Hallo zusammen,
für die Eisenbahn interessiere ich mich seit Beginn meines Lebens. Aus meinem Kinderzimmerfenster in Dillenburg konnte ich den Betrieb im Rbf und auf der Strecke nach Biedenkopf beobachten, noch bevor Gießen – Hagen elektrifiziert war.
Später in Korntal fehlten mir die Dampflokomotiven und ich stand oft tagelang an der Bahnschranke und hoffte, daß eine Dampflok kommen würde.
Ab 1973 unternahm ich erste Versuche, die Eisenbahn zu fotografieren, doch die Ergebnisse entsprachen nur ganz selten meinen Erwartungen.
Im Frühjahr 1974 erschien in der Stuttgarter Zeitung ein Bericht über die letzten Dampflokeinsätze in der Region mit Angaben zu Besuchszeiten der Bw Crailsheim und Rottweil.
Zu einem Besuch in Crailsheim im Juni hatte ich meine Eltern noch überreden können, aber auf Dauer war die ewige Bettelei kein Zustand. Doch dann besuchten wir auf der Heimreise vom Sommerurlaub eine Freundin meiner Mutter in Hamburg. Diese erzählte meinen Eltern von der Fahrpreisermäßigung für kinderreiche Familien (Wuermeling). Das war für mich die Chance, endlich unabhängig von den Eltern auch weiter entfernte Ziele zu erreichen.
Heute betrachte ich den 2. September 1974 als den Anfang meiner systematischen Fotografiererei.
Es war der erste Montag im Monat, also Besuchstermin im Bw Rottweil. Mein Freund Günter Hoppe † und ich fuhren nach der Schule mit dem Zug nach Rottweil.
In Eutingen entdeckten wir die erste Dampflok, 052 175:
Lohnender Beifang war der
Funkmeßtriebwagen 723 003 (ex VT 60):
Als wir aus Eutingen ausfuhren, knipste ich mit mäßigem Erfolg die Bahnhofs-Kö 311 238:
Auch konnte ich die 052 175 noch einmal knipsen:
In Rottweil angekommen, fiel unser Blick natürlich gleich auf das Bw mit der abgestellten 078 192:
Danach mußten wir erst einmal der Bahnpolizei erklären, daß der erste Montag im Monat sei und somit Besuchstag im Bw. Nach kurzer Diskussion ließen uns die Polizisten hinübergehen.
Im Bw stürzten wir uns zuerst auf die P 8, da standen die ausgemusterte 38 2383 und die 038 772 nebeneinander. Daß ich die 38 2383 vorher schon einmal als 038 382 fotografiert hatte [
www.drehscheibe-online.de], begriff ich erst längere Zeit später:
Meine Fotokünste waren noch sehr bescheiden, der Fotoapparat meiner Eltern hatte keinen eingebauten Belichtungsmesser. Zur Belichtungsmessung gab es ein separates Gerät, dessen Werte ich zwar erfolgreich beim Fotoapparat einstellen konnte. Was ich nicht bedachte, war die Richtung, in die ich diesen Belichtungsmesser halten mußte. Dadurch maß ich viel zuviel Himmel und zu wenig schwarze Dampflok. Entsprechend dunkel wurden die Dias. Erst jetzt nach 50 Jahren bekomme ich mit Hilfe der elektronischen Bildbearbeitung notdürftig vorzeigbare Ergebnisse. Mein Freund Günter hatte die bessere Technik und vielleicht auch mehr Talent:
Plötzlich kam Leben in die Szene, als die 023 067 von Süden hereinkam:
Günter widmete der 23 wesentlich mehr Aufnahmen als ich:
052 953 war vermutlich die einzige 50er unter Dampf im Bw-Gelände:
Dann kam auch noch die 078 246 aus dem Schuppen. Von meinem einzigen halbwegs richtig belichteten Bild hatte ich mir einen 6 cm x 9 cm-Abzug fürs Fotoalbum anfertigen lassen. Später wollte ich mir noch einen größeren Abzug bestellen, doch dabei verschwand das Bild auf Nimmerwiedersehen im Labor. Jetzt habe ich den kleinen Papierabzug eingescannt:
Auch von dieser Lok hat Günter mehr und bessere Bilder angefertigt:
Mit den beiden P 8 und der 23 machte ich noch diese Aufnahme vom Bw Rottweil:
Während unserer Besuchszeit verließen nur die 052 953 und 023 067 das Bw, die 23 bespannte einen Schotterzug:
Bevor wir das Bw verließen, knipste ich noch einmal die ausgemusterte 078 192:
Kurz vor unserer Heimreise traf die 052 646 mit einem Personenzug ein:
Erstaunlich gut erwischte ich in Horb den 701 153:
Als wir in Eutingen die 052 613 trafen, reizte ich noch einmal die Grenzen meiner Fotokünste und -technik aus:
Schließlich kamen wir abends glücklich und zufrieden zu Hause an, doch unsere Eltern waren in heller Aufregung: Es hatte eine Bombendrohung der RAF für den Stuttgarter Hauptbahnhof gegeben. Wir hatten davon nichts mitbekommen.
Ein paar Tage später fing ich an, mit einer alten 6x9-Rollfilmkamera und Schwarz/Weiß-Filmen zu fotografieren und langsam eine Fotosammlung aufzubauen, die ich auch heute noch gern erweitere.
Bei Klaus Gußmann bedanke ich mich für die Scans von Günters Bildern.
Viele Grüße
Stefan