Guten Tag werte HiFo-Kollegen,
heute will ich eine kleine Berichtsreihe zu einer Werkbahn beginnen, die mich einige Jahre fasziniert hat, aber bei mir dann in Vergessenheit geraten ist, bis 2018 in der „Eisenbahn-Geschichte" Heft 87-90 der DGEG Medien eine lesenswerte Berichterstattung über diese längst stillgelegte Werkbahn erschien, die 900mm Bahnen der Braunschweigischen Kohlenbergwerke (BKB). 2021 folgte darauf ein absolut lesenswertes Buch „Die Bahnen der Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke (BKB) Helmstedt“ von Ihme/Weist, erschienen im Verlag Barteld (ISBN 978-3935961-25-7). Das Buch ist nach wie vor lieferbar und ich möchte es den weiter Interessierten gern empfehlen, da die Berichterstattung hier sich eher auf meine persönlichen Erlebnisse im Rahmen meiner Besuche dort bezieht.

Der erste Besuch mit dem Ziel BKB fand am 18.07.1977 in Helmstedt statt, allerdings weitestgehend erfolglos. Führerscheinlos mit einer Bezirkswochenkarte angereist und ohne weitergehende Informationen gelang an jenem Tag nur ein gebüschlastiges Foto der
BKB 39 Bo'Bo'-e (SSW 2950/34/Henschel 22378/34), die vom Stützpunkt Helmstedt mit einem Gerätewagen aufbrach (nicht zeigenswerte Aufnahme).

Es sollte dann noch 3 Jahre dauern, bis es weiterging. Nachdem ich im Dezember 1979 den Führerschein bekommen hatte (und mit harter Arbeit in einem Chemie-Unternehmen finanzierter Canon AE-1), konnte ich mit neuer Freiheit (dank von meiner Mutter geliehenen 2CV) an Ausflüge denken, die dann auch rasch aufgenommen wurden. Waren zunächst die Staatsbahnhöfe der näheren Umgebung (Kreiensen, Altenbeken, Langeland, Kassel etc) das Ziel, rückten dann bald auch Werkbahnen in den Fokus. Zunächst waren die Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter wichtig (Thema späterer Berichte), aber dann standen eben auch die BKB auf dem Programm.
Zunächst schrieb ich an die Verwaltung und bat um eine Fotoerlaubnis, die freundlich abgelehnt wurde. Allerdings machte der Sachbearbeiter einen schweren Fehler. Er legte seiner Absage 3 hochwertige 13x18 s/w-Abzüge bei, die bei mir heftige Atemnot auslösten und den Beschluss „Da MUSST Du hin“.

das erste der "verhängnisvollen" Werkfotos aus dem BKB-Archiv (Quelle: BKB III-6327)


das 2.Bild mit der 120t Lok 97 löste Schnappatmung aus (Quelle: BKB-Archiv III-18596)


und die Tandem-Loks 104 und 103 (Quelle BKB-Archiv I-6466)


Also ging es am 28.06.1980 (Samstag) morgens von Neuhaus i. Solling zunächst über Langelsheim, Oker und Vienenburg (mit entsprechenden Zwischenstopps) Richtung Schöningen, wo ich gegen Mittag eintraf (diese großen Werkbahnen fahren ja schließlich rund um die Uhr). Naja, Fehler. BKB fuhr am Wochenende nur bis Samstag Mittag (Frühschicht Ende). Merkte ich aber erst später. Zunächst entdeckte ich eine Abstellanlage mit einigen Loks. Wo das genau war, weiß ich heute gar nicht mehr genau, notiert habe ich Tagebau Treue, ich vermute allerdings heute, dass es eher Schöningen war.
Hier fotografierte ich
Lok 54 Bo'Bo'-e (SSW 3502/39/Henschel 24283/39)
Lok 64 Bo'Bo'-e (SSW 3787/42/Henschel 26191/42)
Lok 85 Bo'Bo'-e (SSW 4904/49/Henschel 25739/49)







Danach fuhr ich dann erstmal nach Helmstedt und konnte an der Maschinenaufsicht Helmstedt der BKB die
Lok 38 Bo'Bo'-e (SSW 2949/34/Henschel 22377/34) fotografieren.



Als Denkmal fungierte schon damals die gar nicht so alte Diesellok
Lok 202 B-dh (Krupp 3219/53)



Anschließend wurde der Bereich um das Kraftwerk Buschhaus erforscht (Ortslage Esbeck). Dort war die Werkssicherheit sehr aktiv, so dass nur einige Fotos mit Teleobjektiv (200mm) möglich waren (Lok 100 und 102 fuhren fest als Tandem, ebenso Lok 101 und 103)
Lok 100 Bo'Bo'-e (SSW 6016/59/K.-Maffei 18653/59)
Lok 101 Bo'Bo'-e (SSW 6017/59/K.-Maffei 18654/59)
Lok 102 Bo'Bo'-e (SSW 6018/59/K.-Maffei 18655/59)
Lok 103 Bo'Bo'-e (SSW 6019/59/K.-Maffei 18656/59)





Soweit der erste Teil. Gleich geht es weiter...



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:05:30:11:31:27.

Fortsetzung von Teil 1

Dann hatte ich aber doch noch Glück und entdeckte eine Stelle, an der die DB-Strecke Helmstedt-Schöningen die Werkbahn überquerte (lokal als „Brandenburger Tor“ bekannt) und von dort führte eine öffentliche Straße zur Kohlenverladeanlage (KVA) des Tagebau „Alversdorf“. Dort konnte man sich an der Einfahrt ganz gut und legal aufstellen und auf Züge hoffen. Nur, es kamen keine mehr, obwohl man an der KVA und im Gelände eine Reihe Züge sah. Die Frühschicht war zu Ende, der Betrieb ruhte und ich stand da blöd rum. Zu meinem Glück erschienen dann zwei Arbeiter auf der Bildfläche. Ich fragte, ob denn noch Züge kämen… „Nein, erst Montag wieder, aber wir sind die Letzten und meinetwegen können Sie da auf dem Gelände fotografieren. Aber Obacht, der Werkschutz fährt einen roten Passat, auf den müssen Sie aufpassen. Glückauf!“ Ja, und so sind die Aufnahmen der zahlreichen Loks an der KVA Alversdorf entstanden, die ich hier zeige. Zwischendurch musste ich auch mal in Deckung gehen (roter Passat!), aber es ging alles gut.

Lok 81 Bo'Bo'-e (SSW 4671/49/Henschel 25192/49)


Lok 204 B-dh (Krupp 3469/55)


48 Bo'Bo'-e (SSW 3126/36/Henschel 23145/36)


Lok 208 B-dh (Schöma 2086/58) CFL200VR


Lok 94 Bo'BoBo'-e (SSW 5437/53/Henschel 25651/53) EL10


Lok 98 Bo'BoBo'-e (SSW 5447/53/Henschel 25645/53) EL10


Lok 205 B-dh (Krupp 3470/55)


Lok 59 Bo'Bo'-e (SSW 3507/39/Henschel 24288/39)


Lok 203 B-dh (Krupp 3468/55)


Lok 46 Bo'Bo'-e (SSW 3124/36/Henschel 23143/36)


soweit der 2.Teil. Sofort folgt der 3. und letzte Teil vom 28.06.1980.

hier nun der 3. Teil wie angekündigt.

Lok 80 Bo'Bo'-e (SSW 4670/49/Henschel 25191/49)


Lok 92 Bo'BoBo'-e (SSW 5435/53/Henschel 25649/53) EL10


Lok 53 Bo'Bo'-e (SSW 3437/38/Henschel 23839/38)


Lok 61 Bo'Bo'-e (SSW 3509/39/Henschel 24290/39)


Lok 47 Bo'Bo'-e (SSW 3125/36/Henschel 23144/36)


Lok 51 Bo'Bo'-e (SSW 3186/37/Henschel 23439/37)


Begeistert bin ich am 5.7.1980 gleich nochmal dagewesen, davon und von den Besuchen 1981 und 1986 will ich in späteren Beiträgen berichten.
Soweit erstmal vielen Dank für das Interesse und themenbezogen ein freundliches „Glückauf!“



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:05:30:09:12:36.

Danke für den Beitrag, der erinnert mich an meine Zeit bei den Bahnen der Preußen-Elektra Borken, wo sich ebenfalls zahlreiche solide Konstruktionen von Henschel befanden!

R.



Gleichstromlok 4 von Henschel im nordhessischen Borken (Freilichtmuseum Arnsbacher Straße 34582 Borken)

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Hallo Mathias,
ein sehr sehenswerter Bilderbogen - vielen Dank für das Zeigen.

Die Zeiten mit einem roten Passat sind mir auch noch bekannt, wenngleich ich eine offizielle Besuchserlaubnis hatte. ( Und selbst einen blauen Passat... ;-) )

Wenn ich die Zeit dazu finde, kann ich dann auch mal einen Beitrag zu den übernommenen Fahrzeugen und meinen Besuchen dort einstellen.

Herzliche Grüße
Uwe

Die Krupp-Lok 202 steht immer noch am gleichen Platz als Denkmallok. Vor 3 Jahren wurde sie durch neue Farbe sogar aufgehübscht. MfG Sven

Hallo Mathias,

das ist ein sehr interessanter Beitrag über die Kohlenbahnen im östlichen Niedersachsen. Und dafür, dass Betriebsruhe herrschte, hast Du mächtig abgesahnt! Ich entdecke übrigens zahlreiche Gemeinsamkeiten mit der Traktion im Rheinischen Braunkohlenrevier, das bei mir mehr oder weniger vor der Haustür liegt - und auch das Wegducken vor dem Werkschutz kommt mir bekannt vor.

Gruß
Klaus

Ein Beitrag ganz nach meinem Geschmack - ganz herzlichen Dank dafür!

Im Nachhineien könnte ich schwarz ärgern, was mir so entgangen ist, lag das doch quasi vor der Haustür, als ich 1 Jahr in BS studiert habe. Aber das war halt bevor man überhaupt an an so etwas wie Internet denken konnte.... Aber für sowas hat man heute das HiFo :)

Servus allerseits,

Bilder 1-3 aus dem ersten Beitrag sind in den Hauptwerkstätten entstanden, dortiger Bereich Kohleverladung (Bunker) bzw. Heizplatz.

Glück Auf aus dem Vorruhestand vom "ehemaligen BKB-Werksfotografen" :-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:05:30:20:57:55.

Hallo Mathias,

sehr vielen Dank für diesen Beitrag aus der Welt der Werk(s)bahnen - er führt selten nah heran an diese Fossile. Ganz großartig!

Obwohl jenes Revier nicht gerade vor der eigenen Haustür gelegen ist, kann ich dir immerhin zwei BKB-Kleinigkeiten von zwei Vor-Ort-Terminen anhängen:



Während einer Deutschland-Reise im August 1977 irgendwo zwischen Helmstedt und Schöningen an der Abbruchkante hinunter in die Mondlandschaft geschaut und das Glück gehabt, dass dieser Abraumzug mit der von dir schon vorgestellten 46 so schön passend vorbeirumpelte. Vielleicht ist es ja möglich, den genauen Ort exakter zu bestimmen als "Tagebau Helmstedt" - schön wäre es. Wenn ich mich richtig erinnere, sieht man im Hintergrund den Bahndamm der (verlegten) DB-Strecke Helmstedt - Schöningen die Bildebene queren (ohne Gewähr).


Nach ziemlich genau 35 Jahren war ich noch einmal in der Gegend:



An der Straße von Schöningen nach Hötensleben erinnert kurz vor der (heutigen) Landesgrenze dieses Ensemble mit den Loks 62 und 95 an den Braunkohle-Tagebau - Zustand August 2012.

Mit besten Grüßen
H.

vielen Dank für diese schöne Ergänzung. Das Bild mit der Lok 46 ist wirklich klasse !
Gruß
Mathias

Vielen Dank für diese Einblicke, die mir nicht mehr möglich waren. Die beiden „EL4“ ## 106 u. 107 der BKB waren 1965 von Rheinbraun übernommen worden, lt og Buch die einzigen Loks dieses Typs bei BKB; sie glichen weitgehend den EL4 in Borken (s.Bild von user “Cavemaen”). Unterschied: Rheinbraun und BKB hatten im Gegensatz zu PREAG fast durchgängig abgerundete Vorbauplatten bevorzugt. In Borken hatte man mit nur 3 Elloks des bei BKB vorherrschenden 60t-Typs “Braunschweig” auf 900mm 1200V= begonnen, war im Gegensatz dazu jedoch ab der gezeigten Lok 4 zum 75t-Typ EL4 (KEL-4) gewechselt. Nr.16 stammte dabei aus einer um 1950 nicht mehr genehmigten Henschel-Lieferung für Riebeck (?) im Raum Halle und besaß abgerundete Vorbauten. Nr 17 ist als gleichartiger AEG-Einzelgänger in Borken früh ausgeschieden. Die Loks 1-3 „Braunschweig“ besaßen die von BKB her bekannten Abrundungen, allerdings auch die uralte ex-Rheinbraun-#18 (46t).
cheerz





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:06:01:22:06:59.

Es wurde nach dem Aufnahmeort der 46 gefragt.
Dieser lässt sich sehr exakt bestimmen.
Tagebau Helmstedt ist völlig korrekt.
Im Hintergrung in der Tat der Bahndamm der Strecke von Schöningen/Büddenstedt kommend.
Etwa über dem zweiten Abraumwagen ist die Verladeanlage Band/Schiene zu erkennen.
"In" den Tagebau Helmstedt fuhren niemals Lokomotiven.
Die Kohle wurde via Bandanlage an den Grubenrand gefördert und umgeladen.

Etwas links von der Verladeanlage ist der Leitstand (Stellwerk) und die Werkstatt zu erkennen.
Bei google maps ist dieser Punkt als "Petersberg" (mit Fotoapparat-Symbol) gekennzeichnet.
Auf dem angrenzenden Acker (westlich) sieht man noch gut den Verlauf der damaligen Bandanlage weiter in Richtung Tagebau Treue.
Der Aufnahmeort somit geschätzt rund 500m östlich davon, heute ist dort nur ein tiefes (Tagebau)Loch welches künftig ein See werden soll.
Ich vermute es ging seinerzeit mit dem Auto bis zum "Umspannwerk Helmstedt" am Büddenstedter weg / Büddenstedt und dann zu Fuß "ins Gelände"....

Die Aufschlussarbeiten fanden ab etwa 1974 noch im Zugbetrieb statt, aber wie bereits erwähnt, Förderbetrieb (später) nur im Bandbetrieb.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:10:24:19:41:53.

Moin Mathias,

klasse, was du damals noch alles hast fotorafieren können! Vielleicht war es sogar gut, dass die Frühschicht zu ende war? So hattest du freies Schussfeld!

Da bin ich gerne mitgekommen,

Martin