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 04 - Historisches Forum 

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Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Moin zusammen!

Mein heutiger Beitrag zeigt zwar, wie ich meine, recht passable Fotos von einem Zug auf der Marschbahn, aber das Zustandekommen der Bilder ist eine Geschichte für sich, an der ich manchmal noch heute zu knabbern habe.

Doch der Reihe nach: Anfang Februar 1971 beschlossen wir, aufgrund der kalten Witterung und der damit verbundenen Dampfentwicklung auf der Marschbahn (Hamburg-) Elmshorn – Westerland von den Dampfzügen möglichst aussagekräftige Fotos von den noch verbliebenen Dampfzügen zu machen.
Gesagt, getan – am 6. Februar brachen wir zu dritt zur geplanten Tour auf. Einer von uns hatte als fahrbaren Untersatz einen wirklich heißen Schlitten, der locker seine 160 Sachen machte – bedenkt bitte, wir schreiben immerhin 1971, da waren 160km/h bei Pkws noch Top-Werte!

Mit diesem Geschoß ging es zuerst zum Bahnhof Altona, um dort den E2103 (HH-Altona – Westerland) dort bei seiner Ausfahrt zu fotografieren.

Bild 01: Es war die 01 1061, die am 6.2.1971 dem E2103 als Zuglok zugeteilt war. Bei der Ausfahrt des Eilzuges entstand die folgende Aufnahme:
01a011061iHmbAltona6-2-71.JPG


Danach ging es im Laufschritt zum Auto zurück, denn wir mußten ja noch durch die halbe Hansestadt, um auf die Richtung Itzehoe führende Bundesstraße 5 zu kommen. Es war zwar trotz der kalten Jahreszeit kein Glatteis vorhanden, aber dennoch wurden ob der Fahrweise die Reifen bis an ihre Haftgrenze belastet. Vereinfacht ausgedrückt: Wir kamen dank des PS-starken Fahrzeuges sehr flott voran.
Nachdem wir mehrere Geschwindigkeitsbeschränkungen großzügig als „pro Person“ interpretiert hatten und daher den Zug schon bei der kurz vor Itzehoe liegenden Ortschaft Krempe eingeholt hatten, bauten wir uns dort an der Strecke mit unseren Kameras auf.

Bild 02: Mit eindrucksvollem Auspuffschlag passiert der Eilzug die gut gelaunte Fotografenschar:
02a011061hKrempe6-2-71.JPG

Wir kletterten anschließend wieder in unser spritziges Fortbewegungsmittel, nahmen die notwendige Geschwindigkeit auf, um den Zug in Wilster erneut fotografieren zu können und trafen dort auch rechtzeitig genug ein, um eine brauchbare Fotostelle aufzusuchen.

Bild 03: Soeben hat der Zug im Bahnhof Wilster seinen Abfahrauftrag erhalten und legt sich anschließend kraftvoll in die Kurve:
03a011061eWilster6-2-71.JPG

Bild 04: Trotz der Zugbeschleunigung bleibt noch genügend Zeit für zwei weitere Fotos von dieser dynamischen Ausfahrt:
04a011061fWilster6-2-71.JPG

Bild 05:
05a011061gWilster6-2-71.JPG

Damit endete bereits unsere Verfolgungsfahrt, denn die erforderliche anschließende Überquerung des Nord-Ostsee-Kanals mittels einer Fähre (eine Straßenbrücke gab es damals weit und breit noch nicht) zogen wir gar nicht erst in Erwägung, der Zeitverlust wäre einfach zu groß gewesen. Übrigens, bei dem Auto handelte es sich um einen Renault-Alpine GTO, der nur über 2 Sitze und eine Notsitzrückbank verfügte

Diese Autofahrt, die wir damals absolvierten, lag mit Sicherheit deutlich jenseits von Gut und Böse. Erst später, als ich selbst schon lange Jahre einen Führerschein besaß, dämmerte es mir, wie hart wir damals folgenlos an unserem Lebenslimit gefahren sind…


Nachdenkliche Grüße aus dem Norden

Helmut


Mein Verzeichnis mit den bisher von mir erschienenen Beiträgen habe ich nach Ordnungskriterien sortiert hier eingestellt: [www.drehscheibe-online.de]


Moin Helmut,

Du weißt doch: in diesem jungen Alter (wie alt warst Du da? 23?) ist man unsterblich...

Ich war anno 1975/1976 auch nicht wirklich vorsichtiger - und die Verfolgungsfahrten im Solling, beim Dampfabschied in Stolberg und am letzten Betriebstag im Weserbergland waren auch teilweise jenseits von gut und böse (z. B. das Überholen einer Warteschlange am BÜ, um dann auch wirklich als erster dem Zug nachzujagen; das Synchronüberholen auf der B 64 zwischen Kreiensen und Höxter - und natürlich, wie bei Euch, Geschwindigkeitsbegrenzung 'pro Person', so dass man auch 'mal mit 90 km/h durch den Ort brauste - zum Glück ist nichts passiert und alles verjährt...). Aber dafür haben wir tolle Fotos gemacht!

Moin Helmut,

schöne Fotos, die Du zeigst. Im Sommer 1971 habe ich dort am Zugfenster gestanden.

Ja, man hat damals schlicht das eigene Leben und das Leben anderer Personen riskiert. Bei zahlreichen Fahrten mit einem ehemaligen Freund war ich immer für Planung, Fahrpläne und Straßenkarten zuständig, er für das Rasen. Bei einer Gelegenheit tauchte plötzlich ein Kind hinter dem Bahnübergang auf. Nicht auszudenken, wenn wir im Alter von 23 Jahren wegen einer 52er das Leben eines Kindes ausgelöscht hätten. Bei anderer Gelegenheit hatte ich auf einer einsamen Landstraße das Auto direkt hinter der Brücke geparkt, um zwei 25NC zu fotografieren. Nur der Aufmerksamkeit eines Autofahrers war es zu verdanken, dass dieser nicht auf meinen Mietwagen mit der darin wartenden Freundin auffuhr.

Viele Grüße
Martin
Mahlzeit Helmut,

im Alter wird man bekanntlich weise, und so habe ich am Dienstag gleich zwei 01.10 mit dem Fahrrad verfolgt (wobei diese Eigenschaft im Kölner Berufsverkehr stark gefährdet ist):

01-1104-075-KW..JPG

Viele Grüße

Jürgen
Lieber Helmut,

obwohl ich auch schon seit 1968 im Besitz eines Führerscheins bin, kann ich von solchen Verfolgungsfahrten nicht berichten. Als Eisenbahner habe ich es damals vorgezogen, mit dem Zug zum Aufnahmeort zu fahren, wenn dies auch Nachteile in der Flexibilität hatte. Trotzdem waren dein Bericht und die Bilder für mich hoch interessant und ich danke Dir dafür!

Herzliche Feiertagsgrüße in den Norden
Bruno
Lieber Helmut,

„der Zweck heiligt die Mittel“ heißt es doch, und wenn bei einer solchen Rally auch noch so herrliche Fotos entstehen, decken wir lieber den Mantel des Schweigens über die Entstehungsgeschichte! Ohne eigenes Auto sind dagegen viele Fotostellen nur recht mühselig zu erreichen – es sei denn, man wechselt die Perspektive. Vermutlich am 15.9.72 hing ich in genau der Kurve bei Wilster im Fenster eines Reisebüro-Sonderzugs auf der Fahrt von Hannover nach Dagebüll Mole, und habe ein paarmal abgedrückt. Am nächsten zu Deinem Fotostandort entstand dieses Bild:


https://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/01_1105_als_012_105_vor_Reisebuero-Sonderzug_Wilster_1972_127_8.jpg


Vor dem Zug ist übrigens 012 105. Vermutlich hättet Ihr bei dem Zug größere Probleme mit der Verfolgungsjagd bekommen: weniger Halte und weniger Wagen!

Gruß
Klaus

„Zügig – aber nicht unverschämt“…

geschrieben von: Reinhard Gumbert

Datum: 03.10.25 16:12

…lautete die „Leitlinie“, Zitat Otfried Eisenhardt. Wobei allerdings auch nicht bekannt geworden ist, daß unter den von dem Verkehrsgeschehen „tangierten“ übrigen Verkehrsteilnehmern etwa einmal eine Umfrage darüber gehalten wurde, wie die darüber dachten…

Immerhin - diese „Lanze“ für uns Verfolger sei mir erlaubt – herrschte am Steuer höchste Konzentration, solide Kenntnis des Fahrzeugs und seiner Grenzen, und ein stetig trainierter Blick auf das Umfeld und sein Verhalten, immer mit Ausweich- und „Flucht“möglichkeiten im Auge. Gewiß: Sag‘ nie „nie“ - aber es hat über viele tausend Kilometer stets gut, sprich: unfallfrei, geklappt.

Dennoch – Euer Verfolger-Ergebnis, Helmut, verdient Respekt: Denn die Straßenverhältnisse nördlich der Elbe waren Anfang der Siebziger Jahre durchaus herausfordernd, auch auf der durchweg zweispurigen, kaum einmal begradigten ollen B 5. Vielen Dank fürs Zeigen!

Schöne Grüße aus Aachen –
Reinhard
Danke Dir, Helmut, für diese beeindruckenden 012-Fotos aus Deiner Heimat. Dass ich Dich um Deine damalige "Dampf-Ausstattung" in nächster Nähe beneide, habe ich schon mehrfach zum Ausdruck gebracht.

Zwei ähnliche Autofahrten, wie von Dir beschrieben, habe ich auch erlebt. Ich empfand das grauenhaft und bin froh, dass ich es überlebt habe. Dass ich solche Rasereien schon seit früher Jugend abgelehnt habe, liegt bei mir daran, dass ich mit 10 Jahren mal einen fürchterlichen Fahrradunfall erlebt habe. Ich saß auf dem Gepäckträger, mein Kumpel fuhr. Wir wollten zum Baden an den Starnberger See, der zwar nur zwei Kilometer entfernt liegt, aber ungefähr 100 Höhenmeter tiefer. Daher fällt die Straße stellenweise kräftig. Jedenfalls ließ Peter seinen Drahesel sausen, dass mir Hören und Sehen verging. Ich konnte aber nichts tun, weil wir inzwischen so schnell waren, dass wir auch Autos überholten. Fast unten angekommen, erreichten wir eine S-Kurve, hatten aber inzwischen einen solchen "Dampf" drauf, dass es uns aus der Kurve trug. Während ich mehrere Purzelbäume schlug, ohne mich zu verletzen, prallte mein Kumpel mit dem Oberschenkel an den Anfang eines Brückengeländers. Die Folge: Er lag mehrere Monate im Krankenhaus, und es war lange Zeit die Frage, ob sein Bein gerettet werden kann.

Trotzdem besten Dank für die starken 012-Bilder!

Schöne Grüße
Steffen

Das war absolut in Ordnung

geschrieben von: Enno

Datum: 04.10.25 12:01

Tempo 100 auf Landstraßen galt erst ab 1972. Schönes Auto btw.

Ersatz-Signatur
Hi Helmut,

ein netter Bericht mit guten Photos unterlegt!

Raserei, aktiv oder passiv, waren nie mein Ding, meine Nerven sind da unterentwickelt!

Gruß, Thomas
Danke für die schönen Bilder der Altonaer 012 und vor allem für deinen Bericht.

Auch ich erinnere mich an solche Verfolgungsfahrten. Meist als Mitfahrer (z.B. bei Otfried Eisenhardt), aber einmal verlangte das Schicksal auch Ungewöhnliches: Ich saß zwischen Horb und Rottweil als Beifahrer neben einem bekannten Eisenbahnfotografen im Auto. Plötzlich fiel dem ein, während der Fahrt den Film zu wechseln und forderte mich bei sattem Landstraßentempo auf: "Lenk du mal eben"... . Ich hatte noch gar keinen Führerschein, aber habe das getan - mit der linken Hand vom Beifahrersitz aus. Mit läuft es heute noch kalt den Rücken runter, wenn ich daran denke.

Ja. Wir haben damals viel Glück gehabt.

Bernhard



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.10.25 18:37.

Helmut am Limit

geschrieben von: Wolfgang Sorger

Datum: 04.10.25 19:12

Moin Hemut,
DAS sind ja Sachen!!
Die Ausbeute ist beachtlich, vielen Dank fürs zeigen.
(Nee, ich hänge den Mantel des Schweigens über meine Kfz-Jugendzeit...)
Beste Grüße
Wolfgang

Mich interessiert vieles - und alles rund um das Bw Bestwig!

Re: Helmut am Limit

geschrieben von: Klosterwappen

Datum: 04.10.25 19:34

Ich war einmal in meinen Jugendtagen in Zell am See schifahren, als mich ein Anruf meiner Mutter ereilte - Handy gab's damals noch nicht; dass mein Vater einen Herzinfarkt erlitten habe und es auf der Kippe stünde.
Ich habe meine studentische Lada getreten - heute kann ich über diese Aktion nur mehr den Kopf schütteln und meinem Schutzengel danken, der einen riesigen Magneten über mein Auto hielt. Anders kann ich mir nicht vorstellen, wie ich mit dem Tempo durch das eisglatte Salzachtal gekommen bin.

Dem Wunsch einiger user nachkommend, sei an dieser Stelle ein herzlicher Willkommensgruß sowie eine geziemende Verabschiedung ausgesprochen.
Moin Helmut,

ja, in unserer Jugend hatten wir alle einen Schutzengel! Wie gut, dass euch nix passiert ist bei der Raserei! Und dazu noch sehr schöne Bilder, die dabei entstanden!
Zum Glück waren damals die Straßen noch lange nicht so bevölkert wie heute, aber dafür waren sie auch enger und kurvenreicher!

Danke fürs Teilen,

Martin
Klasse Helmut,

erinnert mich ein Bißchen an meine wilden Zeiten als Fahrer.
Tolle Bilder und tolle Geschichte.

Liebe Grüße

Hans-Dieter
Das war ja wohl wahrlich eine wilde Fahrt Helmut die ihr da in jungen (wilden) Jahren zu dritt in einem Zweisitzer unternommen habt. Dabei sogar noch ein ruhiges Händchen gefunden so wunderbare und ebenso dynamische Bilder zu fotografieren. Sind wir heute froh dass alles so gut und folgenlos abgegeangen ist.
Mein Favorit deiner Bilderreihe ist das Bild Nr.3
Beste grüße aus dem Hessenland,
Peter
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