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Software, Medien aller Art und Literatur zum Themengebiet Eisenbahn
Moderatoren: Klaus Habermann - MWD
Guten Tag allerseits,

unser Kollege AR hat weitere Buchbespr5echungen neuer Titel vorgenommen,
siehe nachfolgend.

Nicht jeder dieser Buchtitel ist beim "Händler an der Ecke" erhältlich, handelst es sich doch
bei den Verlegern und Herausgenbern meist um ausländische Verlage.
Auf jeden Fall erhältlich bei der Fachbuchahndlung Donat in Duisburg,
beim TramShop im Versand, ggf. auch noch der eine oder andere Titel beim Kollegen.

Gruß aus Köln
rolf Hafke, TS: TramShop
hafke.koeln@t-online.de



*** Strassenbahnen Deutschland ***
„Die Gelenk-Straßenbahnen in Duisburg “ von Wolfgang Nyga und Winfried Roth, Essen 2021, 224 Seiten im Format 21,5 x 28,5 cm, gebunden, Herausgeber: Eigenverlag Wolfgang Nyga, Preis: 39,90 €

Bei der Frage, welcher Straßenbahnbetrieb in der Bundesrepublik ab den 1960er Jahren über den abwechslungsreichsten Wagenpark verfügte, steht die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) sicherlich ganz vorne. Dazu trugen nicht nur die zahlreichen aus Zweiachsern zusammengebauten Gelenkwagen bei, sondern auch eine sehr innovative Hauptwerkstatt, welche immer wieder bauliche Veränderungen an Fahrzeugen vornahm, die selbst bei baugleichen Serien zu Unterschieden führten. Auch experimentierte der Betrieb gerne mit der farblichen Gestaltung seiner Fahrzeuge. Nicht zuletzt war Duisburg auch die Heimat der ersten für einen deutschen Betrieb gebauten Gelenkwagen im Jahre 1926.

Die Vielfalt entstand aber nicht ganz freiwillig, denn dem Betrieb fehlten nach dem Gewaltakt der Umspurung etlicher Strecken von Meterspur auf Normalspur die finanziellen Mittel einer umfassenden und kontinuierlichen Modernisierung des Wagenparks, die auch die traditionell finanzknappe Stadt Duisburg nicht immer vermochte in notwendigem Maße beizusteuern. Also suchte die DVG nach Wegen, kostengünstig ihren Fahrzeugpark den Bedürfnissen anzupassen und beschritt dabei auch unkonventionelle Wege. Eine Spezialität waren dabei die zahlreichen aus Zweiachsern umgebauten Fahrzeuge, die es in Duisburg in großer Stückzahl und Vielfalt gab.

Seit über 30 Jahren ist die einstige Vielfalt einem aus zwei Typen bestehenden Wagenpark für den Personenverkehr gewichen, die nun durch zwei Modelle neuer Bauart ersetzt werden. Die Erinnerung an das was mal war verblasst zunehmend und rief nach einer zusammenhängenden Darstellung. Diese wird nun für den Bereich der Gelenkwagen von zwei Verkehrsfreunden aus dem Ruhrgebiet im Eigenverlag vorgelegt, da kein Verlag für dieses Thema zu begeistern war.

Die Geschichte dieser Bauart in Duisburg ist lang und reicht über mittlerweile 95 Jahre vom Harkortwagen des Jahre 1926 bis zum Niederflurgelenkwagen und den bestellten Hochflur-Stadtbahnwagen heutiger Tage. Der Buchrücken ist in freundlichem gelb/orange gehalten und erinnert damit an die Farbgebung, welche die Duisburger Straßenbahnen ab 1973 nach und nach bekamen, ehe sie nach gerade einmal zehn Jahren zunächst bei den Neubauten und dann auch bei den Bestandfahrzeugen durch die vom Land NRW gern gesehene Lackierung in Landesfarben abgelöst wurde.
Das Inhaltsverzeichnis (in der Schriftgröße arg klein) zeigt eine gut gegliederte und übersichtliche Darstellung des Themas. Die Einleitung weist auf die besondere Geschichte der DVG mit mehreren Vorgängerbetrieben in unterschiedlichen Spurweiten hin und schildert die sich daraus ergebende Situation nach dem Zusammenschluss mit den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten, die eingangs dieser Rezension genannt wurden. Die generellen Anmerkungen betreffen für alle Fahrzeugserien gültige Details wie Nummerierung, technische Ausstattung, Farbgebung, Umbauten für Einmannbetrieb und Außenwerbung. Dabei wird natürlich auch ein weitgehendes Alleinstellungsmerkmal der DVG-Gelenkwagen genannt, nämlich die Ausstattung von Einrichtungswagen mit Türen auch auf der linken Fahrzeugseite und einem Hilfsführerstand am Heck. Dass es mit Würzburg einen weiteren Betrieb gab, der seine Fahrzeuge derart ausstattete wird im Buch dann ebenfalls nicht vergessen zu erwähnen.

In vielen Veröffentlichungen zur Orientierung vermisste Übersichtskarten wurden nicht vergessen und zeigen drei Netzzustände zwischen 1960 und heute mit ergänzender Beschreibung der jeweils eingesetzten Linien. Nicht unwichtig ist für den großen Buchteil der Beschreibung der einzelnen Fahrzeugserien in chronologischer Reihenfolge ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen. Bei der Frage, warum die DVG über einen im Vergleich zum tatsächlichen Bedarf immer sehr großen Wagenbestand hatte und so schnell auch nichts verschrottete, kommen die Betriebshöfe ins Spiel. Deren fünf Stück mit teilweise sehr viel Platz werden in einem eigenen Kapitel vorgestellt, übrig geblieben ist davon heute nur noch einer in Grunewald. Die Hauptwerkstätte ist diesem praktischerweise angegliedert.

Ergänzt wird der Inhalt um mit der Darstellung der eigenen Gelenkwagen verbundene Themen wie die hinter den Gelenkwagen eingesetzten Beiwagen, Gelenkwagen anderer Betriebe in Duisburg sowie das Unfallgeschehen an Hand von Pressemeldungen. Wie es sich für eine derartige Darstellung gehört, gibt es auch eine komplette Statistik aller Fahrzeuge, die (außer dem nach einer etwas größeren Schrift) keine Wünsche offenlässt. Auch das Thema Modelle wurde nicht vergessen und ein ausführliches Verzeichnis der Quellen, Bilder und Zeichnungen beschließt das Buch, zu dessen Gelingen zahlreiche Personen und Organisationen beigetragen haben, wie aus den Danksagungen hervorgeht.
Die einzelnen Beschreibungen der Fahrzeugserien sind einheitlich gegliedert und behandeln diese von der Indienststellung bis zur Außerbetriebnahme. Bei Weitergaben an andere Betriebe wird auch der dortige Einsatz dokumentiert. Ein besonderes Highlight sind die eingestreuten maßstäblichen, farbigen Fahrzeugzeichnungen, die aber nur zum Teil mit Maßen versehen sind. Sie gibt es für den Lieferzustand und spätere Umbauten und auch für die einzelnen Farbvarianten. Ein „Kasten“ mit den technischen Daten steht am Anfang jeder Beschreibung, dort sind auch nachträgliche Veränderungen der Wagennummern genannt, während sich die Ursprungsnummer in der Kapitelüberschrift befindet. Dabei hat es im Laufe der Jahre zwei- drei- und vierstellige Nummern gegeben.

Was leider fast gänzlich fehlt ist eine Betrachtung der Innenräume der Wagen. Die Darstellung der Fahrzeuge findet nur äußerlich statt, weder bei den Zeichnungen noch bei der Bebilderung gibt es eine Dokumentation des Aussehens von Innen mit Raumaufteilung und Bestuhlung. Dies ist das einzige inhaltliche Manko dieser Veröffentlichung, wobei der Stellenwert einer Darstellung von Innen bei vielen Verkehrsfreunden nach der Erfahrung des Rezensenten aber nicht besonders hoch ist und daher das Fehlen kaum vermisst werden wird.
Die Qualität des Layouts eines privat herausgegebenen Buches wird trotz aller heutigen Möglichkeiten immer Unterschiede zu den von Verlagen zum Druck vorbereiteten Erzeugnissen aufweisen. Dies trifft auch für diese Veröffentlichung zu und äußerst sich z.B. darin, dass etliche Bilder viel zu dunkel herausgekommen sind. Ein grundsätzliches Problem, wenn mehrere von verschiedenen Vorlagen (Negativ, Dia, Farbabzug) gescannte Aufnahmen auf einer Seite erscheinen (was daher tunlich vermieden werden sollte). Ist der Autor auch der Layouter, so neigt er mehr dazu, hier seine persönlichen Vorstellungen zu verwirklichen. So sind etliche Bilder, bei denen es sich überwiegend um Farbaufnahmen handelt, nach Empfinden des Rezensenten zu klein abgebildet. Andererseits gibt es immer wieder weiße Stellen im Buch mit denen dann Platz verschenkt wird. Auch ist die Frage ob es wirklich 670 Bildern bedurfte um die einzelnen Fahrzeugserien ausreichend zu dokumentieren. Das gilt besonders für jene, die im Motiv Schwächen zeigen, wenn z.B. Fahrzeugteile abgeschnitten sind. Weniger und dafür größere Abbildungen hätte die Aussagekraft des Buches sicherlich nicht negativ beeinflusst. Das sind bezogen auf den Wert des Gesamtwerkes aber nur Kleinigkeiten, die man im Auge behalten sollte, wenn man sich noch einmal an so ein Projekt heranwagt.

Festzuhalten bleibt, dass mit dieser Veröffentlichung ein interessantes Thema Fahrzeuggeschichte umfassend und gut strukturiert abgehandelt wird. Auch als Nachschlagewerk vermag es daher seine Aufgabe hervorragend zu erfüllen. Das Buch schließt eine Lücke und wird helfen, die Erinnerung an ein bemerkenswertes Stück Nahverkehrsgeschichte des Ruhrgebiets zu erhalten. Wer es noch selbst erlebt hat, der findet viele Erinnerungen, wer nicht, der erfährt hier vollständig, was er verpasst hat! (reu)




*** Strassenbahnen Frankreich ***
„Destinations 2026 – France“, von Roland De Coster, Brüssel (B) 2021, 84 Seiten im Format 15,0 x 21,0 cm, broschiert, Herausgeber: Tram 2000 asbl, Preis: 14,00 €

Die zeitweise recht stürmische Entwicklung beim Bau neuer Straßenbahnen in Frankreich ist zwar etwas ruhiger geworden, das heißt aber nicht, dass nicht in vielen Städten geplant und auch gebaut wird. Dies betrifft aber ausschließlich Orte, in denen schon eine Straßenbahn vorhanden ist, neue Städte gibt es wohl nicht mehr, nachdem das Projekt der Umstellung des elektrischen Spurbusbetriebes in Nancy auf eine richtige Straßenbahn von der Politik gekippt worden ist.

Die Broschüre, welche von den Herausgebern der belgischen Nahverkehrszeitschrift „Tram 2000“ nun vorgelegt wird, beschreibt für den Zeitraum der nächsten fünf Jahre die zu erwartenden Ergänzungen der Netze. Dazu werden alle Betriebe in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet und fast immer mit einer übersichtlichen Karte die geplanten neuen Strecken gezeigt. Erwähnt wird dabei auch die Straßenbahn im schweizerischen Genf, die ihre Fühler ja auch ins Nachbarland ausstreckt. Endlich gibt es für den Bereich Paris auch eine Karte, welche sämtliche Bahnstrecken in ihrer geographischen Lage zeigt. Wie in Frankreich üblich, sind auch die „Tramways sur pneus“ in ihren verschiedenen Formen mit enthalten.

Deutlich wird mit dieser äußerst sinnvollen Veröffentlichung auch, zu welcher Größe einzelne Netze, die einmal klein begonnen haben, angewachsen sind. Man kann neidisch werden, wenn man den Vergleich zu Deutschland heranzieht, wo kaum etwas fertig wird und wenn dann mit Verspätung und zum Teil erheblicher Kostenüberschreitung.
Der Inhalt erschließt sich auch ohne Kenntnisse der französischen Sprache, daher zugreifen, wenn einen das Thema interessiert. (reu)



*** Strassenbahnen Niederlande ***
„De Nieuwe Blauwe Tram – Deel 3 – Stadstrams in en om Haarlem“ von einem Autorenteam, Haarlem (NL) 2021, 64 Seiten im Format 21,0 x 20,5 cm, broschiert, Herausgeber: Stichting De Nieuwe Blauwe Tram, Preis: 16,90 €

Die Vereinigung „De Nieuwe Blauwe Tram“, welche derzeit einen Gelenkwagen der NZH nachbauen lässt, macht auch mit Veröffentlichungen über die Geschichte dieser Gesellschaft und ihrer Vorgängerbahnen auf sich aufmerksam. Nach zwei Broschüren über Fahrzeuge ist nun eine über einen Teilaspekt der Streckengeschichte erschienen, nämlich über die Stadtstraßenbahnen in und um Haarlem. In dieser kleinen Stadt gab es lange Jahre einen intensiven Straßenbahnbetrieb, der noch dazu auf Normal- und Meterspur abgewickelt wurde, da hier die beiden Teilnetze in Richtung Nord- und Südholland mit ihren verschiedenen Spurweiten aufeinanderstießen. Ihre Ursprünge lagen teilweise in Dampfstraßenbahnen. Auch eine Pferdebahn gab es zu Beginn des öffentlichen Verkehrs.

Während auf den Überlandstrecken vierachsiges Material vorherrschte, waren die Stadtlinien das Einsatzgebiet von Zweiachsern. Dabei gab es sowohl Linien, welche auf den Überlandstrecken im Stadtbereich den Betrieb verstärkten, als auch eigene Straßenbahnstrecken. Schon im Jahre 1948 wurde der Stadtverkehr auf der Schiene im Bereich Haarlem auf Busbetrieb umgestellt, während die Überlandbahnen weiterhin unterwegs waren.

Die gut gestaltete Broschüre zeichnet die Geschichte und Entwicklung übersichtlich nach. Der Text wird dabei durch eine Vielzahl von Bildern ergänzt, aber auch durch sehr gute Streckenpläne, welche die Situation so darstellen, dass man sie auch ohne Sprachkenntnisse versteht. Die Bildbeschreibungen liefern manch zusätzliches Detail. Farbige Faksimiles alter Fahrscheine lockern die Darstellung zusätzlich auf. Ein besonderes Highlight stellt das farbige Titelbild dar, welches mit den heutigen technischen Möglichkeiten auf Basis einer Schwarz/weiß Aufnahme coloriert wurde. Freunde alter niederländischer Tram-Herrlichkeit werden mit dieser Veröffentlichung bestens bedient. (reu)



*** Strassenbahnen Österreich ***
„Sonderverkehr zum Wiener Zentralfriedhof“ von Egbert Leister, Wien (A) 2021, 128 Seiten im Forma 21,5 x 29,5 cm, gebunden, Herausgeber: Edition Bahn im Film, Preis: 42.00 €

Zu den eindrucksvollsten Beispielen der Leistungsfähigkeit eines Straßenbahnbetriebes zählt sicherlich die Abwicklung des sehr starken Besucherverkehrs zum Wiener Zentralfriedhof in früheren Jahren. Notwendig ist dazu ein Betrieb mit einem entsprechend großen Fahrzeugpark, entsprechendem Personal und auch einem dichten Schienennetz. Bis zu seinem durch veränderte Besuchsgewohnheiten bewirkten Ende auf nur noch niedrigem Niveau im Jahre 2000 ist zwar immer wieder in Veröffentlichungen darüber berichtet worden, eine zusammenhängende Darstellung gab es allerdings nicht. Bei den örtlichen Verkehrsfreunden war das Interesse daran aber immer groß und es gibt exakte Aufzeichnungen bereits ab dem Jahre 1913, welche sich bis in die heutige Zeit vererbt haben. „Tramspotter“ um einmal den für Beobachter des Eisenbahnbetriebes in Groß-britannien geprägten Begriff „Trainspotter“ in angepasster Form zu verwenden, gab es in Wien alle Jahre zahlreich um sich das Spektakel anzusehen und es im Bild festzuhalten. Dass es eine „Arbeitsgruppe“ bildete, die sich über lange Jahre traf um den Ablauf exakt zu erfassen und dies auch in einem jährlichen Bericht zu Papier zu bringen, dürfte aber recht selten sein.

Der Autor des Buches als wohl letzter noch lebender Vertreter der Dokumentatoren „alter Schule“ des Wiener Verkehrsgeschehens hat nun eine zusammenfassende Darstellung zu dem Thema vorgelegt. Er konnte sich dabei sowohl auf die erhalten gebliebenen offiziellen Unterlagen des Verkehrsbetriebs stützen als auch auf die privaten Aufzeichnungen sowohl von ihm selbst als auch von Kollegen. Gleiches gilt auch für das Bildmaterial mit dem das gut gestaltete und gedruckte Buch ausgestattet werden konnte.

Die ersten 70 Seiten schildern nach Jahren geordnet den jeweiligen Ablauf, welcher bereits 1873 begann, als der Friedhof zeitgleich mit einer Pferdebahnlinie dorthin eröffnet wurde und ganz bescheiden zu Allerheiligen 2001 endete. Angefüllt ist dieser Teil mit zahlreichen Dokumenten aber auch Bildern. Für verschiedene Jahre wird die Zahl der auf den einzelnen Linien eingesetzten Züge aufgelistet, welche äußerst beeindruckend sind. Dargestellt ist auch, welcher Aufwand in organisatorischer und personeller Hinsicht notwendig war, um das Ganze am Laufen zu halten. Die erreichten Leistungen auf jeweils teilweise nur einem einzigen Gleis waren gewaltig: Bis zu 180 Züge wurden pro Stunde (ca. alle 20 Sekunden eine Abfahrt!) an den Haltestellen wurden abgefertigt und das Ganze lief mit der Präzision eines Uhrwerks und zumeist ohne Störungen!

Nach dem 1906 eingeführten ausgeklügelten Liniensystem gab es zahlreiche Signale, die ausschließlich im Friedhofsverkehr Verwendung fanden, darüber hinaus kamen auch Zusatzlinien mit dem Signal einer weiterhin auf der Stammstrecke betriebenen Linie zum Einsatz und Linien mit Signalen, die sonst nur für wenige Fahrten am Tag, z.B. in der Früh und am Abend genutzt wurden. 1952 waren es z.B. am 1. November 15 zusätzliche Linien.

In separaten Zusammenstellungen schließen sich daran eine Auflistung aller jemals eingesetzten Linien an, aber auch eine Übersicht der Linien, die nicht nur zu Allerheiligen verkehrten und es gibt einen Auszug der Sonderverkehre zum Zentralfriedhof bei besonderen Anlässen. Den Schluss des Buches bildet noch einmal ein Bildteil, welcher auf halbseitigen Abbildungen den Friedhofsverkehr in Schwarz/weiß und Farbe nicht nur auf der Strecke zum Zentralfriedhof sondern auch an anderen Punkten der Stadt zeigt. Führte schon der enorme Fahrzeugbedarf immer wieder zu Typenverschiebungen auf den übrigen verkehrenden Linien, so boten auch die Friedhofslinien immer wieder Überraschungen, die von den Fotografen dankbar eingefangen wurden.

Was der Rezensent allerdings vermisst, sind Karten auf denen die Linienführungen der Sonderlinien eingetragen sind. Sie könnten besser als Worte dokumentieren, wie „flächig“ die Sonderlinien das Stadtgebiet überzogen um direkte Fahrmöglichkeiten zum Zentralfriedhof zu bieten. Es fällt auf, dass die meisten Sonderlinien im Bereich der Innenstadt oder an deren Rand ihren Ausgang nahmen, Durchmesserlinien kaum vorhanden waren und etliche Bezirke nicht erreicht wurden. Dies hängt natürlich auch damit zusammen, aus welchen Stadtteilen der Zentralfriedhof vorzugsweise belegt wurde, denn es gab in Wien ja auch noch zahlreiche andere Friedhöfe. Dass auch diese an Allerheiligen und zu anderen Gelegenheiten teilweise einen Sonderverkehr notwendig machten, bleibt im Buch unerwähnt.

Sollte es diese Karten auch seitens der Verkehrsbetriebe nicht gegeben haben, dann wäre es mit den heutigen technischen Möglichkeiten sicher ohne größere Probleme möglich gewesen, dem abzuhelfen.

Mit dieser Einschränkung findet der Interessent an der Wiener Straßenbahn aber eigentlich Alles zu diesem besonderen Thema. Er sollte zugreifen und dabei nicht zu lange warten, da die Auflage aufgrund des offensichtlich doch erwarteten beschränkten Interesses limitiert ist. Dies wirkt sich auch auf den Preis aus, der aber angesichts des Gebotenen an Qualität und Inhalt vertretbar ist. (reu)



*** Strassenbahnen weltweit ***
„The trams return“ von einer Autorengemeinschaft, Peterborough (GB) 2021, 224 Seiten im Format 21,0 x 29,5 cm, broschiert, Herausgeber: mainspring, Preis: 34,00 €

Wenn eine Fachzeitschrift ihre 1.000. Ausgabe herausbringt, dann ist das sicherlich ein besonderes Ereignis, welches entsprechend gewürdigt werden muss. Der Jubilar hat mehrere Namenswechsel hinter sich, heißt heute „Tramways and Urban Transit“ (TAUT) und ist schon ab Ende der 1930er Jahre (seit Januar 1938) zum ersten Mal unter dem wesentlich bekannteren Namen „(The) Modern Tramway“ erstmalig als Organ der britischen Verkehrsfreunde-Organisation „Light Railway Transport League“ (LRTL, ab 1991 dann LRTA [… Association]) erschienen. Diese verstand und versteht sich auch heute noch in erster Linie als Interessensvertretung eines modernen schienen-gebundenen Nahverkehrs und weniger als Hobbyistenverein, wobei aber auch die Bewahrung der Historie ein Thema ist.

Jahrzehntelang musste die LRTA den Niedergang der Straßenbahn mit ansehen und darüber berichten. Dies galt fast weltweit. Erst in den 1980er Jahren änderte sich dies, die USA machten den Anfang und es folgte weltweit die Errichtung neuer Stadtbahnsysteme. Auch im Heimatland der Zeitschrift erlebten Stadt- und Straßenbahnen eine Renaissance, wobei die Einführung der Niederflurtechnik gerade letztes Verkehrsmittel zu einer neuen Verbreitung verhalf.

Zum runden Jubiläum erschien in englischer Sprache diese Broschüre, in welcher verschiedene Autoren aus dem Verkehrsbericht aus ihrer Sicht die Entwicklung beschreiben und bewerten. Jedes Kapitel befasst sich mit einem bestimmten Aspekt und wird mit zahlreichen Fotos illustriert. Da der LRTA nicht nur die Förderung des modernden Nahverkehrs wichtig war und ist, sondern auch die Bewahrung der Historie, beschäftigen sich einige Autoren auch damit. Auch der Blick nach Osteuropa, wo der Stellenwert von Straßenbahnen immer hoch war und auch blieb, fehlt nicht. Der Strassenbahnboom in Frankreich und China (jeweils mit Tabelle aller Systeme) wird dargestellt und ein längeres Kapitel beschäftigt sich mit der technischen Entwicklung sowohl bei der Infrastruktur als auch beim rollenden Material. Auch ein Register von Personen die sich in der LRTA verdient gemacht hatten und deren Werdegang findet sich.

Eine Übersicht aller zwischen 1978 und 2021 eröffneten Systeme rundet die gut gestaltete Schrift mit hohem Informationswert ab. Gute englische Sprachkenntnisse sind bei der kompletten Erschließung des Inhalts aber von Vorteil. (reu)
Mit 260 Farb- und 33 Schwarz/weiß-Fotos, 5 Karten




*** Obusse Südeuropa ***
„Los Trolebuses en Espana y Portugal“ von einem Autorenteam, Barcelona (E) 2021, 260 Seiten im Format 28,5 x 21,5 cm, gebunden, Herausgeber: MAF Editor, Preis: 54,00 €

In den beiden südeuropäischen Ländern hat es bis in die 1980er Jahre zahlreiche Trolleybus-Systeme gegeben, von denen bis heute nur jenes in Coimbra in Portugal überlebt hat. Im spanischen Castellon de la Plana, wo es bereits bis 1966 ein System gab, ist 2008 ein neuer Betrieb mit optischer Spurführung neu entstanden. Im katalanischen Verlag MAF ist nun ein als Bilderalbum konzipiertes Buch erschienen, welches in spanischer Sprache alle Systeme vorstellt. Dies gelingt in erster Linie mit Hilfe von zwei britischen Fotografen, welche die Betriebe ab den 1969er Jahren bereist und mit Farbdias dokumentiert haben. Das Querformat begünstigt die ganzseitige, verlustfreie Darstellung der Aufnahmen. Die insgesamt 17 Betriebe werden in der Reihenfolge ihrer Eröffnung beschrieben, was genauso gewöhnungsbedürftig erscheint, wie die gemeinsame Behandlung beider Länder. Beides macht aber durchaus Sinn, denn zum einen lässt sich so die Fahrzeugentwicklung chronologisch darstellen, zum anderen machte der Werdegang der Betriebe nicht an der Landesgrenze halt.

Das Buch ist übersichtlich gestaltet: Jeder Betrieb wird zunächst mit Textseiten vorgestellt, welche die Daten von Eröffnung und Stilllegung, die maximale Länge und die Spannung hervorheben und im Text nacheinander Linien- und Fahrzeugentwicklung beschrieben. Eine gute Idee ist das für jeden Betrieb zusammengestellte Quellenverzeichnis, welches auch Hinweise zu weiteren im Internet zu findenden Informationen enthält. Im Bildteil werden die Fahrzeuge im Einsatz gezeigt, wobei auch hier die ausführlichen Bildunterschriften viele Informationen geben. Für britische Verkehrsfreunde von Interesse waren natürlich die zahlreichen von stillgelegten Systemen der Insel übernommenen Fahrzeuge.
Das für Trolleybusfreunde sicher unverzichtbare Buch ist ordentlich gedruckt und gestaltet, bei der Bildbearbeitung hätte man allerdings manchmal etwa mehr Sorgfalt vorgehen sollen. Etliche Bilder sind zu dunkel geraten und eingetretene Farbverfälschungen wurden nicht korrigiert. Das schmälert allerdings den hohen Informationsgehalt nur wenig. Gute Kenntnisse der spanischen Sprache sind aber von Vorteil. Angesichts der Tatsache, dass die Veröffentlichung auch in Großbritannien viel Interesse finden dürfte und auch zwei englische Autoren an dem Werk beteiligt waren, hätte ihr zumindest ein entsprechendes Summary gut zu Gesicht gestanden. (reu)