Hallo ins Forum,
wir befanden uns seit dem Saarland (Teil 11) auf dem Rückweg unserer zweiwöchigen Reise. Während das
Nahetal (Teil 12) wettermäßig noch durchwachsen war, sahen wir auf der letzten Etappe keine Sonne mehr. Somit half als Film nur noch der Ektachrome High Speed – damals verstand man unter High Speed 400 ASA (gepuscht). Kalenderbilder kann man bei dem Film nicht erwarten. So viel zur Vorwarnung.
Ich hatte schon einmal philosophiert über landschaftlich schöne Strecken, auf denen über den Tag verteilt aber nur ein paar Züge mit 50ern unterwegs waren und deswegen solche Einsatzgebiete fotografisch kaum lohnend erschienen. So ähnlich war das auch mit den Westerwaldstrecken, die wir trotzdem einmal besuchen wollten. Angefangen mit dem zuständigen Heimat-Bw, dem Bw Betzdorf.
Die spektakuläre Fotostelle schlechthin – von oben, mit Blick auf die Drehscheibe und dem in den Felsen gesprengten Lokschuppen war uns schon bekannt. Aber es müsste halt auch was drauf sein - auf der Drehscheibe. Nachdem sich da nichts rührte, haben wir den Beobachtungsposten aufgegeben und sind runter ins Bw. Ersatzweise habe ich mir das eine oder andere Bild der Forenkollegen abgespeichert.
Und schon zeigte sich auch 050 190 auf der Drehscheibe. Von unten fast nicht fotografierbar, nicht mal mit dem 28er Weitwinkelobjektiv. Ich glaube, es gibt kein Bw mit engeren Platzverhältnissen.
Bilder 1 – 3: 050 190 auf der Drehscheibe, was hier bedeutet: Ausrücken zum Dienst.
Bild 4: Etwas später dann 050 190 vor 63170 (?) (Betzdorf-Gremberg, eigentlich eine 44er-Leistung - oder doch etwas anderes?) im Siegtal an der Straßenüberführung Austraße (Nähe Niederhövels).
Bilder 5 – 6: An derselben Stelle aus Richtung Gremberg dann eine echte 44er-Leistung – 044 177 vor 53067 (Gremberg-Betzdorf)
So hab ich mir immer die 44er-Leistungen im Siegtal vorgestellt, in meiner Phantasie allerdings mit besserem Wetter. Unter der Brücke fließt die Sieg; dahinter das Einfahrsignal von Niederhövels.
Mehr gab’s nicht an diesem 27.09.1974.
Am nächsten Tag, ein Samstag, haben wir den Westerwald rund um Erbach unsicher gemacht. Dort gab es tatsächlich mehrere Zugleistungen (auch Sa) zur Verladestelle für Bahnschotter in Rotenhain.
Bilder 7 - 8: 050 832 schiebt den 67525 aus Erbach raus zum Anschluss Rotenhain.
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Von der Zugspitze habe ich leider kein Foto gemacht, was heißen muss, dass auch keine Lokomotive davor war. Ich denke, es war ein geschobener, kein nachgeschobener Zug. Vielleicht war das nur ein Zugteil, der nicht in den Anschluss, sondern nur in den Bahnhof ging.
Jedenfalls war 050 832 recht bald zurück.
In Bild 9: steht sie abfahrbereit im Bf Erbach. Vielleicht war das der „echte“ 67525, was sich aber nicht wirklich rekonstruieren lässt und meinen zeitnahen Aufzeichnungen traue ich heute nicht mehr.
Bilder 10 - 11: Sodann die Ausfahrt Erbach in der 180°-Kurve.
Bild 12: 050 832 verlässt hier wohl den Anschluss Rotenhain, um nach Erbach zurückzukehren.
Dahinter liegt ein riesiger Steinbruch, den man heute noch vorfindet. vielleicht wissen Ortskundige mehr dazu.
Bild 13: Standortwechsel zum Viadukt von Westerburg, den 050 904 lediglich als Rangierfahrt befährt, vielleicht extra bis in die Mitte für uns Fotografen.
Bilder 14 - 15: Wenig später war sie wohl auch im Anschluss Rotenhain wiederzufinden, ist aber nicht nach Erbach weiter gefahren, sondern in die andere Richtung.
Bild 16: In Erbach war aber 050 832 wieder anzutreffen, hier vor 67541 auf dem Weg nach Bad Marienberg.
Das war damals schon etwas Exotisches, wies die Strecke doch kaum mehr Verkehr auf, wie der eine Wagen zeigt.
Nach Überquerung der Nister hinter der Bahnhofsausfahrt bleibt die Strecke zunächst unten im Talgrund und unterquert die andere Strecke (nach Westerburg) im Bildvordergrund, bevor sie dann ordentlich ansteigt und in Sichtweite den Nistertalviadukt überquert. An dem Viadukt wollten wir eigentlich unser Abschiedsfoto machen. Mit dem Auto noch 500 m näher rangefahren, hatten wir eine Fotostelle ausgemacht, die den Viadukt gut zur Geltung bringen sollte.
Nur der Zug fuhr nicht drüber. Er blieb verschollen – unsichtbar verloren gegangen - in einem hoch über der Straße gelegenen Waldstück.
Was war da passiert? Dampfmangel? Mit einem Wagen?
Es half nichts, ich bin zu Fuß den Wald hoch an die Strecke – und hab ihn auch gefunden. Ob es wirklich Dampfmangel war, bleibt dahingestellt. Und wenn, dann vielleicht absichtlich. Damit’s nicht so heiß in der Feuerkiste ist – und sich der Schweinebauch besser auf der Schaufel grillen lässt.
Bilder 17 - 18: Jedenfalls machte sich 050 832 nach ihrer Auszeit weiter auf den Weg nach Bad Marienberg, als wäre nichts gewesen.
Das Bild mit dem Viadukt habe ich natürlich verpasst. Aber was soll’s? Bei dem Wetter? Außerdem war er in der 180°-Kurve auf den vorherigen Bildern schon im Hintergrund sichtbar.
Tja, das war’s. Die letzte große Dampfjagd! Was nicht heißt, dass es keine kleineren mehr geben sollte. Aber eben keine, die gleich mehrere Dampfreviere mit ganz unterschiedlichen Einsatzprofilen und Baureihen berührt. Ich bin zu Plandampfzeiten in keines der gezeigten Einsatzgebiete mehr zurückgekehrt. Und überhaupt war das Fotojahr 1974 hier zu Ende.
Drei Tage später hatte ich eine Freifahrkarte durch die Eifel. Köln – Gerolstein kannte ich auch noch nicht und hatte Spaß an der Fahrt durch die schöne Landschaft. In Gerolstein wurde in einen Schienenbus umgestiegen, ein VT 95 mit Beiwagen, der proppenvoll war. Dafür hatte ich einen privilegierten Stehplatz – vorne auf der Plattform hinter dem Lokführer. So konnte ich hautnah mitbekommen, wie sich der einmotorige im 1. Gang, (vielleicht auch im 2.) die Steigungen hochquälte, um hinter Dockweiler-Dreis im Leerlauf nach Daun reinzurollen. Dort nahmen uns dann so olivfarbene Busse auf, um uns nach kurzer Fahrt in der Heinrich-Hertz-Kaserne abzusetzen.
Wieder einmal sollte der Ernst des Lebens beginnen. Und man musste ganz neue Vokabeln lernen wie z.B. Krummfinger, Spindapell, Maskenball, Nachtalarm, usw.
Auch war an Urlaub ja nun gar nicht zu denken und die Wochenenden konnten auch mal kürzer ausfallen.
Gar nicht feige – und durch die Ausbilder animiert - habe ich irgendwann einen ersten Stimmungsbericht ans schwarze Brett gepinnt „Mit Volldampf ins Soldatenleben“ und mit zwei Dampflokfotos in Postkartengröße garniert. Die Uffze waren begeistert und mein Netzwerk wuchs. Ich lernte dadurch unseren
Ulrich Tack alias Pängelanton als Gesinnungsgenossen kennen. Das Soldatenleben verlief allerdings in ziemlich engen Bahnen. In der Grundausbildung hatten wir wenig Zeit, uns auszutauschen. Und danach: wurde Ulrich funktionsbedingt an den gefühlt entferntesten Ort versetzt, der in Deutschland möglich war, an den Chiemsee, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Auf diesem Wege einen schönen Gruß an Ulrich Tack. Ich hoffe, Du hast den Freizeitwert genossen, aber das Baden in den Dauner Maaren war auch nicht schlecht. Natürlich erst nach der Grundausbildung.
Zum Ende des Fotojahres 1974 noch ein wenig Statistik:
Ich habe 26 Diafilme belichtet (eigentlich ziemlich wenig, oder?) und fast keine Schwarz-Weißaufnahmen gemacht. Es fehlte eine taugliche Zweitkamera. Im Hifo gepostet habe ich 479 Bilder in 29 Beiträgen. Die Zusammenstellung von Text und Bildern mit den Forenlinks erstreckt sich auf 74 (Word-) Seiten in Calibri 10. Und Spaß hat es auch ein bisschen gemacht – jedenfalls mir.
Wenn alles gut geht, sehen wir uns in „1975“ wieder.
Beste Grüße
Klaus
Edit: Ich hab noch mal nachgeschaut: die Mare sind in Wirklichkeit Maare
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.22 15:02.