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Die Züge des Ole Reuter - Das Finale mit einer Bitte

geschrieben von: Mengede

Datum: 31.10.22 15:33

Teil 7
Teil 6
Teil 5
Teil 4
Teil 3
Teil 2
Teil 1

Der Kreis schließt sich


Am Morgen will Ole Reuter aus dem Ruhrgebiet zurück an die See, weil er dort besser nachdenken kann. Er besteigt in Wanne-Eickel E2735 Koblenz - Wilhelmshaven (KBS 320), steigt jedoch in Münster aus, um sich mit einer früheren Bekanntschaft zu treffen. Vergebens. Stattdessen besucht er die Nachmittagsvorstellung von „Spiel mir das Lied vom Tod“. Bei der Szene „ … , wo Cheyenne zur Mundharmonika sagt: Und wenn das Ding noch so beschissen ist, mit einem Bahnhof fängt alles an“ (S.123) verläßt er das Kino und kehrt zum Bahnhof zurück.

Er macht einen Nachtsprung von Münster nach Starnberg. „Bis Siegen halte ich fast ständig den Schädel zum Fenster hinaus … Danach Speisewagen, Beaujolais“ (S. 123). Die Fahrt geht über die Ruhr-Sieg-Strecke (Fernverbindung 61) nach Frankfurt im D817 - Joachim Bügel fängt D817 am 11.08.1986 ein - oder D1817. Letzterer verkehrt nur sonntags. Der Rotwein muss in einem anderen Zug getrunken worden sein, denn keiner der beiden D-Züge bietet ein Zugrestaurant. In Frankfurt ist die nächste Verbindung nach München für beide Züge D1323 Dortmund – Ancona. Von München geht es auf der KBS 998 mit einem „S-Bahn-Zug nach Starnberg“ (S. 124)

Irgendwann macht Ole Reuter einen mehrtätigen Schreibaufenthalt in Selze. Die Eisenbahnerstadt verläßt er morgens um 6.14 mit 4209 nach Hannover (KBS 210). Er fährt wieder kreuz und quer durch Deutschland, jetzt mit einer zweiten Netzkarte. Daher muss das Finale eigentlich im Winterfahrplan 1980/81 stattfinden. Ich rekonstruiere mit Hilfe der Sommerausgabe 1980 und bitte um die Hilfe der hiesigen Foristen, denen die Winterausgabe 1980/81 zur Verfügung steht.

Ole Reuter sitzt in einem Zug nach Berlin. In Hamm, besungen von Reinhard Mey, beobachtet er: „Während mein Zug stand, kam auf dem gleichen Bahnsteig in der Gegenrichtung ein Zug aus Hannover an. Ihm entstieg eine Frau mit Reisetasche … Ohne zu zögern ging sie … zu meinem Zug und stieg ein ...“ (S. 161). Eine Begegnung in dieser Konstellation ist mit einem zugedrückten Auge möglich. Aus Richtung Hannover erreicht D1740 Kiel - Düsseldorf Hamm um 11.51, Abfahrt 11.53 und um 11.55 kommt aus Köln D345, Abfahrt Richtung Berlin 11.59 (Fernverbindung 40).

Sie saß im Speisewagen - einem sehr sehenswerten Modell der Mitropa ...“ Das Kurswagenverzeichnis Sommer 1980 merkt einen Mitropa-Speisewagen an. „Bis Helmstedt“ (S. 162) wird die gemeinsame Fahrt gehen, denn sie will um 18.24 den Zug nach Jerxheim nehmen. 6270 wird in Jerxheim um 18.45 nach Braunschweig abfahren. Es ist der Zug, den Ole Reuter vor vier Jahren in Jerxheim eigentlich genommen hat, der sich jedoch in den passenden Kursbüchern nicht finden lassen will.

So endet in Hamm die Odyssee von Ole Reuter in Sten Nadolnys Roman „Netzkarte“ mit einer schicksalhaften Beobachtung auf dem Bahnsteig. In Hamm, wo er eigentlich an einem frühen Aprilmorgen 1976 auf dem Bahnsteig hätte stehen müssen. Die Unbekannte ist keine Bäckerstochter, sondern eine Seelenverwandte, denn sie „ ... holte () aus ihrer Tasche – meiner Seel! - ein Kursbuch! Es war noch abgewetzter als meines, sie blätterte blitzschnell darin herum.


Mit Gruß und Dank

Ekki

Fehlende Links werden noch ergänzt (erledigt 16:33)

I often dream of trains when I'm alone
I ride on them into another zone
I dream of them constantly
Heading for paradise
Or Basingstoke
Or Reading.
(Robyn Hitchcock, englischer Songwriter)




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2022:10:31:16:33:44.
Moin Ekki,

Fahrzeiten und Zugnummern sind im W 80/81 identisch.
Auch der Mitropa-Speisewagen ist im D 345 vorhanden.
Warum fährt die Dame denn erst um 18.24 Uhr nach Jerxheim und nicht schon mit N 6250 um 16.05 Uhr?

Viele Grüße
Heiko
Moin Heiko,

herzlichen Dank für die Bestätigung der Züge und ihrer Zeiten. Damit ist die Geschichte der Geschichte dann auch wirklich erzählt.

Warum fährt die Dame nicht früher nach Jerxheim? Weil sie wohl den Zug nehmen soll, den der Romanheld nach seinem Jerxheim-Ausflug auch genommen hat, hätte oder haben würde. Es ist der Romanautor, der hier das Schicksal spielt.

Was die Dame in der Zwischenzeit in Helmstedt macht, hätte wohl nur der Altbundespräsident Heinrich Lübke gewusst.

Beste Grüße

Ekki