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Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Ronny Quaß

Datum: 16.03.23 17:09

Hallo zusammen,

ich habe gelesen, dass der DDR Regierungszug 1975 in Helsinki war. Gibt es irgendwo Infos, welche Strecke(n) befahren wurden und welche Zugloks? Wurden die Breitspurdrehgestelle jeweils vorher nach Brest-L geschafft oder gab es da Vorräte, die auch für die Regierungszugwagen passten?

Dank und viele Grüße

Ronny

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Bw Wriezen

Datum: 16.03.23 19:25

Hallo Ronny,
bei dieser Fahrt zur damaligen KSZE-Konferenz in Helsinki waren erstmalig alle 14 Wagen, die umsetzbar auf Breitspurdrehgestelle waren, im Einsatz.
An der Spitze lief der Maschinen-/Gepäckwagen 92 -80 204.
Die Fahrtroute führte über Warschau, Brest und Leningrad nach Helsinki.

Breitspurdrehgestelle wurden 1975 nicht vorher nach Brest geschafft. Da verlies man sich vertrauensvoll auf die verbündeten ´´Waffenbrüder´´.
Zumal man auf dieser Fahrt auch ein erhöhtes Aufkommen an eigenem technischen Personal, die Sonderwagenbegleiter, mitreisen durfte.
Eigene Breitspurdrehgestelle wurden m.E. erst ab 1986 verwendet.
Diese kamen vom RAW Delitzsch und wurden vorab immer mittels planmäßigen Güterzügen nach Brest überführt. Auch diese Transporte wurden
durch zwei Beschäftigte der R-Zugpersonals und einem Beschäftigten des RAW begleitet und überwacht.

Zum Thema Zuglokomotiven kann ich leider keine Aussage treffen. Mit Sicherheit liefen ab Berlin-Ostbahnhof 2 x V180. Jedoch wo die Bespannung dann
wechselte, ob bereits in Frankfurt/Oder, Warschau oder erst in Brest, mag ich nicht zu benennen.

Hoffe etwas geholfen zu haben.

MfG.

MfG, Thomas.
Bw Wriezen
...von Nord nach Süd durch´s Oderland.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Thomas Wedekind

Datum: 16.03.23 20:09

Bw Wriezen schrieb:
Eigene Breitspurdrehgestelle wurden m.E. erst ab 1986 verwendet.
Diese kamen vom RAW Delitzsch und wurden vorab immer mittels planmäßigen Güterzügen nach Brest überführt. Auch diese Transporte wurden
durch zwei Beschäftigte der R-Zugpersonals und einem Beschäftigten des RAW begleitet und überwacht.

Frage eines Ahnungslosen: wer benutzte um die Zeit noch den Regierungszug in die UdSSR? Gab es da systematisch Einsätze zu bestimmten Gelegenheiten, oder gab es in den höheren DDR-Kreisen Leute mit Flugangst, oder galt das Fliegen ggf. als unsicher? Mitte der 80er sollte doch hauptsächlich schon Fliegen angesagt gewesen sein?

Gruß Thomas

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Bw Wriezen

Datum: 16.03.23 20:23

Hallo Thomas.
Lach***, ja, das Thema ´´Regierungszug´´ ist ziemlich umfänglich und auch mit allerlei Gerüchten, Sagen, Spot und Geheimnissen belegt.

Es gibt dazu Aussagen, das Walter Ulbricht auf Grund seiner tatsächlichen Flugangst der Initiator des Regierungszuges der DDR gewesen sein soll.
Und das, obwohl er ´´nach Außen´´, sehr auf das Flugzeug setzte. Das war auch eine Prestige-Frage der ehemaligen DDR-Obrigkeiten.

In den Achtzigern wurde der Zug auch nur noch selten zu wirklich staatlichen Anlässen, den sog. Staatsfahrten, genutzt.
Da wurden dem Zug eher ´´untere Aufgaben`` zu Teil.
Man fuhr damit in den Winterurlaub nach Oberhof oder nutzte ihn als Fortbewegungsmittel zur Diplomatenjagd.
Der Aufwand und Nutzen (Vorhaltung der Fahrzeuge, Personal, Durchführung einzelner Fahrten) stand ab Anfang der Beschaffung schon in keinerlei Relation zueinander.

Das Buch ´´Regierungszüge der DDR´´ von Klaus Bossig, erschienen im EK Verlag, beantwortet (fast) alle Fragen zu diesem Thema und ist auch umfassend bebildert.

T.

MfG, Thomas.
Bw Wriezen
...von Nord nach Süd durch´s Oderland.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: andreas +

Datum: 16.03.23 20:32

Bw Wriezen schrieb:
Man fuhr damit in den Winterurlaub nach Oberhof oder nutzte ihn als Fortbewegungsmittel zur Diplomatenjagd.
Der Aufwand und Nutzen (Vorhaltung der Fahrzeuge, Personal, Durchführung einzelner Fahrten) stand ab Anfang der Beschaffung schon in keinerlei Relation zueinander.

Das Buch ´´Regierungszüge der DDR´´ von Klaus Bossig, erschienen im EK Verlag, beantwortet (fast) alle Fragen zu diesem Thema und ist auch umfassend bebildert.
Ja, das Buch ist interessant; ... so mußten z.B. entlang der Strecke alle Weichen mit Verschlüssen gesichert werden ... es gab einen "Vor-Zug" ...

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Conducteur

Datum: 17.03.23 07:53

Hallo,
das ist auch so ein hartnäckiges Märchen mit den zusätzlichen Verschlüssen an den Weichen. Bei uns kam die Stasi auf das Stellwerk. Fahrweg normal herstellen und sichern Signale bedienen. Einer aus der Chefetage hat auch noch aufgepasst. Und dann mussten wir zur Passage des Zuges das Stellwerk verlassen. Selbst Rangierfahrten wurden nur mit Hilfsperren an den spitz befahrenen Weichenhebeln gesichert..

Gruss der Conducteur.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: LIW

Datum: 17.03.23 08:06

In der DDR ist EH meistens per Autokolonne gefahren, in einem seiner Citroens. Sonst wurde schon geflogen, per NVA-Regierungsstaffel in Interflug-Lackierung.
Hubschrauber wurden eher gemieden. Es ist mal einer der Regierungshubschrauber bei Wandlitz abgestürzt, und auch Politbüro-Mitglied Werner Lamberz in Libyen.
Nahe der Waldsiedlung Wandlitz gab es theoretisch noch bis zuletzt einen kleinen, getarnten VIP-Haltepunkt an einem Bahnübergang bei Basdorf.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: bigboy4015

Datum: 18.03.23 05:35

Wobei das vom Zeitraum eher die GAZ-13 Tschaikas und dann die Volvo waren. Die Citroën kamen erst in den 1980ern.
Die beiden bei Nilsson in Laholm verlängerten CX konnten gar erst 1989 aus Schweden ausgeliefert werden.
Der große ZIL 115 dürfte eher selten für Fahrten von und nach Wandlitz genutzt worden sein.

Bigboy4015 - Ulrich Wolf - Betreiber von US-Modellbahn.net

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: LIW

Datum: 18.03.23 11:37

Der fuhr schon vor 1989 Citroën. Seit 1978 ihm die Franzosen zwei schenkten. CX Prestige oder so. Den Konvoi sah man ja auch öfter mal. Der hatte gepanzerte und ungepanzerte und fuhr immer mit zweien, damit man nie wusste, in welchem er sitzt. Steht auch in dem wirklich sehr guten Buch von oben, DDR-Führung auf Reisen.
Zum Jagen hatte er Range Rover, natürlich auch verlängert und mit Verdeck zum Cabrio umgebaut. Der erste Drive-in-Jäger.

Normales Politbüro musste mit verlängerten Volvos Vorlieb nehmen. Die noch kleineren Lichter vom ZK und den Blockflöten mit Citroen BX, aber immerhin mit Chauffeur und Kassettenradio.

[www.auto-motor-und-sport.de]



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:18:11:45:33.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: bigboy4015

Datum: 18.03.23 14:37

Wobei zum gefragten Zeitraum es noch eher die Volvo waren. Das mit den Citroēn begann ab etwa 1978 wie schon geschrieben. Eben wie die Verhandlungen begannen die u.a. im Gelenkwellenwerk in Mosel endeten.
Auch 1980 wurden nicht 760er Volvo beschafft.

Merklich CX lastiger wurde der Fuhrpark ab etwa 1980.
Das mit den beiden langen CX und 1989 hatte ja eine Vorgeschichte. Der schwedische Zoll hatte die fast 3 Jahre festgesetzt 😁.

Neben den Range Rover, einer in England und drei bei Rometsch in Berlin umgebaut, hatte der Jagdfuhrpark von Honecker und Mittag auch noch die ebenfalls vier Vorgänger. Mercedes 280GE 5 Türer die auch zu Landaulets umgebaut wurden.
Jedenfalls hat die DDR aus Staatsmitteln damals über 2.000.000 DM, ich betone DM !!!, für die acht Jagdwagen aufgewendet. Der letzte der vier Range Rover - Typen und Herstellerlogos fehlten bei allen acht -kostete allein rund 400.000 DM. Verlängert und Rolls Royce Verdeck kostet eben...

Bigboy4015 - Ulrich Wolf - Betreiber von US-Modellbahn.net

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: LIW

Datum: 18.03.23 19:25

Die erste Volvo-Generation für Wandlitz war noch normal kurz und graublau. Dann kamen die kantigen in schwarz und dann davon die verlängerten. Der Volksmund hatte da Wandlitz bereits in Volvograd umgetauft. Sogar die Krankenwagen vom Regierungskrankenhaus in Buch waren Volvos.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:18:19:26:51.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: bigboy4015

Datum: 18.03.23 21:48

Exakt, die ersten Volvo waren 140er und primär 160er (Nasenbären um den 6 Zylinder unterzubringen), dann kamen 240er und 260. Bei den 260ern kamen dann erstmals auch verlängerte 264 TE, die damals regulär für Volvo bei Bertone umgebaut wurden. Davon muss die DDR Regierung einige gehabt haben, angeblich insgesamt etwa 100.
Denen folgten 740er und 760er. Bertone baute den 760er nicht mehr um, das erledigte jetzt Nilsson, die für die DDR auch zwei (die zwei sind aus dem Gedächtnis) Landaulets vom verlängerten 264 TE bauten.
Wobei man eigentlich durchgängig sagen kann das die Vierzylinder in der deutlichen Minderheit waren, die Masse waren die Sechszylinder 160er, 260er und 760er.

Neben normalen viertürigen Limousinen und fünftürigen Kombis waren die Exoten die Verlängerten 264 TE und 264 Landaulet, 760 Exclusive, es gab diese in um 16cm verlängert und einen um etwa 60cm verlängert. Dazu gab es sehr interesante deutlich verlängerte 265er Kombis

1977 baute Volvo für die DDR 1000 Stück eines ganz besonderen Volvos, der 244 DLS. In die Karosserie des 6 Zylinder 264 kam der 100 PS Vierzylinder des 244.
Die Wagen waren offiziell für den allgemeinen Markt bestimmt, wobei die über 40.000 Mark schon eine Hausnummer waren und den Käuferkreis einschränkten, wobei von oben der Kreis eigentlich vorgegeben war. Die Masse der DLS wurde im Bereich von Berlin zugelassen. Damals war dort bei bei KFZ Kennzeichen die Buchstabenkombi IBM eben dran, so bekamen sehr viele der Volvo in Ost-Berlin Kennzeichen beginnend mit IBM. Scherzhaft mit Blick auf den Kaufpreis mit Ich Bin Millionär betitelt.

Bigboy4015 - Ulrich Wolf - Betreiber von US-Modellbahn.net




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:19:16:20:19.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: LIW

Datum: 18.03.23 22:06

Du meinst, für 40.000 Ostmark konnten DDR-Normalbürger einfach mal einen Volvo kaufen? Niemals.
Oder meinst Du diesen kleineren, der fast wie ein Golf aussah? Wäre ja trotzdem ungewöhnlich billig.

Hier wird behauptet, das sei so einer gewesen:
[www.autouncle.de]

Genex bedeutet allerdings, der wurde gegen Westgeld verkauft. Also 40.000 DM. Das war im Osten ein Riesen-Vermögen.



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:18:22:26:03.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Knut Ochdorf

Datum: 18.03.23 23:00

LIW schrieb:

Genex bedeutet allerdings, der wurde gegen Westgeld verkauft. Also 40.000 DM. Das war im Osten ein Riesen-Vermögen.

Nicht unbedingt. Z.B. bekamen Trassenbauer auch Genex-Gutscheine für ihre Arbeit. Damit konnte man alle Erzeugnisse aus dem Katalog erwerben. auch Autos.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: bahnfahrer1106

Datum: 18.03.23 23:19

Ronny Quaß schrieb:
Hallo zusammen,

ich habe gelesen, dass der DDR Regierungszug 1975 in Helsinki war. Gibt es irgendwo Infos, welche Strecke(n) befahren wurden und welche Zugloks? Wurden die Breitspurdrehgestelle jeweils vorher nach Brest-L geschafft oder gab es da Vorräte, die auch für die Regierungszugwagen passten?

Dank und viele Grüße

Ronny
Ein Bild aus Helsinki gibt es hier: [vaunut.org]

Die Frage über Strecke and Drehgestellwechsel wurde dort auch diskutiert. Aber es blieb bei Spekulationen. Manche konnten als falsch bewiesen werden, z. B. Fähre ab Mukran, aber den Hafen gab es 1975 noch nicht. Wie es wirklich war, wusste dort niemand, da scheinen mir hier schon plausiblere Antworten gekommen zu sein.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: LIW

Datum: 19.03.23 05:52

Zitat
Z.B. bekamen Trassenbauer auch Genex-Gutscheine für ihre Arbeit. Damit konnte man alle Erzeugnisse aus dem Katalog erwerben. auch Autos.

Das läuft aber aufs Gleiche raus. Forum-Schecks und solche Verrechnungswährungen, letztlich Westgeld, harte Währung, und eben nicht Ostmark.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:19:05:52:36.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: bigboy4015

Datum: 19.03.23 16:00

Der Volvo 244 DLS hat nichts mit der GENEX zu tun, der wurde in der Tat exklusiv für die DDR in Schweden gebaut, importiert und über die IFA verkauft.
Eigentlich ist der 244 DLS markant, der aus der Anzeige ist einer. Er hat im Grundsatz die Front des 264, aber mit H1 Scheinwerfern und ohne Scheinwerfer-Waschanlage. Das Logo ist goldgefasst und mittig im Grill. Das der echten 264 sitzt seitlich nach rechtsoben versetzt und ist silber gefasst.
Mittig und silber ist das Logo im gestretchten 264 TE...

Hatte ein Bürger der DDR Geld konnte er im Grundsatz jedes Auto bekommen. So kamen z.B. auch Porsche 911 und Mercedes in Einzelstücken in die DDR. Mir ist z.B. ein Opel Kadett B eines Arztes bekannt.
Das bekannteste Westauto dürfte die goldene Mercedes S-Klasse des Anwalts Wolfgang Vogel gewesen sein.
Die Jagdwagen egal ob LandRover, Mercedes G oder RangeRover waren Top Secret, wobei auch die Fa. Rometsch in West-Berlin wusste was Diskretion ist.

Wer in der DDR ein Auto hatte hegte und pflegte dieses. Es war viel wert, sehr viel. Wer ein Auto kaufen wollte musste entweder ewig warten, die berühmten 15 Jahre, bis 601 oder 353 zugeteilt und ausgeliefert wurden oder kaufte gebraucht, den Gebrauchten gab es aber sofort und das kostete.
Im sehenswerten DDR Film "Einfach Blumen aufs Dach" hat ein Handwerksmeister Interesse seinen Ford, P5 glaube ich, gegen den Tschaika des Starkstommonteurs Blaschke zu tauschen.
Wer den Film nicht kennt: Blaschkes bekommen zu den zwei Söhnen nochmals Zwillinge und der Familien 601 Universal ist zu klein. Er schafft es einen Unfall-Tschaika, der eigentlich nicht ans Volk gehen darf, trotzdem als Schrott zu bekommen und der wird zur Familienkutsche mit vielen Irrungen und Wirrungen die sich aus dem ehemaligen Staatswagen ergeben.

Mitte der 1970er gab es in Ministerrat und Politbüro eine Diskussion das Straßenbild, wobei sicher zuerst an Ost-Berlin gedacht war, internationaler (westlicher) zu machen.

Die 1.000 Volvo 244 DLS waren der Anfang dieser erwähnten Internationalisierung. Später kamen noch z.B. die 5.500 Citroen GSA Pallas oder die VW Golf und Mazda 323.
Diese wurden staatlich importiert und über die IFA abgesetzt.

Exakt 42.100 Mark der DDR - mit einer Handelsspanne von 1.800 Mark - waren als Kaufpreis für einen 244 DLS festgelegt, 1977 für einen DDR Bürger eine echte Stange Geld! Trabant und Wartburg kosteten neu deutlich weniger.
Der Preis wurde damals von oben so festgelegt, deckend war der vermutlich nicht. Der Import erfolgte über die INTRAC.
Den Vertrieb erledigte die IFA.

Im Vergleich kostete 1976 ein RangeRover hier 32.000 DM

Mit der GENEX hatten diese Fahrzeuge nichts zu tun. Über GENEX Fahrzeuge aus dem Katalog gegen Devisen zu erhalten war eine andere Möglichkeit, gegen DM über GENEX waren auch Trabant und Wartburg billig.

Sowohl die INTRAC wie auch die GENEX waren Uuternehmen im Bereich der Abteilung Kommerzielle Koordinierung, kurz KoKo, im Ministerium für Außenhandel und die KoKo arbeitete eng mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS), der Stasi.
Alexander Schalck-Golodkowski war als Staatssekretär Leiter der KoKo und zugleich Offizier im besonderen Einsatz des MfS.
Das Firmennetzwerk welches über die KoKo bestand ist ein hochinteresantes Kapitel der Geschichte der DDR.

Es gab also tatsächlich eine theoretische Möglichkeit den DLS als normaler Bürger der DDR zu kaufen.
Wobei es von oben Vorgaben gab, wer den bekommen sollte. Man musste sich um SED und DDR irgendwie verdient gemacht haben. Künstler, Intellektuelle als Beispiel.
Bei den späteren Importen war das nicht wirklich anders, die Anzahl der Wagen die an das "Volk" gingen waren mal mehr mal weniger.
Nicht wenige wurden schnell weiterverkauft, was zeimliche Preissteigerungen erzeugen konnte und die Autos auch über Ost-Berlin hinaus in der DDR verteilte.

- Citroen wollte den VISA übrigens komplett in der DDR fertigen. Doch soviel West-Input wollte die DDR Führung doch nicht.
- Noch eine Annekdote: Die GS Pallas kamen nicht von Citroen sondern wurden von den Kommunistischen Partei Frankreichs gekauft und über deren Im- und Export Firma CIFAL und die INTRAC in die DDR geliefert.
- Die Französische Botschaft in Ost-Berlin hatte in den 1980ern die Genehmigung bekommen Dienstwagen direkt in der DDR zu verkaufen. Ein 1979er GS Club Break brachte 1988 stolze 31.500 Mark.
- Wiking ist beim 244 DLS ein Fauxpas unterlaufen, neben schwer zu ändernden Details wie dem Logo im Grill ist die Farbe SCHWARZ leider falsch. Es gab nur 5 Farben, die war nicht dabei.
Es gab folgende Kombinationen:

Gelb - braune Polsterung
Grün - braune Polsterung
Weiß - rote Polsterung
Dunkelblau - blaue Polsterung
Rot - rote Polsterung



Bigboy4015 - Ulrich Wolf - Betreiber von US-Modellbahn.net




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:20:15:48:42.

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Jürgen S.

Datum: 20.03.23 13:43

Ein interessantes Stasidokument zur Sonderfahrt nach Helsinki habe ich hier noch gefunden: [www.stasi-mediathek.de]

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Wuhlheider

Datum: 20.03.23 13:43

andreas + schrieb:
Ja, das Buch ist interessant; ... so mußten z.B. entlang der Strecke alle Weichen mit Verschlüssen gesichert werden ... es gab einen "Vor-Zug" ...
Nicht nur das!
Auf den Stellwerken waren nicht nur die Stellwerkspersonale anwesend.
Vor der Staatsfahrt wurde die Strecke durch einen Streckenläufer untersucht.
Und ich erinnere mich daran, das vor einer Staatsfahrt im Bereich des Stellwerks Rgo (Rummelsburg-Ost) eine Weiche neue Weichenzungen und ein neues Herzstück bekam (innerhalb weniger Stunden).

"Man verdirbt einen Jüngling am sichersten, wenn man ihn anleitet, den Gleichdenkenden höher zu achten als den Andersdenkenden."
Friedrich Nietzsche

"Man muss nicht unbedingt das Licht des anderen ausblasen, um das eigene Licht leuchten zu lassen"
Phil Bosmans

Re: Frage: DDR Regierungszug in Finnland

geschrieben von: Wuhlheider

Datum: 20.03.23 13:48

Conducteur schrieb:
Hallo,
das ist auch so ein hartnäckiges Märchen mit den zusätzlichen Verschlüssen an den Weichen. Bei uns kam die Stasi auf das Stellwerk. Fahrweg normal herstellen und sichern Signale bedienen. Einer aus der Chefetage hat auch noch aufgepasst. Und dann mussten wir zur Passage des Zuges das Stellwerk verlassen. Selbst Rangierfahrten wurden nur mit Hilfsperren an den spitz befahrenen Weichenhebeln gesichert..

Gruss der Conducteur.
Glaube mir, die Weichenschlösser wurden wirklich angelegt. Habe mal persönlich eine Staatsfahrt mitgemacht.
Das Stellwerk brauchte nicht verlassen zu werden. Aber man hatte sich hinzusetzen und zwar nicht in Fensternähe!

MfG

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