Halali, Freunde der Eisenbahn!
Im Frühling 1988 war die Familie auf Besuch in Wessiland am Bodensee. Jedes Mal, egal ob Familienfeier oder Urlaubsreise, habe ich natürlich die Gelegenheit genutzt, mich auf Bahnhöfen oder an Strecken herumzutreiben.
Die Erlebnisse bei der Bundesbahn weckten als Insulaner in mir schon als Kind den Wunsch, auch in West-Berlin einen modernen, ereignisreichen Bahnbetrieb mit Oberleitung und schnellfahrenden Fahrzeugen erleben
zu können. Alleine schon die Lüftergeräusche der Ellok oder die Fahrten in Nahverkehrszügen waren irgendwie fremd (wenn man nicht gerade regelmäßig auch in der DDR unterwegs war).
In jenem April 1988 besuchten wir auch an einem Tag Singen/Hohentwiel, wo ich die Möglichkeit hatte, mich abzuseilen und statt in der Stadt lieber auf dem spannenden Bahnhof zu verweilen.
Am Hausbahnsteig standen zwei Einheits-Ellok und warteten auf die Weiterfahrt (ich meine Richtung Süden).
Die Einheitsmaschinen, die, wie man in diesem Forum vortrefflich erleben kann, gar nicht so einheitlich sind, waren auch für mich schon ob ihrer Omnipräsenz eher langweilig, wenngleich ich sie bis heute mag
(was für die Kastenlok gilt - die Bügelfalte fand ich schon immer schick).
Als ein ebenfalls einheitlich bespannter Reisezug auf dem Nachbargleis einfuhr, versuchte ich diesen Schnappschuss, der in folgendem Einheitsbrei endete:
Die "Monnemer" 139 313 hat die Bw-Kollegin 140 507 am Haken, während auf Gleis 2 der Zug mit einer weiteren grünen Kastenlok einfährt; knapp zu spät abgedrückt.
140 507 hat nicht nur keine Bügelfalte, sondern ist auch zusätzlich recht zerknittert unterwegs. Diese typische Berufskrankheit der Kästen war weit verbreitet und wohl eine konstruktiv bedingte Neigung bei zu starken Aufstößen.
Die Lok begann ihre Karriere in Koblenz Mosel, um über Bayern und Westfalen erst im Vorjahr des Aufnahmezeitpunkts in Mannheim zu landen. Ihre letzten Jahre war sie bis 2003 in Seelze zuhause.
139 313 startete 1964 in Hannover, arbeitete in Hagen, Offenburg und eben Mannheim, um dann in München tätig zu werden. Sie ist noch nicht in Rente und fährt heute für TRI (danke, revisionsdaten.de!).
140 507 und 139 313 in Singen am Hausbahnsteig. Hinten rechts wartet 141 062 auf Gleis 7 auf ihren
Nahverkehrseinsatz.
Wenn ich dann zurück in Berlin ankam, die rot-ockerfarbenen S-Bahnen sah und hörte, war ich doch wieder glücklich über die heimische Eisenbahnwelt - so ursprünglich und abgeschieden, mit richtigen Lokschildern, alter Eisenbahn-
technik, Emailleschildern von anno dingens und Lokführern in Uniform :).
Tja, wenn man das eine möchte, muss man beim anderen Abstriche machen oder wie meine Oma immer zu sagen pflegte: "Allet Jute is nie beisamm'".
In diesem Sinne beste Grüße von der Landes-Ostflanke,
eine friedliche Woche und einen schönen "einheitlichen" Feiertag!
Lenni
(Osb)
Edit: Überflüssiges Wort entfernt
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.09.25 08:56.