Heute mal wieder etwas für die Freunde polnischer Schmalspurbahnen:
Nach unserem „Mißerfolg“ in
Witaszyce auf der Suche nach Schmalspur-Triebwagen wußte mein Freund noch eine weitere Bahn mit Altbau-Triebwagen. Am 28.6.1991 steuerten wir Nowy Dwór Gdański an. Die Karte des Deutschen Reiches wies Tiegenhof
(das ist der ehemalige deutsche Name von Nowy Dwór Gd.) als Zentrum eines umfangreichen Schmalspurnetzes zwischen Weichselmündung und Nogat aus, und auch 1991 war davon noch relativ viel vorhanden.
Hier habe ich mal einen kleinen Ausschnitt der KDR kopiert und bunt angemalt:
Als durchgehende rote Linie habe ich die hier beschriebene Strecke eingezeichnet, rot gestrichelt sind alle anderen Schmalspurstrecken, die übrigens auch in der Mapa topograficzna Polski von 1992 eingezeichnet waren.
Grün sind die Normalspurbahnen und blau der Fluß Nogat.
Gleich nach unserer Ankunft entdeckten wir ein solches Objekt unserer Begierde. Dieser Triebwagen mit der Bezeichnung MBd 1-130 stand bereit zur Fahrt nach Malbork, das die meisten von Euch wohl eher unter dem deutschen Namen „Marienburg“ kennen.
Wir zögerten nicht lange und suchten uns die erste Fotostelle etwas außerhalb von Nowy Dwór:
Nachdem die Strecke Nowy Dwór nach Norden verlassen hat, ging es nach einer 180°-Kurve weiter nach Süden, wo kurz vor Kmiecin eine größere Straße gekreuzt wurde. Der Bahnübergang war sogar mit Schranken gesichert!
In Kmiecin waren die Folgen eines gerade überstandenen Unwetters noch deutlich zu sehen. Nach einem scharfen Knick verlief die Strecke hier ostwärts:
Vor Solnica wurde ein Gewässer überquert:
Von Solnica aus fuhr die Bahn in südlicher Richtung westlich der Nogat. In Wężownica schien wieder die Sonne. Man sieht auch, daß die Bahn tatsächlich noch als Verkehrsmittel diente.
Für Carsten der Hinweis, wieviel man in Polen von einem befahrenen Gleis sah! Entsprechend schwer dürfte die Spurensuche heute sein!
Das nächste Dorf an der Strecke war Rakowiska:
Unser nächstes Foto entstand erst sechs Dörfer weiter in Lasowice Wielkie Gd. – wahrscheinlich hat auf dem Abschnitt zuvor das Wetter nicht mitgespielt ...
Nach Unterquerung der Hauptbahn Tczew – Elbląg ist der Endpunkt der Fahrt in Malbork-Kaldowo Wąsk., am gegenüberliegenden Ufer der weltberühmten Marienburg, erreicht:
Jetzt bekamen wir auch die Antwort auf die spannende Frage, wie das Ding zurückkommt (Der Triebwagen hat nur einen Führerstand!). Hier drehte der gesamte Zug über ein Gleisdreieck. Zunächst ging es rückwärts bis vor die Weiche, die zwei Bilder weiter oben zu erahnen ist. Dann durch das linke Gleis vorwärts bis über die nächste Weiche. Dann drückte der Zug wieder zurück:
Nach der dritten Weiche ging es wieder vorwärts an den Bahnsteig. Im Hintergrund ist die Hauptbahn nach Tczew zu erkennen:
Für eine Besichtigung der Marienburg hatten wir natürlich keine Zeit. Zwei Jahre später wollte ich meiner Frau Kultur bieten
(diese Schmalspurbahn war bereits stillgelegt), doch auch das mußte sich auf einen Blick von draußen beschränken wegen der etwas sonderbaren Öffnungszeiten.
Bei der Rückfahrt beschränkten wir uns auf drei Motive. Hier ländliche Idylle pur in Rakowiska:
Die Kurve in Kmiecin von (mitgebrachtem) erhöhtem Standpunkt:
Einfahrt in Nowy Dwór Gd.:
Hier stellte der Triebwagen zunächst den angehängten Waggon beiseite, dann ging es rückwärts zur Drehscheibe:
Hier stand auch noch ein Artgenosse ohne erkennbare Nummer:
Zum Drehen war Muskelkraft gefragt:
Zum Schluß hier noch ein Blick in den Innenraum:
Zwei Jahre später war von der ganzen Schmalspurherrlichkeit noch ein touristischer Restbetrieb nach Norden zur Küste geblieben. Gefahren wurde da mit Lxd 2-Diesellok und halboffenen Wagen, die jegliches Eisenbahn-Flair vermissen ließen:
(Lxd 2-244 am 16.7.1993)
Angesichts dieses Zuges verzichtete ich auf die weitere Motivsuche ...
Viele Grüße
Stefan
Für die Freunde polnischer Schmalspurbahnen hier noch der Link zu einem weiteren Beitrag:
Gniezno - Powidz
Bilder neu gescannt Dez. 2013
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:11:12:09:02:07.