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Zeitungsartikel 1. Halbjahr 1923

geschrieben von: Walter aus Bayern

Datum: 17.09.22 23:34

Servus,

heute das erste Halbjahr 1923. Die Zeitungs-Artikel speziell zur Inflation habe ich am 23. Februar 2020 hier veröffentlicht. Wer nochmals nachlesen will: Suchfunktion im Historischen Forum - Suche bei Autor (Walter aus Bayern):

München - Augsburger Abendzeitung
Mittwoch, 3. Januar 1923
Nr. 2
RDV. Ein neuer Nachtschnellzug München - Triest. Auf der im vorigen Monat in Luzern abgehaltenen Europäischen Fahrplan=Konferenz wurde u. a. auch eine bessere Verbindung zwischen Süddeutschland und der Adria beschlossen. Im Frühjahr 1923 wird, wie die "Reichszentrale für Deutsche Verkehrswerbung" aus Triest erfährt, ein neuer direkter Nachtschnellzug zwischen München und Triest verkehren, der die Strecke in 17 Stunden bewältigt; in Italien wurden die Fahrzeiten der Schnellzüge, der sogenannte "Direttissimi", erheblich beschleunigt, so für die Linie Triest - Venedig auf 3 Stunden 35 Min., Triest = Mailand auf 8 Stunden 40 Minuten.

Augsburger Neueste Nachrichten
Samstag, 6. Januar 1923
Nr. 5
* München, 6. Januar. - Inbetriebnahme des neuen Rangierbahnhofes. Am ersten Wochentage des neuen Jahres konnte der in der Nähe des Bahnhofes München=Ost in den letzten Jahren erbaute neue Rangierbahnhof München=Ost in seinen wesentlichen Teilen dem Betrieb übergeben werden.

München - Augsburger Abendzeitung
Mittwoch, 17. Januar 1923
Nr. 15
* München, 17. Januar.
Wintergewitter mit Schneesturm

Im Eisenbahnverkehr verursachte der Schneesturm zunächst starke Zugverspätungen. Der um 10 Uhr 30 Min. fällige Berliner Schnellzug traf mit 82 Minuten Verspätung in München ein. Der Rosenheimer Vormittagsschnellzug hatte 35 Minuten Verspätung. Wegen Schneeverwehungen ist der Gesamtverkehr auf der Strecke Schliersee = Bayrischzell bis auf weiteres eingestellt. Die Lokalbahn Markt Oberdorf = Füssen hat aus gleichem Grunde den Betrieb auf zwei Tage eingestellt. Der Verkehr auf der Linie Schaftlach = Tegernsee bleibt voraussichtlich bis Mittwoch früh eingestellt. Die Wendelsteinbahn verkehrt nur bis zum Halteplatz Mitteralp. Der Frankfurter Schnellzug, der München um 8.55 Uhr früh verläßt, ist beim Halteplatz Allach infolge Schneeverwehungen stecken geblieben und mußte ausgeschaufelt werden. Nach 40 Minuten Aufenthalt konnte der die Fahrt fortsetzen. Auch der nachfolgende Personenzug 211 in Richtung Ingolstadt blieb stecken und konnte nur mit Verspätung die Fahrt fortsetzen. Der Kocheler Mittagszug traf nur von Penzberg ein, weil die Strecke Penzberg = Kochel verschneit ist.

München - Augsburger Abendzeitung
Dienstag, 23. Januar 1923
Nr. 21
* Sonderzüge zur Leipziger Frühjahrsmesse 1923. Innerhalb Deutschland werden zur Messe nach Leipzig 35 Gesellschaftssonderzüge fahren, für die die Verkehrsabteilung des Meßamts Leipzig (Internationales Reisebüro G. m. b. H.) den Fahrkartenverkauf übernehmen wird. Die Zahl der von der Eisenbahnverwaltung gestellten Verwaltungssonderzüge wird gegenüber den früheren Messen wesentlich erhöht, besonders werden die näheren Entfernungen wie Berlin, Dresden, Vogtland, Thüringen durch Sonderzüge bevorzugt berücksichtigt. Aus dem Auslande werden 9 Sonderzüge direkt nach Leipzig fahren.

München - Augsburger Abendzeitung
Samstag, 3. Februar 1923
Nr. 32
* Zugseinschränkungen. Von Samstag den 3. Februar, an fallen aus: Die Züge 1337 München - Holzkirchen ab 2 Uhr 28 nachm. und 1281 ab 7 Uhr 17 abends, ferner Zug 1280 Holzkirchen - München. An Samstagen verkehren die Züge 407 (München - Herrsching) ab 12 Uhr 15 mittag und 408 (Herrsching- München) ab 3 Uhr 19 nachm. - Der Bahnverkehr Wasserburg Bahnhof - Wasserburg=Stadt ist wegen Dammrutsches gesperrt.

Münchner Neueste Nachrichten
Sonntag, 11. Februar 1923
Nr. 40
* Internationaler Zugverkehr. Infolge anhaltender Lawinenniedergänge am Arlberg bleibt der Personenverkehr über diese Linie bis auf weiteres gesperrt. - Der seit einigen Tagen wegen Kohlenmangel in Deutschalnd über Basel - Buchs - Innsbruck umgeleitete Orient=Expreß muß über den Gotthart geführt werden. - Die österreichischen Schnellzüge D 210 und D 209 fallen auf der Strecke Innsbruck - Buchs aus, so daß Zug 77 (Abgang in Zürich 9.11 Uhr morgens) in Buchs keine Fortsetzung findet. Der Gegenzug 94 (Ankunft in Zürich 8.14 Uhr abends) hat keinen Anschluß von Wien her.

Münchner Neueste Nachrichten
Mittwoch, 21. Februar 1923
Nr. 50
Der Berliner Schnellzug, der Dienstag vormittag in München fällig war und mit dem Ministerpräsident Dr. v. Knilling von Berlin nach München zurückkehrte, ist erst nachmittag gegen 5 Uhr mit ungefähr sechsstündiger Verspätung eingetroffen, weil bei Neustadt a. d. Waldnaab durch die Entgleisung eines Güterzuges die Strecke gesperrt war und der Schnellzug deshalb auf weitem Umweg über Nürnberg umgeleitet werden mußte.

Münchner Neueste Nachrichten
Montag, 26. Februar 1923
Nr. 55
ff. Eine neue Betriebswerkstätte der Eisenbahn. An der äußeren Landsbergerstraße zwischen den Dienstwohnungen bei der Unterfahrt und dem Fabrikanwesen an der Hirschgartenbrücke ist auf dem früheren Lagerplatz der Bahnmeisterei eine neue Betriebswerkstätte - die dritte neben der alten an der Donnersbergerbrücke und der neueren in Aubing - im Bau, die mit Rücksicht auf den kommenden elektrischen Bahnbetrieb errichtet wird. Die unter einem Dach vereinigte Baugruppe ist 219 Meter lang und etwa 40 Meter breit. Der mit zwei Obergeschossen über die sonst ebenerdigen Hallenbauten aufragende Mittelbau enthält zwei Werkstättenhallen nebeneinander, an die sich nach Ost und West in gleicher Reihenfolge je eine Hauptkranhalle, eine Schiebebühnenhalle (zum Quertransport der Lokomotiven) und eine Montagehalle anschließen. Die Obergeschosse enthalten Werkmeisterräume, Magazine, Arbeiterunterkunft, Waschräume usw. Bahnseitig führt das Zufahrtsgeleise in der Baugruppe entlang und wird an ihren Enden von der vorspringenden Schiebebühne= und der Montagehalle überbaut, so daß Ein= und Ausfahrt auf dem einen Geleise durchgehend sich vollziehen. Der Bau wird in Eisenbeton von der Bauunternehmung L. Moll unter Leitung der Eisenbahnverwaltung ausgeführt.

Münchner Neueste Nachrichten
Mittwoch, 28. Februar 1923
Nr. 57
* Von der Isartalbahn. Mit Rücksicht auf die Kohlenlage muß ab 1. März zwischen Wolfratshausen und Bichl das Mittagszugpaar bis auf weiteres ausfallen, und der elektrische Zugverkehr zwischen München=J.=B. und Höllriegelskreuth = Grünwald geändert werden.

Münchner Neueste Nachrichten
Dienstag, 6. März 1923
Nr. 63
General=Anzeiger
* Die Pasinger Industriebahn, die, am Ostende des dortigen Bahnhofes abzweigend, der Gasfabrik und der Papierfabrik im Süden der Stadt den von Anbeginn vermißten Bahnanschlußb bringt, ist jetzt betriebsfertig hergestellt. Die etwa zwei Kilometer lange Strecke ist eingleisig, straßengleich und soweit möglich, in Straßen verlegt: sie erreicht südlich des neuen Friedhofes das Gaswerk und in einem Einschnitt in die Talniederung sich senkend die Papierfabrik zwischen Werkbauten und Direktorhaus. Unternehmerin ist eine G.m.b.H., die zwischen Stadt und Papierfabrik gegründet wurde. Die Stadtverwaltung hat für die Genehmigung der Bauanlage, wie erinnerlich, der Papierfabrik eine Reihe von Bedingungen gestellt; Kostenbestreitung eines Generalbaulinienplanes, Abtretung der dauernden Ueberlassung des Fußweges von den Gatterburganlagen zur Waldkolonie und Freigabe der Kanalufer außerhalb der jetzigen Umzäunung für Badezwecke.

Münchner Neueste Nachrichten
Samstag, 24. März 1923
Nr. 80
General=Anzeiger
* Tödlicher Unfall. Am Freitag nachmittag um 3 Uhr wurde im Freiladehof des Ostbahnhofes ein noch unbekannter, vielleicht 60 Jahre alter Mann, der Torfabfälle in einem Sack sammelte, von einer Rangiermaschine erfaßt und sofort getötet.

Münchner Neueste Nachrichten
Dienstag, 3. April 1923
Nr. 89
Der Osterverkehr
Der Verkehr am Münchner Hauptbahnhof vom Gründonnerstag bis Ostermontag war im allgemeinen recht lebhaft, wenn auch die Verkehrsziffern etwas hinter jenen des Vorjahres zurückblieben. An den fünf Tagen sind am Münchner Hauptbahnhof insgesamt 170,700 (1922; 187,000) Personen abgefahren und 156,500 (1922: 187,000) Personen abgefahren und 156,500 (1922: 167,000) Personen angekommen. Die Sonderleistungen der Bahn im Osterverkehr stellten sich auf 550 planmäßige Züge, darunter 158 Sonderzüge für den Fernverkehr. Den Nahverkehr am Sonntag und Montag bewältigten 284 planmäßige und 31 Sonderzüge. Am Sonntag wurden im Nahverkehr 30,800 Karten ausgegeben; die entsprechende Ziffer des Montags dürfte sich annähernd in der gleichen Höhe halten. Besonders stark war der Ausflugsverkehr nach Starnberg, Planegg und Großhesselohe. Die Strecke Herrsching war von der Bahn aus uns unbekannten Gründen etwas stiefmütterlich behandelt worden. Für den Verkehr ins Gebirge genügten am Sonntag die einfachen Züge. Am Montag früh wurden die Züge wegen der Rückbeförderung von München aus doppelt gefahren. Die Abendzüge von Fischhausen, Neuhaus, Tegernsee, Bayrischzell, Garmisch, Kochel, Mühldorf, Rosenheim, Salzburg, Immenstadt, Ingolstadt und Landshut, doppelt und dreifach gefahren, brachten den Strom der Osterreisenden wieder nach München. Die Bahnbeamten und =bediensteten haben fünf arbeitsreiche Tage hinter sich. Der Verkehr wickelte sich glatt und ohne Störungen ab; nur da und dort gab es geringfügige Verspätungen. Für die Verteilung des Osterverkehrs war es sehr günstig, daß die Sonntagskarten bereits vom Gründonnerstag ab galten.
Wenn im Vorjahre der Chronist in den M. N. N. berichtete: "Bei dem starken Verkehr und den hohen Fahrpreisen erbrachte der Osterverkehr am Hauptbahnhof allein mehr als 4 1/2 Millionen Mark an Einnahmen,", so klingt das heute wie ein Märchen aus einer guten alten Zeit. Bei dem verringerten Verkehr dieses Jahres betrugen die Einnahmen am Hauptbahnhof rund 311 Millionen Mark. Die Einnahmen verteilen sich wie folgt: Gründonnerstag 69 Millionen, Karfreitag 77 Millionen, Karsamstag 81 Millionen, Karfreitag 77 Millionen, Karsamstag 81 Millionen, Ostersonntag 49 Millionen, Ostermontag 35 Millionen.
Der Verkehr der Isartalbahn war in diesem Jahre sehr stark. Während sie im Ostersonntag des Vorjahres 16,073 Personen beförderte, zählte die Bahn heuer an diesem Tage 37,826 Fahrgäste.
Im Ostbahnhof wurden am Ostersonntag einschließlich 7419 Sonntagskarten im Fernverkehr 1614 und im Nahverkehr 7611 Karten, am Montag einschließlich 4423 Sonntagskarten im Fernverkehr 847 und im Nahverkehr 6731 Karten gelöst. Die Rennzüge nach Daglfing benützten am Sonntag 3706, am Montag 3005 Personen von Daglfing nach München fuhren am Sonntag 3802 und am Montag 3110 Rennbesucher.

Münchner Neueste Nachrichten
Sonntag, 8. April 1923
Nr. 94
* Umstellung der Hauptwerkstätte München. Mit Wirkung vom 1. April an wird die Hauptwerkstätte München in ein Eisenbahnausbesserungswerk umgestellt. Die Werkstätteninspektionen I, II und III werden aufgehoben. Die Leitung des Werkes wird einem Werkdirektor übertragen; im Werke werden zunächst folgende Abteilungen mit je einem Abteilungsleiter gebildet: eine Verwaltungsabteilung, eine technische Abteilung, eine Abteilung der Zubringerwerkstätten einschl. der Abteilung für Werkstoffe und Geräte, eine Lokomotivabteilung und eine Wagenabteilung. Die gleiche Umstellung erfährt die Hauptwerkstätte Nürnberg.

München - Augsburger Abendzeitung
Dienstag, 24. April 1923
Nr. 110
RDV. Neue "Fern=Schnell=Züge". Kurz vor dem Kriege führte die Preußische Eisenbahnverwaltung die sogenannten "Blitzzüge" ein, deren schnellster zwischen Berlin und Hamburg verkehrte und die 287 Kilometer lange Strecke in 3 Stunden 14 Min. zurücklegte, also eine Reisegeschwindigkeit von fast 90 Kilometern in der Stunde entwickelte. Mit dem Inkrafttreten des Sommerfahrplans am 1. Juni sollen diese Züge in veränderter Form, als F D=Züge (Fern=Schnell=Züge) wieder aufgenommen werden und zwar zunächst auf den Strecken Berlin = München, Berlin = Köln und Berlin = Hamburg. Die F D=Züge führen nur die 1. und 2. Klasse; außer den Schnellzugsfahrkarten ist eine Expreßzuschlag zu entrichten.

München - Augsburger Abendzeitung
Donnerstag, 10. Mai 1923
Nr. 126
* Wendelsteinbahn. Infolge des uneheuren Schneefalles in diesem Winter mußte die Bahn vom 15. Januar ab den Verkehr einstellen. Nach großen Anstrengungen und bedeutenden Opfern ist nunmehr die Strecke von den Schneemassen freigemacht, so daß der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Ab Donnerstag, 10 Mai, verkehrt täglich, anschließend an den Schnellzug ab München, ein Zug ab Brannenburg 11.20 Uhr, Wendelstein ab 4 Uhr. An Sonn= und Feiertagen, erstmals am Christi Himmelfahrtstag, wird bei Bedarf um 9 Uhr ein Zug eingelegt. Mit dem Beginn des Sommerfahrplans der Staatseisenbahn ab 1. Juni legt auch die Wendelsteinbahn weitere Züge ein, die aus den Sommerfahrplänen und Kursbüchern zu ersehen sind.

Augsburger Neueste Nachrichten
Samstag, 12. Mai 1923
Nr. 110
* München, 12. Mai. - Das Ende der bayerischen Eisenbahn=Uniform. Aus Anlaß des 40. Gründungsfestes des Vereins der Zugführer und Schaffner Münchens am Sonntag, 13. Mai, findet vormittags 11 Uhr von der Mathäserbrauerei aus ein Festzug zur Paulskirche statt, an dem sich das gesamte dienstfreie Personal beteiligen und dabei zum letzten Male die bayerische blaue Uniform tragen wird. Da bekanntlich die bayerische Eisenbahnuniform ebenfalls "verreichlicht" worden ist, verschwindet damit ein weiteres Stück bayerischer Geschichte.

Münchner Neueste Nachrichten
Mittwoch, 16. Mai 1923
Nr. 131
General=Anzeiger
* Tot aufgefunden wurde am Dienstag vormittag auf dem Bahnkörper der Deisenhofener Strecke in der Nähe der Kugleralm ein etwa 30 Jahre alter Mann, der vom Zug überfahren worden war. Die Persönlichkeit des Toten ist nicht festgestellt, ebensowenig, ob ein Unfall oder Selbstmord vorliegt.

München - Augsburger Abendzeitung
Mittwoch, 23. Mai 1923
Nr. 138
* Der heurige Pfingstverkehr überstieg den des Vorjahres ganz erheblich. Zu seiner Bewältigung hatte die Eisenbahnverwaltung umfangreiche Vorkehrungen getroffen. Die Gesamtfrequenz der ankommenden und abgehenden Reisenden betrug nach den amtlichen Zählungen am Freitag 86 000, am Samstag 161 000, am Sonntag 159 000 und am Montag 170 000. Eingenommen wurden am Freitag 117 Millionen, am Samstag 170, am Sonntag 110, am Montag 97 Millionen. Am Ostbahnhof wurden am ersten Feiertag im Fernverkehr 6930 Karten abgegeben, im Nahverkehr 17 918. Zu den Rennen fuhren 2339. Am zweiten Feiertag wurden gelöst 3642 Fern= und 9243 Nahkarten und 2033 Rennkarten. Auf der Isartalbahn fuhren am Sonntag 34 165 Personen und am Montag 27 000.

Münchner Neueste Nachrichten
Freitag, 1. Juni 1923
Nr. 145
* Raubmordversuch im Eisenbahnwagen. In einem Abteil 2. Klasse des Mittagszuges München - Kochel wurde am Mittwoch auf die Metzgersmeistersgattin Barbara Retge aus Frankfurt a. M. von einem im gleichen Abteil reisenden Manne ein Raubmordversuch verübt. Kurz vor der Einfahrt des Zuges in die Station Penzberg (Personenbahnhof) - der Zug mußte, da er nicht einfahren konnte, außerhalb der Station warten - würgte der Täter die Frau am Halse und versetzte ihr mit einem harten stumpfen Gegenstand schwere Schläge auf den Kopf. Auf die Hilferufe der Ueberfallenen eilten Reisende aus anderen Abteilen des Zuges herbei und befreiten die Frau von dem Täter. Dieser suchte zu entfliehen, wurde aber von den Mitreisenden, die der Frau zu Hilfe kamen, verfolgt und eingeholt und der Polizei übergeben. Frau Retge, die lebensgefährliche Verletzungen erlitten hat, befand sich auf der Reise zu ihren Verwandten in Penzberg. Der Täter ist ein aus Biedesheim in der Pfalz stammender Schäftemacher namens Johann Kreuz.

Münchner Neueste Nachrichten
Montag, 4. Juni 1923
Nr. 148
* Aus dem Zug gestürzt. Am Montag früh wurde auf dem Bahngeleise der Linie Landshut - München, 500 Meter außerhalb der Station Laim, die stark verstümmelte Leiche eines 25 - 30 Jahre alten Mannes gefunden, der nach Zeugenaussagen am Sonntag nacht aus dem nach München fahrenden Schnellzug gestürzt ist. Der Verunglückte ist 1,75 m groß und gut gekleidet; man fand bei ihm ein Taschentuch mit den Buchstaben J. H., das Hemd ist mit W. gezeichnet, darüber ist eine Krone. Mitteilungen an das Vermißtenamt der Polizeidirektion.

München - Augsburger Abendzeitung
Mittwoch, 11. Juni 1923
Nr. 145
(Augsburger Stadtanzeiger)
Der Verkehr im Münchner Hauptbahnhof während des Deutschen Turnfestes 1923
Wegen des zu erwartenden Massenandranges in München=Hbf durch die von Donnerstag bis Sonntag in ununterbrochener Folge ankommenden Turnersonderzüge werden zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Verkehrssicherheit im Hauptbahnhof folgende polizeiliche Absperrmaßnahmen getroffen: 1. Von Donnerstag, den 12. Juli, morgens 7.45 Uhr an bis auf weiteres ist der Zutritt zum Innern des Hauptbahnhofes durch alle seitlichen Eingänge von der Bayerstraße und Arnulfstrasse aus gesperrt. Der Zugang zum Hauptbahnhof ist - wie während der Kriegszeit nur durch den Haupteingang vom Bahnhofplatz aus möglich. 2. Der Abgang der ankommenden Reisenden usw. von den Zügen zur Stadt erfolgt ausschließlich durch die seitlichen Ausgänge nach der Bayerstraße und Arnulfstraße, nicht aber durch die Schalterhalle zum Bahnhofplatz. 3. Vor der Schalterhalle zu dem Querbahnsteig werden nur Personen zugelassen, die im Besitz gültiger Fahrkarten oder Bahnsteigkarten sind. 4. Die Bahnsteigkarten berechtigen bei den abgehenden Zügen nur zum Betreten des Querbahnsteiges vor der Sperre, nicht aber der Längsbahnsteige zu den Zügen. Weitere Einschränkungen oder Sperrung von Bahnsteigkarten bleiben nach Bedürfnis vorbehalten. 5. Wer im Bahnhof nicht dringend zu tun hat, insbesondere alle Schaugäste, sollen dem Bahnhof fernbleiben! Jedes unnötige Verweilen im Bahnhof ist verboten! Bahnsteige und Schalterhalle dürfen nicht als Sammel= und Treff-punkt benützt werden!

Münchner Neueste Nachrichten
Montag, 25. Juni 1923
Nr. 169
* Jährer Tod. Am Hauptbahnhof wurde am Samstag der etwa 60 Jahre alte Geistliche Rat Josef Hofmann aus Steinfeld bei Lohr a. M. durch Herzschlag vom Tode ereilt.

Augsburger Neueste Nachrichten
Samstag, 30. Juni 1923
Nr. 150
München, 30. Juni. - Schwerer Unfall. Bei Einfahrt des Dachauer Vorortzuges in den Hauptbahnhof geriet der Anstreicher Hiebl unter den Zug und erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald darauf starb.

Walter

Re: Zeitungsartikel 1. Halbjahr 1923

geschrieben von: xv_htv

Datum: 18.09.22 00:33

Danke fuer Deine Muehe!

Den "Abschied von der Uniform" finde ich am interessantesten :-)

VG Nils

Pasinger Industriegleis [1 Link]

geschrieben von: 144.5

Datum: 18.09.22 02:02

Hallo Walter,

wie immer sehr interessant - nicht nur aus lokaler Sicht (vgl. formeller Übergang von Triest ans Königreich Italien und die relativ kurz darauf folgenden Auswirkungen der europ. Fahrplankonferenz).
Abermals vielen Dank für diese Geschichtsbetrachtung aus Sicht der Presse.

Der Name Moll ist nun auch wieder in aller Munde, tagelange Sperrungen von Bahnstrecken aufgrund von Schnee sind auch nicht neu und die Bahnstrecke nach Wasserburg Stadt hatte auch schon mal einen Dammrutsch erlitten.

Zum Pasinger Industriegleis siehe z. B.
[www.myway.de]

Beste Grüße
144.5

Re: Zeitungsartikel 1. Halbjahr 1923

geschrieben von: Gt2x4/4

Datum: 18.09.22 07:51

xv_htv schrieb:
...

Den "Abschied von der Uniform" finde ich am interessantesten :-)

VG Nils
Eine der Dinge, die Rechtsradikale damals nutzten, um gegen die Reichsregierung und auch gegen die Demokratie Stimmung zu machen.

(Auch ich wurde in der Schule der 70er Jahre noch mit phantastischen Vorstellungen von der Eigenstaatlichkeit Bayerns behelligt – was uns Gymnasiasten damals schon als kurioser Unsinn erschien, wurde vom BVerfG vor einigen Jahren tatsächlich auch als solcher qualifiziert).

Wichtiger als die Uniform war zweifellos aber der Verlust der Einnahmen aus der Biersteuer, die durch die Erzbergerschen Finanzreformen künftig ans Reich gingen.

Eine logische Entwicklung der Staatlichkeit Deutschlands.

Die unterschiedlichen Rechtsordnungen der Länder wurden durch ein reichseinheitliches Steuerrecht ersetzt.

Was aber rechtsradikale Hetzer nicht interessiert.

Im August 1921 fiel der ehem. Reichsfinanzminister Erzberger schließlich einem politischen Mord zum Opfer.

.

Re: Zeitungsartikel 1. Halbjahr 1923

geschrieben von: e_ulrich

Datum: 18.09.22 21:03

Hallo, Walter,

vielen Dank für deine unermüdliche Fleißarbeit,

zum Artikel in den
Münchner Neueste Nachrichten
vom Montag, 26. Februar 1923
Nr. 55

Hier handelt es sich um die spätere Nebenwerkstätte, in die dann
in den 1960er-Jahren das BZA München mit seiner Versuchsanstalt für Brennkrafttechnik einzog.

Hier ein
Bild der Anlagen vom April 1966:
links Haus 5 des Bw. Mü. Hbf., rechts die erwähnten Gebäude

Nebenwerkstätte 1966.jpg

Grüße,

Ernst Ulrich

"Schäftemacher"

geschrieben von: TransLog

Datum: 18.09.22 21:34

Hallo Walter,

der Attentäter war ein "Schäftemacher"... Ich las erst Geschäftemacher.

Definition:

Zitat
Der Schäftemacher zählt wohl zu den unbekanntesten Berufen. Als Schäfte bezeichnet man die Oberteile von Schuhen, also zirka 90% des auf den ersten Blick sichtbaren Teils eines Schuhes. Tatsächlich könnte man sagen dass ein Schäftemacher Kleider für die Füße schneidert. Denn wie ein Schneider fertigt er nach den Maßen der Füße Schnittmuster an, schneidet Leder und Stoffe zu und näht diese zu einem dreidimensionalen Gebilde zusammen. Dabei muss er äußerst präzise vorgehen. Der Größenunterscheid zwischen zwei Schuhgrößen beträgt nur 6,67mm. Ein einzelner Schaft besteht aus vielen Elementen und wenn beim Modellieren, beim zuschneiden oder beim Zusammenbau der vielen Teile nur vier kleine Fehler mit eine Ungenauigkeit von nur ca.1mm einschleichen, ist der Schaft am Ende eine halbe Schuhgröße zu klein oder zu groß.

Diese Meldungen werden nächstes Jahr 100 Jahre alt sein und wir können dann sehen, ob es zu den Einschränkungen bei der Bahn 1923 durch Kohlemangel Ähnlichkeiten bei der DBAG durch Strommangel geben wird.


Gruß, Ulrich