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Moderatoren: Klaus Habermann - MWD

Lok Magazin, Qualität, Entwicklung und Bedeutung ?

geschrieben von: Triebzug

Datum: 09.04.21 12:21

Hallo, Ich habe ein Nachlass Angebot für die ersten 30 Jahrgänge des Lok Magazins aus dem Franckh Verlag um 700 € bekommen und, weil ich mir bei dieser kapitalen Sammlung eine Fülle unbezahlbarer und überraschender, historischer Informationen erwarte auch zugeschlagen ! In diesem Zusammenhang würde mich daher interessieren, wie die historische Entwicklung, Informationsgehalt und Bedeutung des viel gerühmten Lok Magazins zu bewerten ist ? Da in diesem Forum ja auch immer wieder vom dramatischen Qualitätsverlust der einst qualitätsvollen, deutschen Eisenbahn Literaturlandschaft zu lesen ist ? Danke



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:11:10:00:20.
Da wäre aus meiner Sicht zu allererst die Rückfrage "welche 30 Jahrgänge?" Ich war regelmäßiger Bezieher ab Heft 5 und dann vielleicht so bis 1980. Die ersten fünf Hefte hatte der Verlag irgendwann in den 1970ern in vereinfachter Gestaltung nochmal nachgedruckt, da habe ich damals diese Lücke in meinen Beständen geschlossen. Wie immer, schwingt in allen Bewertungen und Einschätzungen ganz überwiegend Persönliches mit - inhaltliche Interessen, Gestaltung usw. So unterschieden sich ja auch die Hefte in ihrer Prägung durch die jeweiliges führenden Köpfe. Als Karl-Ernst Maedel den Stab an Wolfgang Messerschmitt weiterreichte, wurde aus dem klassischen "Maedel-Stil", wie er auch die zahlreichen Buchveröffentlichungen dieses Autors prägte ein radikal anders gefülltes Heft mit Italien und Lokomotivfabrik Esslingen als neuen Schwerpunkten. Geschmacks-, nein, besser: Interessenssache!

Wenn man es jetzt nach dem materiellen Wert zu bemessen versucht, dann ist eigentlich alles -spätestens!- nach dem Übergabe vom Franckh-Verlag so gut wie wertlos, die Hefte werden zu geringsten Preisen verramscht. Das bedeutet nicht, dass es nicht für Mensch A oder Mensch B von individuellem Wert sein könnte. Ich persönlich sehe genau diesen dramatischen Qualitätsverlust in (fast) jeder Hinsicht, aber das ist halt meine (!) Wahrnehmung.

Solltest Du die 30 ersten Jahrgänge en bloc erworben haben, dann könnte der genannte Preis vielleicht gerade-mal-so gerechtfertigt sein; dann hast Du aber de facto die ersten 10 Erscheinungsjahre relativ teuer bezahlt und den Rest als Altpapier dazu bekommen. Soweit meine persönliche Einschätzung.

Viel Spaß bei der Lektüre!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:09:16:13:15.

Re: Lok Magazin, Qualität, Entwicklung und Bedeutung ?

geschrieben von: axelloko

Datum: 09.04.21 17:10

Für mich stellt sich die Frage, ob der Bedeutungsverlust des Lok Magazins, nicht symptomatisch, für den Wandel von Print Produkten im allgemeinen ist.

Es soll hier nicht nur vom Gegensatz zwischen gedrucktem Heft und Internet gesprochen werden.
Generell waren Zeitschriften in den sechziger bis achtziger Jahren stark textlastig. Dies gilt auch für das LokMagazin.
Die Bilder wirken nur als Beigabe.
Mit dem Aufkommen des preisgünstigen Vierfarbdrucks Ver schwand der Text hinter dem Bild.

Zudem fallen mir beim LokMagazin die oft sehr abwegigen Themen auf. So gibt es Seitenlange Abhandlungen über Bauartveränderungen und technischen Besonderheiten.
Der Markt für solche Themen war begrenzt und zwar auch schon damals.

Hatte das LokMagazin Ende der siebziger Jahre abonniert,aber für mich fehlten vor allem Berichte, die die Eisenbahn in einen aktuellen Bezug stellten.

Das änderte sich erst relativ kurz bevor der Verlag wechselte.
Ob ein Preis von 700 Euro für dreißig Jahrgänge gerechtfertigt ist, kann ich nicht sagen. Ich würde ihn nicht bezahlen.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:09:17:16:56.
Hallo, ich bekam als Junge des öfteren Maedels Heft geschenkt - damals waren auch oft Beiträge von noch lebenden Fachleuten mit Berufspraxis enthalten, was die alten Jahrgänge für den ernsthaft Interessierten auch heute noch interessant macht. Dies war auch noch unter Messerschmidt so, wenn auch nüchterner, dafür aber breiter international gestreut. Dann mit der Verlagsabgabe nicht mehr interessant, ich empfand das ewige Gejammere über die x-te stillgelegte Nebenbahn in der ehemaligen DDR einfach erdrückend. So schätze ich die alten Jahrgänge als komplettes Sammelobjekt und kann auf die neueren getrost verzichten - ähnlich wie bei den anderen gedruckten Eisenbahnzeitschriften. 700,- Euro ?!- Puh ! - Wer hat Dir denn die abgenommen? Ich bin Eigentümer von ca. 60.000 Bänden und kenne mich schon etwas aus, bei der abnehmenden Zahl der älteren Sammler gibt es auch diese Zeitschrift auf dem Markt zuhauf - mir wären sie max. 150,-Euro wert, das aber nur bei bestem Erhaltungszustand und ab Heft 1 - "tutto completto".......
Ich habe mich ab dem 10. Lebensjahr und mithin ab Nr. 1 vom Lok-Magazin begleiten lassen, begleite es längst selbst, und verzeichne natürlich mehrere Wechsel von Inhalt und Stil. Die oft gelesene Legende vom strahlenden Wert der frühen Hefte ist zu einem erheblichen Anteil mit dem damals noch geringen Wissensstand der Leserschaft erklärbar. Dass es außer der P 8 noch andere 38er gab, dass man 1903 schon mal 210 km/h gefahren war und dass es "drüben" jetzt Reko-Loks und eine E 11 gibt, das waren eben noch Neuigkeiten! Begriffe wie Fabriknummern, Umlaufpläne oder Stationierungslisten waren publizistisch noch nicht erfunden.

Der in den 1960er-Jahren am sonntäglichen Kaffeetisch übliche Erzähl- und Plauderstil der alten Herren "nun hören Sie mal zu, junger Mann ..." ist heute schon arg gewöhnungsbedürftig. Unvergessen auch das zeitkritische Gejammere. Die Klage von Maedel über unsere "von Sex, Mord und Beat durchtobte Zeit" war so rührend, dass ich sie immer noch auswendig kann. Die Bildwiedergabe – oft auch auf der Basis schauerlicher Repros – war unendlich bescheiden.

Später wurde man fachlicher, aber auch unübersichtlicher. Die Geschichte der nordamerikanischen Dampfloks, die Geschichte der schwedischen Elloks und Dürings Generalabrechnung mit der 03 in unendlichen Fortsetzungen zu bringen, war eine Zumutung. Noch heute seufze ich, wenn ich da was nachschauen will und immer erst mal zehn Hefte durchsehen muss. Gottwaldt brachte dann dem LM (wie auch der ganzen Eisenbahnpublizistik) einen etwas wissenschaftlicheren Hauch. Da wurden dann Quellen zitiert und institutionelle Entscheidungsfindungen nachvollzogen.

Messerschmidt arbeitete als Herausgeber genau so wie als Autor (auch seiner Bücher): Keine Struktur. Was reingeschickt wird, kommt ins Heft. Irgendwelche Fotos dazu, passt schon. Inland, Ausland, bevorzugte Berücksichtigung alter Freunde. Auch unter der Regie Obermayer gab es wohl nie eine Überlegung, welches Publikum man mit welchen Themen auf welchem Niveau ansprechen will.

Das das LM heute ganz furchtbar ist, gehört zum Glaubensbekenntnis auf diesen Seiten. Aber es hat ein Konzept, mit dem es sich ja auch verkauft. Die Zeitschrift ohne Modellbahn für ein durchaus anspruchsvolles Publikum, aber eben nicht für die Leute, die sich seit 30 oder 50 Jahren mit der Materie beschäftigen und die auf der Basis von zwanzig Regalmetern Eisenbahn auf den ganz großen Erkenntnisfortschritt warten. Stets das nötige Grundfeuer mit Reichs- und Bundesbahnklassik und Gegenwartsbahn und auf dieser Basis die Wagnisse Länderbahn, Ausland und technische Tiefenforschung.

In diesem Sinne geht der alte Dampfer nun auf die "60" zu! Ist ja schon mal was!

Re: Lok Magazin, Qualität, Entwicklung und Bedeutung ?

geschrieben von: axelloko

Datum: 09.04.21 21:19

Andreas Knipping hat Recht.
Auch ich finde, dass LokMagazin heute nicht so schlecht, wie.es hier immer dargestellt wird.

Als ich über das alte LokMagazin nachdachte, fielen mir erst die vielen Berichte der siebziger Jahre ein, die ich alles andere als interessant fand.

Da bietet das heutige Heft mehr Auswahl.
Es ist wie so oft,in der Rückschau erscheint heute alles schlecht.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:09:21:20:16.
Andreas Knipping schrieb:
Die Geschichte der nordamerikanischen Dampfloks, die Geschichte der schwedischen Elloks und Dürings Generalabrechnung mit der 03 in unendlichen Fortsetzungen zu bringen, war eine Zumutung.
Ja da sagst Du was, als Fünfzehnjähriger habe ich mich mal gezwungen die Geschichten von Arnold Haas durchzulesen. Eine fast schon traumatische Erfahrung. Aber wie Du auch erwähnst, es gab ja keine anderen Medien für Eisenbahnfreunde als diese relativ teuren Zeitschriften. Da wurde eben die Sammlung des Vaters immer wieder hervorgeholt und durchschmökert, bis man die Häfte auswendig konnte.

Ich besitze noch alle Lok Magazine von Heft Nr. 17 bis 108 und natürlich den altbekannten Nachdruck der ersten 5 Hefte. Dazu die meisten Mädel-Bücher aus der Zeit.

"Allen Menschen recht getan ist eine Kunst die niemand kann"

gilt wohl auch hier. Die Interessen der Eisenbahnfreunde sind halt auch nicht "Einheits"-Interessen. Da ist es schwer, die richtige Themenmischung zu finden.
Erst recht in einer Zeit, in der halbe Bibliotheken und Bilderarchive nur einen komfortablen Mausklick entfernt sind und man seine Wohnung deshalb nicht mehr mit Bücherregalen vollstellen muss, um Berge von bedrucktem Papier unterzubringen.

Nun, das heutige Lok-Magazin kaufe ich schon lange nicht mehr und wenn, dann nur, wenn mal ein Lokportrait behandelt wird, z. B. über Stadlers Eurodual.
Das Internet ist einfach zu informativ und aktuell, als dass man da noch groß regelmäßig gedruckte Hefte kaufen möchte.
Seinerzeit jedoch fanden immer wieder Ausgaben des Lok Magazins Eingang in die eigene Sammlung. Der Nick lässt es erahnen, dass die ferne Welt der Eisenbahn interessant ist. So gab es immer eine große Vorfreude, als Autor Günther Koch in einer mehrteiligen Reihe über die Entwicklung der südafrikanischen Dampflokomotiven berichtete, Ausflüge nach Ecuador unternahm, ein Arnold Haas über US-Dampfloks berichtete oder es Reportagen gab über die Cable Cars in San Francisco. Und ja, auch die Geschichte der Borkumer Inselbahn oder im Straßenbahn Magazin die Historie der Athener Straßenbahn wurde wie vieles andere mit Begeisterung verschlungen und so manches versäumte Heft nachgekauft, um eine Serie zu komplettieren.
Damals eröffnete das Lok Magazin dem normalen Eisenbahnfreund eine der wenigen Möglichkeiten, in eine ihm sonst verschlossene Welt eintauchen zu können. Auch wurde dadurch fruchtbarer Samen ausgebracht für spätere eigene Reisen und Erkundungen in Sachen Eisenbahn.
Und das ist den Machern des Lok Magazins, denke ich, auch gut gelungen.

Trotz den Änderungen in der Welt der Information gilt der Dank all jenen, die in mühevoller Arbeit allmonatlich Details, Daten und Bilder zusammentragen, um daraus eine informative Publikation zu machen.
Das gilt auch den Altvorderen, die seinerzeit Pionierarbeit leisteten. Irgendwann erhielt ich z. B. ein Werk Maedels geschenkt, obwohl das eigentlich gar nicht mein Gebiet ist. Gelesen wurde es trotzdem und es war ein Vergnügen dies zu tun. Andere Zeiten, andere Denk- und Schreibweisen...

Also: unabhängig davon, ob es analog war oder digital ist - danke!