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? GmP auf der Regentalbahn ?

geschrieben von: Hias

Datum: 08.09.22 16:16

Liebes historische Forum,

in Printmedien und im Internet sind einige Bilder der Diesellok D I ("Hans der Große") mit einem 4-achsigen Reisezugwagen und einer teilweise beachtlichen Anzahl von Güterwagen veröffentlicht worden. Als Beispiel dieses verlinkte Bild, wenn auch in diesem Fall nur mit 2 Güterwagen:

Link

Nun meine Frage: Handelt es sich tatsächlich um einen GmP oder doch um einen Güterzug mit Reisezugwagen als Güterzugbegleitwagen? Zur Meinungsbildung habe ich einen Auszug aus dem Kursbuch Sommer 1968 angefügt. Lokbespannt ist hier nur das Zugpaar 9503/9504, das im Hinblick auf seine Fahrzeiten keine Auffälligkeiten gegenüber der Triebwagenfahrten aufzeigt:

Sommerfahrplan 1968 KBS 426e.jpg

Erinnert sich jemand, ob es sich bei dieser Fahrzeugzusammenstellung wirklich um einen GmP gehandelt hat?

Vielen Dank und Grüße!

Hias

Re: ? GmP auf der Regentalbahn ?

geschrieben von: Eurocity341

Datum: 08.09.22 16:54

Hallo!

Von der Zugnummer her ist es ein GmP. Jedoch begann man 1968/69 damit, die noch vorhandenen GmP-Züge in die Zugnummerngruppe 68000 - 69999 umzustellen. Bei Privatbahnen konnte es Abweichungen geben.

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser

Re: ? GmP auf der Regentalbahn ?

geschrieben von: Dieter Riehemann

Datum: 08.09.22 17:37

Hias schrieb:
Erinnert sich jemand, ob es sich bei dieser Fahrzeugzusammenstellung wirklich um einen GmP gehandelt hat?




Hallo Hias,

ja, das Zugpaar war immer ein richtiger GmP. Zwischen Viechtach und Blaibach bzw. in der Gegenrichtung wurde aber in den letzten Jahren mangels Bedarf bzw. nicht/nicht mehr vorhandener Ladestraßen/Anschließer planmäßig nie rangiert. Ergänzend sei erwähnt, dass das Zugpaar nicht in Blaibach endete/begann, sondern in Miltach - verkehrte allerdings auf dem Abschnitt Blaibach - Miltach und zurück nur als Güterzug (der Personenwagen lief mit).

Gruß
Dieter

Alle Fotos stammen, wenn nichts anderes angegeben ist, von mir und sind urheberrechtlich geschützt.
Mein HiFo-Beitragsverzeichnis: [www.drehscheibe-online.de].

Re: ? GmP auf der Regentalbahn ?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 08.09.22 17:57

Hallo Hias,

ja, das war ein GmP, wenn auch nicht immer rangiert wurde. Ich bin 1971 mit dem Zug von Blaibach nach Viechtach mitgefahren, Zugbildung damals: Deutz-Diesellok D 2, zweiachsiger Plattformwagen (Rathgeber 1890) für mich als einzigen Fahrgast und drei oder vier Güterwagen.

Beste Grüße

Martin

Re: ? GmP auf der Regentalbahn ?

geschrieben von: Tunnelfreak

Datum: 08.09.22 18:39

Hallo!

Durch mehrfachen Campingurlaub zu der Zeit an der Blaibacher Strecke habe ich diesen GmP häufig mitbekommen, bin auch einige Male mitgefahren. Etwa ab 1973 wurde der alte Personenwagen durch einen ehemaligen Bye der Bundesbahn ersetzt.
Die Auslastung konnte sehr unterschiedlich sein, zwischen 2 und 20 Güterwagen war alles möglich. Soviel ich weiß, handelte es sich dabei zu einem Großteil um Durchläufe von/nach der CSSR-Grenze und Zielen in Bayern außerhalb der Regentalbahn. Daher waren immer viele Ostblock-Wagen im Zug. Ich glaube, das Thema hatten wir hier schonmal,

erinnert sich
Michael, der Tunnelfreak

Bitte um Dienstunterlagen der Regentalbahn

geschrieben von: 970-222

Datum: 09.09.22 06:56

Hallo,

besitzt jemand aus dieser Zeit einen Buchfahrplan oder einen graphischen Fahrplan, in dem nicht nur die Zugnummern, sondern auch die Buchstaben vor den Zügen wie Ng (Nahgüterzug), P (Personenzug) sowie eben die Abkürzung für den gemischten Zug enthalten sind?

Dann würde ich mich über ein Einstellen von ein, zwei Seiten sehr freuen, um die Schreibweise der drei Buchstaben sehen zu können.

Bittet mit vielen Grüßen

André
Hallo zusammen,

Unterlagen der Regentalbahn habe ich nicht, aber einiges von DB und DR aus der Zeit 1950-1990. Da wurde immer "Gmp" geschrieben. Bei der DR gab es auch einen "Pmg". Die Schreibweisen "GmP" und "PmG" sind historisch nicht belegbar, haben sich aber in der Sekundärliteratur und in Modellbahnerkreisen endemisch verbreitet.

Nach dem 2. Weltkrieg kamen Gmp noch häufig in den Unterlagen der DB und DR vor. Bei der DB verschwanden sie meist schon in den 1950er Jahren; in einer GZV der BD Hmb konnte ich schon 1964 keine mehr finden. Bei der DR gab es sie noch mindestens bis ins Wendejahr 89/90, wie wir gleich sehen werden.

Beginnen wir mit einigen Beispielen aus dieser Lektüre (Slg. W. Rönsch, Berlin):
GZVHan1952_Titel.jpg

So viele Gmp-Fahrten auf einer Strecke würde sich wohl nicht mal die Modellbahner trauen, bei dem der Gmp noch groß geschrieben wird:

GZVHan1952_Vissel.jpg

Auch auf Hauptbahnen waren Gmp zu finden. Hier wechselt die Zuggattung zwischen Ng und Gmp hin und her:

GZVHan1952_Herzberg.jpg

Seinerzeit gab es auch Eilgüterzüge mit Personenbeförderung, abgekürzt Egmp. Hier durchstreift einer den niedersächsischen Güllegürtel:

GZVHan1952_Egmp.jpg

Auch die Zuggatung Kng, das stand für "Kleiner Nahgüterzug", gab es. Personenwagen wurden hier nur zwischen Rheda und Wiedenbrück mitgführt (später wurden diese Bahnhöfe in Rheda-Wiedenbrück und Rheda-Wiedenbrück Süd umbenannt):

GZVHan1952_Kng-Gmp.jpg

Gleich geht's weiter!
In der alten Bundesrepublik galt eine Betriebspflicht, wenn eine Strecke für den öffentlichen Personenverkehr konzessioniert war. Dies führte zu den bekannten "Alibizugpaaren" auf Strecken, auf welchen die Betreiber den Personenverkehr am liebsten vollständig verkraftet hätten. Bekannt ist auch das Beispiel der Werne - Bockum-Höveler Eisenbahn, die ihren Kohlezügen einen Personenwagen beistellte: [de.wikipedia.org]

So machte es damals auch die Bundesbahn etwa auf der Strecke Helmstedt - Grasleben.

GZVHan1952_Grasleben.jpg

Im Kursbuch Sommer 1958 (ein zur GVZ von 1952 passendes habe ich leider nicht) stellte sich das so dar. Übrigens, für die Strecke Peine - Plockhorst waren in der GZV 1952 noch zwei Gmp-Paare verzeichnet.

Kursb1958_207c+d.jpg

In diese Kategorie fällt auch das Angebot zwischen Schöningen und Offleben. In der GZV 1952 standen die Ng 8802 und 8806 von Offleben nach Braunschweig Vbf. Diese dienten hauptsächlich der Abfuhr von Brikett von der Brikettfabrik "Treue" der Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke (BKB). Leerwagen wurden mit Ng 8803 und 8809 von Braunschweig Vbf herangebracht. Diese Züge waren 1952 reine Ng. Der mit besonderen Zügen durchgeführte Personenverkehr im Abschnitt Schöningen – Offleben hielt sich bis zum 21. Mai 1955. Dem Kursbuch 1958 ist zu entnehmen, dass man in Offleben eine Personenwagen an den 8802 anhängte, der an Schöningen mit dem 8803 wieder zurück lief. Dieses Angebot bestand noch viel länger, erst zum 1. April 1974 stellte die Deutsche Bundesbahn den Gesamtverkehr ein.

Kursb1958_Offleben.jpg

Definiert waren die Zuggattungen und ihre amtlichen Abkürzungen hierin:

VBL1968_Titel.jpg

Da fand sich noch 1968 der Gmp:

VBL1968_Gmp.jpg

Gleich geht's weiter mit dem dritten und letzten Teil.
Auch die DR schrieb den Gmp klein, wie hier durch eine GZV der Rbd Berlin von 1955 belegt (Slg. T. Groß):

GZVBln1955_Gmp.jpg

Im Einsatz auf der ehemaligen Strausberg-Herzfelder Kleinbahn

GZVBln1955_Herzfelde.jpg

Bei der DR wurden Gmp noch im Wendejahr 1989/90 gefahren. Huch, da steht er ja als GMP im Fahrplan!

Bfpl89-89_GMP.jpg

Was aber nur daran lag, dass bei dieser frühen Anwendung von Lichtsatz nur Großbuchstaben benutzt wurden, warum auch immer. In der GZV ist die Welt wieder in Ordnung für diesen Zug:

GZVDre89-90_Gmp.jpg

und der Zugnummernkreis für Gmp dokumentiert sowie auf die Existenz von Pmg hingewiesen.

GZVDre89-90_Zugnummernkreise.jpg

Nachschlag Pmg

geschrieben von: befehlsturm

Datum: 11.09.22 15:51

Nach dem Drei-Gänge-Menü noch ein Nachschlag aus 89/90:

Bfpl89-89_Titel.jpg

In Bärenstein konnten Güterwagen angehägt werden, sie wurden in Cranzahl wieder abgehängt. Aus dem Pmg wurde ein gewöhnlicher P unter gleicher Nummer. Entsprechend der veränderten Zuggattungshauptnummer 32 bzw. 30 waren die Zugkilometer getrennt zu erfassen und wurden separat aufgerechnet.

Bfpl89-89_Pmg.jpg

Hoffe, das Altpapier zum Sonntag hat gemundet! Den Großbuchstaben-Schluckauf (PbZ usw.) überlassen wir mal lieber der DB AG...

Grüße von Manja
Hallo!

Bei der DR gab es den GmP noch bis Jahresfahrplan 1991/92, wobei es in jenem Jahr nur noch wenige Züge gab. So fuhr von Freital-Hainsberg nach Kurort Kipsdorf am Abend der 69917. Jedoch war in jenem Zeitraum der Güterverkehr zumeist so stark weggebrochen, dass viele der Züge faktisch nur noch als reiner Personenzug gefahren wurde. 1990/91 war die Anzahl noch höher.

Zwischen Teterow und Gnoien gab es noch solche Züge bis zur Betriebseinstellung. Diese Züge hatten allerdings zumeist nur noch normale Nahverkehrszugnummern (ab 1995 als RB).

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser
Hallo Kai-Uwe,

witzig, da hat Manja liebevoll herausgearbeitet:

In amtlichen Dokumenten "wurde immer "Gmp" geschrieben. Bei der DR gab es auch einen "Pmg". Die Schreibweisen "GmP" und "PmG" sind historisch nicht belegbar, haben sich aber in der Sekundärliteratur und in Modellbahnerkreisen endemisch verbreitet."

Und trotzdem schreibst Du wie ein Modellbahner/Nicht-Berufseisenbahner trotzdem wieder Gmp mit großem P am Ende ...

Ich fasse zusammen: GmP ist ein Hobbybahner-Erfindung, die es bei DR und DB nicht gab - amtlich ist Gmp korrekt ...

Naja, das ist wohl so mit den Dingen, die sich in Köpfen einmal festgesetzt haben (Die Welt ist eine Scheibe, man sieht die Chinesische Mauer als einziges von Menschenhand erschaffenes Bauwerk aus dem Weltraum ...). ;-)

VG

André