(Teil 19) Wir schreiben den 05.04.1984. Dies sind die Abenteuer der jungen Lokleitung, die einen Monat unterwegs ist, fremde Strecken zu erforschen, seltene Baureihen und neue Zivilisationen. Viele Lichtjehre von der Heimat entfernt dringt die Lokleitung in Regionen vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat (oder doch?)
Heute vor 20 Jahren hatte ich mir die Strecke Holzminden - Scherfede vorgenommen, die in diesem Forum ja schon öfter Thema war. Nach einigen Frühstunden an der Hochschule ging ich zum nicht weit enfernten Friedberger Bahnhof, wo sich 211 126 und 173 gerade mit einem Güterwagen "abmühten":
Um 11:04 Uhr fuhr ich mit D 796 nach Kassel. Er war mit der blauen 110 173 bespannt. In Wabern war 290 318 im Rangierdienst tätig, und mein Zug stoppte recht passend:
Ankunft in Kassel war um 12:57 Uhr. Ich verließ Kassel um 13:41 Uhr mit E2070 (Laufweg Kassel - Hamburg!) - auch er hatte eine 110 als Zuglok, es war die Dortmunder 110 129. In Eichenberg wartete zwischen einer Motordraisine und einem zum Bauzugwagen degradierten Umbaudreiachser die 323 860 auf künftige Aufgaben:
Mein Zug hatte in Göttingen 19 Minuten Aufenthalt, um IC 684 "Linderhof" und IC 690 "Hohenstaufen" überholen zu lassen. Von den ICs nahm ich kaum Notiz, z.B. die zweiteilige Einheit aus 634 654 und 634 653 fand ich interessanter:
Im Göttinger Lokschuppen standen einige V60, 323 762 musste draußen bleiben:
Bei der Göttinger Ausfahrt wartete 140 387 unter einem Fahrleitungsgewirr, das aus der "Tele-Perspektive" besonders interessant wirkt:
Um 15:18 Uhr war Kreiensen erreicht, wo ich ja zu Anfang dieses Tickets schon gewesen war. Trotzdem gab es wieder interessante Bilder. 614 064 erwischte ich bei der Ausfahrt:
Neben einem ungeordneten Gewirr aus Koffer-Kulis wartete 614 069 mit 614 070, zwischen die man einen 934er-Mittelwagen gekuppelt hatte:
Die rote 333 125 durfte rangieren:
Um 15:40 Uhr bestieg ich den E 2942 (Laufweg Braunschweig - Wuppertal - Köln!), der mit der roten Braunschweiger 216 168 bespannt war. Vor der modellbahngerechten Kulisse von Holzminden konnte ich 261 205 und 333 241 ablichten:
Mit 323 324 befand sich, wie damals fast noch überall, auch eine Köf II vor Ort. Sie fiel durch ihre markanten gelben Griffstangen auf:
Nun befuhren wir die Strecke nach Scherfede, deren Tage gezählt waren. Außer einigen Busfahrten gab es nur noch zwei Zugpaare über diese Verbindung: einen Nahverkehrszug (Triebwagen) werktags am frühen Morgen und eben (täglich!) den E2942 / E2943 mit diesem exklusiven Laufweg. Leider war mein Zug ein wenig verspätet, und so konnte ich es unterwegs nirgends riskieren für ein Foto auszusteigen. Das Foto "meines" Zuges konnte so erst in Scherfede entstehen, wo wir kurz nach 17:00 Uhr ankamen:
Am Nebengleis stand schon die Wagengarnitur für den E3199 bereit, der mich um 17:10 Uhr nach Warburg bringen sollte. Die Zuglok 218 136 des Bw Hagen war gerade beim Umsetzen:
Warburg war nach acht Minuten erreicht. Ich stieg um auf den E2675 nach Kassel, der mit der grünen Seelzer 141 152 einfuhr:
In Kassel hatte sich die Sonne noch einmal blicken lassen, so dass ich die glänzende 216 205 nicht verschmähte:
Auch in Kassel sollte die Straßenbahn nicht bilderlos an mir vorüberfahren. Es waren zahlreiche Stufen, um in die Fußgängerzone zu gelangen, aber dort gabs dann solch schöne Fahrzeuge wie den Vierachser 272 zu sehen:
Etwas gegenlichtig, dafür aber die Türseite: Sechsachser 366 auf Linie 1:
Die meisten Kasseler Wagen zeichneten sich durch ihre charakteristische Front und den zurückgesetzten Stromabnehmer aus. Dies lässt sich auch durch die Ganzreklame bei Tw 359 nicht verdecken:
Ich begab mich zurück zum Hauptbahnhof (der Fernbahnhof Wilhelmshöhe lag noch in ferner Zukunft) und fuhr mit dem 111-bespannten D779 um 19:17 Uhr nach Gießen - Ankunft 20:40 Uhr.
Es gab viele Spielarten des Zugverkehrs zwischen Gießen und Frankfurt; oft wurden D-Züge nach Kassel und Siegen vereinigt gefahren. In diesem Fall fuhr D779 von Gießen bis Frankfurt nonstop durch, so dass ich in den aus Münster gekommenen D919 umsteigen musste, um nicht an Friedberg vorbeizufahren. D919 folgte dem D779 in fünf Minuten Abstand. Da er jedoch in Butzbach, Bad Nauheim und Friedberg hielt kam er 10 Minuten nach D779 in Frankfurt an. Ich verließ ihn im 21:02 Uhr in Friedberg.
Für morgen habe ich leider keine Fotos, und für übermorgen nur eines. Deshalb werde ich das zusammenfassen und melde mich übermorgen wieder.
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Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger
"Wenn das 'gesunde Volksempfinden' an die Macht kommt, endet das oft im Weltkrieg.
Geist addiert sich nicht. Dummheit schon." Dieter Nuhr