung. Von der 4-achsigen Ausführung gab es zwei Bauarten, deren Wagenkasten dem 2-Achser bzw. dem 3-Achser stilistisch angepaßt war.

Gruß
Jan Olaf

Dank und persönlicher Gruß

geschrieben von: Klaus Wedde

Datum: 29.07.05 08:37

Liebe HiFo-Freunde,

für das Interesse an meinem Bildbeitrag bedanke ich mich recht herzlich.
Über die wertvollen Zusatzinformationen und die persönlichen Erlebnisberichte habe ich mich sehr gefreut.

Dank Eurer Beteiligung bringt Ihr mir immer wieder viele positive Gedanken und Momente in mein gesundheitlich nicht so berauschend verlaufendes Leben.

Wochenendgrüße aus Bonn

Klaus Wedde



Eintrag editiert (29.07.05 21:30)